Robocop meets Pocahontas
Wohin geht die Reise? Zukunftsdeutungen nicht möglich.
Wie war das im Zeitalter der Industrialisierung? Knapp und kurz: Maschinen übernahmen die Arbeit von Menschen. Massenproduktion. Landflucht. Der Landwirt wird zum Fließbandarbeiter. Ein Verarmungsprozess begann, während sich eine wachsende Bürgerschicht vom Adel etablierte. Es war die Geburt des Massenartikels.
Es bedurfte eines Weberaufstandes, der Gründung von Gewerkschaften, und vieler, blutiger Aufstände, um die Rechte der Arbeiter zu formulieren und durchzusetzen.
In der gesamten Menschheitsgeschichte kann man feststellen, dass diejenige Gesellschaft, welche über die fortschrittlichsten Technologien verfügte, auch den Ton angab, sich gegen andere Völker teils radikal durchsetzte, bis hi zum Völkermord. All das für den Fortschritt und der Illusion, im Zuge dessen ein Herrenmensch zu sein, der über das Schicksal der anderen verfügen kann.
Wenn ich mir erlaube, eine Analogie herzustellen, so ist das Smartphone entwicklungstechnisch vergleichbar mit der Dampfmaschine. Wir stehen erst am Anfang des digitalen Zeitalters. Wir wissen nicht, was in 10 oder 50 Jahren unsere Realität bestimmen wird. Es gibt Prognosen, wonach in 20-30 Jahre viele Millionen Jobs durch eine Computerisierung ersetzt werden. Der Mensch als Produzent wird nicht mehr gebraucht. Man benötigt ihn nur noch als Konsumenten. Der Mensch wird Nutzvieh.
Wir können aber aus der Vergangenheit ebenso die Schlüsse ziehen, dass sich die arbeitende Bevölkerung oder schlicht das Volk organisieren muss, weil in Zukunft die Maßstäbe, welche in der Vergangenheit sinnvoll angelegt waren, nicht mehr greifen werden.
Digitalisierung und Globalisierung heben nationale Regierungen und somit auch deren Gesetzgebung aus. Grenzen gibt es nur noch für "normale" Menschen. Das Kapital separiert sich und entzieht sich der gestern noch gültigen Maxime "Eigentum verpflichtet".
Die Singularierierung der Gesellschaft, welche in den letzten 20 Jahren vorangetrieben wurde, gibt dem Einzelnen das Gefühl von Ohnmacht. Wir tanzen selbstverwirklichend in die hilflose Abhängigkeit von Konzernzentralen, welche jegliche Transparenz verweigern.
Früher wusste man, Daimler Benz will Autos bauen. Doch was will Google?
Als zu Beginn des letzten Jahrhunderts die Fotografie aufgrund technischer Entwicklungen zu einem Massenartikel avancierte, förderte Kodak den Verkauf seiner Filme, indem das Unternehmen massenhaft Kameras verschenkte.
Was verschenkt Google? Maps? Suchfunktionen? Messengers? Emailaccounts? Speicherplatz (Cloud)?
Und es bekommt dafür unsere Daten. Doch was will es mit unseren Daten? Im Vergleich zu Vorgehensweise von Kodak oder Daimler Benz lässt sich aktuell nicht mehr nachvollziehen, was mit diesen Daten geschehen soll. Profile - wozu? Konsumentenverhalten. Okay. Politische Einstellungen - bedenklich. Humanistisches Gedankenpotential - problematisch. Es geht nicht mehr nur um Produktvermarktung. Google hat kein Produkt, welches es durch seine Umsonst-Dienste verkauft - es hat aber Daten. Daten werden zum begehrten Produkt individueller Lebensentwürfe. Google baut sich meine Persönlichkeit mit eigenen Algorithmen. Und wenn ich nicht mehr in deren Profil passen werde, sollt eich eine Therapie anstreben - vom Konzern bezahlt. Huhu. Schreckgespenst. Natürlich wird es niemals soweit kommen.
Vielleicht klingelt es irgendwann an Deiner Tür, und Du wirst einfach abgeholt. Herr Schmidt, wir hätten da eine Frage. Bitte begleiten Sie uns ins Präsidium. Den Nachbarn wird erzählt, Du seist ausgezogen. Das ist bei unserer Mobilität nun wirklich nichts besonderes. Niemand wird sich darüber Gedanken machen, keine Zeitung darüber schreiben. Und Minderheiten bekommen zu verstehen: Entweder Du bist für uns oder gegen uns. Du selbst weißt, es kann sich nur um eine Verwechslung handeln. Doch es wird Dir nichts nützen.
Wir haben bereits flächendeckend illegale Gefängnisse, Folter und Liquidierungen. Eir haben den Ausnahmezustand in Frankreich. Wir haben Konfusion in Deutschland, einen Rechtsruck vielen EU-Staaten.
Nochmals: Wir stehen erst ganz am Anfang dieser Entwicklung. Nichts ist mehr sicher. Wir brauchen kein politisches Kabarett mehr. Es genügt, sich politische Talkshows anzusehen.
Die Geldherrschaft geht einher mit der Sammlung von Daten. Regierungen sind erpressbar geworden. Der Ruf nach einer starken, ordnenden Hand wird provoziert. Düster prognostiziert könnte man erste Anzeichen einer Aushöhlung der Gewaltenteilung erkennen. Nationale Gesetze und deren Justiz werden von multinationalen Konzernen unterhöhlt. TTIP könnte hierfür der Türöffner sein. wir wissen nicht, was genau verhandelt wird. Und niemand fragt, wieso wir das nicht wissen dürfen? Wer oder was muss dadurch geschützt werden?
Ich vermute, es wird noch eine zeitlang dauern, bis wir verstehen, was Digitalisierung bedeutet und wie es uns Menschen im Denken und Fühlen verändert. Um es verstehen zu können, muss die Katze erst aus dem Sack.
Wir müssen zu Verwaltern unserer eigenen Daten werden, sie schützen. Das macht uns wertvoll und interessant. Gern würde ich für den Map-Dienst von Google einen Monatsbeitrag bezahlen, wenn ich dafür Herr meiner eigenen Daten bliebe und selbst entscheide, wem ich sie zur Verfügung stelle. So aber weiß ich nicht, wer welche Daten über mich besitzt.
Ich vergaß, wir leben schließlich in einer Spaßgesellschaft.
Wir werden noch viel Spaß haben, in den kommenden Jahren.