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Komplimente

*******enza Mann
3.454 Beiträge
Themenersteller 
Komplimente
Was sind eigentlich Komplimente?
Wofür sind die gut?
Wie macht man die?

Wie lange kommt der Mensch ohne aus?

Klar, hören wir lieber mal was Nettes. 'Türlich werden wir von Anderen als angenehmere Zeitgenossen wahrgenommen, wenn wir die Nettigkeiten rauslassen und den Müll für uns behalten. win-win *wink*. It's so easy.

Vertragen sich Komplimente mit dem philosophischen Wahrheitsanspruch?
Oder sind sie schon deshalb fragwürdig, weil sie immer nur die halbe Wahrheit transportieren?

Wer von euch hatte früher so'n Pussi-Album? Was war das Schönste, was drinnestand? Warum kann ich mich nicht erinnern, ob ich auch eins hatte, und - wenn ja - wo das hin ist? Und wo, zum Donnerwetter, kann man heute noch die Lack-Bildchen dafür kaufen?
Was ist denn ein Pussyalbum? Ich scheine sowas nicht zu kenne, ggf. nur unter einem anderen Namen.
Komplimente
Wie so vieles sind Komplimente komplizierte Komplizen im sozialen Miteinandern.

Das hat für mich erst einmal nichts mit Wahrheit zu tun, da Kommunikation niemals umfassend wahr, sondern immer partikular daher kommt. D.h. wir bezeichnen immer etwas Spezielles und lassen damit automatisch etwas beiseite, bzw. wir sprechen über etwas und lassen alles andere dafür weg. *zwinker*

Jenseits von diesen grundsätzlichen Erwägungen wird es schnell kompliziert. Denn ein Kompliment kann ganz unterschiedlich gebraucht werden. Es kann Ballast mit sich tragen oder unbefangen daherkommen. Dir fällt etwas positives auf und du äußerst es, ohne Hintergedanken.
Doch selbst das wird schnell kompliziert. Denn ein Hintergedanken verbindet sich mit der Wortbedeutung: Du willst eine positive Bemerkung machen. ("Die Ohrringe gefallen mir sehr gut.")
Hierbei kannst Du gedankenvoller vorgehen und die Perspektive des Gegenübers und von Anderen mit einbeziehen, oder einfach sagen, was du denkst. ("Deine Brüste sind einfach der Hammer" kommt vielleicht bei einem Date oder bei der Freundin gut an. Die Kassiererin an der Kasse oder die Professorin in deiner Abschlussprüfung könnten das anders sehen. Ebenso der Ehemann der Professorin, der zufällig Beisitzer ist.)

In der Standardbedeutung schwingt für mich jedoch die Absicht desjenigen der ein Kompliment macht mit, dass es eine positive Wirkung haben soll. Es ist positiv besetzt, was sich auch daran zeigt, dass es das "vergiftete" Kompliment oder Lob gibt. "Ach sie sehen heute soviel strahlender aus als letzte Woche." "Diesre Anzug lässt dich ja richtig seriös erscheinen!"

Für manche Ethiken reicht bei einem Kompliment auch die gute Absicht. Wobei hierbei natürlich ein informierter Standpunkt vorausgesetzt wird, genau wie Reflexion. Wenn ich einer Frau ein Kompliment über ihre Brüste mache, dann sollte ich die Umstände kennen, in denen das schicklich ist. Was ich nicht wissen muss ist, ob sie den Kommentar furchtbar findet, weil ihr Mann sie wegen ihrer zu großen/ zu kleinen Brüste verlassen hat.

Andere Ethiken betonen, dass die Folge bei der Beurteilung wichtig ist. Ein Kompliment ist nur dann ein Kompliment, wenn es von der Empfängerin als Kompliment empfunden wird. Wenn die Frau es als unangebracht empfindet, sexistisch oder gar als versteckte Kritik, ("Was für wunderbare Brüste du hast." Ohje, kleide ich mich zu sexy?), wenn die Person sich danach also schlechter fühlt, ist es dann je ein Kompliment gewesen? Oder ist es ein Missverständnis oder eine Beleidigung, die nur irrtümlich vom Sprecher für ein Kompliment gehalten wurde?

