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Ist der Mensch begabt zur Veränderung?

Wir haben einen unfreien Wille, besser gesagt limitierten Willen, weil wir zwar innerhalb unserer Prägung alles Mögliche machen können - jedoch unsere Prägung wie eine Fahrrinne wirkt

Sicherlich sind wir geprägt von Kindesbeinen an, aber wir sind nicht determiniert im Sinne eines grundsätzlich unfreien Willens, der gleich einer Maschine von außen her Apriori programmiert wäre und Veränderungen könnten nur dann stattfinden, wenn ein allmächtiger Programmierer das Betriebs- und/oder Softwaresystem überarbeite.
Das Bild allein und die Realitätsbeschreibung wäre mir schon zu statisch und zu simpel. Es gibt auch genug Beispiele, wo Menschen gegen alle Prägung und ungünstige Sozialprognose (auch im Krankheitsfällen) es dennoch geschafft haben mit entsprechender Hilfe Veränderungen zu bewirken. Mein Umgang mit Kindern führt mir das jeden Tag vor Augen; es sei denn es setze sich eine Haltung durch, dass diesem oder jenem doch nicht mehr zu helfen sei ... Und alle Appelle an den Willen des Beteiligten wäre dann sinnlos, wenn eine blinde Schicksalsmacht deterministisch dauernd reinpfuschte.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Der freie Wille ist Bedingung der Möglichkeit dafür, dass Strafrecht Sinn macht. Eine philosophische Theorie kann auf beide verzichten.

Vielleicht ist ja gerade die Erwähnung im Straffrecht, die die §§ 211 ff. StGB so interessant macht. Bei Drogen und Alkohol funktioniert das ja auch.

Ich frug mich, inwieweit unsere persönliche Position zum Thema freier Wille an sich schon durch unser Gewordensein determiniert ist oder gar in einzelnen Lebensphasen je nach den Erlebnissen changiert.

Bisweilen machen wir widerwärtige Anpassungsprozesse durch: Im Beruf, auf der Beziehungsebene, bei Krankheiten, dem Tode naher Angehöriger oder einem Wechsel der Moderation von "kein schöner Land." Da erhebt man dann gerne mal die eigene Ohnmacht zur kosmologischen Konstante und die Fähigkeit, Unbill zu ertragen, wird zum metaphysischen Geburtskanal.

In anderen Phasen haben wir vielleicht durch einen waghalsigen Berufs- Partner- oder Fahrspurwechsel einen Monate anhaltenden Glücksflow eingeleitet. Dann singen wir natürlich das hohe Lied der (Willens-)Freiheit.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
„Freiheit ist immer die Freiheit der Anderslenkenden.“ Oder waren es die Andersschenkenden? Ich weiß es nicht mehr. Vielleicht waren es die Andersverrenkenden. Ja, die werden es gewesen sein. Macht ja auch Sinn: Schließlich verrenken wir uns tagein, tagaus. Ausgenommen natürlich die Esos; die sind ja immer ehrlich und verbiegen sich nie. Weil sie eine höhere Ebene der Erkenntnis erlangt haben und erleuchtet sind.

But for us regular folks who might wear tennis shoes or an occasional python boot liegt Freiheit jenseits realistischer Erfüllung, weil wir eben gefangen sind. Wir sind gefangen im Fleisch, wie ein alter Freund gerne bemerkt, und er scheint zu sagen, was ich mit dem Wort von den unzureichend reflektierten Überzeugungen ausdrücken will: Wir sind aus Fleisch, und Fleisch will Fleisch. Ein hinreißendes Wort übrigens, für das einen Reim zu finden ähnlich schwerfällt wie für >Mensch<.

