Also ...
... das sind eine ganze Reihe von Fragen. Davon sind einige ganz leicht beantwortbar - Den Joyclub wird Gott sich nicht ausgedacht haben aber wenn die Umsetzung dieser Idee, die ich im übrigen gut finde, auf meinem Tisch gelegen hätte, würde das Portal ein klein wenig anders aussehen und funktionieren. Also, nein, ich für meinen Teil habe den JC nicht so gemacht, wie wir ihn gerade vorfinden. Nimmt man den Aspekt, dass eine Community wie diese hier einen wesentlichen Beitrag dazu leistet, wie sie selbst verfasst ist, dann trägt natürlich jeder, der sich hier auch nur einloggt, dazu bei, sie zu verändern.
Gott und Sex, das scheint zumindest ein ambivalentes Verhältnis zu sein. Jeder erinnert sich an den Satz in Erz: "Seid fruchtbar und mehret euch" (1. Mose "Genesis" sagt Google), aber da fallen mir spontan zwei Fragen dazu ein:
1. Ist dies Gottes Befehl, oder hat sich Mose das nur ausgedacht? Anders gefragt: Wie klar und unmissverständlich gibt die Heilige Schrift den Willen Gottes wider oder doch eher den Willen der Priester und derer, die die Auslegungshoheit für sich eingefordert haben?
2. Ist diese Aufforderung tatsächlich auf Sex gerichtet oder doch eher auf den Akt der Zeugung zum Zwecke der Arterhaltung, die durchaus nicht unbedingt etwas mit Erotik, Lust und Leidenschaft zu tun haben muss?
Die Heilige Schrift kennt Salomos Hohelied als eines der eindrucksvollsten Lobpreisungen der Liebe und der sexuellen Vereinigung von Liebenden einerseits, andererseits wird vielfach die Vereinigung zwischen Mann und Frau als Fleischessünde verstanden und nicht selten als schmutzig empfunden. Der Gedanke der Unreinheit einer Frau, die vorehelich oder außerehelich sexuellen Kontakt mit einem Mann hat, ist weit verbreitet.
Das gedankliche Experiment, von der Existenz eines göttlichen Wesens auszugehen und diesem Wesen all jene Attribute zuzugestehen, die zur Göttlichkeit dazu gehören, muss uns nach meinem Dafürhalten zu der Erkenntnis bringen, dass Gott kein Verhältnis zu irgend einer Form von Vereinigung zum Zwecke der Fortpflanzung und Reproduktion haben kann, weil er selbst dies nicht nötig hat. Schon gar nicht die monotheistischen Götter, denn was käme heraus, pflanzte sich ein Gott fort? Ein Gott. Wer schafft sich schon selbst freiwillig Konkurrenz nur wegen eines bisschen Spaßes wegen?
Aber Gott entzieht sich vielleicht auch hartnäckig unserem Verständnis, weil wir in unserer irdischen Beschränktheit von Wesenheiten ausgehen, wo eigentlich nur Prinzipien herrschen, ein universeller Bauplan, eine IKEA-Bauanleitung, vergessen von ... Schon haben wir ein Problem. Aber Prinzipien haben vermutlich gar keinen Sex, aus Prinzip schon nicht, denke ich.
Sex ist der mit der dünnen Glasur von über fünftausend Jahren Kulturentwicklung überzogenen Notwendigkeit des Menschen, sich zu reproduzieren. Der neben der Nahrungsbeschaffung wohl elementarste Akt, den Menschen zu vollziehen haben. Historisch betrachtet vermutlich auch der mysteriöseste, dessen biologischen Mechanismen für Jahrhunderte im Dunkeln blieben und durch religiöse und abergläubische Mythen erklärt wurden bis hin zur unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria. Das aber trifft in erster Linie auf den Dunstkreis der christlichen Religionen zu, während wir von anderen Völkern und Kulturkreisen einen weitaus freudbetonteren Umgang mit diesem Thema verzeichnen können. Göttinnen waren allenthalben für die Fortpflanzung aber eben auch für die Liebe zuständig. Da sehe ich schon eher eine gewisse Nähe zu Einrichtungen wie dieser hier.
Gott ist kein Ökonom. Er verfügt über unerschöpfliche Ressourcen, unendlich viel Zeit und ein unüberschaubar großes Arsenal an Machtinstrumenten und Zaubertricks. Gott muss sich um die Effektivität dessen, was er uns später Schöpfung nennen läßt, nicht kümmern. Er schöpft aus dem Vollen. Aber er erschafft eine endliche Welt, weil er uns nicht als Konkurrenz heranwachsen sehen will. Ökonomie entsteht aus dem Mangel an Lebensgrundlagen für menschliche Gesellschaften. Sie entsteht im Prozess der Menschwerdung, des Fortschreitens von Produktivkräften und der Herausbildung von Produktionsverhältnissen. Wer hier an dieser Stelle plötzlich ein komisches Gefühl hat: richtig: Marx Kapital Band I. Wem auch dieses Gefühl fremd sein sollte: der andere Marx, nicht der Kirchen-Marx.
Um solche "Kleinigkeiten" würde ich mich als Gott aber auch nicht kümmern wollen.
Dieser kleine, etwas launige Exkurs sollte bitte nicht allzu ernst betrachtet werden. Fast alles steht unter dem Annahme-Vorbehalt, dass es tatsächlich Gott gibt. Das Problem ist, der Glaube hebt darauf ab, dass seine Existenz und sein Wirken nicht bewiesen werden muss. Das liegt im Wesen des Glaubens. Für uns Atheisten ist das ein komisches Argument, weil wir in einem fort aufgefordert werden, das Gegenteil zu beweisen.