Soviel erst einmal von mir. Es sollte noch darüber gesprochen werden, wer oder was eigentlich darüber bestimmt was wir als Kompliment wahrnehmen (Stichwort: Anerkennungsregime). Doch das würde jetzt zu weit führen. *g*

gruß
Brynjar
Komplimente
Mit einem Kompliment komplettiere ich mein Ego und das des Anderen, um eine schöne Stimmung zu erzeugen oder/und eine Konversation zu eröffnen. Ob dieses zu sinnlosen oder fruchtbaren Kommunikationen führt, hängt vom Inhalt des Kompliments ab.
Viele sind zu stoffelig, um überhaupt mal ein Kompliment zu machen,
die Philosophie des Kompliments bringt diese Menschen auch nicht weiter!
Poesialbum
Meintest du ein Poesiealbum? Diese Lackbildchen dafür kannst du tatsächlich noch kaufen aber ob sie heutzutage bei einer jungen Dame als Kompliment ankommen!? Was bei einer Mittsechziger wahrscheinlich schon wieder ganz anders wirkt ;o). Ich empfinde diese Alben aber eher als Erinnerung als wie ein Kompliment. Denn sind wir mal ehrlich, einige Personen haben da nur aus Anstand reingeschrieben.
Ein Kompliment ist für mich nur eines, wenn ich die Ehrlichkeit darin sehe. Als ich meinem ehemaligen Partner sagte, dass er mir nie Komplimente macht, schoss er gleich eins hinterher. Ich empfinde das dann aber nicht als Kompliment, da er es nur nach Aufforderung getan hat und sich irgendwie dazu genötigt gefühlt hat.
Ich wiederum mache in allen möglichen Lebenslagen Komplimente, ob dem Nachbarn oder der Freundin. Aus dem Moment heraus, weil ich es dann wirklich so empfinde. Oft spüre ich dann, dass ich unwohlsein auslöse, vielleicht aus Verlegenheit oder weil sie schlicht weg nicht mit umgehen können. Auch bei Männer die ich kennenlerne, oft erwecke ich dann den Eindruck sie an mich binden zu wollen. Dabei ist es nur ein Kompliment, weil ich es so empfinde und ohne Hintergedanke.
Ich finde Komplimente sehr wichtig, denn sie stärken uns!
*******enza Mann
3.454 Beiträge
Themenersteller 
...
Was ist denn ein Pussyalbum?

Eine Schallplatte von ABBA, aber die meinte ich nicht.

Ein Kompliment ist nur dann ein Kompliment, wenn es von der Empfängerin als Kompliment empfunden wird.

Das ist wohl wahr. Wenngleich ich es bezeichnend finde, dass unsere primären Assoziationen beim Vorgang des Komplimente-machens nicht geschlechtsneutral sind, so wie Deine Formulierung. Diese Assymmetrie findet sich auch im Wikipedia-Artikel:

Laut einer Umfrage des Männermagazins Men’s Health aus dem Jahr 2008 hören Frauen von Männern am liebsten die Komplimente „Mhh, du riechst so unglaublich gut“ (58%), „Ich liebe dein tolles Lächeln“ (56%) und „Du bist das beste, was mir in meinem Leben bisher passiert ist“ (55%).

https://de.wikipedia.org/wiki/Kompliment

Die Enzyklopädie verschweigt, welche Frauenzeitschriften die Gegenumfrage veröffentlich haben. Ein wenig in Anlehnung an das, was Brynjar schreibt, wäre meine Vermutung folgende:

1) Du bist der Beste (98%)
2) Oh, Mann, bist du gut (72%)
3) Du warst echt besser als beim letzten Mal (13%)

Viele sind zu stoffelig, um überhaupt mal ein Kompliment zu machen,
die Philosophie des Kompliments bringt diese Menschen auch nicht weiter!

Befreit das die Unstoffel von ihrer Chance, noch ein wenig an ihrer Technik zu feilen?

Ein Kompliment ist für mich nur eines, wenn ich die Ehrlichkeit darin sehe.

