Die Materie ist halt da, bewusstseinsunabhängig.
Das da etwas ist, hat niemand bestritten. Was das etwas aber ist, liegt nur daran, als was wir es ansehen.
Du sagst, die Materie ist da. Ein anderer sagt, es gibt keine Materie, es ist alles nur Energie.
Beispiel:
Ich habe neulich mit konischen Röhren experimentiert und versucht, ein Instrument zu bauen, dass in die kleine None überbläst. Bis dahin gab es ein solches Instrument nicht. Gebaut habe ich es aus einem Saxophonmundstück und einer Pappe.
Als es fertig war, habe ich es püTon genannt. So sieht es aus und es funktioniert auch:
Zu dem Zeitpunkt, wo ich diese Zeilen schreibe, ist es real. Es gehört zur Realität. Nun schau, wie es aussieht, wenn ich es auseinander baue:
Das püTon existiert nicht mehr, es ist zerstört. Witziger Weise aber überlebt die Definition des püTons:
Ein einfaches Rohrblattinstrument, welches in die kleine None überbläst.
Nun klebe ich es wieder zusammen:
Das püTon ist wieder Realität. Es hat nur überlebt, weil ich mir seine Definition und seinen Namen gemerkt habe.
Ist es das Selbe wie vorhin? Oder habe ich es nicht ganz genau so wieder hin bekommen? Oder nenne ich es, auch wenn ich es nicht genau so hin bekommen habe, dennoch püTon? Doch, mache ich. Einfach, weil es meiner Definition noch entspricht.
Das ist doch alles recht merkwürdig, oder? Man könnte auch sagen: willkürlich. Nur durch die erdachte Funktion und meine Benennung ist dieser Gegenstand zu einer realen Entität geworden.
Das ist mit der Suppe nichts anderes. Ich machte mir gerade eine aus den Spargelresten von gestern und sinnierte so darüber, wann es denn nun eine Suppe würde. In ein paar Sekunden war klar, dass des Pürierstabs Arbeit sie hat entstehen lassen. Die Suppe selbst hat das wenig gekümmert, die "Materie" hat ihren Aggregatszustand geändert und schwupps, passte die Definition von Suppe.
Alleine unsere Definitionen schaffen die Dinge.
Und genau so haben wir eine Definition von Realität:
aus Wiki:
Als Realität (lat. realitas, ‚Wirklichkeit‘; über res, ‚Sache‘, ‚Ding‘, ‚Wesen‘) wird im allgemeinen Sprachgebrauch die Gesamtheit des Realen bezeichnet. Als real wird zum einen etwas bezeichnet, das keine Illusion ist sowie nicht von den Wünschen oder Überzeugungen eines Einzelnen abhängig.
Das ist schon harter Tobak, oder? Gehört nun das Spiegelbild zur Realität oder zur Illusion? Und was ist mit meinem püTon, das vollkommen abhängig von meinen Wünschen und Überzeugungen entstand? Oder liegt mein Denkfehler darin, dass ich nur ein Einzelner bin? Na, dann müsste ich ja nur eine zweite Person von Funktion und Name des Instruments überzeugen. Realität ist machbar!
Zum anderen ist real vor allem etwas, das in Wahrheit so ist, wie es erscheint, bzw. dem bestimmte Eigenschaften „robust“ – also nicht nur in einer Hinsicht und nicht nur vorübergehend – zukommen (→ Authentizität).
Was so ist, wie es scheint??? Dem bestimmte Eigenschaften zukommen? Eigenschaften, die wir selber erst erfunden haben? Nicht nur vorübergehend? Die Suppe hab ich nun auf. War sie nicht real?
Realität ist in diesem Sinne somit dasjenige, dem „Bestimmtheit“ zugeschrieben werden kann.
Ja, das Dilemma springt einen in jedem Satz an. Wer, wenn nicht der Mensch, bestimmt und schreibt zu?
Mir scheint, wir haben uns mit dem Begriff Realität einen Bären aufgebunden.