Wie auch immer; Reflexion ist die einzige Geste, mit der ich meinem Gefangensein im Fleische etwas entgegensetzen kann, und ich kann nur durch sie mich über mich selbst erheben und erkennen, wer ich bin. Diese Reflexion kann fußen auf eine religiöse Philosophie, und sie kann fußen auf Weltwissen, und beides schließt einander nicht prinzipiell aus. Ein Wissenschaftler und bekannter Popularisierer wie Harald Lesch hat mir einen Großteil meines astrophysikalischen Wissens vermittelt, und doch ist er ein Gläubiger. Er kann es sein, weil er zu der Erkenntnis durchgedrungen ist, daß Glauben nicht Wissen heißt.

Nun geht der Topos der Prägung auf etwas zurück, das aufgrund der wissenschaftlichen Erkenntnislage nicht von der Hand zu weisen ist: Sie ist eine Wahrheit. Nun kann man aus dieser Wahrheit alles mögliche und unmögliche machen, beispielsweise die Überzeugung, alles sei Prägung. Man kann auch des Gegenteil postulieren und sogar begründen; daß nämlich Prägung nur Prägung sei und ab einem bestimmten Alter stetig überschrieben und immer mehr bis zur Unkenntlichkeit umgeformt wird.

Ich versuche derzeit, zu einer Überzeugung zu kommen und eine Haltung einzunehmen, die das, was Prägung genannt wird, im Hinblick auf freien Willen und Begabung zu Veränderung geschmeidig einfügt in meine bereits bestehenden Überzeugungen von prinzipieller Freiheit, der Reflexion als Königsweg der Erkenntnis sowie dem Wert von Weltwissen.

Betrachte ich mich selbst, so muss ich mich fragen, woher mein Interesse eigentlich kommt, einen Großteil meiner Freizeit damit zu verbringen, über youtube alle möglichen Wissensquellen anzuzapfen und mich zu informieren über Kommunikologie, Astrophysik, Psychologie, Technik, Musik, Wirtschaft, Geschichte, Biologie, Sex und einiges mehr.

Ich muss dazu sagen, daß meine Bedingungen dafür ideal sind; meine Kinder sind erwachsen und längst aus dem Haus, und ich bin keiner, der viel unterwegs ist. Ich bin also ein sehr häuslicher Typ.

Häusliche Typen gibt es viele, und die meisten verbringen ihre Zeit eben nicht damit, ihr Wissen zu erweitern. Das ist eben so. Wenn ich aber nichts unternehme, um etwas von der Welt zu verstehen, dann bin ich gefangen im Fleisch. Der immergleiche Arbeitsalltag mündet in den immergleichen Feierabend, und wer sich auch im Privaten für das Immergleiche entscheidet, soll sich nicht wundern, wenn er im Arbeitsalltag und im Privaten ständig an seine Grenzen stößt.

Das Eigentümliche dieser Grenzen ist, daß ich sie nicht als meine erkennen kann. Sie müssen mir als Grenzen der Welt bzw. als Grenzen des Anderen erscheinen, weil ich ich mir die Einsicht verwehre, an meinem Schicksal beteiligt zu sein.

Er ist durch sein eigenes Verhalten gewissermaßen gezwungen, seinen Arm auszustrecken, mit dem Finger auf andere und die Umstände zu zeigen und auszurufen: Ich kann ja nichts machen! Das Fernsehprogramm ist Scheiße, meine Kollegen machen nur Fehler, mit mir spricht ja keiner, ich werde nur verarscht und lauter so Zeugs. Gefangen im Fleisch, in der reinen Logik des Freund-Feind-Schemas. Wer’s mag …
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Es geht um Verantwortung. Jede Veränderung hat mit Verantwortung zu tun. Veränderung kann über mich hereinbrechen, und ich mag sie mehr oder weniger – von ganz bis gar nicht – begrüßen. Ich kann sie selbst entscheiden und herbeiführen, wobei ich sie ebenfalls mehr oder weniger begrüßen mag. Es ist nicht automatisch so, daß eine aus sich selbst angestrebte Veränderung begrüßt und eine gezwungenermaßen zu vollziehende erlitten wird.

