Ich habe in einem anderen Fred die verschiedenen Stufen der Abstraktion dargestellt und du hast Recht, sie sind sehr nützlich im Gebrauch.
Man sollte sich aber darüber bewusst sein, dass diese hierarchische Struktur keine Qualitäts- oder Wertestruktur in dem Sinne, dass etwas übergeordnet oder wichtiger ist, darstellt.
Ein kleines Beispiel: Kluge Politiker sagen heutzutage, dass wir den vielen Flüchtlingen ein Gesicht und einen Namen geben und ihre persönliche Geschichte erfahren sollten. Sprechen wir über sie ausschließlich von „Flüchtlingen“, dann mag das gut sein, wenn man grob ihre Anzahl schätzen will, einer gelungenen Integration aber steht dieses Wort im Weg.
Es ist beides wichtig, einen Oberbegriff für sie zu haben und sie auch im Einzelnen benennen zu können. Beides dient ganz unterschiedlichen Zwecken.
Ein Oberbegriff sollte vielleicht besser ein zusammenfassender Begriff heißen, denn er steht nirgendwo darüber, im Gegenteil, er ist immer unscharf. Denn je mehr ich zusammen fasse, desto unschärfer wird das Einzelne.
Ein Oberbegriff wie „Welt“ ist so umfassend, dass seine Unschärfe einen Grad angenommen hat, der den Begriff an den äußersten Rand der Begrifflichkeit führt. Denn „alles, was der Fall ist“, ist kaum noch zu fassen. Was z.B. wäre denn dann nicht der Fall?
Umgekehrt ist der mikroskopische Fokus auf die kleinsten Einheiten zwar recht exakt, sagt aber wenig über Zusammenhänge aus. Die größten Erkenntnisse gewinnen wir, wenn wir uns flexibel zwischen den Ebenen bewegen können, vom kleinsten Detail ins Grobe und zurück.
Ein Prinzipielles kann ich aber weder hier noch da ausmachen. Weder liegt dem Groben das Feine, noch dem Feinen das Grobe zu Grunde. Entscheidend scheint mir die Wechselwirkung all der Fälle oder Zustände in der Zeit zu sein. Ob es sich um Photonenbewegungen oder Planetenbahnen handelt.
Aber jede Ursache braucht keine Wirkung zu haben, du hast dich verschrieben, jede Wirkung braucht eine Ursache und jede Ursache bedingt eine Wirkung.
Nein, ich habe mich nicht verschrieben. Nenne mir eine Ursache ohne eine Wirkung.
Die Frage nach der ersten Ursache bleibt offen? Ist es nicht die Frage, die uns am Meisten umtreibt? Wir erkennen immer mehr die mehrdimensionale Struktur der „Welt“. Konnte man früher noch vom Rand der Welt fallen, so wissen wir heute, dass wir die Erde (wir mussten sie flugs umbenennen) heutzutage unentwegt umrunden können. Die Erdoberfläche hat keinen Anfang, kein Ende und alles deutet darauf hin, dass es auch keine erste Ursache gibt. Warum sollte es auch? Keine erste Ursache anzunehmen ist logischer und weniger widersprüchlich, will ich meinen.
Die Ordnung spricht nicht. Sie kann falsch sein und dann ist sie vom Mensch (fälschlich) so gemacht.
Das die Ordnung lüge, war als Bild gemeint. Man sagt aber auch, die Ordnung spricht für sich (-;
Jede Ordnung, so gewissenhaft sie auch gemacht ist, wird oben genannte Unschärfe aufweisen, so lange sie sich nicht auf völlig abstraktem Gebiet (wie dem der Mathematik z.B.) aufhält. Es ist die Verallgemeinerung selbst, die einer Gruppe von Dingen oder Fällen gemeinsame Eigenschaften zuordnet und sie damit von anderen Dingen und Fällen abgrenzt. Es ist gerade diese Grenze, die in Realität nicht existiert und meist willkürlich vom Menschen gezogen ist.
Es macht einen winzigen emotionalen Unterschied für mich aus, ob Pluto nun ein Planet des Sonnensystems ist oder ein Kleinplanet ist. Solche winzigen Unterschiede wirken in vielen Fällen unterschwellig auf unser Denken.
Ich lese gerade ein Buch, worin die Frage gestellt wird, seit wann der Mensch Musik mache. Der Oberbegriff „Musik“ stellt hier das Kästchen dar, das zeitlich einsortiert werden soll. Nun lässt sich unschwer erahnen, dass das, was wir heutzutage Musik nennen, in frühen Zeiten aus menschlichen Lauten entstanden sein wird.
Die Frage nach dem Wann ist einigermaßen absurd, denn das Wann richtet sich ja nur danach, was wir Musik und was wir noch nicht Musik nennen.
Der Oberbegriff Musik nutzt uns also wenig, denn auch, wenn wir nun einen genauen Zeitpunkt per Definition festlegen, so legen wir nur den einen Begriff fest. Die wirkliche Entwicklung vom Laut zur Musik bleibt unbeleuchtet.
Auch Sinn und Unsinn sind solche Schubladen. Das Unsinnige zu denken ist für mich eine Methode, das Sinnige zu hinterfragen.
Ob Zeit eine räumliche Dimension hat, kann ich nicht sagen, auch nicht, ob es ohne Zeit überhaupt Raum geben kann. Dass damit aber mehrere zeitliche Dimensionen ausgeschlossen sind, halte ich für unbewiesen. Es gibt in der Tube einen schönen Film über die ersten zehn Dimensionen. Ich bin in Urlaub und habe kein Internetvolumen, sonst würde ich dir den mal heraus suchen. Da werden etliche merkwürdige Zeitdimensionen erklärt.