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Paare - inwieweit bleibt man Individuum?47
So dieses Paar-Dinges-Dasein ist ja schon was Schönes.
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Der kategorische Imperativ unter Kontrolle

*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Ich danke Dir, pue, dass Du Deine positiven Aspekte in dieser Ausführlichkeit dar gelegt hast.

Dem schließe ich mich an.

Und unterstützend Richtung positives Denken kommt ja offenbar hinzu, dass der mediale Druck in der Flüchtlingsblase etwas nachgelassen hat? Aber wir wollen es auch nicht übertreiben:

Die Einnahmen bekommt der Hersteller durch die Klicks, respektive die Werbung, die Nutzerdaten oder durch Lizenzen.

Dieses Modell hat zwar bemerkenswerte Erfolgsgeschichten hervorgebracht. Gerade für viele Kulturschaffende ist es wirklich großartig, dass sie heute die Möglichkeit haben, auch ohne die Vermittlung durch eine parasitäre Kulturindustrie Einkommen zu generieren.

Dennoch sehe ich nicht, wie dieser allgemeine Dienstleistungssektor der Informationsverteilung/-verarbeitung - in Marxscher Terminologie der kulturelle Überbau - tatsächlich das wirtschaftliche Überleben breiter Massen gewährleisten kann. Jedenfalls nicht beim gegenwärtigen Stand der Dinge.

Wir haben heute in Detuschland die Situation, dass kaum mehr 2% der Menschen in der Landwirtschaft tätig sind und weniger als 20 % in den klassischen Kernfeldern Rohstoffe (Bergbau), Stahlproduktion, Schwerindustrie einschließlich Maschinenbau. Jene Sektoren, die die Produktion der lebensnotwendigen Güter sicherstellen.

Nahezu vier fünftel aller Werktätigen balgen sich um irgendwelche schlechtbezahlten Brosamen teils absurdester Handels- Transport- und Verwaltungstätigkeiten sowie Dienstleistungen im weitesten Sinne. Als Beispiel seien nur mal diese Callcenter genannt, für deren Gründung man nach der Wiedervereinigung in Ostdeutschland tatsächlich Subventionen bekam. Oder Tatoo- und Nagelstudios.

Jeder Friseurbesuch, jeder Werbeclick, jedes heruntergeladene Musikstück, jede app muss letztlich aus jenen (zeitlichen und monetären) Überschüssen heraus finanziert werden, die uns der Einsatz von Maschinen in den überlebenssichernden Kernfeldern der Volkswirtschaft beschert hat. Wo aber genau landen diese Überschüsse? Wer verfügt über sie? Strukturpolitische Maßnahmen kümmern sich meist nur darum, dass regional irgendwelche (industriellen) Großbetriebe ihren Standort bekommen, in der Hoffnung, weitere Arbeitsplätze würden sich irgendwie drumherum ansiedeln wie die Fliegen auf einem Scheißehaufen.

Das Ungeordnete dieser Prozesse wird uns als Freiheit verkauft.

Wenn wir aber genauer hinsehen, stellen wir fest, dass eine konstant anwachsende Zahl von Menschen aus diesem System insofern herausfällt, als ihnen das lt Art 23 der UNO-Charta der Menschenrechte zugesicherte Recht auf Arbeit verwehrt wird. Sämtliche Statistiken, die hierzu in den Medien verbreitet werden, sind blanke Augenwischerei, wenn wir Absatz 3 betrachten

Jeder Mensch, der arbeitet, hat das Recht auf angemessene und befriedigende Entlohnung, die ihm und seiner Familie eine der menschlichen Würde entsprechende Existenz sichert und die, wenn nötig, durch andere soziale Schutzmassnahmen zu ergänzen ist.

Nötig kommt von Not.

Im Notfall bedürfen wir der Hilfe anderer, das ist menschlich, aber dieser Notfall ist für annähernd die Hälfte der Bevölkerung unseres Landes zum Dauerzustand geworden, weil die Nettoreallöhne inflationsbereinigt seit Beginn der 80er fast um die Hälfte gesunken sind.

Die Geldzuwendungen ersetzen nicht die Würde,

die den Menschen dadurch genommen wurde, dass sie entweder gar keine Arbeit haben oder zu wenig damit verdienen, um ihren Lebensunterhalt sicherzustellen. Es ist bezeichnend, dass dieser Artikel 23 selbst unter Intellektuellen hierzulande weitgehend unbekannt ist. Wo liegt jetzt nochmal China?

Insofern müssen wir - um tatsächlich zum Thema zurückzukommen - die immer weiter elaborierten technischen Überwachungsmöglichkeiten auch als Ausdruck eines paranoiden Wahns ihrer Hersteller betrachten.

