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Das philosopische Argument

Das philosopische Argument
Innerhalb der Philosophie gibt es viele Kontroversen. Ihre Auflösung wird durch das philosophische Argumentieren versucht. Kann man das eigentlich?
Ich meine ja. Wenn man davon ausgeht, dass es keine genauere Methode als die Logik gibt (als System von Regeln des Denkens), ist das Argument, verstanden hier als Schluß aus mehreren Prämissen (was auch zur Logik gehört), der beste Weg, um philosophische Erkenntnisse oder Einsichten ein Stück weit zu gewinnen.

Als Beispiel will ich ein Argument von Kant dazu vorbringen:

Dasjenige, dessen Vorstellung das absolute Subjekt ... ist, ist Substanz. Ich … bin das absolute Subjekt. Also bin ich, …, Substanz.

(Quelle: Kant,I.: Kritik der reinen Vernunft, Meiner Hamburg 1998. Von den Paralogismen der reinen Vernunft, S. 469)

Zwar bleiben die Prämissen hinsichtlich ihrer Gültigkeit dabei noch offen, aber durch das Argument wird zumindest eine (erste) feste Verbindung dazwischen geschaffen - es ist zumindest einmal etwas bestimmtes ausgesagt.
Es bleibt als weitere Aufgabe dann "nur", diese Prämissen ebenso zu erschließen.

Welche Meinungen gibt es dazu?
*****_hb Mann
205 Beiträge
Kommt drauf an, was du unter logischem Schluss verstehst. Ein DEDUKTIVER Schluss garantiert die Wahrheit der Konklusion auf Kosten dessen, dass nichts geschlossen werden kann was in den Prämissen nicht schon enthalten wäre (wenn auch nicht immer offensichtlich). Der Schluss ist wahrheitskonservierend, aber non-amplifizierend, also nicht erkenntnis-erweiternd.

Jeder andere Schluss ist abduktiv oder induktiv, und damit in verschiedenen Graden wahrscheinlich, aber nicht zwingend wahr. Nur diese Schlüsse sind amplifizierend, und das Induktionsproblem besteht darin, wahrheitserhaltende UND amplifizierende Schlüsse zu legitimieren, was seit Hume und Bacon nicht gelungen ist. Sehr locker auf den oben zitierten Kant übertragen lautet das Probem. ob synthetische Schlüsse a priori möglich sind. Antwort: nein.

Macht aber nix. Mit Wahrscheinlichkeiten kann man sehr gut ARGUMENTIEREN ohne das es um Gewissheit / Wahrheit gehen muss. Sobald man sich geeinigt hat, was genau Wahrscheinlichkeiten eigentlich sind. Dda gibt es mindestens sechs ernstzunehmende Interpretationen, und Wahrscheinlichkeit als Verniedlichungsform von Wahrheit aufzufassen ist die doofste davon.

Insofern ist die Antwort auf deine Frage: logische Schlüsse aus wahren Prämissen bringen keine neue Erkenntnis. Das diktiert die Schlussform. Neue Erkenntnis geht nur mit Risiko und Irrtum. Da wird die Logik überschätzt. Logik ist gut zum prüfen, weniger zum finden. my 2 cts. audax_hb
**yx Mann
1.350 Beiträge
Whow! Das gefällt mir. Ich bin beeindruckt.
(Kann leider nicht "Danke" sagen...)
Nebelmaschinen
lässt Mystik und Intuition außer acht
Grüße
P.
*****_hb Mann
205 Beiträge
lässt Mystik und Intuition außer acht

korrekt. Es wurde aber nach dem erkenntnistheoretischem Wert von LOGIK gefragt. Es gibt diverse Möglichkeiten der Erkennntnis, der wissenschaftliche ist einer davon, und DARIN die Logik wieder einer davon.

Die wissenschaftlich-logische Stützung von Argumenten ist vorzuziehen, je nachdem auf welches Konzept von WAHRHEIT man sich geeinigt hat (es gibt u.a die Konsenstheorie, Korrespondenztheorie, Kohärenztheorie und die Abbildtheorie von Wahrheit, plus etwas abseitigere Standpunkte aus der Sprechakttheorie).

