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Wortmuseum

***na Frau
2.685 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Wortmuseum
Guten Abend zusammen,

Werte Philosophie- und SprachliebhaberInnen,

hier soll Raum sein, für Wörter, die am aussterben sind, die "altbacken" klingen, die nur noch selten verwendet werden, aber gerade deshalb einen unwiderstehlichen Charme haben.

Ich starte mit

Muhme

im Sinne von Tante oder Base. Meist die Schwester der Mutter.

Kann auch eine Bezeichung für eine ältere oder eine "sozial nahe Frau" sein.

Der männliche Part dazu ist der Oheim .


PS: Sollte sich jemand wundern, dieses Thema gibt es von mir auch in der Sprachegruppe, aber dort wurde mir verwehrt, dass es öffentlich gestellt wird und somit auch "NichtmitgliederInnen" mitschreiben können. Dem will ich hier Raum bieten.

Abendgrüße Azana
****ulf Mann
333 Beiträge
dereinst...
...zeigte dieses schöne Wort auf Vergangenes. Und als es schliesslich selbst zu vergehen drohte, versuchte es sich zu retten, indem es fortan auf Künftiges deuten wollte. Doch nun scheint es, als hätte es sich dabei selbst überholt...
Ob unsere Nachkommen es wohl dereinst noch kennen werden?
Und welche Bedeutung wird es dann haben?
***na Frau
2.685 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
@ neowulf
du meinst den Oheim?
****ulf Mann
333 Beiträge
@ azana
nein - und das war nicht als Rätsel gedacht - aber nun, da du es zu einem machst... *ggg*
***is Mann
2.127 Beiträge
Interessanter Thread. Ich benutze oft aus reiner Liebhaberei diese alten Worte in meiner alltäglichen Sprache. Hier mal ein paar davon:

Scharmützel
Atzung
greinen
Maulaffen feilhalten
knorke
Fisimatenten
Abort

etc.

Mir macht das Spaß, und ich liebe die irritierten Gesichter, wenn ich sie benutze... *mrgreen*

Wo wir gerade bei einem Sprachthread sind, Du bist vielleicht etwas über's Ziel beim Gendern der Sprache hinausgeschossen, liebe Azana. Das Mitglied ist sächlich, also selbst mit viel gutem Willen und einem geradezu halsbrecherischen Hang zur inklusiven Sprache lässt sich keine weibliche Form daraus zaubern... *zwinker*
Ich mag solche altertümlichen Wörter. Spontan fällt mir die Kredenz ein.
Ich befürchte, dass die jüngeren Menschen sowieso irgendwann nichts mehr mit bestimmten Begriffen anfangen können, da sie nicht mehr zu ihrer Lebenswelt gehören, z.B. "den Hörer auflegen'.
Übrigens hat sich Ulla Hahn mehrfach zu aussterbenden Wörtern geäußert.
***na Frau
2.685 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Rätsel
@****ulf

nein - und das war nicht als Rätsel gedacht - aber nun, da du es zu einem machst...

ok ok ich habe es gelöst *g*

Du bist vielleicht etwas über's Ziel beim Gendern der Sprache hinausgeschossen

das passiert mir bei dieser Thematik ab und an...

Es wäre schön, wenn ihr eure Worte erklärt..so kenne ich viele deiner Worte ignis...

aber Atzung?

Was bedeutet es ? Oder Maulaffen feilhalten?
***is Mann
2.127 Beiträge
Aber gerne doch.

Zur Atzung schreiten bedeutet beispielsweise, mit dem Essen zu beginnen. Das ist natürlich extrem gestelzt ausgedrückt, und auch etwas ironisch zu verstehen. Eigentlich stammt der Begriff Atzung aus der Jägersprache, und ist schon sehr alt. Gemeint ist damit ursprünglich die Nahrung bestimmter Tiere.

Maulaffen feilhalten ist einer meiner Lieblingsausdrücke *mrgreen* . Er bedeutet, tatenlos herumstehen, wird aber auch für's Gaffen (auch ein schöner Ausdruck) verwendet. Über die Ursprünge musste ich mich gerade erst einmal selbst schlau machen:
Diese Redewendung findet ihren Ursprung bei Halterungen für Kienspäne, den sogenannten Maulaffen, die im Mittelalter und der frühen Neuzeit den armen Leuten als Beleuchtung dienten. Manche Kienspanhalter hatten die Form von Köpfen, in deren geöffneten Mund (Maul offen) der Kienspan gesteckt wurde. Wer mit offenem Mund (staunend) herumsteht, hält Maulaffen feil.

