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Richtig kontra gut

Richtig kontra gut
Prolog

Zum Beweis, das richtig nicht auch gut bedeutet wird es einige Zeilen, viele Zeilen brauchen. Ich tue es anhand eines Beispiels aus der Bibel. Das ist vielleicht auch nicht verkehrt, weil es leichter ist. Ein Beispiel aus unserer heutigen Zeit würde viel schwächer sein, da wir nur allzuoft Gefangene unserer Richtigkeit sind. Dem geneigten Atheisten möchte ich nahelegen dennoch weiterzulesen und den religiösen Kontext auszublenden. Hier geht es um einen brisanten philosophischen Aspekt, und nicht um Religion und Glauben. Es geht um die Frage, ob wir in der Lage sind falsch zu handeln, weil es gut ist.


Hier erstmal der Bibeltext:
Und siehe, da stand ein Schriftgelehrter auf, versuchte ihn und sprach: Meister, was muß ich tun, daß ich das ewige Leben ererbe? Er aber sprach zu ihm: Wie steht im Gesetz geschrieben? Wie lieset du? Er antwortete und sprach: "Du sollst Gott, deinen HERRN, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüte und deinen Nächsten als dich selbst." Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; tue das, so wirst du leben.
Er aber wollte sich selbst rechtfertigen und sprach zu Jesus: "Wer ist denn mein Nächster?" Da antwortete Jesus und sprach: Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab gen Jericho und fiel unter die Mörder; die zogen ihn aus und schlugen ihn und gingen davon und ließen ihn halbtot liegen.
Es begab sich aber ungefähr, daß ein Priester dieselbe Straße hinabzog; und da er ihn sah, ging er vorüber. Desgleichen auch ein Levit; da er kam zu der Stätte und sah ihn, ging er vorüber. Ein Samariter aber reiste und kam dahin; und da er ihn sah, jammerte ihn sein, ging zu ihm, verband ihm seine Wunden und goß darein Öl und Wein und hob ihn auf sein Tier und führte ihn in die Herberge und pflegte sein. Des anderen Tages reiste er und zog heraus zwei Groschen und gab sie dem Wirte und sprach zu ihm: Pflege sein; und so du was mehr wirst dartun, will ich dir's bezahlen, wenn ich wiederkomme.
Welcher dünkt dich, der unter diesen Dreien der Nächste sei gewesen dem, der unter die Mörder gefallen war? Er sprach: Der die Barmherzigkeit an ihn tat. Da sprach Jesus zu ihm: So gehe hin und tue desgleichen!

Erste Betrachtung


Betrachten wir das Gleichnis aus heutiger Sicht sind die Rollen schnell geklärt. Da gibt es das unschuldige Opfer. Dann die beiden Tempeldiener (Levit und Priester) wobei man schnell geneigt ist den „Kirchenangestellten“ Inhumanität zu bescheinigen. Und nicht zuletzt der liebe Samariter der barmherzig handelt. Als Fazit bleibt das man doch barmherzig sein soll.
Und so hinterlässt dieser Beispielerzählung nur ein warmes kuschliges romantisches Glaubensfeeling. Ach wie schön.

Keine Sorge, in den nächtsten Zeilen werde ich einiges erklären und die Romantik kippen, und die gesamte Brisanz dieser Beispielerzählung „wiederherstellen“. Und dann offenbart sich auch der philosophische Aspekt.

Exegese


Nun werde ich die Exegese starten, und die vermeintliche Richtigkeit ins Schwanken bringen. Exegese bedeutet, das die historischen Hintergründe hinzutreten.