Nehmen wir den Gebrauch von Drogen. Als Raucher mit nicht nennenswerten gesundheitlichen Einschränkungen kann ich ein selbstentschiedenes Ende mit erheblichen Schwierigkeiten durchstehen. Wenn mich aber jemand plötzlich – auch, wenn ich es eigentlich selbst wissen kann – vom gefährlichen Unsinn überzeugt, kann es mir leichter fallen. Es kann aber auch ganz anders laufen. Ich kann das Ende des Rauchens auch durch einen Traum oder irgendeine andere Begebenheit selbst entscheiden und problemlos aufhören, während ich große Schwierigkeiten haben kann, wenn ich auf den dringenden Rat eines Freundes hin aufhöre.

Die andere Seite der Medaille weist gesundheitliche Probleme auf, aufgrund derer ich aufhören will und es damit leicht oder schwer habe, während ich beides auch erleben kann, wenn mir mein Arzt sagt, daß es eine Frage von Leben und Tod sei.

Ob schwer oder leicht; die Veränderung geht Hand in Hand mit Verantwortung. Diese wiederum fächert sich vielfältig auf; in jene für sich, für den Partner, die Kinder, den Arbeitgeber und die Gesellschaft.
*******rine Mann
361 Beiträge
Verantwortung antwortet, das Antworten setzt Verstehen voraus... Verstehen dessen, was IST im Zusammenhang... daraus erwächst die Möglichkeit, einer in diesem Verständniskontext sinnvollen Veränderung als Antwort

'Verstehen heißt antworten'
A. R. Bodenheimer
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Als Mitglied oder Mitklit des Joyclub springt dem einen oder der anderen etwas ins Auge, daß als Veränderung zu gelten hat; die Veränderung in der Wahrnehmung, des Erlebens und Gestaltens des eigenen Sexlebens oder des entsprechend apostrophierten Lebens im Allgemeinen. Mir haben die Beteiligung an Foren und die Mailkontakte zu usern einen größeren Raum und somit eine Erweiterung meiner Erkenntnisfähigkeit, meines Einfühlungsvermögens und meiner Menschenkenntnis beschert, als ich zu Beginn je hoffen durfte.

Was meine Sexualität betrifft, hat all das nur bestätigen können, was ich zuvor schon tat, wusste oder ahnte. Aber es gibt viele, denen ihre Zugehörigkeit zu dieser site zu einem Quantensprung verhalf.

Nun ist aber ein solcher Quantensprung nicht wirklich eine Veränderung im Sinne der Einführung einer völlig neuen Welt, mit der man zuvor keinerlei Berührung hatte. Er ist nach meiner Überzeugung eine Veränderung im Sinne der Verwirklichung einer Erlebniswelt, die immer schon in jenem angelegt war, der sie als neu erlebt.

Niemand kann BDSM für sich entdecken, der nicht schon immer irgendwie Bondage und Disziplin, Dominanz und Submission, Sadismus und Masochismus in sich trug. BDSM bricht nicht über mir herein; es ist in mir, und ich brauche eine Umwelt, die in die Atmosphäre des BDSM getaucht ist, um mich zu erkennen. Bekomme ich keinen Zugang zu einer Welt, die den Aspekten meiner Individualität Raum bietet, bleiben diese verschüttet und von jeglicher Entfaltung abgeschottet.

Veränderung erscheint so in einem Licht, das jener längst in sich trug, der die Veränderung vollzieht. In diesem Sinne ist das Wort des Philosophen Santayana: „Es gibt nichts Neues unter der Sonne, außer das Vergessene.“ eine Wahrheit. Wir können nur das erkennen, was wir bereits in uns tragen, aber vergessen mussten.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Aus dieser Überzeugung oder Perspektive heraus erscheint Veränderung nur dann als wirkliche Aufgabe und Herausforderung, wenn ich eben nicht in die dazugehörige Atmosphäre getaucht bin und ich in meiner Lebenswelt wenig bis keine Möglichkeiten finde, mich neu zu verankern.