Ein Scharmützel ist nichts weiter, als eine kleine Schlacht, oder ein Geplänkel, was sich auch auf verbale Auseinandersetzungen bezieht.

Greinen ist ein bisschen abwertend für herumjammern, quengeln oder klagen. Mag ich auch gerne... *mrgreen*

Knorke dürfte soweit klar sein. Bedeutet toll, super, o. ä....

Fisimatenten ist etymologisch nicht ganz geklärt, steht aber für Unsinn, Quatsch oder Blödsinn machen. Steht eigentlich immer im Zusammenhang mit einer Handlung.

Und der Abort bezeichnet, je nach Benutzung, die Toilette. Heute ist der Begriff aber eher mit einer Abtreibung verbunden.
*******use Mann
3.197 Beiträge
Maulaffen feilhalten
für
faulenzen, rumgammeln, dumm rumstehen, nichts tun, wo was getan werden sollte.
***na Frau
2.685 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
.
blümerant



für schwindelig, flau, übel, unwohl
maulaffen feilhalten

ist eine ganz leckere silbenbindung. jeder nicht gebürtlich eingedeutschte user wird sich die zunge daran brechen. ist eine wendung für die logopädenkataloge.
man sage es nur so vor sich hin

maul a ffen feil hal ten

(mehrmals)

um sich zu entfremden, und wird feststellen, welcher zungen- und lippenarbeit es bedarf, das auszusprechen. darin findet sich - für mich - das wesen einer sprache, in ihrer eigentümlichkeit
****ta Frau
2.135 Beiträge
Lustpartie
Ich finde es total jovel, wenn ich auf meiner Leetze am Fluss entlangstrampele und mich ab und zu an einer schönen Aue ohne Geniertheit ins Gras fleezen kann um die Libellen, Enten oder Haubentaucher zu beluuren, die dort ihre Bahnen ziehen oder ihre Tauchgänge starten.
Aber auch so mancher alte Backes hat es mir angetan, der wildumwuchert in der Gegend steht, und so ein bisschen entrückt mich das Peilen nach verbliebenen Altertümern dann in längst vergangene Tage, wo die Landpomeranzen dort ein- und ausgegangen sind.
Zu hamel, dass ich mir so selten die Zeit dazu nehme! Dabei ist es ist doch immer wieder schön, einfach mal vom ewigen Treiben in der Stadt absent zu sein und den besonderen Liebreiz der Landschaft in der Nähe zu erleben. Das einzige, was noch fehlt, ist nach einiger Zeit die richtige Mangade zwischendurch, aber meistens findet man irgendwo doch einen Ausschank, an dem man sich wohlfeil sättigen kann, z. B. mit leckeren Pataten, ohne dass das Portemonnaie nachher leer ist.
Des Abends gibt es oft noch ein kleines Amusement bei traulichen Gesprächen. Manch ein Schoppen Gerstensaft löst dann die Zungen, und die Retoure zur Stadt wird oft zum Wagnis in der Dunkelheit. Gottlob kann man dann auf Begleitung spekulieren, die einem sicheres Geleit verspricht.

Soweit erst mal... *smile*
fisimatenten
Aus Zeiten der französischen Besatzung. (Vor 1900)
Sprachverschmelzung mit dem Niederrheinischen/Platt.
Aufforderung der Franzosen an Mädels; komm in mein Zelt.
Von der sprachunkundigen Oma dann; mach keine Fisimatenden.

Die genaue Übersetzung müßte ich noch mal irgendwo nachlesen.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
Feldzug
Die Fiesematenten hatte Ignaz bereits ins Spiel gebracht und etwas korrekter auf die strittige Herleitung verwiesen.

Aber wo wir schonmal bei Frankreich sind, darf ich mal den Feldzug ins Spiel bringen. Während sich das Wort "Erbfeind" infolge der Fraternisierung bereits auf der roten Liste befindet, gilt dies für den Feldzug noch nicht. Was sich sich aber mit dem Siegeszug der asymmetrischen Kriegsführung bald ändern dürfte.

Sonderlich charmant kommt das Wort aber fürwahr nicht daher.
*******ata Frau
28.053 Beiträge
***is Mann
2.127 Beiträge
Gerade hier gelesen: wohlfeil und fürwahr. Sehr schön, ich mag das... *mrgreen*
***na Frau
2.685 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
fisimateten
fisimatenten
Aus Zeiten der französischen Besatzung. (Vor 1900)
Sprachverschmelzung mit dem Niederrheinischen/Platt.
Aufforderung der Franzosen an Mädels; komm in mein Zelt.
Von der sprachunkundigen Oma dann; mach keine Fisimatenden.