Der Weg nach Jericho war bekannt für seine Raubüberfälle, und dennoch vielbewandert. Damit er auch vielbewandert blieb wurde bei einem Raubüberfall unter Androhung von Gewalt nur ein Tagessatz vom Opfer gefordert. Nur wenn man sich weigerte wurde einem alles genommen, und erst dann mit Gewalt. Durch diese Praktik hatten die Räuber ihr „Einkommen“ ohne jedoch zu riskieren das die Menschen aus Angst vor einem Überfall einen anderen Weg gingen. Also quasi fast „nachhaltiges rauben“ *ggg* (->Wegezoll)
Hätte das „Opfer“ also murrend einen Tagessatz bezahlt hätte er weiter seines Weges gehen können, und hätte nicht mittellos und blutend im Graben gelegen. Aus dem vormals unschuldigen Opfer ist nun ein Opfer geworden, was seinen Zustand also durch eine gewisse Art der Fahrlässigkeit selbst heraufbeschworen hat.

Nun kommen wir zum Leviten und zum Priester. Beide gingen am Opfer vorüber. Der erste Aspekt ist, das wohl beide vom Tempeldienst kamen, der auch mal ein halbes Jahr dauern konnte. Nach Beendigung des Tempeldienstes bekamen sie Ihre Auslöse, liefen also mit bis zu einem halben Jahresgehalt in bar den Weg entlang. Deweiteren war es Tempelbediensteten gesetzlich untersagt mit Blut in Berührung zu kommen. Mit ihrem am Opfer vorbeigehen handelten sie also absolut richtig. Aus religiöser Sicht führte es sogar noch dazu das ihnen das Durchführen von religiösen Zeremonien untersagt worden wäre, also der Grund ihrer Reise noch obsolet geworden wäre.

Nun der Samariter, der half. Dieser gehörte eine Volksstamm in Samarien an, der von den Juden verachtet wurde. Streng genommen war es falsch, das er dem Opfer half.



Resümee

So, was bleibt nun übrig? Was bedeutet es nun? Ich übersetze mal das Beispiel in die heutige Zeit:

Du bist unterwegs. Am Wegesrand liegt ein Überfallener, der an seinem Zustand nicht völlig unschuldig ist. Gesetzlich ist es dir verboten ihm zu helfen. Was tust du? Handelst du richtig oder gut? Du kannst dich nur zwischen richtig/„böse“ und falsch/gut entscheiden.

Bist du bereit falsch zu handeln, um Gutes zu tun? Oder handelst du richtig, und nimmst das Böse in Kauf?

Ich bin mal gespannt.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Dein Gleichnis erinnert mich an die Skepsis, mit der manche Zeitgenossen Mutter Theresa begegnet sind: Sie arbeitete in den Slums von Kalkutta und kümmerte sich um die Ärmsten der Armen. Gleichzeitig nahm sie dadurch den staatlichen Stellen ein Stück von ihrer Verantwortung, sich darum zu kümmern, dass diese Menschen ein besseres Leben bekamen, weil sie als Alibifigur diente, dass etwas unternommen wird.

Sie handelte moralisch richtig, aber nicht gut - gut wäre es gewesen, an anderer Stelle ihre Energie darein zu setzen, für die Beseitigung der Missstände zu kämpfen, statt sie nur zu lindern.
Falsch/richtig, gut/böse, verboten/erlaubt sind genau die Kategorisierungen die im Christentum bedeutungslos sind, genau so wie auch alle sonstigen moralischen Bewertungen. (Wichtig! Die Religion “Christentum“ nicht mit den diversen “Theologien“ der letzten 2000 Jahre verwechseln mit denen “Christentum“ dem jeweiligen Zeitgeist und den jeweiligen Kulturellen Milieus inkulturiert werden sollte! Theologien sind Vermittlungsversuche ins unbedingte, Absolute hinein und zwangsläufig immer mehr oder wenig dilettantisch, unbeholfen und an jeweils vorgefunden Situationen entlang gedacht- und argumentiert!)

Falsch/richtig, gut/böse sind Definitionen - genauer gesagt, ideologische Zuordnungen innerhalb eines kulturellen Systems. Und haben auch nur innerhalb eines solchen Systems ihre “kollektive“ Bedeutung… in einem anderen, angrenzenden System sind sie u.U. völlig bedeutungslos oder werden in einem ganz anderen “kollektiven“ Kontext gesehen und bewertet.