Einer Paranoia, die angesichts des sozialen Sprengstoffs, der sich in der Entwürdigung so breiter Schichten verbirgt, zu einer sehr sehr sehr berechtigten Furcht wird. Denn ich habe nur grob die Situation in Deutschland geschildert. Die erzwungene Untätigkeit so vieler Menschen in unseren Flüchtlingsheimen, in den Palästinensergebieten, ja praktisch fast im gesamten mittleren Osten und in vielen Ländern Afrikas macht den Terrorismus in all seiner Hilflosigkeit nämlich aus dieser Perspektive fast zu einer Not-Wendigkeit.

Es ist ja keineswegs so, dass diese stark marxistisch riechenden ökonomischen Theorien mit dem Endsieg von 89/90 widerlegt worden wären. Ganz im Gegenteil: Die Vorstellung zyklischer Krisen, welche durch die aus dem Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit entstehenden Pendelbewegungen hervorgerufen werden, wurde längst in die Volkswirtschaftslehre integriert. Steuerung der Geldmengen über die Leitzinsen. Das hat uns im globalen Maßstab eine lange Friedensperiode beschert (wenngleich das für Vietnamesen, Tschetschenen etc schon ziemlich zynisch klingt).

Dennoch ist nicht auszuschließen, dass die Karre doch irgendwann rechts oder links durch die Leitplanke semmelt.

Natürlich ist es wichtig, dass wir hierbei nicht vollständig die positive Denke, unsere gute laune, die Hoffnung, unsren Glauben (an das Gute) verlieren. Vor allem nicht im Hinblick auf jene kleine Nische im Weltinnenraum des Kapitals, an der wir selber gerade herumwerkeln dürfen. Wir dürfen aber auch darauf hinweisen, wenn wir dabei eine morsche Stelle im Gebälk entdecken, auch und gerade wenn es tragende Teile betrifft.


ein Bayer und ein Schwabe stehen bewundernd vor dem Eiffelturm

B: Sogns amoi, wonaus issn dör gmocht?
S: Ausch Guscheise.
B: Jo höit denn dös?
*******alm Paar
7.574 Beiträge
kontrolle
ist die abwegung des erzielten durch die vorgabe!

somit kein demokratisches kriterium..............

namd
**e Mann
2.564 Beiträge
Jincandenza,

Mir ist die kausale Verknüpfung der von dir angesprochenen Thema nicht einleuchtend. Was hat das Internet mit dem Recht auf Arbeit zu tun? Das Internet schafft doch gerade die Arbeitsplätze, die wir verlieren, weil wir die Herstellung von Hardware in andere Länder verschoben haben. Die Zechen haben dicht gemacht und Arbeit gibt es immer mehr nur noch an den Computern.

In den 60ern lernte ich, dass wir bald weniger arbeiten müssen, weil die Arbeit bald von Maschinen und Robotern gemacht werden könne.
Das versprechen haben sie nicht eingelöst, weil sie lieber weiter wuchsen und wachsen müssen, um global bestehen zu können.

Zur Würde: Ich habe drei Jahre Hartz IV hinter mir und konnte damit gut und in Würde leben. Noch würdevoller allerdings wäre das bedingungslose Grundeinkommen, auf das gar keiner mehr heraus fällt.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Die Zechen haben dicht gemacht und Arbeit gibt es immer mehr nur noch an den Computern.

Richtig. Wenn bei der Automatisierung die Menschen und nicht die Profite im Vordergrund gestanden hätten, hätte dies zu einer dramatischen Reduzierung der Arbeitszeiten führen müssen.

Es ist ja im Grunde vollkommen widersinnig, dass sich die Menschen um sogenannte Arbeitsplätze balgen, anstatt die durch Maschinen freigewordene Zeit zum vögeln und quatschen und lesen zu nutzen. Verwunderlich ist nur, dass das gar kein Thema mehr ist.

Das ist ein weites Feld.

Fest steht ganz einfach, dass bei einer bedürfnisorentierten Analyse der Arbeitswelt das, was durch die Maschinen an zu leistender Arbeit wegbricht, durch all diese Bildschirmtätigkeiten nicht ausgeglichen werden kann. Mal ganz abgesehen davon, dass vielen Menschen dazu einfach die intellektuellen Qualifikationen fehlen.