Ein sehr wichtiger Punkt. Woran erkennen wir diese Ehrlichkeit?
An einem Danke-Click sicher nicht, und doch fühlen wir uns geschmeichelt.

Ich finde Komplimente sehr wichtig, denn sie stärken uns!

Auf diese Empfänger-Perspektive würde ich gerne später noch intensiver zurückkommen. Das hat ja auch was mit Ehrlichkeit zu tun, zuzugeben, wie wichtig uns Komplimente im Alltag sind. Deshalb fragte ich oben überspitzt, wie lange wir ohne auskommen.

Diese Lackbildchen dafür kannst du tatsächlich noch kaufen aber ob sie heutzutage bei einer jungen Dame als Kompliment ankommen!?

In jedem Fall geben die haptisch mehr her als ein touchscreen und es käme auf einen Test an, ob sie als Beilage zu den Salzstangen in einer Cocktalbar geeignet sind.

Gibt es diese Bildchen auch mit erotischen Motiven?
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Ich bin ein wenig erstaunt, daß Jin in seiner Themeneröffnung uns nicht an die Wortherkunft erinnert hat, um so eine weitere Perspektive zu ermöglichen.
Also holen wir das nach :
Kompliment über des Französiche, Spanische, Italienische aus dem Latein: complere „erfüllen, ausfüllen, vollständig machen“, aus der älteren Form von cum, „mit“ und plenus „voll“.
Das hieße also, wenn man ein Subjekt komplimentiert, vervollständigt man es.
Das wirkt seltsam, zumal ein Kompliment dann eher als Beseitigung eines Mißstands, oder der Vertuschung einer Unerfülltheit gleich kommt. Warum, unter diesem Aspekt, dann das Ego sich über ein Kompliment dennoch freut, bleibt auch psychologisch rätselhaft.
Zum Zweiten gehe ich nicht darüber überein, daß ein Kompliment dem philosophischen Wahrheitsanspruch konträr gegenüberstehen soll. Klar, ein Kompliment bewusst gesetzt um eine Schenkelspreizung zu erleichtern, gleicht eher einer Unwahrheit, aber ein Kompliment einem (zB) Mitarbeiter gegenüber über eine perfekt verrichtete Ausführung, ist doch reine Wahrheit und erfüllt Sender und Empfänger mit Freude.
https://www.bing.com/videos/ … 7AB97B803FB5664EC&FORM=VIRE5
Ich bin nicht klug - ... Das ist kein Kompliment.
Einige wissen dazu sehr viel, ich aber ich nicht. Komplimente sind positive (lobende) Aussagen (Sätze) über andere Menschen z.B.: Du bist klug (schön, reich, machtvoll)!

Anmerk: Danke auch an @uncle_H für seinen wirklich lesenswerten Beitrag! Er gibt sich sicher nicht immer so viel Zeit (wohl), hier aber hat er es (ich glaube es) getan!
****66 Mann
220 Beiträge
Moin
ein Kompliment bewusst gesetzt um eine Schenkelspreizung zu erleichtern, gleicht eher einer Unwahrheit
Werter Uncle, Deine Unterscheidung zwischen Komplimenten, welche lediglich dazu bestimmt sind, einem Hintergedanken die Tür zu öffnen und der aufrichtigen Absicht, jemand zu loben (oder Sympathie zu bekunden) macht das Kompliment zu einem heiklen Instrument, welches direkt in die Gefühlswelt eines anderen Menschen eingreifen kann.

Aber ein Kompliment ist nicht nur Bestätigung. Es kann auch motivierend sein. Zwischen "Wollt Ihr den totalen Krieg" und "I have a Dream" liegen Strategien der Motivation in einem versteckten Kompliment verborgen: Ihr könnt, wenn ihr wollt.