Wir sind also auch durch äußere Bedingungen gefangen im Fleisch bzw. gefangen in Umgebungen, deren Bedingungen uns längst in Fleisch und Blut übergingen. Wenn wir diese Bedingungen überwinden müssen, um uns zu verändern, bedeutet das eine bisweilen nicht zu leistende Anstrengung, und das sehe ich als eine wichtige Grenze meiner Kräfte, aus mir selbst heraus die Bedingungen der Möglichkeit zur Veränderung herzustellen.

Das ist übrigens auch die Grenze, an welcher der Radikale Konstruktivismus endet.
Wie auch immer; Reflexion ist die einzige Geste, mit der ich meinem Gefangensein im Fleische etwas entgegensetzen kann,

Ich kann sie selbst entscheiden und herbeiführen
[die Veränderung]

Veränderung erscheint so in einem Licht, das jener längst in sich trug, der die Veränderung vollzieht.

gefangen in Umgebungen, deren Bedingungen uns längst in Fleisch und Blut übergingen

bedeutet das eine bisweilen nicht zu leistende Anstrengung, und das sehe ich als eine wichtige Grenze meiner Kräfte, aus mir selbst heraus die Bedingungen der Möglichkeit zur Veränderung herzustellen.

(alle zitate von plantnurse)

ich habe mir jetzt diese fragmente zusammen gepickt, weil sie in dieser anordnung einen gedankengang illustrieren - ein brainstorming eines exemplarischen individuums, das über veränderung sinnt:
• mir bleibt nur übrig, nachzudenken.
• ich kann etwas verändern.
• es wäre leichter, wenn es bereits etwas mehr in mir angelegt wäre, als ich es für möglich halte.
• das könnte anstrengend werden.

du schreibst von fleisch und blut. in der redewendung steckt, auch dank angehängtem "gefangensein", eine menge potenzial. nutzbar zum bekräftigen der anbindung, aber auch um zu entlarven, w o sie stattfindet. fleisch, und noch mehr blut, suggerieren unteilbares ichsein, sind chiffre des offenbarten und lebenden einsseins.

auf einem werbeplakat eines örtlichen ertüchtigungstempels lese ich, immer wenn ich zum baumarkt fahre:
Es ist dein Körper.
Mach was daraus!


reflexion ist nicht der einzige weg zur erkenntnis. das mag schwer fallen zu glauben, wenn man es gewohnt ist, die welt mit den gedanken aus dem ei zu pellen; es lohnend, erquicklich und geil findet, und darin geübt ist, und einen besseren weg noch nicht entdeckte (man, nicht du).
dabei überschatten meist die transaktionen auf reflektivem wege, dass der körper mit den gedanken mitgeht. wir sind es nicht gewohnt, auf unseren körper zu hören. allenfalls, wenn er laut wird. dabei reagiert er permanent auf alles, was wir denken, wenn auch unhörbar und so subtil, dass nur noch showmaster in der lage sind, eine körpersprache erfolgreich zu deuten.
jeder vorstellungsakt hat seine manifesten pendants auf gewebe-ebene, im zell-milieu, langfristig im organgeschehen - in den chemischen vorgängen des körpers.
jeder miese gedanke hat eine resonanz zu einem somato-impuls, der ihn echot, und jede beglückende vision ist von einem positiven körperbefinden eskortiert.
die meisten stimmungen, mit bisweilen starker physicher begleitung, sind ergebnis nachhaltigen schlimmredens, sorgens, grübelns, befürchtens und nachtragens - oder nachhaltigen hoffens, entwerfens, genießens und loslassens.
wenn man sich genug anstrengt, kann man sich im nachhinein eine mißglückte kindheit aufbauen, wenn man meint, keine gehabt zu haben. dann wird das zu einem wenig prickelnden spiel, aber man wird es schaffen. man muss nur alles weglassen, was gut war, und das andere pflegen, betonen, ausbauen, aufbauschen. eine optik aufstellen, ein prisma.
in allen verben steckt ein akt, ein aktionspotenzial, eine beginnende tat, ein angedeuteter takt, wir können uns physisch vorstellen, was eine anstrengung ist, und wir reagieren somatisch, muskulär, auf die idee: ich strenge mich an.
ich trage nach - das ruft auch eine assoziation von belastung hervor, wir sind uns aber der last nicht bewusst. wir sind uns nicht bewusst, was wir in unseren körpern anstellen, während wir sisyphos imitieren.