Man kann auch in einem Drogenrausch zu netten Erkenntnissen kommen, aber diesen Kriterien werden die gewonnenen Einsichten eher nicht standhalten.

Ein zweiter Punkt: in einem (sozialen) DISKURS über die Dinge kommt man mit wissenschaftlich-logischem Ansatz am ehesten zu einer Lösung, die von den meisten Teilnehmern des Diskurses auch als Lösung akzeptiert wird. Das ist gerade bei mystischen Erfahrung eher nicht der Fall.

Persönlich halte ich Intuition für etwas (evolutions-)biologisch extrem wichtiges, unverzichtbares und eines der mithin interessantesten Forschungsfelder der Psychologie. Ich bin der letzte, der Intuition klein reden möchte zugunsten der Logik. Aber das war hier nicht die Frage. audax_hb
okay
**e Mann
2.564 Beiträge
Das Beispiel von Kant zeigt die Banalität einfach angewandter Logik. Die Mutter nennt ihren Sohn Karl und sagt über ihn aus: Das ist Karl. Logisch, ein wahrer Satz!

Nennt der Vater ihn Karlchen, dann akzeptiert die Mutter das, denn sie folgt der nicht ausgesprochenen Übereinkunft, dass der Vater damit den kleinen Karl meint. Vielleicht ist sie aber in der Pubertät ihres Sohnes nicht mehr davon angetan und ermahnt ihren Mann: Unser Karl ist nun groß.

Eindeutige logische Schlüsse kommen über die Definition der Vorgaben nicht hinaus, dürfen das gar nicht. Das sehe ich wie audax_hb.

Deshalb sind sie erkenntnistheoretisch nur bedingt von Wert. Interessanter wird es, wenn die Logik nicht aufgeht, denn sie weist uns auf Fehler im eigenen System hin.

"Kann der allmächtige Gott einen so schweren Fels schaffen, dass er ihn selber nicht mehr heben kann."

Da rattert das Gehirn, denn in keinem Falle wäre Gott allmächtig.

Die doppelte Buchführung gebraucht die Logik zur Fehleranalyse. Oder der Mathematikschüler, der eine Gegenprobe macht, zieht einen Wert aus der Erkenntnis, dass die Probe nicht mit dem ursprünglichen Ergebnis übereinstimmt.

Spiel, Phantasie, Intuition, das Ausprobieren, Zusammensetzen von vermeintlich nicht kompatiblen Elementen, ein Vorzeichenwechsel, fachübergreifendes Forschen, all solche Aktivitäten sind für den Fortschritt und auch für den erkenntnistheoretischen Gewinn von initiierender Bedeutung. Die Position wird die Logik nie einnehmen, sie bleibt beim folgenden Prozess aber das Instrument zur Prüfung und Ausarbeitung der neuen Erkenntnisse.

Vor langer Zeit stand Pythagoras in einer Schmiede und hörte, dass verschieden große Hämmer verschieden hohe Töne hervor brachten und ihm kam die Idee, dass Hämmer, die zusammen einen Wohlklang ergaben, vielleicht auch bestimmte Größenverhältnisse zueinander hatten.
Mit dieser Idee begründete er die Musiktheorie. Na gut, so will es die Legende.

Am Anfang dieses erkenntnistheoretischen Wertes steht hier klar die Intuition. Zur Ausarbeitung der Theorie bedarf es der Logik. Hämmer wiegen, ihr Gewichtsverhältnis aufschreiben, ausrechnen und so weiter.
Banalität für Dich, der Du als der größte Philosoph der Welt giltst (für mich), ja. Die Analyse Deines Beitrag liefert die Lösung aller Probleme der Philosophie seit 2500 Jahren überhaupt (methodisch). Endlich! Danke!

Daher empfehle ich jedem Leser diesen Beitag genau zu studieren und zu analysieren, er ersetzt das Studium der Philosophie an jeder Universität der Welt überhaupt - (und) im Kern. Danke. Endlich.

