Vom Wissen der Haustiere
@*******ory, Hallo!
kann es sein, dass wir über sehr unterschiedliche Dinge schreiben, zumindest aber unterschiedliche Aspekte verhandeln?
Zunächst ist Erkenntnis eine im Wesentlichen auf das menschliche Bewusstsein beschränkte Art der Wahrnehmung der Welt. Wir wissen inzwischen, das hochentwickelte Primaten zumindest in der Lage sind, ein Ich-Bewusstsein zu entwickeln, was ein erster Schritt hin zur Erkenntnis der Welt sein mag.
Das Unendliche, von dem ich in meinem Betrag schrieb, bezog sich ausdrücklich nicht auf den unendlichen Geist eines "höheren Wesens". Das ist für meine Sicht auf die Welt und ihre Entwicklung eine reine Erfindung der Menschen und eine willkommene Projektionsfläche für ihre Ängste und ihre relative Unwissenheit, was die Gesetze in Natur und Gesellschaft anlangt. Damit mögen sich Theologen auseinandersetzen. Für mich gilt es, dem Begriff der Unendlichkeit in der realen Welt nachzuspüren. Ich sage es noch einmal: als einzelner Mensch bin ich möglicherweise in der Lage, mir die wichtigsten neuen Erkenntnisse über die Entstehung des Universums anzueignen, an der Ausarbeitung und Verfeinerung von Hypothesen und Theorien darüber mit zu wirken, wenn es denn mein Intellekt und meine Fantasie zulassen. Aber ich werde nicht wissen können, was der menschliche Forscherdrang und die weiter fortschreitende technische Entwicklung der Menschheit in zweihundert Jahren zu diesem Thema an neuem Wissen an neuen Erkenntnissen bringen wird. Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass es neue Erkenntnisse geben wird, wenn wir das menschlichen Leben auf diesem Planeten nicht leichtsinnig in die falschen Hände legen...
Wissen und Erkenntnis sich relativ. Wahrheit ist kein Zustand, sondern ein Erkenntnisprozess. Die Welt - die physische wie ihr Abbild im Bewusstsein der Menschen entwickeln sich fortwährend weiter. In diesem Sinne ist die Frage der Erkenntnisfähigkeit des Unendlichen unter dem Aspekt der Relativität mit nein zu beantworten, was aber die prinzipielle Fähigkeit zur fortschreitenden Erkenntnis angeht, unbedingt mit ja.
Das Verständnis des Willens und des Bewusstseins eines wie auch immer zu benennenden göttlichen Wesens muss allerdings scheitern, weil es um die Auslegung von Ideen geht, die dafür ausdrücklich nicht gedacht sind. Die Wege des Herrn sind unergründlich, das ist die Quintessenz eines religiösen Grenzpfahls, die den Menschen suggerieren soll, dass ihre geistige Kraft nicht ausreicht. Ein Zeugnis von Gott, von welchem auch immer, habe ich bisher nicht bekommen. Was wir über die Geschichte der Götter wissen, wissen wir durch Überlieferung von unseren Vorfahren. Wieviel Wahrheit, tatsächliche wie vermeintliche, wieviel Machtkalkül und religiöser Wahn haben sich in den Jahrtausenden in diese Überlieferungen gemischt?