Doch egal, was sich dahinter verbergen mag. Wer ein Kompliment bekommt, will oft die Wahrheit nicht wissen. Er/Sie freut sich über die Anerkennung einer bestimmten Person. Als Empfänger kann ich sagen, es ist wahr, weil ich will, dass es wahr ist, oder weil eine bestimmte Person es sagt.
****66 Mann
220 Beiträge
Kollateralschaden
Ehrlich gesagt hatte ich bei dem Thema meine Zweifel, ob es eine längere Diskussion tragen kann. Nun bin ich durchaus der Ansicht, dass sich hier sehr tief graben lässt. Bevor ich/wir die einzelnen Facetten des Kompliments, seine gesellschaftliche Relevanz und die persönliche Notwendigkeit strukturieren und verstehen, werfe ich erst einmal ein paar ungeordnete Gedanken zu diesem Thema in den Ring.


Ist es ein Kompliment, wenn ich sage: "Ich liebe alle Deutschen! Ich liebe mein Land! Ich liebe Deutschland"?
Sicherlich. Und doch laufe ich Gefahr, in die rechte oder zumindest patriotische Ecke gestellt zu werden. Warum eigentlich? Gut - anderes Thema.

Wenn ich hingegen sage: Ich hasse Deutschland. No Future. Deutschland verrecke."
Dann ist es Kritik - etwas deftig, aber dennoch sicherlich ebenso berechtigt. auch hier werde ich sofort in eine bestimmte Ecke positioniert.

Wenn ich wie bei diesem Beispiel in diesem Fall eine Dialektik aufbaue zwischen Lob und Kritik, Kompliment und Geringschätzung, so zeigt gerade dieser Fall, obwohl er abstrakt ist, dass ich mich zu einem bestimmten Lager bekenne, diesem Lager zumindest von außen zugeordnet werde und gleichzeitig das andere Lage provoziere. Wenn ich sage, ich lebe gern in Deutschland, oder mich nerven viele Dinge in unserem Land, ist es so oder so nicht mehr so muffelig.

Kann demnach ein Lob resp. ein Kompliment gleichzeitig ein Bekenntnis zu einer allgemeinen Wertvorstellung sein?

Was bewirke ich, wenn ich zwei mir fremde Damen in einer Bar treffe, auf sie zugehe und der einen sage, wie toll sie aussieht, während ich die andere nur ansehe und lächle.
Ich gebe ein Kompliment und gleichzeitig fühlt sich die zweite Dame gering geschätzt. Es ist ein Akt der Höflichkeit, in gewissen Situationen mit Komplimenten zu agieren.
Das führt uns zum Thema Small Talk und zu dem, was Uncle erwähnt hat: Strategien der Zielführung oder aber der Selbstinszenierung. Die Provokation, von anderen gelobt werden zu wollen, ist manchmal sehr offensichtlich.
Ein Kompliment drückt ein Merkmal aus wie "Sie sind aber reizend heute" (in einer Talkshow zu Merkel). Das ist nicht zu verwechseln mit der Tätigkeit "Ich reize heute mal die Merkel (in einer Talkshow, wo ich eingeladen bin).
Ein Kompliment drückt sich durch ein Adverb aus (z.B. reizend), das andere sind Tätigkeiten, die man tut (z.B. reizen).

Das Merkmal oder die Eigenschaft, die man beim Kompliment zuschreibt ist meist etwas übertrieben ausgedrückt; aber sie darf nicht erlogen sein. Es beweist aber zunächst und zumindest die eigene Aufmerksamkeit auf bestimmte Merkmale des anderen Menschen. Manchmal geht ein Kompliment auch in Schmeichelei über. Nicht selten dienen Komplimente auch dazu sich anzubiedern. Sie dienen also auch strategischen Zwecken in zwischenmenschlichen Beziehungen.

Komplimente sind nur zwischenmenschlich angesiedelt und beziehen sich nicht auf globale Systeme wie Staaten. "Israel ist ein reizender Staat" ist kein Kompliment für Israel.
****66 Mann
220 Beiträge
Anekdote
Ein kleiner Exkurs anhand einer persönlichen Erfahrung:

Es war im Jahr 2010. Da bin ich mit einem kreativen Produkt meinerseits durch Deutschland getingelt, um es in mehreren Städten einer Diskussion auszusetzen.
So ergab es sich, dass ich auch in München die Gelegenheit bekam, dieses Werk zu präsentieren. Der Veranstalter hielt eine kleine Eröffnungsrede, sagte schließlich, dass der Künstler anwesend sei, zeigte dabei jedoch auf jemand anderen, so dass die Anwesenden diesen Jemand für den Künstler hielten. Der Veranstalter regte an, im Anschluss mit dem "Künstler" in Dialog treten zu können, bei einem Getränk in der Lobby.