Jeder möge akriepisch genau diesen Text lesen, was hier geschrieben steht ist einfach genial. Es ist die Essenz von allem ausgesagten in der Welt. Absolut unbanal!
**yx Mann
1.350 Beiträge
Daa isser wieder...
jepp, da is sa...
Frage: Was ist Erkenntnis? Was wird durch Erkenntnis erweitert?

die Wahrheit?
Die Realität?
oder die Wahrnehmung/ das Bewusstsein?

Und um wessen Erkenntnisse geht es? Meine Erkenntnis, die der Menschheit? Reicht für Erkenntnis aus, sich etwas bewusst zu machen, was vorher unbewusst war?
Es geht um meine Erkenntnis als Subjekt (auch der Begriff Einsicht kommt hier vor). Das ist alles, was durch mein Erleben als Einheit von Erfahrung und Denken/Fühlen für mich in mir zustande kommt.

Erkenntnis besteht in Aussagen über Dinge und Beziehungen der Welt mit ihren verschiedenen Merkmalen. Auch Umstände haben dabei eine Bedeutung. Alles ist dabei räumlich und zeitlich. Erkenntnis soll wahr sein und weder Irrtum noch Täuschung unterliegen.

Die Grundlage ist die Wahrnehmung von Erscheinungen mit meinen Sinnen. Diese bezieht sich auf (feste, flüssige, {farbige}gasförmige) Körper und Sprache (Realität, Wirklichkeit). Ich sehe meinen Hund und höre meine Frau etwas sagen. Sie spricht in Worten und Sätzen zu mir (später beist er mich sogar und sie küsst mich; wir ficken und sie wird in 9 Monaten das Kind in ihrem Leib austragen). Ich lese dann am Abed noch ein Buch und betrachte mir Bilder (Medien: Zeitung, Fernsehen, Internet).

Die Welt der Erkenntnis ist zu komplex, als dass ich sie für die ganze Welt erfassen könnte. Immer nur ist mir ein Teil davon zugänglich.

Das "ich, meine, meinen, mich..." lässt sich dabei auch durch "er, sein, seine, seinen, sich..." oder "sie, ihr, ihre, ihren..." ersetzen.

Das sage (behaupte) ich ohne ein einziges Argument, unbegründet ...
*****_hb Mann
205 Beiträge
soweit ...
Das sage (behaupte) ich ... ohne ein einziges Argument, unbegründet ...

korrekt.
(abstraktes Beispiel!):

Unter meiner Frau erkannte ich, das ich nicht wertvoll bin.

Nach der Scheidung erkannte ich, das ich doch wertvoll bin.

Im Angesicht des Todes erkannt ich das ich nach dem Tod nichts haben werde und zu Staub werde - ich werde wertlos sein.



Sagt mir, 3 Erkenntnisse, welches ist eine echte Erkenntnis - ohne Irrtum? Sind wir als Menschen auch nur ansatzweise den Bereich der vorläufigen Wahrheiten und liebgewonnenen Festlegungen zu verlassen? Für Irrtumsfreiheit brauchen wir ein unverzerrtes Bild auf uns, auf andere und unsere Welt. Die haben wir nicht. Nehmen wir mal an, die Christen hätten recht, und der Mann im Beispiel weilt nun im Paradies - und wäre nun doch wieder wertvoll. So müssen bei vielem wir immer auf das Ende der Geschichte warten um zu erkennen was es ist. Denn wenn es mehr als eine schlichte Benennung ist, und eine Wertung einfließt, kommt der Wert immer aus dem letzten Puzzleteil am Ende der Geschichte. Vorher bleibt der Wert ein Mysterium. Wie bei Star Wars, wo Anakin Skywalker letztenendes doch der Galaxie den Frieden bringt, obwohl er vorher noch einen Umweg über Darth Vader genommen hat.

Unser Problem ist, wir kennen nicht das Ende unserer eigenen Geschichte. Wir mögen etwas sehen. Wir mögen es auch mehrmals gesehen haben. Wir können dem Etwas einen Namen geben können. Aber eine Bedeutung erfährt es erst aus dem Ende. Und daher bleibt aller Erkenntnis ein Makel des "Potentiellen Irrtums" angehaftet.
**e Mann
2.564 Beiträge
Erkenntnis besteht in Aussagen über Dinge und Beziehungen der Welt mit ihren verschiedenen Merkmalen. Auch Umstände haben dabei eine Bedeutung. Alles ist dabei räumlich und zeitlich. Erkenntnis soll wahr sein und weder Irrtum noch Täuschung unterliegen.