deshab arbeiten die neueren schulen der psycho-assistenz vermehrt mit bodymind. deshalb auch der boom der semireflektiven wellness-angebote, psychosomatischer rehas und eigenbeteiligungszuschüsse der krankenkassen.

am beispiel des yoga:
manche posen sind extrem schwer einzunehmen, andere sehr leicht, da hat jeder seine persönliche einschränkungsskala, ähnlich der inneren haltungen, die im fleisch und blut sein sollen.
versucht man nun lange, in eine schwierige pose zu kommen - auf die falsche art, wird sie immer zu einer aversion führen, dann wird man sich noch mehr anstrengen und die sache nicht mögen, und vielleicht nicht üben.
ich habe festgestellt, dass es zu jedem asana eine recht große anzahl an zugängen gibt. jede vorherige stellung bietet einen neuen start in die jetzige und es kommt darauf an, die eigene abfolge zu kreieren, statt etwa zu versuchen, das nachzuahmen, was der lehrer einem vorgibt. der beste lehrer wird nicht wissen, was sich für mich am besten anfühlt. aber er kann mir zeigen, dass es viele wege dahin gibt.

daher übe ich seit jahren nur allein, jede session ist anders, jede ein unikat, ein dialog mit meinem körper.
und auf die übung kommt es an.
und weil wir übung fast immer mit anstrengung verbinden, tut der gedanke ans üben schon weh.

wenn aber einem im leben einer sagte: du, dehn doch mal hier diesen einen denkmuskel, spann den gegensätzlichen dazu an, wechsle dann ins umgekehrte, dann auf der anderen seite (hirnhälfte), dann atme tief ein und aus und entspann dich -
wenn wir angeleitet würden, am probieren der gedankenstränge, am verkosten der zustandsgeschmäcker, am beobachten vor allem der leistung, der zunahme der elastizität und transparenz der einsichten,
freude zu haben! -
wenn das ziel wäre, möglichst viel an bewegungsfreiheit zu kultivieren, so wie es jetzt ist, den body zu formen, möglichst grenzsprengend zu sinnen, möglichst substanzaufbauend, und das auch noch im wohlklimat regenerationsstiftenden pH-werts einer gesunden binnenmenschlichen ökologie -

wir würden alle allemal mehr verändern.

das ist nichts anderes als positiv denken, schätze ich, ich weiß nicht, wie das gleichnamige konzept im einzelnen aussieht. ich habe mein konzept dargelegt, das ich aus der auseinandersetzung mit meinem körpergeist gewann, in einem exemplarischen fall.
affirmation ist mir darin zentral. nämlich in der form: ja, so fühlt es sich an. ja, das ist mein widerwille (oder meine angst, oder beengung), das ist mein widerstand.
und wenn er meiner ist, kann ich damit machen, was ich will. zum beispiel den widerstand erweichen oder gar weggeben. einfach auf den sperrmüll stellen, es wird sich einer finden, der ihn mitnimmt.

der innere widerstand ist in zeiten prinzipiellen nichtverbiegens die zuflucht der egogläubigen, aber in denselben zeiten prinzipieller glaubensfreiheit nur der sprichwörtliche schweinehund. und der ist dankbar, wenn man ihn nicht schimpft und tritt, sondern mit respekt behandelt. tut man es, beginnt er gar zu gurren.

