Ich greife hier mal einen Schlüsselsatz heraus ..:
objektivität (erfordert), dass die eigenschaften des beobachters nicht in die beschreibung seiner beobachtungen eingehen.
Soweit richtig.
Indem das wesentliche des beobachtens, nämlich der prozess der wahrnehmung, eliminiert wird, wird der beobachter zu einer kopiermaschine degradiert, und der begriff der verantwortung wurde dadurch erfolgreich eskamotiert.
Dem stimme ich nun überhaupt nicht zu.
Zum Einen ist für mich das Wesentliche am Beobachten nicht der Prozess an sich, sondern die Erkenntnis, die ich durch das Beobachten gewinne. Ich bin folglich auch kein Kopierer, denn der denkt sich nichts bei seiner Beobachtung.
Zweitens bin ich schon deshalb kein Kopierer, weil ich beim Beobachten keine Kopie herstelle, sondern dem Inhalt meines Geistes ein (unscharfes) Abbild des beobachteten Objekts herstelle. Ein Bild ist aber nicht das Abgebildete, somit auch keine Kopie.
Drittens. "eskamotieren" = "wegzaubern, weginterpretieren,
unbemerkt verschwinden lassen". Das ist, finde ich, eine unzulässige Vermischung von Ebenen. Beobachtung an sich halte ich nämlich für wertfrei, oder genauer: deren ethische Qualität wird allein durch die Intention des Beobachters festgelegt.
Und: Erst
nach der Beobachtung kann dieser sich eine Handlung überlegen, die verantwortlich mit dieser Erkenntnis umgeht (oder auch nicht …).
Ich würde noch einen Schritt weitergehen und sagen, dass ich überhaupt nur dann verantwortlich handeln
kann, wenn meine Wahrnehmung möglichst objektiv ist. Beispiele dafür, leider hauptsächlich Gegenbeispiele, kann sich jeder aus der aktuellen Tagespresse selbst heraussuchen.
@*****gar:
Real ist weder die Hosentasche eine Hosentasche noch der Schlüssel ein Schlüssel, sondern es sind mit Elementarteilchen (die wohl wiederum aus Quanten bestehen) gefüllt leere Räume. Und ich habe gelernt, sie als das wahrzunehmen, als was ich sie jetzt eben sehe. Aber ich weiß, dass es nur ein Konstrukt ist, um mich in dieser Welt bewegen zu können.
Es ist insofern aber kein Konstrukt, als dass sich diese fast-leeren Räume so verhalten, als ob sie eben nicht leer sind.
Mit derselben Berechtigung kann man behaupten, die besagten leeren Räume sind ein Konstrukt, das der Atomphysiker verwendet, um seine Experimente und deren Resultate in Einklang mit der Makro-Welt zu bringen.
Um ein anderes und von meinem damaligen Ethik- und Philosophielehrer gern benutztes Beispiel zu verwenden: Den Hammer, den ich einen Meter über deinen Fuß halte, kannst du für real halten oder nicht. Wenn nicht, steht es mir frei, ihn loszulassen.
Es steht
dir dann frei, den resultierenden Schmerz für real zu halten oder nicht — aber aus erkenntnistheoretischen wie evolutionsbiologischen wie auch praktischen Gründen ist die jeweils erstere Variante sinnvoller.