Deine Frage finde ich hochinteressant weil sie eine grundsätzliche Frage an mein Menschenbild stellt… genauer, an meine, von “mir persönlich“ verantworteten Handlungen/Haltungen.
Darum geht es bei Falsch/richtig, gut/böse, verboten/erlaubt. Für was bin ICH PERSÖNLICH, vor mir selbst, ohne die beruhigende Rückversicherung des Kollektivs, bereit, ein- und gerade zustehen? Ich alleine, vor mir selbst.
Mit welchen Maßstäben und Wert-Ideoligien traktiere ich unter Umständen mein Gegenüber in einer ganz konkreten Situation.
Aufgrund welcher persönlichen oder kollektiven Maßstäben bestrafe oder belohne ich ein Verhalten?

Die Frage führt mich unmittelbar zum Thema “Liebe“.
Liebe ist für mich eine Haltung die sich innerhalb meines Geistig-Mentalen Gefüges entfaltet. Liebe ist der Bereich in mir - das Gebiet - in dem ein(e) Andere/Anderer, ohne Vorbedingungen und Forderungen “sein“ darf WER UND WAS ER IST. Das ist ein Raum indem das Menschsein, das Existieren, das aus sich “Heraus stehen“ des Anderen unbedingten Schutz, freien Raum und angenommen sein genießt.

Das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter steht ja im Kontext zur Frage “Was ist Nächsten-Liebe“?
Wer ist ein/mein “Nächster“ und wie “Nahe“ erlaube ich es mir selbst, diesem “Nächsten“ zu kommen/zu sein?

In wieweit diese Nähe, dieses ganz Nahe sein, durch kollektive Wertsysteme abgesichert und legitimiert ist, ob “Andere“ das gut oder schlecht heißen, sollte für einen integren Menschen kein Maßstab sein.
Ja, die Nächstenliebe.....

Interessant ist es vielleicht zu wissen, das der Samariter laut Gesetz nicht sein Nächster hätte sein dürfen. Auch kollidiert das gute wieder mit dem Richtigen.


Einhaken möchte aber bei gut/böse - welche ich im Christentum als zentral einstufe. Hier aber als Gradmesser zum Leid.
“Richtig“ und “gut“ kannst Du meiner Meinung nach gar nicht getrennt sehen…
Das was Du für DICH als “richtig“ wahrnimmst ist auch das für DICH “Gute“ und gerechtfertigte.
AUßER du stiehlst dich aus deiner persönlichen Verantwortung weg und versteckst dich hinter irgendwelchen kollektiven, theologischen oder sonstigen, von anderen vorgegebenen Normen.
Das ist in meinem Wertgefüge, klein, dürftig und ein wenig charakterlos.
Es ist eben gerade völlig uninteressant ob einer ein Samariter, ein orthodoxer Jude, Hindu, Christ, Muslime, ist. Es ist VOR allem ein Mensch… und diese Tatsache sollte der wichtigste und wesentlichste Maßstab sein. Dem alle anderen Erwägungen untergeordnet werden sollten.
Das ist Christentum.

Du schreibst:
Einhaken möchte ich aber bei Gut/Böse - welche ich im Christentum als zentral einstufe.
Hier aber als Gradmesser zum Leid.

Den Satz verstehe ich nicht recht.
An was, an welchen Texten, welchen Aussagen machst du ihn fest?