Das Irrationale an all diesem Treiben lässt sich nur mit den religösen Aspekten von Arbeit erklären, wie Max Weber das analysiert hat. Für die kapitalistische Welt ist der Protestantismus und insbesondere der Calivnismus hier sehr wesentlich. Arbeit als Gottesdienst. Das Gehalt als innerweltlicher, diesseitiger Beweis für Gottes Wohlwollen. Arbeitslos zu werden, hat für die meisten Menschen heute einen ähnlichen Status wie die Exkommunikation durch die Kirche im Mittelalter.

Ich habe drei Jahre Hartz IV hinter mir und konnte damit gut und in Würde leben.

Du bist einer von ganz wenigen Menschen, denen ich das sogar abnehme. Weil ich dir zutraue, diesen intellektuellen, aufklärerischen Kraftakt zu vollbringen, den religiösen Charakter des mit Sozialleistungen verknüpften sozialen Stigmas zu durchbrechen und Dir selber allein durch die Kraft Deines Geistes Deine Würde zurückzugeben. Trotz der Exkommunikation. So wie Luther. Jeden Tag aufs neue. Ich könnte das nicht. Heinrich IV hat das auch nicht durchgehalten.

Selbstverständlich stimme ich dir vollkommen zu, dass das bedingungslose Grundeinkommen unabdingbar notwendig ist, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Aber das wäre erstmal nur eine symbolische Grundvoraussetzung, so wie Luthers Bibelübersetzung.


Das klingt natürlich nach einem Widerspruch, wenn ich gleichzeitig auf das Menschenrecht auf Arbeit poche.

Ist es aber nicht: Unser Problem ist, dass nur ganz bestimmte Tätigkeiten im Arbeitsprozess tatsächlich entlohnt werden. Und oft nicht gerade die ehrenwerteren Tätigkeiten. Wir brauchen aber offensichtlich dieses monetäre feedback, dass wir gute Menschen, dass wir Gottes Kinder sind. Und zwar nicht als Almosenleistung, so wie derzeit vom Amt.

Als soziale Wesen haben wir alle das Bedürfnis uns in der arbeitsteiligen Welt irgendwie dafür zu bedanken, dass aufgrund anderer Menschen Hände unser täglich Brot auf dem Tisch, das Zimmer warm und auch die Zukunft leidlich gesichert ist. Dieses Bedürfnis findet im Menschenrecht auf Arbeit seinen Ausdruck. Wenn ich mich zwei Stunden mit meinem Sohn unterhalte, der Streit mit einem Mitschüler hatte, und ich ihn davon überzeugen kann, am nächsten Tag nicht wie geplant mit einem Messer in die Schule zu gehen, dann leiste ich einen mindestens ebenso wichtigen Beitrag für die Gesellschaft, als wenn ich zwei Stunden an einem Softwareprojekt arbeite. Für ersteres bekomme ich aber kein Geld.


Puh, viel zu viele Worte, nicht mein Tag heute, aber ich denke, du weißt, worauf ich hinauswollte.

Es ist schön, dass es über das Internet für Leute wie Dich und mich Möglichkeiten gibt, ein monetär freies und selbstbestimmtes Leben zu führen. Diese Möglichkeiten reichen aber nicht für alle, sind auch nicht für alle geeignet und - und das ist das schlimmste - fördern noch jene fatale Entwicklung, dass so viele bitter nötige ökologische und andere reproduktive Dinge ungetan bleiben, weil sie nicht profitabel sind. Allem voran die Kinderbetreuung.

*zumthema*
****ta Frau
2.135 Beiträge
Themenersteller 
Der Rechner, der böse...
Doch noch mal kurz etwas zur Arbeit.

jin:
Fest steht ganz einfach, dass bei einer bedürfnisorentierten Analyse der Arbeitswelt das, was durch die Maschinen an zu leistender Arbeit wegbricht, durch all diese Bildschirmtätigkeiten nicht ausgeglichen werden kann.

Mich beschleicht immer mehr der Verdacht, dass diese 'wegbrechenden' Arbeitsplätze im Grunde hauptsächlich Berufe betrifft, die schon immer ein Nischendasein geführt hatten, und sich durch Spezialistentum ausgezeichnet haben.
Im Zuge der größer werdenden Programmierleistung wurden z.B. Berufe wie 'Technischer Zeichner' überflüssig, weil sie Fähigkeiten verfeinerte, mit denen die Rechner sowieso schon fast ganz am Anfang ihrer Entwicklung ausgestattet wurden - z.b. mittels Koordinaten eine Linie in einem 15 Grad Winkel von Punkt A nach Punkt B zu ziehen, später mittels CAD ganze Körper dar zu stellen und danach auch noch zu bewegen - also gab es immer weniger Leute, die hochkomplexe Zeichnungen von Bauteilen anfertigen mussten.
Das Druckgewerbe wurde überflüssig gemacht, weil von cleveren Leuten Programme ersonnen wurden, die ausser Times und Arial noch jeden beliebigen Font darstellen konnten, und später war es der fast natürliche Gang der Dinge, zu ersinnen wie man das Dargestellte ohne umständliche Wege druckbar machen konnte.