das war mir wichtig, beim stichwort anstrengung. wenn der lohn für leidenschaftliches verbiegen, schwitzen und entrücktsein im somatischen ein orgasmus ist, stellt sich die frage, warum der gedankliche ent/spannungshöhepunkt nicht zumindest das gleiche ansehen genießt.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
wenn der lohn für leidenschaftliches verbiegen, schwitzen und entrücktsein im somatischen ein orgasmus ist, stellt sich die frage, warum der gedankliche ent/spannungshöhepunkt nicht zumindest das gleiche ansehen genießt.

Was für ein wunderbarer Gedanke.

Die Unterschiede auf beiden Feldern sind erheblich und ähnlich fundamental wie beim Eigentum von Gütern vs Information.

1) Man kann bei so einem mindfuck schlecht zusehen und das hat eben Auswirkungen auf das ansehen.

2) Es ist noch schwerer, einen solchen Gedanken-Orgasmus vorzutäuschen.

3) Schon ein Dreier (MMf oder FFM) würde vermutlich den Staatsanwalt auf den Plan rufen.

aus mir selbst heraus die Bedingungen der Möglichkeit zur Veränderung herzustellen.

Das ist übrigens auch die Grenze, an welcher der Radikale Konstruktivismus endet.

Ja. Wir SIND ganz einfach die (tranzendentale Substanz der) Veränderung. Mit jedem Atemzug. Individuell wie auch im kollektiven wir. Da müssen wir ausnahmsweise mal nichts herstellen.

Schwierig wird, es, wenn wir einen anderen Veränderer wollen.
Das ist ähnlich wie beim unbewegten Beweger.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Nachschlag
Es sei für uns Philosophierende das Ziel ein ähnliches und mögen die Wege dorthin auch verschiedene sein, ein Aspekt auf diesen hingegen sei unabdingbar gleich: der Konjunktiv.
Aus diesem Grund die Frage was wäre auf der Welt anders verlaufen, wenn dieses oder jenes nicht gesagt worden wäre?
Ich erlaube mir dazu den Hinweis: wenn im Kontext
wie auch immer, Reflexion ist die einzige Geste, mit der ich meinem Gefangensein im Fleische etwas entgegensetzen kann .

das Wort Geste durch Gräte ersetzt würde, fände eine Sinnverstärkung statt.
das Wort Geste durch Gräte ersetzt

das mach ich dauernd! man muss nur lange nicht zum optiker gehen, schon hat man die wahl zwischen beliebig vielen anagrammen im vorbeigehen fehlgelesener wörter.

Wir SIND ganz einfach die (tranzendentale Substanz der) Veränderung.
bei der linsenkrümmung fängt es an.
magst du, jinjin, uns das mit dem unbewegten beweger nochmal erklären?
*******rine Mann
361 Beiträge
Wir SIND ganz einfach die (tranzendentale Substanz der) Veränderung.

Existenz ist Veränderung.
Leben ist Veränderung.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
• mir bleibt nur übrig, nachzudenken.
(MaerzMond, plantnurse paraphrasierend)

Diese ist eine von vier Paraphrasierungen durch MaerzMond, und sie ist die eine, der möglicherweise ein Missverständnis zugrundeliegt: Reflexion ist nach meiner Überzeugung nicht >Nachdenken<. Zwar gehört zur Geste des Reflektierens ohne Zweifel das Nachdenken – wenn man darin übereinkommt, daß >Nachdenken< ein nach Innen gekehrtes Abwägen von Argumenten, Prinzipien und vor allem Überzeugungen ist, und im Grunde meint man das auch mit >Reflexion< – aber ich sehe darin mehr als das Abwägen und Beurteilen nach logischen und somit prinzipiell überzeugenden Gesichtspunkten.