Nachdem die Rezeption meines Werkes beendet war, setze ich mich an die Bar und bestellte mir ein kühles Pils. Sekunden später setzte sich ein Mann zu mir. Ich fragte ihn, ob der sich auch dieses "Werk" angesehen habe. Bereits seinem Gesichtsausdruck konnte ich entnehmen, dass er... Nun er sagte wörtlich (ich ersetze nur meinen Namen durch das Wort "Künstler"): "Dieses intellektuelle Gewichse. Das kotzt mich an. Dieser Künstler sollte eine Therapie machen, anstatt die Leute mit so einem Dreck zu konfrontieren. Das war pure Zeitverschwendung. Mit diesem Abend hätte ich wirklich etwas sinnvolleres anfangen können."

In diesem Moment kam der Veranstalter zu mir, begrüßte meinen Nachbarn und sagte: Schön. Ihr habt Euch also schon kennen gelernt."
Mein Nachbar: "Wie? Was meinst Du?"
Veranstalter: Na, das ist doch der Künstler." Der Veranstalter zeigt auf mich. Ich hob mein Glas, prostete meinem Nachbarn zu und nahm einen Schluck.
Nachbar: "Oh je. Das ist mir jetzt äußerst peinlich. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mich selbstverständlich diplomatischer ausgedrückt."
Ich lächelte: "Alles gut. Ich bin dankbar für diese ehrliche Kritik. Deine Kritik ist ebenso radikal wie mein Werk. Ist es nicht traurig, das man heutzutage die Ehrlichkeit schon als radikal definieren muss? Es ist ein Geschenk, diese Unverblümtheit zu erfahren. Und ich bin Dir keineswegs böse. Im Gegenteil. Ich empfinde Deine Reaktion als Kompliment, denn es geht mir nicht zwangsläufig darum, bejubelt zu werden. Das Schlimmste für einen Künstler ist die drohende Gleichgültigkeit eines Rezipienten. Du aber bist emotional aufgeladen. Das heißt, mein Werk hat etwas mit Dir gemacht. Es hat eine Emotion ausgelöst, eine heftige dazu. Als Künstler habe ich nicht zu entscheiden, wie der Rezipient zu reagieren hat."

Nach dem dritten Bier fragte ich mein Nachbar schließlich, ob ich mir bei meinem nächsten Projekt vorstellen könne, ihn einzubinden.

Dieser Abend wird mir ewig in Erinnerung bleiben.
**e Mann
2.564 Beiträge
Danke Yang. Ein toller und sehr aufschlussreicher Beitrag, zeigt er doch, dass die Eigenschaften, die wir den verschiedenen Arten von Komplimenten zugeordnet haben, für unsere gesamte Kommunikation gelten.

"Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mich selbstverständlich diplomatischer ausgedrückt."

Ständig stellen wir unser Sprachverhalten auf den Rezipienten ein. Ob wir Komplimente machen, ein Auto verkaufen, flirten oder vor Gericht aussagen. Wir tun es immer mit anderen Vorzeichen.

Ob das nun ehrlich oder verlogen ist, ist im Einzelfall wohl schwerlich auseinander zu divivdieren. Wir machen es in erster Linie zweckgebunden.

Somit wird es fraglich, ob es so etwas wie Ehrlichkeit überhaupt gibt, denn das hieße, den Zweck der Kommunikation aus ihr heraus zu nehmen. Kleinste Betonungen, Hebungen und Senkungen in der Sprache lässt uns unterschiedliche Dinge aus ein und der selben Aussage heraus hören. Ich denke, mit der Ehrlichkeit verhält es sich ähnlich wie mit der Objektivität, sie ist nur näherungsweise zu erreichen.
Vielleicht gerade mal beim Ausfüllen eines Adressformulars.

