Irgendwie gelingt Kommunikation – insbesondere in Beziehungen – immer, denn wenn sie nicht gelingt, haben wir zumeist Erklärungen dafür, und das kann man ebenfalls als Kommunikation betrachten, und zwar als jene, die man mit sich selbst beziehungsweise mit FreundInnen führt, mit denen man sich über die auftauchenden Kommunikationsprobleme mit jenem Menschen auseinandersetzt. Diese Erklärungen haben allerdings nicht notwendigerweise den Charakter einer angemessenen Kritik der zu Debatte stehenden Beziehung zu diesem Menschen; sei sie unverbindlich oder eben – worauf ich hier hinauswill – verbindlich.
Das Besondere scheint mir, daß wir bei gelungener Kommunikation dieses Problem nicht bedenken. Wir sagen uns einfach: Wie schön, daß wir uns verstehen! Warum das so ist, bedenken wir nur sehr selten. Das führt zu einer Situation, in der, wenn es zu Schwierigkeiten zwischen Menschen kommt, die sich bis dato gut verstanden, wenige bis keine Gründe zu denken sind, warum die ursprüngliche Harmonie abhanden kam.
Man ist dann geneigt, von einem Auseinanderleben auszugehen oder eine Schuld beim Anderen oder bei sich selbst zu sehen. Das kann natürlich auch der Fall sein, nur bin ich davon überzeugt, daß es sehr selten so ist. Viel eher scheint es mir so zu sein, daß die Erklärungen eher hergenommen als erkannt werden. Wenn alles gut läuft, macht man sich keine Gedanken, weshalb man sich schwertut, sich Gedanken zu machen, wenn es schlecht läuft.
Kommunikation ist das schwierigste, weil komplexeste Geschäft, das man betreiben kann, und zugleich ist es das leichteste, weil spielend zu betreibende.
Schwierig und komplex ist es aufgrund der schlichtweg nicht erschlagbaren Vielgestaltigkeit der möglichen Formen und Bedeutungen. Man würde irrsinnig, wollte man sich stets der unüberschaubar vielen Möglichkeiten des Verhaltens oder des Handelns bewusst sein, die man mit diesem einen Tun ausschlägt. Es ist, als wollte man am Strand das einzig richtige Sandkorn wählen. Tatsache aber ist, daß meine Wahl der Sandkörner meine Persönlichkeit ausmachen, und es erscheint mir als Lebensaufgabe des Einzelnen, seine Wahlen als das kennen- und hinnehmen zu können, wer er ist.
Leicht und spielend zu betreiben ist es aufgrund der Gedankenlosigkeit, mit der ich Sandkörner herauspicke. Diese Freiheit ist jenen Kindern gegeben, die ohne Angst aufwachsen und erwachsen werden durften sowie jenen Erwachsenen, die ihre Unfreiheit nachträglich in Freiheit verwandeln konnten, weil sie die Macht der Reflexion als Mittel zu nutzen wussten, ihrem Kind die Hand zu reichen und aus der Verschüttetheit (schönes Wort!) zu helfen.
Glücklich ist, wer sich am Strand keine Gedanken um das Sandkorn machen muss, das er herauspickt, weil er sich in ihm erkennt.