anlass war mir die besondere meditative hingabe, der flow, der sich beim tun mit holz, zum beispiel, einstellen kann.
ich tat etwas simples: ich habe ein treppengeländer abgeschliffen und neu lasiert. mit 36 rundgedrechselten pfosten, kniehoch.
dabei zieht man die gestalt der pfeiler nach, mit der hand und den werkzeugen, man zeichnet sie nach, kann sich überlegen, wie der ursprüngliche herstellungsvorgang aussah, wie die maschine aussah, kann googeln, welche maschine das war, und welche firma nach welchem krieg ...
kann die mechanik des apparates nachvollziehen, verstehen lernen, wie es geht, wie man handhabt,
aber auch nur drüberfahren. die milden formen und farben, die maserungsreliefs, einwirken lassen, wie eine handcreme - holz schmiegt sich an, ist eine hautfreundliche substanz, organische tiefe und samtige haptik im verbund, und riecht immer gut, auch nach jahrhunderten.
dieses haptische erfassen ließ mich als äffchen empfinden, das eben im dschungel nach einer liane greift und sie als transportvehikel entdeckt - das staunen, dass man etwas umfassen kann. dank der daumenopposition, einer vorab-anpassung ...
und noch mehr springt das innere kind im dreieck, wenn es entdeckt, es kann daran etwas verändern. optimieren.
das feedback an die natur, als update der reinen imitation, ist wohl der erste akt: man nimmt einen stock in die hand
und tut etwas damit.
in der savanne und so.
und dann verbessert man den stock - bis hin zum laserschwert.
es ist etwas archaisches an diesem handwerklichen tun, etwas lebensrettend ermutigendes. der immer neue sieg über die materie.
ich bin übrigens, natürlich, für gehmeditation, wegen des kundigen und erobernden gebrauchs der werkzeuge dabei. wenn man geht, tut man derart einfaches, dass der zielsüchtelnde teil des geistes abgelenkt ist, und man umso leichter zu sich findet.
gabel und messer - distinktionsmittel. der gebrauch der dinge erläutert unseren standort. im besitz einer tüchtigen und robusten maschine zu sein kann das sein, was eine karosse auch leistet, als statussymbol, nur leiser, und in nischen.
die nischen, die gilde, die orden: sie vereinen kreaturen, die sich einem tun verschrieben haben. ihre dokumentation war die vorstufe der wissenschaftlichen schreibe, vom skriptorium bis zur hexenhütte. teams, die information konservierten.
ein gutes buch über ein verfahren oder eine technik, ein lehrbuch, ist heute noch ein wert.
ich hab auch an homo faber gedacht. und kam da auf netznatürliche art zu hannah arendt und ihrer vita activa, und las etwas hinein, leider kenne ich das original nicht, also nur sekundär.
bitte schön -
ich finde den anschlussreichtum, den eine handlungsfolge initieren kann, erfreulich. wir generieren gedanken, tun denken, und die welt entfaltet sich vor einem und erzählt sich selbst.
wir sprechen auch beim vorlesen vom handwerk, beim dichten, beim sex, beim zuhören - unser gehirn ist ja von einer repräsentativen handzeichnung ummantelt, und mancher sagt, die handlinien ...
innovation.
ab der 10 minute