Wie auch immer; Reflexion ist die einzige Geste, mit der ich meinem Gefangensein im Fleische etwas entgegensetzen kann,
Ich kann sie selbst entscheiden und herbeiführen
[die Veränderung]
Veränderung erscheint so in einem Licht, das jener längst in sich trug, der die Veränderung vollzieht.
gefangen in Umgebungen, deren Bedingungen uns längst in Fleisch und Blut übergingen
bedeutet das eine bisweilen nicht zu leistende Anstrengung, und das sehe ich als eine wichtige Grenze meiner Kräfte, aus mir selbst heraus die Bedingungen der Möglichkeit zur Veränderung herzustellen.
(alle zitate von plantnurse)
ich habe mir jetzt diese fragmente zusammen gepickt, weil sie in dieser anordnung einen gedankengang illustrieren - ein brainstorming eines exemplarischen individuums, das über veränderung sinnt:
• mir bleibt nur übrig, nachzudenken.
• ich kann etwas verändern.
• es wäre leichter, wenn es bereits etwas mehr in mir angelegt wäre, als ich es für möglich halte.
• das könnte anstrengend werden.
du schreibst von fleisch und blut. in der redewendung steckt, auch dank angehängtem "gefangensein", eine menge potenzial. nutzbar zum bekräftigen der anbindung, aber auch um zu entlarven, w o sie stattfindet. fleisch, und noch mehr blut, suggerieren unteilbares ichsein, sind chiffre des offenbarten und lebenden einsseins.
auf einem werbeplakat eines örtlichen ertüchtigungstempels lese ich, immer wenn ich zum baumarkt fahre:
Es ist dein Körper.
Mach was daraus!
reflexion ist nicht der einzige weg zur erkenntnis. das mag schwer fallen zu glauben, wenn man es gewohnt ist, die welt mit den gedanken aus dem ei zu pellen; es lohnend, erquicklich und geil findet, und darin geübt ist, und einen besseren weg noch nicht entdeckte (man, nicht du).
dabei überschatten meist die transaktionen auf reflektivem wege, dass der körper mit den gedanken mitgeht. wir sind es nicht gewohnt, auf unseren körper zu hören. allenfalls, wenn er laut wird. dabei reagiert er permanent auf alles, was wir denken, wenn auch unhörbar und so subtil, dass nur noch showmaster in der lage sind, eine körpersprache erfolgreich zu deuten.
jeder vorstellungsakt hat seine manifesten pendants auf gewebe-ebene, im zell-milieu, langfristig im organgeschehen - in den chemischen vorgängen des körpers.
jeder miese gedanke hat eine resonanz zu einem somato-impuls, der ihn echot, und jede beglückende vision ist von einem positiven körperbefinden eskortiert.
die meisten stimmungen, mit bisweilen starker physicher begleitung, sind ergebnis nachhaltigen schlimmredens, sorgens, grübelns, befürchtens und nachtragens - oder nachhaltigen hoffens, entwerfens, genießens und loslassens.
wenn man sich genug anstrengt, kann man sich im nachhinein eine mißglückte kindheit aufbauen, wenn man meint, keine gehabt zu haben. dann wird das zu einem wenig prickelnden spiel, aber man wird es schaffen. man muss nur alles weglassen, was gut war, und das andere pflegen, betonen, ausbauen, aufbauschen. eine optik aufstellen, ein prisma.
in allen verben steckt ein akt, ein aktionspotenzial, eine beginnende tat, ein angedeuteter takt, wir können uns physisch vorstellen, was eine anstrengung ist, und wir reagieren somatisch, muskulär, auf die idee: ich strenge mich an.
ich trage nach - das ruft auch eine assoziation von belastung hervor, wir sind uns aber der last nicht bewusst. wir sind uns nicht bewusst, was wir in unseren körpern anstellen, während wir sisyphos imitieren.
deshab arbeiten die neueren schulen der psycho-assistenz vermehrt mit bodymind. deshalb auch der boom der semireflektiven wellness-angebote, psychosomatischer rehas und eigenbeteiligungszuschüsse der krankenkassen.
am beispiel des yoga:
manche posen sind extrem schwer einzunehmen, andere sehr leicht, da hat jeder seine persönliche einschränkungsskala, ähnlich der inneren haltungen, die im fleisch und blut sein sollen.
versucht man nun lange, in eine schwierige pose zu kommen - auf die falsche art, wird sie immer zu einer aversion führen, dann wird man sich noch mehr anstrengen und die sache nicht mögen, und vielleicht nicht üben.
ich habe festgestellt, dass es zu jedem asana eine recht große anzahl an zugängen gibt. jede vorherige stellung bietet einen neuen start in die jetzige und es kommt darauf an, die eigene abfolge zu kreieren, statt etwa zu versuchen, das nachzuahmen, was der lehrer einem vorgibt. der beste lehrer wird nicht wissen, was sich für mich am besten anfühlt. aber er kann mir zeigen, dass es viele wege dahin gibt.
daher übe ich seit jahren nur allein, jede session ist anders, jede ein unikat, ein dialog mit meinem körper.
und auf die übung kommt es an.
und weil wir übung fast immer mit anstrengung verbinden, tut der gedanke ans üben schon weh.
wenn aber einem im leben einer sagte: du, dehn doch mal hier diesen einen denkmuskel, spann den gegensätzlichen dazu an, wechsle dann ins umgekehrte, dann auf der anderen seite (hirnhälfte), dann atme tief ein und aus und entspann dich -
wenn wir angeleitet würden, am probieren der gedankenstränge, am verkosten der zustandsgeschmäcker, am beobachten vor allem der leistung, der zunahme der elastizität und transparenz der einsichten,
freude zu haben! -
wenn das ziel wäre, möglichst viel an bewegungsfreiheit zu kultivieren, so wie es jetzt ist, den body zu formen, möglichst grenzsprengend zu sinnen, möglichst substanzaufbauend, und das auch noch im wohlklimat regenerationsstiftenden pH-werts einer gesunden binnenmenschlichen ökologie -
wir würden alle allemal mehr verändern.
das ist nichts anderes als positiv denken, schätze ich, ich weiß nicht, wie das gleichnamige konzept im einzelnen aussieht. ich habe mein konzept dargelegt, das ich aus der auseinandersetzung mit meinem körpergeist gewann, in einem exemplarischen fall.
affirmation ist mir darin zentral. nämlich in der form: ja, so fühlt es sich an. ja, das ist mein widerwille (oder meine angst, oder beengung), das ist mein widerstand.
und wenn er meiner ist, kann ich damit machen, was ich will. zum beispiel den widerstand erweichen oder gar weggeben. einfach auf den sperrmüll stellen, es wird sich einer finden, der ihn mitnimmt.
der innere widerstand ist in zeiten prinzipiellen nichtverbiegens die zuflucht der egogläubigen, aber in denselben zeiten prinzipieller glaubensfreiheit nur der sprichwörtliche schweinehund. und der ist dankbar, wenn man ihn nicht schimpft und tritt, sondern mit respekt behandelt. tut man es, beginnt er gar zu gurren.
das war mir wichtig, beim stichwort anstrengung. wenn der lohn für leidenschaftliches verbiegen, schwitzen und entrücktsein im somatischen ein orgasmus ist, stellt sich die frage, warum der gedankliche ent/spannungshöhepunkt nicht zumindest das gleiche ansehen genießt.