Die Überschrift des Threads könnte also besser "Diplomatie" heißen. Komplimente sind eine Form davon. Sie arbeitet mit positiver Verstärkung.

Wichtiger als die Ehrlichkeit ist mir die Authentizität in einem Gespräch. Und ein Kompliment kann durchaus authentisch sein.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
Themenersteller 
...
Dank euch allen soweit für eure Beiträge.

Zunächst an uncleH (mit meiner Entschuldigung für die verspätete Rückmeldung). Vor allem für den Helene-Fischer Video. Jetzt habe ich diese Frau endlich mal gesehen, nachdem doch mehrere Männer im RL versucht haben, mir zu erläutern, warum sie sie oder ihre Musik nicht leiden können.

Sie sieht fraglos gut aus, hat eine eigene Fersehshow in einem ziemlich großen Saal und trifft beim Singen tatsächlich die richtigen Töne. Offenbar fällt es uns schwer, anderen oberhalb einer bestimmten Erfolgsschwelle noch ein Kompliment zu machen, weshalb ich nur ungern konstatieren möchte, dass ich ihre Mimik ausgesprochen kalt und emotionslos fand; aber ich war ja auch nicht im Saal zugegen und das ist ja auch nicht leicht, vor so viele Leuten Gefühle zu zeigen.

Danke Yang. Ein toller und sehr aufschlussreicher Beitrag,

Dem möchte ich mich anschließen.

Allein: Von anderen gnadenlose Ehrlichkeit uns selbst gegenüber einzufordern, ist ja seltsamerweise politically correct: Wir erniedrigen uns damit nur zum Schein selber, klopfen uns aber in Wirklichkeit auf die eigene Schulter, indem wir hintenrum unsere mentale Auferstehungs-/Kritik-Fähigkeit (Resilienz) in Szene setzen.

Ist es nicht viel schwerer, anderen gegenüber so deutlich zu werden?

Meist führt das zum Abbruch der Kommunikation, bisweilen auch zum Übergang zu körperlicher Gewalt. Erst danach beginnt sowas wie Freundschaft.

Jedenfalls unter Männern.

Aber funktioniert das auch beim Flirten?
Bekommen Komplimente beim Flirten mehr Gewicht, wenn die "Objektivität" des Gesagten durch wohldosiert eingeflochtene negative Bemerkungen angehoben wird?

Wichtiger als die Ehrlichkeit ist mir die Authentizität in einem Gespräch.

Ein interessante Bemerkung. In meinem Verständnis sind beide Begriffe fast synonym, jedenfalls dort, wo der Sprecher/die Sprecherin Aussagen über sich selbt macht. Woran machst Du den Unterschied zwischen beiden Begriffen fest?

Gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede in der Wahrnehmung von Authentizität?
****66 Mann
220 Beiträge
@**e
Deinem Beitrag stimme ich zu. Kommunikation ist immer Personen- und auf die Sache bezogen. Hinzu kommt die Nähe zu dem Gegenüber. Einem engen Freund gegenüber formuliere ich ein Kompliment anders als einem Fremden, gerade wenn es sich um die gleiche Sache handelt.

Juristen oder Ärzte schaffen sich ihre eigene Sprache, um ihren Status als Elite zu verdeutlichen. Es gibt Studien, die besagen, dass Gesetzestexte ohne weiteres umgangssprachlicher formuliert werden können, so dass sie auch für Laien verständlich sind. Doch das würde unsere Abhängigkeit von den Juristen schmälern. Standesdünkel gibt es auf allen Ebenen. Im Übrigen haben auch Messebauer ihre eigene Sprache.

Je nach Milieu fallen auch Komplimente unterschiedlich aus. "Coole Sau" kann in der Kneipe in einer bestimmten Situation ein Kompliment, in einer anderen Situation eine Beleidigung sein.

Stimme, Situation und Nähe zum Gegenüber, wie auch Umgebung, Bildung, gesellschaftlicher Kontext wirken sich auf die Formulierungsebene aus.
Als Komplimente-Geber will man glänzen, Souveränität zeigen.
Als Nehmer von Komplimenten kann man sich den Geber nicht aussuchen, hofft einem Fremd-Schämen zu entgehen.