Allerdings muss ich dazu einen kleinen Rekurs auf die deutsche Sprache machen, von der ich ja sonst immer sage, auf sie sei Verlass. >Reflexion< ist in der Tat >Nachdenken<, >Kontemplieren<. >Reflexion< und >Kontemplation< stehen sich also sehr nah. Dagegen ist >Reflektion< etwas anderes, und zwar das Spiegeln oder Widerspiegeln. Mein Begriff von >Reflexion< will beides zusammenführen, und zwar nicht nur, weil >Reflexion< und >Reflektion< ohnehin verwechselt oder eben gleichbedeutend gebraucht werden, sondern deshalb, weil das Widerspiegeln für mich zur Reflexion gehört.

Wenn man Reflexion betreibt, dann gedanklich und auf Inhalte, aber auch auf Gefühle bezogen. Wenn ich über mich nachdenke und mich frage, inwieweit ich mein Verhalten und meine Handlungen vor mir selbst rechtfertigen kann, denke ich nicht nur nach, sondern fühle auch. Dieses Fühlen ist Reflektion; ich begebe mich in vergangene Situationen und spiegele mir das zurück, was sie gefühlsmäßig ausmachten, und in der Folge kann ich zukünftige, zu erwartende Situationen vorweg- und mir vornehmen, in ihr bewusst anders zu handeln. In diesem Sinne kann man Reflexion als logisch begründete, Reflektion als emotional begründete Spiegelung betrachten.

Ich meine also mit

Reflexion ist die einzige Geste, mit der ich meinem Gefangensein im Fleische etwas entgegensetzen kann, und ich kann nur durch sie mich über mich selbst erheben und erkennen, wer ich bin.

nicht nur Nachdenken, sondern auch Nachfühlen, denn wenn ich erkennen will, wer ich bin, komme ich dieser Erkenntnis umso näher, je mehr ich in der Lage bin, mich als in ganz bestimmter Weise denkender und fühlender Mensch zu entdecken. Dabei sind Kopf und Bauch kein Paar; sie sind eins. Ich fühle, wenn ich denke, und ich denke, wenn ich fühle. Das ist vielleicht gerade dann zu erfahren, wenn ich mich mit Veränderung beschäftige, die mich selbst betrifft.

Veränderung kann die Struktur betreffen, mit der ein Drittel der Bevölkerung von den Chancen abgekoppelt ist, welche die anderen zwei Drittel nutzen können. Sie kann die eigene Leibesfülle betreffen oder irgendetwas sonst. Veränderung ist als Begriff extrem flexibel. Mir fällt zum Beispiel auf, daß in der Filogruppe eine Veränderung vor sich ging. Vor sechs Jahren hat sich der aktive Teil der Gruppe zur selben Zeit einem oder zwei Themen zugewendet, und das führte regelmäßig zu der automatischen Terminierung des Threads – übrigens eine ausgesprochen fragwürdige Einrichtung. Nicht selten wurde daraufhin ein Folgethread eröffnet.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Der Mut zur Veränderung besteht im Verzicht auf das Machbare.
Reflexion bedeutet für mich die Objektivierung des eigenen Ich´s (Quasi Bestandsaufnahme). Fühlen ist die Subjektivierung des eigenen Ich´s.
*******rlin Mann
1.966 Beiträge
Für jede Veränderung braucht es ein Ziel. Das ist hier nicht gegeben.
Brauchst du es, das dir ein Ziel vorgegeben wird, damit du dich "in geeigneter Weise" veränderst?
*******rlin Mann
1.966 Beiträge
Eine Suggestivfrage *smile*
Ich brauche ein Ziel, aber kein Vorgegebenes.
Ein Eigenes.
Und geeignet, oder nicht, wer entscheidet das, wenn nicht ich selbst?
**********tarii Mann
3.378 Beiträge
Ja...
Der Mensch ist begabt zur Änderung.

Eigentlich wollte ich für immer jung bleiben und doch verändert sich mein Gesicht, meine Haut und was manchmal wirklich positiv erschreckend ist auch meine Gedanken und mein Verhalten.