Die meisten Berufe hingegen veränderten sich einfach, und wohl dem, der ein Pionier der ersten Stunde war.
Ein Arbeiter in der Automobilindustrie konnte sich hinfort trotzdem noch besser aufstellen, indem er lernte, an einem genau definierten Punkt der Fertigung einige Tastenkombinationen zu drücken, und wusste auch später noch, was dabei heraus kam. Die paar Tausend Arbeiter, die überflüssig wurden, sind nach und nach durch Alter, Krankheit, Tod gesellschaftlich assimiliert worden.

Warenwirtschafssysteme wurden in weit größerem Umfang genutzt, nachdem die Software da war, die von noch nicht vielen beherrscht wurde. Ein weites Feld für Nachschulungen der bestehenden Crew und Neueinstellungen, weil plötzlich Märkte erschlossen werden konnten, die es bis dato nicht gab.

Und es wurde, nachdem die Daten vieles so leicht zugänglich gemacht hatten wie nie zuvor, alles und jedes gemessen und ausgewertet: Die Emissionen der Autos, der Fabriken, der Gehalt von Schadstoffen in der Ruhr, die Virenlast in einem Organismus, die Entfernung Erde - Alpha Centauri bis auf den Bruchteil eines Millimeters und dann umgerechnet in Lichtjahre... es entstanden etliche neue, vorher nie gekannte Jobs.

Aber: Trotz der benötigten Menge an Computerpersonal reichen diese Jobs noch immer nicht, weil es geburtenstarke Jahrgänge gab, die den Arbeitsmarkt übersättigten. Die Jobs selber wurden immer weniger wert, weil es auf Grund der Erfahrungen, die es nun schon en Masse gab, einfach war, jemanden dafür auszubilden. Und dieser glückliche Jemand wurde deshalb schnell ersetzbar. Die Computer machten es einfach, zu heuern und zu feuern, haben sie doch permanent nebenher auch noch die Arbeitsleistung des beliebigen Jemands gemessen. Ausserdem war es egal geworden, wo gearbeitet wurde. Länder, die vor 80 Jahren noch fast im Mittelalter steckten holten sich Spezialisten ins Land und arbeiteten daran, mit den neuen revolutionären Dingern auch umzugehen zu lernen. Und weil sie gemessen an Europa und den USA für einen Bruchteil der Löhne arbeiteten, bekamen sie natürlich die neuen Jobs.

Also nicht die Existenz der Rechner an sich hat Arbeitsplätze gekostet, sondern die Konsequenzen, die durch ihren Einsatz gezogen wurden.
Das Gewicht der Arbeit kippte Richtung Osten - und nicht nur hardwaremässig.
Um die paar Stellen, die verblieben sind, wird im Moment also gebalgt - und nur deshalb, weil es sie hier nicht mehr gibt.
*******enza:
Wenn ich mich zwei Stunden mit meinem Sohn unterhalte, der Streit mit einem Mitschüler hatte, und ich ihn davon überzeugen kann, am nächsten Tag nicht wie geplant mit einem Messer in die Schule zu gehen, dann leiste ich einen mindestens ebenso wichtigen Beitrag für die Gesellschaft, als wenn ich zwei Stunden an einem Softwareprojekt arbeite. Für ersteres bekomme ich aber kein Geld.

Es zählt und vermutlich zählt immer das "verkaufsfähige Produkt/ Dienstleistung". Wenn du nun mit deinem Sohn geredet hast, solltest du ihm nächsten Tag auch die Rechnung für den Mitschüler mitgeben:

Für erbrachte Leistungen zur Sicherung der Unversehrtheit erlaube ich mir zu berechnen:......

Das ist natürlich auch Nötigung. Denn eigentlich müsstest du den Mitschüler am Abend anrufen und ihn fragen ob du deinem Sohn ein Messer kostenfrei mitgeben sollst, oder gegen Gebühren ihn davon abbringen sollst. So funktioniert Marktwirtschaft. Indem aus allem ein Produkt oder eine Dienstleistung wird. Mach aus deinem Sohn ein Produkt und du kannst Geld verdienen.