Es ist völlig ohne Bedeutung, ob Erkenntnis wahr ist. Erst einmal habe ich eine Erkenntnis. Wie soll die wahr oder falsch sein? Ich habe sie und gut ist. Sie ist da.
Eine brauchbare Erkenntnis muss mir zu Nutzen sein. Sonst muss sie gar nichts.

Dass das Himmelszelt sich dreht, nutzen wir seit Millionen Jahren zur Orientierung. Es nutzt uns. Wahr ist es nicht, wie wir seit Neuestem wissen.

Und trotz besseren Wissens bleiben wir bei der Vorstellung, der Himmel drehe sich über uns, die Sonne ginge auf und zu und behaupten sogar weiterhin, der Mond sei halb.
*****_hb Mann
205 Beiträge
Auf diese Weise konstituierte sich neben Empirismus und Rationalismus als den klassischen REINFORMEN nunmehr der PRAGMATISMUS, der die FINALITÄT von Argumentation eher achtet als die Legitimation im Tatsächlichen (Basisproblem des Empirismus) oder im sog. "letzten Grund" (inf. Regress des Rationalismus).

Wenn z.B. William James meint, dass die "Wahrheit mehr in den Früchten denn in den Wurzeln unserer Erkenntnis liegt", sagt er nicht, es SEI wahr dass sich die Sonne um die Erde dreht, sondern nur, dass es praktisch hilfreich ist dieses anzunehmen für die Lösung praktischer Probleme (z.B. Navigation). Der Pragmatismus sagt NICHT "wahr ist was funktioniert", sondern begründet VERHALTEN aus Erkenntnis, wenn der Wahrheitswert der Erkenntnis per se nicht entscheidbar ist; einige Vertreter finden Erkenntnis ohne Anspruch auf Resonnanz im Verhalten auch eher uninteressant, einige finden zudem, dass selbst konsensfähig als wahr "erwiesene" Erkenntnis uninteressant ist, wenn aus ihr nichts "machen" lässt. Damit ist nicht unbedingt der praktische Nutzen gemeint, es gibt auch einen kognitiven, konsensstiftenden, heuristischen Nutzen von Erkenntnis (oder im "strengen" Sinne falschen Theorien wie dem geozentrischen Weltbild), der mit Wahrheit im klassischen Sinne nichts zu tun haben muss. audax_hb
Intuition und Ratio
Wir leben leider in der westlichen Welt in Gesellschaften mit einer extremen Überbetonung der Ratio. Dises Übergewicht hat uns Technik, Reichtum und Macht beschert. Der Logik und Ratio Wahn führt nunmehr in die Sackgasse.

Wie kommen wir da raus. M.E. nur dadurch, dass wir wieder ein Gleichgewicht zwischen Ratio und Intuition herstellen. Es muss wieder mehr geglaubt werden. Das wäre Pragmatisch. Die strikte Trennung zwischen Metaphysik und Naturwissenschaft (etwa seit Leipniz) muss wieder aufgegeben werden.

Dann würden auch neue Denkmuster entstehen. Mit den neuen Denkmustern ergäben sich auch andere philosophische Argumente.

Derzeit vernageln wir uns in immer verrücktere logische Konstruktionen, die einen eigenen Charme entwickeln, auch eine Geheimsprache beinhalten, weil keiner oder nur noch wenige Eingeweihte hinterher kommen.

Das schlimmste, was ich jemals versucht habe zu lesen ist "Sein und Zeit" von Heidegger. Logisch und widersprüchlich.
Logik, Ratio und Vernunft haben dem Menschen das Leben besser (leichter, angenehmer) gemacht. Nur dadurch waren diese Produkte, wie wir sie heute im Alltag nutzen und genießen möglich. Nur ein sehr einfältiger Mensch würde einen Computer mit seinen 10 000 (?) Chips verteufeln und gleichzeitig mit Freude benutzen.