Mein Ziel, für immer jung zu bleiben verweht.ob es mein eigenes oder ein gesellschaftlich vorgegebenes ist, weiß ich noch nicht.


DeltaSagittarii
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Ich brauche ein Ziel, aber kein Vorgegebenes. Ein Eigenes. (Baer_Berlin)

Ein Ziel ist immer vorgegeben. Ob ich es selbst vorgebe oder jemand anderes, ist völlig gleichgültig. Ich muss nur von seiner Richtigkeit überzeugt sein. Individualität und Unverwechselbarkeit besteht nicht im Setzen individueller Ziele und vor allem nicht im Pochen auf deren unverwechselbare Individualität, denn je deutlicher dieses Pochen vernehmbar, desto offensichtlicher und fragwürdiger die Pose der Einzigartigkeit.
*******rlin Mann
1.966 Beiträge
*******rse:
Ein Ziel ist immer vorgegeben.
Warum?
Es braucht einen Grund, dann gibt es ein Ziel.
Ohne Grund suche ich keine Veränderung. Habe ich einen Grund, suche ich nach dem passenden Ziel. Arbeit ich darauf hin und erreiche es zumindest Teilweise, dann hat es eine Veränderung gegeben.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
ich meine natürlich: wenn es ein ziel gibt, dann ist es immer vorgegeben.

die veränderung kann übrigens selbst ziel sein.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Es lässt sich nicht vorwegnehmen, was einem widerfährt auf dem Weg zu einem Ziel. Ich habe gegen Ende des Jahres 2008 mit dem Schreiben begonnen, und ich hätte im Vorhinein weder wissen können, was Schreiben in mir auslöst, noch, was dabei herauskommt. Das Einzige, das ich vorwegnehmen konnte, war, daß ich beim Schreiben irgendwann so etwas wie einen eigenen Stil und sich eine Routine entwickeln würde.

Und so geht es mit allem, was wir angehen; wir schlagen einen Weg ein, und >schlagen< ist hier wörtlich zu nehmen. Wir schlagen einen Weg ein, indem wir uns durch ein Dickicht schlagen abseits der bekannten, asphaltierten Wege. Wir haben die Aufgabe, den eingeschlagenen Weg immer wieder zu gehen, bis er vom Pfad zum Weg und zur Straße wird.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Film auf ARTE
Interessant im Zusammenhang mit 'Veränderung' und sicher noch eine Weile abrufbar:
http://www.arte.tv/guide/de/ … =plus7&kind=plus7&country=DE

Kaum ein Film hat mich in letzter Zeit so berührt. Er liefert das ganze Spektrum menschlicher Befindlichkeiten: Die Lust und die Notwendigkeit, sich zu verändern, Geschlechteridentifikationen, Alter, Liebe, Scheitern und Mut...
Ich lege ihn Euch ans Herz.
****66 Mann
220 Beiträge
Reine Spekulation
Das Bewusstsein sitzt weiterhin im Neantertal fest und sieht die Lösung darin, Raketen zu bauen. Wir konzentrieren uns auf Technik, auf materiellen Fortschritt, die Maximierung von Konsum und Leistung. Dafür ist Gewalt ein legitimes Mittel, über das man gern hinwegsieht. Ja, Veränderung findet statt, immer dann, wenn uns Apple in einem jährlich stattfindenden Event als Frucht der Erkenntnis näher gebracht wird. Dafür schläft man dann gern 48 Stunden auf dem Lüftungsschacht, nur um sagen zu können, ich habe die messianische Jahrespredikt in er Hand, äh, im Hand(y).
Warum nur schaffen wir es nicht mit Rädern, mit Motoren und Triebwerken, mit Nanotechnologie und Teilchenbeschleunigern aus dem Neandertal herauszukommen? Braucht es etwa doch andere Vehikel?
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