Die genaue Übersetzung müßte ich noch mal irgendwo nachlesen.

dem Wortlaut her vermute ich...visite ma tente (besuche mein Zelt)

grüße Azana
fisimatenten
Erraten 100 Punkte.
Steht irgendwo in einem Buch über mittelalterliche Geschichte.
à propos vorzelt:

antichambrieren.
ursprünglich war es wohl nur langes warten, färbte dann, je nach zeitgeist, in etwas ein, was ins "buckeln" mündet. und von da aus führt ein kurzer weg zu
"nach oben buckeln, nach unten treten" und einem fächer an diversen assoziationen.

bei antichambrieren denke ich nicht an die mausgrau dünnbemantelte, gebeugte, gebeutelte gestalt, den underdog, der für sein recht vorspricht (obwohl dies aus keinem ersichtlichen grund auszuschließen sei), sondern an eine kokette, rougewangige mamsell, die im vorzimmer eines tropfnasigen aktenmannes um irgendeine gunst buhlt. oder an einen dandyhaften taugenichts, der, im namen irgendeiner halbseidenen angelegenheit, beim richtigen drahtzieher männchen machen will.

es hat heute einen mitunter negativen beigeschmack, bedeutet aber nach wie wor nur im vorzimmer warten.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
OK, es war ignis, nicht ignaz, der die Fiesematenten wieter oben ins Spiel brachte. Sorry.

Falsche etymologische Herleitungen

Folgende unbelegte Erklärung wird oft herangezogen:

Als Deutschland Anfang des 19. Jahrhunderts weitgehend unter französischer Besetzung stand, versuchten immer wieder französische Soldaten, deutsche Mädchen zum Zeitvertreib in ihr Lager zu locken, z. B. mit der Einladung: « Visitez ma tente » (dt. besuchen Sie mein Zelt) oder auch « Voici ma tente » (dt. sieh dort mein Zelt). Stand also abendlicher Ausgang an, wurde den jungen Frauen ein mach’ aber keine Fisi ma tenten mit auf den Weg gegeben.
...
Die Worterklärung aus dem Französischen ist sehr weit verbreitet und wird gerade im berlinischen und rheinischen Lokalpatriotismus immer wieder erzählt, da dort tatsächlich weitere französische Worte in den Alltag Eingang fanden. Jedoch ist diese Herleitung falsch, da das Wort als ein visimetent bereits im Jahr 1499 belegt ist.

Es gibt eine nette Klolektüre und auch eine Internetseite mit einem ähnlichen Inhalt wie dieser thread, aber Azana muss entscheiden, ob sie diese Quelle erwähnt haben mag, denn das könnte auch den Spaß verderben.
***na Frau
2.685 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
klolektüre
Es gibt eine nette Klolektüre und auch eine Internetseite mit einem ähnlichen Inhalt wie dieser thread, aber Azana muss entscheiden, ob sie diese Quelle erwähnt haben mag, denn das könnte auch den Spaß verderben.

hmm gute Frage...

so spontan würde ich sagen...wir lassen uns den Spaß ohne, denn es gibt ja viele antiquierte Wörter, die in unserem Alltagsgebrauch sind.

wer sucht, der findet eh *zwinker*

wäre das so ok für euch?
****e_H Mann
8.282 Beiträge
...wer sucht, der findet (eh)
Mat 7,7:
"Quaerite, et invenietis."

Im Ursprünglichen kein Relativsatz, sondern ein Hauptsatz.
Gilt auch für den Singular. *zwinker*
Ich erfinde öfter
neue Wörter, Zeichen:

fran = ?
in Schlimmassel
Lapal

un das alte

einst

find ich gut!

*sonne*
Julius
Profilbild
******ies Mann
5.496 Beiträge
Manche Wörter ...
... die im heutigen Sprachgebrauch nicht
mehr (oder nur äußerst selten) genutzt werden -
fand ich gelegentlich schon in den Büchern

"Sag es treffender"
und
"Sag es auf Deutsch"
(A.M.Textor)

sowie im
"Wörterbuch der Synonyme und Antonyme"
(E. und H. Bulitta)

Beim Texten für mich praktisch unverzichtbar!
**********henke Mann
9.666 Beiträge
Ich ...
... finde das Wort "hanebüchen" schön und verwende es, wenn es passt gern.
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