Die Gefühle des Menschen befinden sich immer in einem natürlichen Gleichgewicht mit dem Verstand. Insbesondere durch die wachsende Bildung wurde er aufgeklärt und sein Wissen hat sich enorm erweitert. In einem Auto wird aber heute genau so gelacht, wie in einer Pferdekutsche zu früherer Zeit.

Da dieses Wissen heute so ungeheure Ausmaße angenommen hat, man denke an die unfassbare Fülle an Informationen, die wir über die Medien erhalten, erhöht sich auch der Umfang dessen, was wir glauben müssen. Denn wir können nicht für alle diese Inhalte Beweise einfordern. Das macht Vertrauen notwendig und dieses wird leider auch häufig missbraucht (z.B. "Lügenpresse").

Die Grundlage für diesen Wissenszuwachs waren die Wissenschaften. Sie bildeten dann die Grundlage für Technik, Produktion und Organisation.

Die Philosophie hatten immer ihr eigenes Gebiet. Sie war aber zugleich auch immer mit den Wissenschaften verbunden. Das gilt sogar für die Technik. Wenige würden vermuten, dass Aristoteles mit seiner Logik die Grundlage für die modernen Computer gelegt hat.

Die Logik, als höchste Form rationalen Denkens, hat einen herausragenden Anteil am Fortschritt des Menschen und an seinem Glück. Milliarden von Menschen in der Welt erfreuen sich an ihren Handys und an der Kommunikation, die durch sie möglich wird. Die ganze Fülle menschlicher Emotionen schwirrt über GPS zwischen diesen winzigen technischen Geräten umher.

Die Entwickler dieser Produkte, Mathematiker, Informatiker, Physiker, die Schöpfer von Logik und Chips, sind hochemotionale Menschen. Interessant dürfte sein, dass viele von ihnen in ihrer Freizeit musisch und künstlerisch aktiv sind.

Man kann also nicht davon reden, dass die Emotionen und damit der Mensch ausstirbt. Die Gefühle werden immer differenzierter, weil es viele Felder und Möglichkeiten dafür gibt. Es wird sich sogar im Gegenteil das Maß an Emotionalität des Menschen weiterentwickeln, wie sich Logik, Rationalität und Vernunft entwickeln.

Verstand und Gefühl bilden im Menschen eine natürliche Einheit und machen sein Wesen aus.
**e Mann
2.564 Beiträge
Einen Zuwachs an Wissen sehe ich auch. Da der Körper aber nicht in gleichem Maße mehr aufnehmen kann und auch nicht in gleichem Maße intelligenter wird, verändert sich die Struktur in Wissenschaft und Technik.

Entdeckungen und Erfindungen werden heutzutage von Teams gemacht. Das bedeutet, dass es auf der einen Seite noch mehr Spezialisten braucht und auf der anderen Seite eine größere Vernetzung. Dazu kommt, dass sich in dieser Entwicklung die Technik immer weiter vom "Normalbürger" entfernt. Eine Entwicklung, die wir gut beobachten sollten.

Die Emotionen, hm, die bleiben eher konstant in Quali- und Quantität. Der 16jährige Sohn steckt in der Pubertät und tickt nicht anders als all die Jungs der vergangenen Jahrhunderte.

Ich habe keinen Überblick über die derzeitige philosophische Szene und so sind es nur Vermutungen. Ich denke schon, dass auch die östliche Philosophie inzwischen hier einen größeren Einfluss hat, kann mir auf der anderen Seite aber auch vorstellen, dass die Philosophie der globalen Entwicklung etwas hinterher hinkt.

Gibt es bei den Philosophen eigentlich Teams? Ihr kennt euch da besser aus. Ich sehe den großen Philosophen noch immer in seinem Studierzimmer über den alten Büchern sitzen. Meist riechen sie etwas streng. Aber ist sicher ein völlig falsches Bild (-:

Ich finde, die Philosophie müsste sich mehr einbringen in die Tagespolitik, die heute ja geradezu hektisch hier und da die plötzlichen Krisen meistern und so zwangsläufig den Überblick verlieren muss. Die Philosophen haben den Auftrag, aus übergeordneter Sicht auch weiter entfernt liegende Lösungen und Aufgaben zu erkennen.