Den Gedanken hin zum Begriff der Diplomatie zu erweitern, macht daher absolut Sinn. Diplomatie ist der gute Wille, obwohl er sich der Schmeichelei (Kompliment) bedient.
**e Mann
2.564 Beiträge
@*******enza

Ehrlichkeit in der Kommunikation ist, wie oben beschrieben, kaum erreichbar. Einmal, weil der charakterliche Typus des Senders schon eine Grundhaltung in der Kommunikation vorgibt (z.B. der Muffelige, der Immerfröhliche, der Diplomatische, der Störrige ...) und zum zweiten die Botschaft des Senders in der Art und Weise nicht zweckgerichtet sein darf. Eine ehrliche Botschaft hörte sich bei jedem Typ und je nach Zweck der Botschaft anders an. Wer will da die Ehrlichkeit beurteilen.

Authentizität setzt genau bei dieser Schwierigkeit an, denn hier bekommt man ein Gefühl der Ehrlichkeit, wenn die Botschaft dem Typus entspricht.

Beispiel: Die Immerfröhliche macht morgens den Vorhang auf: Nebel und Nieselregen. Zu ihrem noch im Bett liegenden Liebling sagt sie: "Was für ein herrlicher Tag!"

Ob das nun ein herrlicher Tag ist oder nicht, ist nicht zu beurteilen, denn wer wollte die Kriterien dazu aufstellen und dies überprüfen? Ehrlichkeit ist in diesem Fall nicht nachweisbar.

Der Mann dreht sich muffelnd auf die andere Seite und grummelt: "Ja, so isse halt".

Er kennt sie und findet sie authentisch. Das ist eines der wichtigsten Attribute in der gelungenen Kommunikation. Er versteht sie aus ihrem Charakter heraus. Egal, ob das, was sie sagt, nun stimmt oder nicht.

Ehrlichkeit findet man in wahren Aussagen: "Es ist nebelig und nieselt". Diese Aussage wäre wahr, aber was die Frau damit hätte sagen wollen, also der subjektiver Zweck ihrer Aussage , bleibt im Verborgenen.

Hier erhielt der Mann eine wahre Information, aber er wüsste nicht, warum seine Geliebte das sagte.
****66 Mann
220 Beiträge
@**e
Du selbst unterscheidest zwischen einer sachlichen Beschreibung ("es nieselt") und einer subjektiven Bewertung ("schöner Tag"). Ehrlichkeit greift dann wohl immer im Zusammenhang mit Subjektivität und Wertung einer Situation. Sachliche Aussagen sind demnach richtig oder falsch und entziehen sich dem Begriff von Ehrlichkeit.
Somit macht es absolut Sinn, den Begriff von Ehrlichkeit als Ausprägung (in Abhängigkeit) von Authentizität zu verstehen. Doch selbst ein authentisches Auftreten ist nicht 24/7 möglich. Auch hier gibt es graduelle Schwankungen, je nachdem, in welcher Situation wir uns befinden. Wer kennt nicht die Situation, völlig neben sich zu stehen oder in eine Situation zu geraten, wo man sich verstellen muss.
Ich würde daher noch den Begriff der Erfahrung mit einbeziehen wollen. Man muss eine Person erfahren, sie in unterschiedlichen Situationen erleben und verstehen - ihre Macken, Ängste, Freuden, Antriebe, Launen, Fähigkeiten, etc.

Abgesehen davon kann ein Kompliment recht simple von einem Fremden ausgesprochen werden. Und man empfindet es als authentisch, auch wenn man es nicht durch Erfahrung (mit dieser Person) untermauern kann. Es genügt dann auch die eigene Sensitivität (Urteilsvermögen), wobei man sich gerade ohne den Aspekt der Erfahrung auch täuschen kann. Doch das fällt bei einem Fremden wohl auch nicht so sehr ins Gewicht wie bei einer vertrauten Person.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
Themenersteller 
...
Ehrlichkeit greift dann wohl immer im Zusammenhang mit Subjektivität und Wertung einer Situation.