Vor allem kann man auch nicht von DEM Christentum reden.
Es gibt eine Menge sehr gravierender Unterschiede (Theo-logien)
wie und was “Christentum“ bedeutet und wie es praktiziert wird.
Der Katholizismus versteht etwas anderes darunter als die Protestanten,
Koptische Christen haben wieder eine eigene Auffassung davon/darüber,
Die Orthodoxen Christen wieder eine Andere.
Die Mystiker sind mit keinen davon wirklich kompatibel…

Wir sind es so gewohnt in vorgefertigten Konzepten, tradierten und überlieferten Denkmustern (Theologien!!!) an religiöse Themen heran zu gehen, das wir im Grunde nur noch irgendwelche üblichen Meinungen, Hypothesen und Vorurteile, Tratsch und Klatsch wiederkäuen weil wir uns gar nicht mehr vorstellen können das etwas, jenseits vom vorgeplapperten mainstream eine bedeutungstiefe haben kann die man nur nach und nach in kleine Stücken zu ahnen beginnt wenn man den Mut aufbringt sich damit zu konfrontieren, danach zu suchen… selbst auf die unglaubliche Gefahr hin sich lächerlich zu machen. Was in unserer Zeit wohl das schlimmste ist was einem ansonsten pappsatten, gelangweilten Mitteleuropäer zustoßen kann. Und große diffuse “Ängste“ nach sich zieht.
Das sehe ich anders. Richtig ist das, was die Gesellschaft durch Gesetz und Moral als richtig bezeichnet. Gut ist das was Leid vemindert. Die Geschichten von Robin Hood beinhalten z.Bsp. diesen Aspekt.

Gut, im theologischen Sinne, ist "gut" als Gegenteil von Böse, und nicht "gut" als Attestierung von Wert oder Leistung (guter Läufer, gutes Geschirr). M.m.N. ist der Baum der Erkenntnis auch der Baum des Leides. Denn angesichts des Leides erkennen wir, was gut und böse ist. Hier liegt dann auch die Lösung des Theodizeeproblems. Hätten wir kein Leid auf Erden, wie sollten wir erkennen was gut und böse ist. Hätten wir keine Krankheit, wie sollte ein Arzt gut sein? Hätten wir nicht die Fähigkeit Leid zu schaffen, wie sollten wir eine gute Tat von einer bösen Tat unterscheiden? Richtig ist etwas anderes. Richtig sind all die Taten, die wir als korrekt und legal oder/und als moralisch akzeptabel einstufen. Die Divergenz zwischen richtig und gut ist es, die Kapitalismuskritik oder Kritik am Pharmawesen, der Umweltpolitik, der Machtenteilung und an der Legalität von Prozessen vorantreibt. Diese Divergenz sorgt dafür, das es Reformen und Revolutionen gibt. Entweder in Richtung richtig (TTIP), oder in Richtung gut (Umweltschutz).



So ähnlich. Es kann ja sein, das in einer Partnerschaft jemand Wünsche hat, die nicht richtig sind, es aber gut tut diese Wünsche erfüllt zu bekommen. Dann tut das Falsche gut. In einer Partnerschaft hat man es gelegentlich das man bewusst etwas aus eigener Sicht falsches tut, um dem Partner etwas gutes zu tun. Das sind diese Aufgaben nach Schema ablaufen: "Eigentlich müsste das ja so und so sein, aber......".
Das Problem ist, das wir in einer Gesellschaft ohne Moral und gesetzliche Normen nicht auskommen. Wir kommen ohne Richtigkeit nicht auf einen grünen Zweig. Wir bekommen Probleme wenn es zuwenig oder zuviel Richtigkeit gibt. Ist zuviel geregelt (->Normierungswahn) werden wir in der Freiheit beschnitten, auch in der Freiheit gutes zu tun, denn die Handlungen sind determiniert (-> STVO). Dies ist ja auch einer der Hauptkritikpunkte im Neuen Testament, das die jüdischen Gestze alles bis in die kleinste Ecke des menschlichen Lebens gesetzlich geregelt wurde. Wenn Paulus von der Freiheit spricht meint er die Freiheit von diesen Gesetzen welche es wieder ermöglichen gutes zu tun (-> Samariter).
Auch der umgekehrte Fall (zuwenig Richtigkeit) ist für eine Gesellschaft kritisch. Stell dir einfach vor, jeder dürfte auf der Straße fahren wie er wöllte. Egal auf welcher Seite (->Geisterfahrer).