Sie sollten sich vor allem mit den Folgen der Globalisierung und weiteren Technisierung beschäftigen und die Sinne dafür schärfen, was an Umwälzungen auf uns zu kommt.

Dazu brauchen sie in erster Linie Wissen und Intuition, vielleicht aber auch eine wesentlich bessere Vernetzung. Nur so eine Idee.
yokowakare
Du hast mich völlig missverstanden. Ich habe nicht unseren technischen Fortschritt und unsere damit verbundene offene Gesellschaft verteufelt. Ich habe auf das Ungleichgewicht hingewiesen. Der Beweiswahn ist vorhanden. Leider. Nach 500 Jahren Logik Revolution sollte die Ratio wieder mit mehr Emotion ausgeglichen werden.

So war mein Einlass und nicht anders. Hier gibt es ja glücklicherweise noch einige mehr, die das ähnlich sehen.
Innerhalb der Philosophie gibt es viele Kontroversen. Ihre Auflösung wird durch das philosophische Argumentieren versucht. Kann man das eigentlich?

Ich habe das so verstanden, dass da jemand zweifelt an dem klassischen Philosophiewerkzeug Logik.
In Zeiten von Big Data, denke ich, dürfte klar sein, daß auch immer ein Subjekt, hier der Verweis auf Kant, ein Subjekt notwendig ist, das die unüberschaubare Datenmengen einordnet und bewertet.
Mir will das Bild nicht aus dem Sinn, der Mensch versucht, das Universum auszuleuchten mit einer Taschenlampe.
Die Logik ist ein verläßliches Werkzeug, stößt aber auch an Grenzen. Intuition und Geschmack lassen sich kaum in Zahlenkolonnen fassen.
@toskanaforjou
Gut, ich nehme es auf mich, dass ich Dich nicht verstanden habe (und behaupte nicht, dass Du unverständlich geredet hast...). Ich sehe Dir auch nach, das Deine Imperativ ("sollen") lediglich eine Form des allgemeinen Sprachgebrauchs ist, für etwas was man als wahr benennen möchte (denn DU, ICH, WIR werden hier keinen normativen Anspruch zu Gehör, geschweige zur Handlung von Menschen, bringen können).

Der Beweis aus Axiomen bildet die Grundlage der Sätze der Mathematik. Diese ist die Basis für die Physik. In der Physik gilt (zusätzlich) als Beweis das (erfolgreiche) Experiment. In der Technik wird durch Versuch und Test ähnliches vorgenommen.

Der Beweis in der Philosophie ist gänzlich rar und es gibt nur wenige Fälle davon (Kant hat in seinem Hauptwerk, in der sog. Abteilung Dialektik im 2. Hauptstück Antinomien, schöne Beispiele dafür geliefert und ich empfehle diese zu lesen).

Der Beweis spielt eine große Rolle in der Rechtsanwendung (Gericht) und er wäre sicher auch gut für die Politik.

Entscheidend ist also die (Antwort auf die) Frage innerhalb welcher gesellschaftlichen Sphäre ein Beweis sinnvoll ist. Wo gilt ein Beweis, wo ist sein Platz und seine Bedeutung.

Emotionen gehören zum Alltag und es ist in einem Streit mit dem Nachbarn, über eine angeblich eingeschlagenen Fensterscheibe durch den Sohn, sicher gut einen Beweis zu führen. Man wird aber seiner Partnerin nicht beweisen wollen, dass jetzt Sex richtig ist, sondern sie einfach "verführen"...

Wir sind im alltäglichen Leben ständig durchströmt von Gefühlen und in der Arbeitswelt stehen sie zugleich einer durchgängigen Rationalisierung und Optimierung, insbesondere in der Massenproduktion, die einen Hauptteil der Arbeit ausmacht und schließlich nur so zu den gewünschten preiswerten Massenprodukten führt, entgegen.

Emotionen kommen eine herausragende Rolle in der Kunst zu (Theater, Literatur, Film, Malerei usw.). Das Gefallen ist hier die wichtigste Emotion. Ohne unsere Emotionen wäre das Leben gänzlich ohne Sinn.