So sehe ich das auch. Irgendeine subjektive Komponente ist immer dabei.

Nahezu synonym sind die Begriffe Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit und man muss beide von der (aussagenlogischen) Wahrheit trennen. Was nicht einfach ist, denn das Gegenteil ist jedesmal eine Lüge.

Natürlich kann ich sagen "Es regnet" während ich aus dem Fenster sehe; und wenn dabei die Sonne scheint, war ich nicht ehrlich. Aber das ist ein schräges Beispiel.

Anders wäre es mit:
Gestern abend war ich im Kino

Noch anders
"Ich finde dich schön"

Mir scheint das irgendwie mit der graduellen Überprüfbarkeit der Aussage durch den Empfänger zusammenzuhängen, die bei völlig subjektiven Meinungs- oder Gefühlsäußerungen gegen null geht.

Authentizität hinwiederum bezeichnet nach meinem Verständnis die Ehrlichkeit sich selbst (autos) gegenüber. Wenn beispielweise jemand sagt : "Ich habe keine Angst meine Arbeit zu verlieren" (vielleicht um sich seine Situation am Arbeitsplatz schönzureden) ist das in den meisten Fällen sehr unglaubwürdig und vermutlich wenig authentisch.
****66 Mann
220 Beiträge
Nach der bisherigen Logik kann man schlussfolgern, dass wenn jemand nicht ehrlich zu sich selbst (authentisch) ist, kann er es auch nicht zu anderen sein.
Ehrlichkeit steht also immer in Beziehung mit dem Grad an Authentizität des Komplimentgebers.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
Themenersteller 
...
Ich musste vorhin abbrechen und wollte noch nachtragen, dass ich diesen Satz von Pue

Er kennt sie und findet sie authentisch. Das ist eines der wichtigsten Attribute in der gelungenen Kommunikation. Er versteht sie aus ihrem Charakter heraus. Egal, ob das, was sie sagt, nun stimmt oder nicht.

sehr schön fand. Ja, sowas kommt der Idealvorstellung einer harmonischen Beziehung auf einem sehr reifen level schon recht nahe.

Wobei ich nicht selten das Gefühl habe, mich selber kaum zu kennen bzw zu verstehen.
Wie dann jemand anderen?

Sowas sind Sternstunden in einer Beziehung.
Ich glaube derzeit nicht, dass das von Dauer sein kann.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
OT Kompliment
Ich befinde mich gerade in einer Phase in der es mir nicht so wichtig erscheint meinen verbalen Senf im Forum beizusteuern. Es erscheint mir gerade vorteilhafter über die Dinge schweigend zu reflektieren.
Nichtsdestotrotz bin ich dabei und philosphisch (da ich entdeckte Widersprüchlichkeiten nicht wegzudiskutieren versuche), lese eure Beiträge immer mit Vergnügen und die mitdenkende Aufmerksamkeit an diesem interessanten Thread bleibt bestehen.
*blumenschenk*
*******enza Mann
3.454 Beiträge
Themenersteller 
...
Es erscheint mir gerade vorteilhafter über die Dinge schweigend zu reflektieren.

Das ist vollauf verständlich.

Denn wir sind nämlich mal wieder auf dem klassischen Irrweg gelandet: Grüblerisch-selbstkritische Innenschau als Folge des falschverstandenen Dogmas der Suche nach den "inneren Werten."

Die Abgrenzung zwischen Ehrlichkeit und Wahrheit ist ja nur eine, wenngleich sicher wichtige erkenntnistheoretische Facette.

Eine andere ist die Auswahl der (wahren) Aussagen.

Den Mantel des Schweigens über die unangenehmeren Wahrheiten zu decken, ist weder gelogen noch unehrlich, und führt sicher zurück zum Wesen des Kompliments.

Und wenn dieser Mantel dann noch von Chanel ist?

----------

Für die nächsten fünf Tage also ein Last-Minute-Exkurs:

Was macht ein Geschenk zu einem Kompliment?
Beispiele?
voll un ganz in geschenkter facette, innen und außen - wesen und ehrliche wahrheit. das finde ich auch. gut.
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