Höchste Zeit, mich mal vorzustellen
Hallo zusammen!
Mein Urlaub geht zu Ende, bin wieder im Lande.
Höchste Zeit, mich hier mal vorzustellen.
Was führt mich in den Joyclub?
OK, schon klar, anderes Forum
Was aber führt mich hier in diese Gruppe?
Ein Bekannter meiner Mutter, ein gestandener Familienvater und Fabrikant von der Schwäbischen Alb, formte eines Tages quasi den Kern meiner ersten beruflichen Orientierung: "Philosophie, das ist ein Studium, das einen fürs Leben qualifiziert. Ein Philosoph kann später alles machen, weil er Überblickswissen hat. Einen Philosophen kann man überall gebrauchen" äußerte er sinngemäß, in relaxter Runde auf dem Achterdeck eines Bootes auf dem Bodensee.
Es war die Zeit, wo die allerersten Pioniere in meiner Altersgruppe Informatik studierten. Ich musste beides erstmal nachschlagen. Was genau ist Philosophie eigentlich? (Irgendwas mit Denken?)
Ganz so einfach wie versprochen war's dann doch nicht.
Es ist nicht die Philosophie, die einen für alles und jedes qualifiziert. Das kann man einem Personalchef nicht so recht vermitteln.
Aber es stimmt, es stimmt verdammtnochmal! Hier stehe ich, mit meinem - zwar abgebrochenen - Studium der Philosophie, habe lange Taxi gefahren, habe später lange Jahre im roten Overall an elektrischen Maschinen geschraubt, bin inzwischen per Quereinstieg in der IT gelandet und finde, dass ich auch hier einen guten Job mache.
Irgendwie hatte der Schwabe recht: mich kann man überall gebrauchen.
Wenn ich nur nicht so unbequem wäre
Ein Philosoph, dessen Lehrsätze mich schon eine Weile begleiten, ist - wie könnte es anders sein - Epikur. Seine "vier Heilmittel" (sozusagen seine "Toolbox") muten geradezu modern an:
keine Angst vor den Göttern, sie sind unter sich
keine Angst vor dem Tod, er bedeutet nur Nichts
das Gute ist leicht zu erlangen (= es braucht nicht viel zum Glück)
keine Angst vor Schmerz (das Schlimmste ist schnell vorbei, danach ist auch wieder Raum für Schönes)
Satz 3 lässt es schon ahnen: Er hat keineswegs den ungehemmten Genuss propagiert, sondern die Genuss>fähigkeit<.
Gefällt mir. Beachtlich für 300 v.Chr..
Ein Thema, welches mich immer wieder beschäftigt, ist die Auseinandesetzung zwischen Mensch und Natur. Ja, ich sehe diese Zweiteilung noch ganz klassisch und einfach: Wir sind zwar ein Teil der Natur, wir müssen uns aber auch gegen sie behaupten. Freiwillig gibt die Natur nicht viel her. Ich kann den Predigern der friedlichen Einheit von Mensch und Natur da nicht recht folgen. Ich muss heizen, sonst friere ich mir den
ab. Ich hasse es, wenn Überschwemmungen meine langjährigen Bemühungen zunichte machen. Drum muss Erde bewegt werden, und zwar im großen Stil.
Daraus folgt für mich alles, was der Mensch so leistet - das Notwendige, wie leider auch manches Überflüssige.
Viele große Kulturleistungen sind für mich Produkte dieser Auseinandersetzung.
Empfängnisverhütung z.B. ist eine solche Kulturleistung. Aus heutiger Sicht vergessen wir leicht, was die Erfindung des Condoms oder gar der Pille für die Entwicklung unseres Lieblingsthemas, der Erotik, bedeutete. Und wie frühere Generationen unter ungewolltem Kindersegen litten - vor allem natürlich der weibliche Teil.
Weil mich das Thema Mensch - Natur so beschäftigt, gehört natürlich auch T.C. Boyle zu meinen Lieblingsautoren. Das Thema kommt in praktisch jedem seiner Romane vor, ungeschminkt und teilweise drastisch. Mir gefällt das. Ich stehe nicht (mehr) auf romantisches Überhöhen der Natur.
Damit will ich fürs Erste mal schließen.
Die Haupt-Trieb(!)federn meines Hierseins sind zwar Erotik und Sex. Vielleicht bleibt aber zwischendurch noch ein wenig Zeit, um ab und zu Diskurse über Gott und die Welt zu führen. Ich bin dabei.
Schöne Grüße,
the_epicure