Insofern hat der Beweis und damit auch die Logik ein Grenze.
Pragmatismus
Auf diese Weise konstituierte sich neben Empirismus und Rationalismus als den klassischen REINFORMEN nunmehr der PRAGMATISMUS, der die FINALITÄT von Argumentation eher achtet als die Legitimation im Tatsächlichen (Basisproblem des Empirismus) oder im sog. "letzten Grund" (inf. Regress des Rationalismus).

Es ist ja spannend, dass es solche Richtungen wie Pragmatismus in der Philosophie gibt. Da wäre ja der erste Schritt vom Beweis weg in Richtung Metaphysik getan. Die Diskussion wird wahrscheinlich wieder einfacher, wenn wir von Intuition reden. Das erzeugt nicht so viel spontanen Widerstand bei den stark Logikorientierten.

Ich verstehe nicht, warum es so schwer ist, aus zwei Varianten
a) Der Geist ist ewig
b) Der Geist ist nicht ewig
eine ewige Diskussion mit wilden Argumenten zu veranstalten, wenn man einfach auf der Basis der Annahme einer der beiden Varianten weiter Denken könnte und sich dann mal das Finale anschaut. Wir blockieren Diskussionen mit überflüssigen Glaubensätzen.

Im Übrigen kenne ich diese Blockade täglich aus der Diskussion zwischen Wissenschaftlern. Blos nichts sagen und schreiben, das die Community nicht will! Wir vernageln uns selbst. Gelebte Inter- und Transdisziplinarität gibt es an Universitäten fast nicht, weil das Wollen nicht mit den disziplinären Glaubensätzen harmoniert.

Die Diskussionen sind immer dort beendet, wo festgefahrene Glaubensätze betroffen sind. Es wird nicht den Intuitionen gefolgt.
*****_hb Mann
205 Beiträge
ganz so streng ...
... sieht man das nicht:

"Die Ökonomie ist die einzige Wissenschaft, in der sich zwei Menschen einen Nobelpreis teilen können, weil ihre Theorien sich gegenseitig widerlegen."

Joseph E. Stiglitz, Berliner Zeitung vom 06./07. März 2004

Von der Borniertheit von Wissenschaftlern kann ich ein Liedchen singen, sowohl als Opfer wie auch als Täter. Könnte daran liegen, dass die Emotion dann doch ins Spiel kommt und wir uns dann benehmen wie die kleinen Kinder ("meins!", "du darfst nicht in meinen Sandkasten", "dein Sandkasten ist dreckig", "Sand ist eh' blöd").

Hey, Wissenschaftler sind auch nur Menschen, und keine Ratio-Automaten. Und das ist gut so, denn sonst hätten wir weniger Kreativität, Neugier und LUSTgewinn am Rumspielen mit den ganz teuren Sachen im Labor *g* ).

audax_hb
Borniertheit, Glaubensätze und Spielen
Hey, Wissenschaftler sind auch nur Menschen, und keine Ratio-Automaten.

Ja, stimmt. Ich bin aber glaube ich nicht zu streng. Ich habe nur keine Lust mehr, mit Menschen zu diskutieren, die nicht bereit sind, ihre eigenen Glaubensätze anzuzweifeln.

Im Übrigen muss ein guter Wissenschaftler immer seine geliebten und schwer erarbeiteten Modelle sowohl verteidigen und gleichermaßen immer wieder zerstören wollen. Lässt er das zerstören Wollen bleiben, steht er und kommt nicht weiter. Dann sollte er in Pension gehen.

Glaubensätze müssen in Frage gestellt werden. Das führt zu Erfahrung und neuen Wegen. Auch dann brauchen wir die Logik natürlich. Ich liebe die Logik, sonst wäre ich ja nicht hier in diesem Forum. Ich liebe aber auch den Zweifel und den Widerspruch. Das treibt uns voran. Nicht die Art der Argumentation ist entscheidend, sondern das Umgehen mit Varianten und das Zulassen von neuen Wegen.

"Wer nicht vom Weg abkommt beibt auf der Strecke!"

Und das bitte spielerisch und Leidenschaftlich, da bin ich sofort dabei. Es darf nur nie persönlich werden.
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