ein thread, auf dessen erstseite schon ein konsens auf
nichts fällt, hat philosophisches potential - schon weil sich keine andere disziplin ausgiebig darum scheren könnte. das
nichts hat zu wenig marktrelevanz um forschungsetats zu mobilisieren.
allenfalls unter einem beliebigen kyotoer dach wird man sich seiner annehmen, wenn die knieschmerzen der meditierenden es zulassen.
Leichter ist es, mir das NICHTS wie eine kompakte Masse vorzustellen, in der alles ist, was es bis in den letzten Winkel des Universums existiert, also eine verdichtete Struktur der Möglichkeiten zum Werden.
nichts als nichtmanifestes
alles - da springt die physik ein, und auch unter kirchentalaren atmet man so die erklärungsnot weg.
ich habe eine ähnliche imagination: einen gigantischen trichter, wie eine windhose, oder, noch besser, wie ein füllhorn. da steht die spitze auf dem
nichts und die trichteröffnung ragt in die galaxien hinein und verwirbelt sie zum
alles.
aber - im grunde - ist da nicht
nichts, sondern
eins.
die null, das tor zum nichtsein - gänzlich unfassbar.
nicht der schritt zum
alles fällt schwer, sondern der von der null zur eins.
das NICHTS ein allumfassender, allem zu Grunde liegendem Zustand ist, der alles zulässt, aber nichts wirklich entlässt.
dass wir also alles hineinpacken, was nicht ins denknecessaire passt. rein- und rauslassen tun ja wir.
hinter der eins meines füllhorns sehe ich
nichts. rein gar nichts. das ist eine unüberblickbare, stockfinstere nacht, über die man rein gar nichts sagen kann, denn sagte man etwas, wäre es nicht mehr das nichts. es ist das ende des denkens.
vielleicht ist das, was bleibt, die erzählung. der mythos.
der natürlich davon handelt, wie man dem nichts entrinnt. wie man das kraut der unsterblichkeit sucht, als sternbild ans firmament genagelt wird, wie man intrapyramidal als wachstuchpuppe überdauert.
von meinen beiden omas blieben die erzählungen. die müsste ich, hätte ich mit dem nichtpunkt hinter der eins nicht halbwegs frieden, meinen kindern erzählen.
damit eine bleibt, erzähle ich sie euch.
oma väterlicherseits hatte eine narbe am bauch; ich wollte die geschichte dazu so oft hören, dass ich heute noch den eindruck habe, dabei gewesen zu sein, als sie sie sich zuzog.
sie war nämlich mit acht jahren auf einen hohen baum geklettert - was auch immer für eine achtjährige hoch ist. und dort oben besann sie sich der bedenklichen aspekte der rückreise und begann zu weinen.
ihr bruder, der älteste, der zum zeitpunkt des berichtes an mich schon jahrzehnte nicht mehr lebte, stand unter dem baum, und coachte sie wie ein katzenhalter sein verdattert tigerlein. er riet, sie solle den bauch flach an den stamm legen, diesen umarmen, und so, ganz allmählich, ast für ast, hinunter rutschen.
kind-oma tat so, aber sie hielt so fest, dass ihr bauch von der rinde und bis zum niedrigsten ast, von dem aus sie in bruders arme sprang, blutig aufgeschürft wurde und diese narbe hinterließ.
und mir blieb die geschichte im sinn, als prototypische tapferkeit, als motiv für das opfer, das der forscher aufbringen muss. und natürlich bedauerte ich, keinen bruder zu haben, der in meinem eventuellen katzkletterkasus so hilfreich beistünde.
so werden mythen geboren. ein weltenbaum, ein heros, ein übrigbleibsel, ein emblem.