Wir brauchen die Richtigkeit als Absprache denn sie ermöglicht uns ein geordnetes Zusammenleben. Doch muss es eine Balance geben zwischen dem Geregelten und der Freiheit.
Hallo,

ich bin im Moment zeitlich arg in Anspruch genommen und kann dir erst in ein paar Tagen antworten.
Deine Ausführungen finde ich sehr interessant!! Ich möchte mir das auch ein paar mal durchlesen und durch den Kopf gehen lassen.

Das Thema und die Unterhaltung mit Dir finde ich sehr anregend!! Das geschriebene reizt zum gründlichen Nachdenken.

LG
Ich finde es auch gut. Bin ein paar Tage auf Neu-Guinea, melde mich dann wieder. Ein wunderbarer Reiz.
*****itt Frau
1.352 Beiträge
Du bist unterwegs. Am Wegesrand liegt ein Überfallener, der an seinem Zustand nicht völlig unschuldig ist. Gesetzlich ist es dir verboten ihm zu helfen. Was tust du? Handelst du richtig oder gut?

Erinnert mich irgendwie an Kohlbergs Theorie der Moralentwicklung und liest sich wie eine Version des Heinz-Dilemmas. Dabei kommt es nicht darauf an, WIE man handelt, sondern WARUM man sich so und nicht anders verhält.

Mal vereinfacht gesagt:
Richtig – im Sinne von die Gesetze befolgend – liegt auf Stufe 1 oder 4 (je nach Begründung: will man die eigene Bestrafung vermeiden oder will man sich an die gegebene Ordnung halten).
Gut – im Sinne von demjenigen helfen – kann man auf Stufe 5 oder 6 verorten (auch je nach Begründung: helfen weil jeder Mensch das Recht auf unversehrtes Leben hat oder aus reiner Nächstenliebe und Barmherzigkeit; ist nur noch schwer abgrenzbar).

Helfen, weil man "nett" sein, Anerkennung haben und etwas für sein gutes Gewissen tun möchte, liegt auf Stufe 3. Das ist letztlich die Moral einer "heilen Welt", auf der sich der Großteil der Erwachsenen befindet. Und das muss im Ergebnis nicht schlechter oder weniger ehrenwert sein.
Dann diese Gradwanderungen...
Ich denke die Unterscheidung von gut/richtig führt nicht weiter, sondern nur Beispiele für helfen/nicht helfen (die Prämisse nach Gesetzt nicht helfen zu dürfen, lasse ich außer acht).

Ich habe Interessen und Mitleid als "Bordmittel". Habe ich auch ein (moralisches) Gewissen? Ja das habe ich, es hat jeder Mensch.

Entscheidend sind der Grad der Schuld, der der Grad der notwendigen Hilfe ("Schadenshöhe") und der Grad meiner Kräfte / Vermögen.

Das Thema ist sehr theoretisch (das Standardbeispiel aus dem Ethikunterricht 6. Klasse Hauptschule). Machen wir besser zwei Beispiele:

1.
Ein Serienmörder liegt mit einem verstauchten Fuß am Weg und ich habe zwei Einkaufstaschen in der Hand (ein Arzt ist 450 km entfernt).

Dann sollte ich einfach vorbeigehen (Polizei rufen).

2.
Ein kleiner Junge hat ein Verbotsschild ("Rasen nicht betreten) übertreten und schwebt in Lebensgefahr und ich habe meine beiden Hände mit Armen (Oberarmumfang 45 cm) frei.

Dann werde ich ihn aufnehmen und in die Klinik um die Ecke bringen...
*******are:
Ein kleiner Junge hat ein Verbotsschild ("Rasen nicht betreten) übertreten und schwebt in Lebensgefahr und ich habe meine beiden Hände mit Armen (Oberarmumfang 45 cm) frei.

Dann werde ich ihn aufnehmen und in die Klinik um die Ecke bringen...

