(Ver)orten und (Ver)reisen
„Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns.”
Dschalâl-ed-dîn Rumî (Persischer Sufi-Mystiker, 13.Jhdt., zitiert aus: Gewaltfreie Kommunikation < ,-), Marshall B. Rosenberg, Paderborn 2003)
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Hellsichtige und kluge Betrachtung zu diesem in der Tat schönen Thema. Du bringst es auf den Punkt, MaerzMond, indem du den persönlichen Wunsch nach Veränderung, nach Wandlung in Bezug zu einer Achse stellst, deren diametrale Positionen du als die Reise ins Äußere des Panoramas der Welt benennst und sie dem Tauchgang ins Innere der Selbstverortung gegenüber stellst.
MaerzMond:
Was auch immer wir suchen, wir fänden es wohl auch in acht Tagen, wäre es nicht so verstellt in uns drin, dass wir uns selbst erst ver-räumen müssen, um uns zu finden.
Haftet den – zum Teil schon verordneten – mindestens opportunen Sabbaticals, den Aus(!?)zeiten und Abtauchgängen nicht der leicht unheimliche Geruch der Annahme an, man könne sich unter dem Zeitstrahl wegducken, aus seinem eigenen Leben gefahrlos, weil befristet und nicht nur aus seinem strukturellen Korsett, einfach mal für eine gewisse Zeit (her)aussteigen?
Der Wunsch, endlich einmal über seine Zeit völlig frei verfügen zu können, beinhaltet er nicht, dass wir allzu leicht alle Verpflichtungen mitsamt ihrer Struktur abzuwerfen bereit sind und sie uns zur Strafe für so viel Chuzpe dem eigenen Lebenskonstrukt gegenüber durch die Finger rinnen wird?
Die Voraussetzungslosigkeit, monatelang unverpflichtet sein zu dürfen, löst einerseits ein glücksseeliges Aufatmen aus, wobei sich schnell auch ein gewisses Unbehagen und die Ahnung dazugesellen kann, damit gewissermaßen auch aus dem (Lebens)Raum zu fallen. Nicht von ungefähr setzen wir diesem Strukturabwurf des zu eng geschnürten Korsetts des Alltags einen Plan entgegen: eine Reise in die faktische Welt oder die der Gedanken. Wir schreiben ein Buch, malen endlich, besteigen den Nanga Parbat, „machen” den Jakobsweg, fahren fort oder aus der Haut.
Übertragen wir die Wandlung ins Äußere und heften sie an Zeit und Raum, hilft uns dies im Sinne der Annahme, dass die äußere Veränderung der Rahmenbedingungen auch die innere begünstige?
Mitunter ist, um im Bild zu bleiben, der Selbstbehalt des Korsetts eine Möglichkeit, und wir könnten des Öfteren die Enge der Schnürung korrigieren.