Interessanterweise höre ich jetzt schon im Geiste den Einwand des Lesers dieser Zeilen: Der Sohn ist eine Person, und kein Objekt. Aber da ist unsere Gesellschaft schon viel weiter bei der Versächlichung von Subjekten: Produktionsmittel (indem man die Arbeitskraft aus der Person "extrahiert") - oder Humankapital, Vermarktung von Personen (z.Bsp. Künstleragentur)
Vielleicht ist dieser Umstand, das wir uns und unsere Fähigkeiten objektivieren und als Marktwert wahrnehmen das Grundproblem, warum wir nicht in den Genuss der schönen Seiten der Möglichkeit einer Industrialisierung und Automatisierung kommen. Egal wie wieviel Maschinen es gibt, unsere Arbeitskraft MUSS am Markt teilnehmen und sich dann gegen die immer stärker werdende Arbeitskraft der Maschinen behaupten, indem wir immer mehr Produkte anbieten MÜSSEN (gelegenheit zum Arbeiten->Lohn). Und so ist unser Einkommen an Wachstum gekoppelt. Haben die Menschen zu wenig Geld, haben die Maschinen Arbeit, aber nicht mehr der Mensch.
Vielleicht ist das (die Versächlichung von Objekten) auch die unbewusste Grundantriebsfeder von Anarchismus, so wie emergenz ihn sieht. Warum sonst basiert dieses Weltbild so stark auf Sätzen wie: Ich gehöre MIR". Wären wir alle Subjekte, würde sich die Frage nach dem Besitz erübrigen. Erst die Versächlichung und speziell die Extrahierung von marktfähigen Komponenten (Arbeitskraft, Qualifizierung etc.) macht dieses besitzergreifenden Schritt möglich (Die Arbeitskraft gehört dem Arbeitgeber). Schade eigentlich das der Anarchismus im instinktiven Grundgedanken gar nicht mal so blöd ist, aber die entscheidenden Schritte nicht geht. Anarchismus und Kapitalismus sind eine blöde Mischung........ Es endet nicht dort, wo der Anarchismus eigentlich instinktiv hinwill....
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Mich beschleicht immer mehr der Verdacht, dass diese 'wegbrechenden' Arbeitsplätze im Grunde hauptsächlich Berufe betrifft, die schon immer ein Nischendasein geführt hatten, und sich durch Spezialistentum ausgezeichnet haben.

Diese auch, aber es waren in erster Linie die Helfertätigkeiten.
Zwei Beispiele aus unserer Rübenwüste:

Bis in die achtziger Jahre hinein sahst du Heerscharen vorn Frauen und Schülern beim "Rübenhacken." Es ging darum, dass die Zuckerrüben-Setzlinge den richtigen Abstand haben und zwischendrin nicht zu viel Unkraut war. Heute gibt es viel bessere Pestizide und viel präzisere Säh-Maschinen. Auf jeden Hektar Anbaufläche wurden mehrere hundert Arbeitsstunden jährlich unnötig.

In meiner Kindheit gab es hier in jedem zweiten Dorf eine Zuckerfabrik. Heute sind es in ganz Südniedersachsen m.W. noch zwei und die Rüben werden mit LKWs teilweise aus fast 200 Km Entfernung angefahren. In dieser Fabrik habe ich schon als Schüler in den Ferien gearbeitet, Saison-Helfer werden dort schon lange nicht mehr gebraucht. Die Fabrik hat jetzt noch gut die Hälfte der Belegschaft wie 1980, knallt aber geschätzt die 20-40 fache Tonnage raus. Ich schätze mal etwas unqualifizeit, dass allein in diesem Bereich der Zuckerproduktion (ohne Anbau) hier seit den 70ern 5000-10000 sozialversicherungpflichtige Vollzeitarbeitsplätze verlorengegangen sind. Kaum 300 sind mehr übrig.

Und jetzt werden die Rüben durch Mais für die Biogasanlagen ersetzt, da arbeitet außer den Landwirten selber gar keiner mehr.

reichen diese Jobs noch immer nicht

Es geht nicht darum, jobs zu schaffen.

Ich will nicht (entfremdet) arbeiten.
Ich will meine Kinder erziehen, Bücher lesen, mich bilden, eine Frau lieben.

Und ich habe im Laufe meines Lebens genug gearbeitet, dass ich mich für dieses Anliegen nicht mehr schämen muss.
Rüben schaffen Jobs. Zucker schmeckt gut. So wird Weltwirtschaft. Politik kommt so voran. Die Menschheit ist im Aufwind ... wir streben nach oben... Knackt die Plätze nach Arbeit mit Nuss. So ist Ethik nicht verfault. Zucker ist gut. Kinder sind es nicht immer. Arbeit ist Zuckerbrot, Paul ist Tod. Scham erzieht Kinder im Schaum.
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