Wenn es mein Rasen ist, und dieser nach gefühlt 5000 Jahren endlich so ist wie er sein soll heißt es: Dann werde ich ihn aufnehmen und (spätestens) in der Klinik um die Ecke bringen......


Was ich schon in letzter Zeit erkannt habe das das Gute und Böse nicht immer eindeutig ist. Es benötigt eine Reihe von "Bordmitteln" (ungern Moral, mir ist Mitgefühl lieber) um die richtige Entscheidung zu treffen. Wie ich auch schon mal gesagt habe: "Das Leid zeigt uns, was gut ist." Leidet der Betroffene nicht, so haben wir kein Problem "richtig" zu handeln.
Viele der Gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahrhunderte zeigen auf, wie sich Moral verändert, weil man verstanden hat, das das Beharren auf der gegenwärtigen Moralvorstellung Leid auslöst. Es gibt solche, die die Ethik dann ins Spiel bringen. Doch ist ethisch auch gut? Ist es ethisch einen Menschen bewusst leiden zu lassen? Und gilt das auch bei Entzugserscheinungen beim Drogenentzug? Wie ist das beim Töten auf Verlangen? All diese Probleme hat die Ethik, weil sie immer Regeln aufstellen möchte die für die Ganze Menschheit gelten. Was für eine Antwort ich auch gebe, sie muss auf die ganze Menschheit anwendbar sein.
Diese Last trage ich beim "Gut" sein nicht. So kann ich etwas dem einen schenken, und dem Anderen verweigern, weil es einmal gut ist, das andere Mal nicht. Der Mensch kann zum Individuum werden, und bleibt nicht nur ein Teil der Menschheit.
Recht hat wie auch die Ethik nicht diesen Luxus der Individualität.
Lokalräume
Individuum und Gesellschaft sind praktisch unvereinbar wie Induktion und Deduktion. Der Unterschied liegt in der Möglichkeit zur Koordination. Ein einzelner Mensch lässt sich lokal einem von beiden zuordnen. Ein Schluß ist nicht induktiv und zugleich deduktiv.
*******alm Paar
7.574 Beiträge
welches gesetz.....
Gesetzlich ist es dir verboten ihm zu helfen.

.....verbietet hilfe?

es sei denn, ich helfe einen sprengsatz zu zünden!

*frage*
Das Gesetz, welches für die Außensicherung der Grenzen der EU zuständig ist. z.Bsp. Fahr mal von Griechenland aus mit deinem Fischerboot raus und helfe Flüchtlingen. Einem Italienischen Fischer hat es das Boot gekostet.
Morgen fahre ich los, habe aber kein Boot. Du? Was kostet so was?
Natürlich sind wir heute Klüger als noch vor 2000 Jahren. War in dem Gleichnis aus der Bibel der Hilfebedürftige noch unmittelbar anwesend und waren wir als Hörer dieser Geschichte noch unmittelbar Zeuge des Leides, so ist das heute nicht mehr so. So können wir dank Globalisierung den Hilfebedürftigen an das andere Ende der Welt katapultieren, und müssen nicht täglich mit dem Leid am Wegesrand unseres Alltagslebens konfrontiert werden.
Schön weit weg liegen die Opfer der Subvention von Geflügel in der EU, schön weit weg liegen die Opfer der Geschäftspolitik der Textilunternehmen. Beide Unternehmen (Geflügel und Textil) handeln richtig, im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten. Doch handeln sie auch gut? Wenn es möglich ist Geld zu verdienen, aber auf Kosten von Schädigung Anderer, dieses Geschäftsgebahren jedoch vollkommen legal ist, was zählt dann?

Und überhaupt, macht es das Gleichnis besser, wenn wir nicht mehr selbst vorbeigehen am Leid, sondern andere für uns vorbeigehen lassen, eben weil es Möglich ist? Ist es moralisch von der unmoralischen Handlungsweise Anderer profitieren zu können?
Ja, genau so ist es.
*******alm Paar
7.574 Beiträge
nutzlosigkeiten........
........sind klagen und anklagen.

was wäre eine realistische alternative?

calm*frage*
*******alm Paar
7.574 Beiträge
nur zwei auszüge...........
Der Prediger Salomo
Kapitel 1
Dies sind die Reden des Predigers, des Sohnes Davids, des Königs zu Jerusalem.
Es ist alles ganz eitel, sprach der Prediger, es ist alles ganz eitel.
Was hat der Mensch für Gewinn von aller seiner Mühe, die er hat unter der Sonne?
Ein Geschlecht vergeht, das andere kommt; die Erde aber bleibt ewiglich.
Die Sonne geht auf und geht unter und läuft an ihren Ort, daß sie wieder daselbst aufgehe.
Der Wind geht gen Mittag und kommt herum zur Mitternacht und wieder herum an den Ort, da er anfing.
Alle Wasser laufen ins Meer, doch wird das Meer nicht voller; an den Ort, da sie her fließen, fließen sie wieder hin.
Es sind alle Dinge so voll Mühe, daß es niemand ausreden kann. Das Auge sieht sich nimmer satt, und das Ohr hört sich nimmer satt.
Was ist's, das geschehen ist? Eben das hernach geschehen wird. Was ist's, das man getan hat? Eben das man hernach tun wird; und geschieht nichts Neues unter der Sonne.
Geschieht auch etwas, davon man sagen möchte: Siehe, das ist neu? Es ist zuvor auch geschehen in den langen Zeiten, die vor uns gewesen sind.
Man gedenkt nicht derer, die zuvor gewesen sind; also auch derer, so hernach kommen, wird man nicht gedenken bei denen, die darnach sein werden.
Ich, der Prediger, war König zu Jerusalem
und richtete mein Herz zu suchen und zu forschen weislich alles, was man unter dem Himmel tut. Solche unselige Mühe hat Gott den Menschenkindern gegeben, daß sie sich darin müssen quälen.
Ich sah an alles Tun, das unter der Sonne geschieht; und siehe, es war alles eitel und Haschen nach dem Wind.
Krumm kann nicht gerade werden noch, was fehlt, gezählt werden.
Ich sprach in meinem Herzen: Siehe, ich bin herrlich geworden und habe mehr Weisheit denn alle, die vor mir gewesen sind zu Jerusalem, und mein Herz hat viel gelernt und erfahren.
Und richtete auch mein Herz darauf, daß ich erkenne Weisheit und erkenne Tollheit und Torheit. Ich ward aber gewahr, daß solches auch Mühe um Wind ist.
Denn wo viel Weisheit ist, da ist viel Grämens; und wer viel lernt, der muß viel leiden.

„Information ist nicht Wissen, Wissen ist nicht Weisheit, Weisheit ist nicht Wahrheit, Wahrheit ist nicht Schönheit, Schönheit ist nicht Liebe, Liebe ist nicht Musik, Musik ist das Beste.“
Frank Zappa (Werk: Joe's Garage)

namd
Zitat 1 (Salomo)

Lies weiter....... dann kommt die realistische Antwort vorbei. Ist nur nicht jedermanns Geschmack.
*******alm Paar
7.574 Beiträge
bring es zu ende
und quatsch nicht rum.......... *ggg*
*****y25 Mann
46 Beiträge
Du sollst nicht töten - was wenn das eigene Leben auf dem Spiel steht ?
Du sollst nicht stehlen - was wenn ich nichts zu essen habe und mir nur das gestohlene zurück holen will ?
Du sollst nicht Ehebruch begehen - was wenn sich Mensch nach Eheschließung total verändert, man nur noch auf dem Papier verh. ist und sonst das was einen glücklich machen sollte nur noch zur Last wird ? Was macht persönlich Sinn für einen ?
Du sollst nicht lügen - bedeutet das Lügen nach außen und ich selbst kann mir was vormachen. Ich belüge mich selber ( so einer bin ich nicht ) und glaube ernsthaft daran, ist es dann noch Lüge, wenn es nicht unter Vorsatz passiert ? Das Ergebnis ist immer gleich - der andere hat dadurch einen Nachteil.
Du sollst deine Eltern ehren - also Eltern mit stolz erfüllen ? Ehrt man seine Eltern dadurch, indem man den eigenen Weg geht oder den, der von der Gesellschaft als richtig definiert wurde ?

Richtig oder falsch muss nicht mit gut oder böse übereinstimmen, gut oder böse sind Definitionen des Glaubens, was von jemand als richtig oder falsch vordefiniert hat und sinngemäß pauschalisiert würde.

Wenn man kritisch hinterfragt, kann man eh die ganze Definition des Glaubens in Frage stellen - Glauben bedeutet etwas wissen, was man nicht weiß und somit Manipulativ und irrational.
*****y25:
Glauben bedeutet etwas wissen, was man nicht weiß und somit Manipulativ und irrational.

Aha. Gilt das nicht aber für nahezu alles im Leben? Hast du deine Partnerin kontrolliert oder glaubst du ihr? Hast du den Haushalt von Bund, Ländern und Kommunen nachgerechnet oder glaubst du denen? rechnest du im Supermarkt den Kassenbon nach oder glaubst du der Kasse? Glaubst du der Kassiererin, das die Waage geeicht ist oder hast du immer ein Eichgewicht in der Tasche? Hast du wirklich nachgeprüft, ob die Evolution so stattgefunden hat, oder glaubst du denen, die es sagen? Hast du nachgerechnet wie das mit dem Urknall geschehen ist, oder glaubst du nur denen die behaupten das es so gewesen ist, selbst wenn diese für ihre Berechnung 90% Materie und Energie brauchen, die noch nie jemand in der Realität nachgewiesen haben?

Mein guter Freund, du unterschätzt wo du bereits bis zum Hals im Glauben steckst.

P.S: Das Jüdische Gesetz der 10 Gebote hat nicht das Dogma zum Mittelpunkt, sondern die Würde des Menschen. Nicht im Dogma zeigt sich was gut und böse ist, sondern am Menschen. Und das Judentum ist eine Streitkultur, bei der trefflich gestritten wird, ob dies in diesem Fall so gesehen werden kann oder nicht. Und die Worte im Gesetz sind sehr sorgsam gewählt.
Da steht: Du sollst nicht stehlen.
nicht: Niemand soll stehlen.
nicht: Du darfst nicht stehlen.
nicht: Du sollst niemals stehlen.

sondern: Du sollst nicht stehlen. Du (der Mensch) sollst nicht stehlen müssen. Das impliziert auch das es nicht gewollt ist, das Menschen andere Menschen in eine Situation bringen oder belassen, in der sie stehlen müssen. Und jetz schau mal auf den Planeten.......


P.P.S.: Es heißt: Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten, und nicht du sollst nicht lügen.
*****y25 Mann
46 Beiträge
Schon mal was von Naturgesetzen gehört ??
2x3=6 und nicht evtl. 5,7!!
*****y25 Mann
46 Beiträge
Ich entscheide darüber was gut oder schlecht ist und zwar beim bauchgefühl - meine innere Balance whatever - ist doch klar, dass ich denen, die mir gut tun auch versuche in ihrem Interesse zu denken und zu handeln.
Heißt noch lange nicht, dass ich dafür glauben muss, geschweige mich nach 10bücher Mose oder gar irgendeiner Religion richte.
Das gut oder schlecht kommt von innen, nicht von außen und es muss nicht damit im Einklang sein, was die Gesellschaft für gut oder böse hält.
( manche glauben, sich in Luft sprengen und "ungläubige" mitnehmen wäre eine Wohltat, wofür man mit Jungfrauen und ewigem glücksein beschert wird. Ich bleibe dabei - Glauben manipuliert! )
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