Ich steige mal quer in das Frettchen ein. Habe ihn nicht vollständig studiert und ich befürchte, es wird etwas länger.
Wir sollen erzählen. Also spontan ein paar Erlebnisse und Eindrücke:
Das Loslassen erfahre ich in der Meditation. Als ich diese bei irgend einem Guru damals lernte, saßen wir in einer ersten Gruppensitzung zusammen, wussten so gar nicht, was dabei zu tun ist. Man hatte ein persönliches Mantra bekommen, dass jeder still vor sich hin dachte, man versuchte, nicht einzuschlafen, nicht zu husten oder überlegte sich, ob man in dieser Position lange gut sitzen könne.
Plötzlich fragte unser Meister in die Stille hinein, was wir so wahr nähmen und was wir fühlten. Jeder war ja in sich versunken und wir faselten etwas von Ruhe, Wärme und Einkehr, egal. Dann fragte der Mann, ob wir nicht die Hunde draußen hätten bellen hören. Das wollte keiner so recht zugeben, weil man ja nicht da saß, um auf alles Mögliche zu horchen, sondern ganz tief in sich versunken sein sollte. Also hatte sie keiner gehört.
Da sagte unser Guru, er habe sie ganz deutlich gehört.
Das war eine eindrückliche Lehre für uns. Wir hatten eine Vorstellung von der Selbstversunkenheit während einer Meditation und folgten eben nur dieser eigenen Vorstellung davon. Aber wir meditierten nicht wirklich, denn meditieren heißt, alles zuzulassen, dass ganze Drumherum sowie die eigenen Gedanken, wohin sie auch wandern wollen.
Das Meditieren -- ich tue es gar nicht oft -- hilft mir dennoch in so mancher Situation. Z.B. wache ich mitten in der Nacht (-:bei mir so gegen 7:00 Uhr) auf. Ich denke, was ist heute für ein Tag? Donnerstag, ah, Saxophonquartett, aber ich muss vorher noch die Steuer fertig kriegen, einkaufen und und und.
Ihr kennt das sicher: Man liegt da und geht alles durch, ist hundemüde aber kann nicht mehr weiterschlafen. Im Grunde genommen kann man nicht weiterschlafen, weil man Angst davor hat, nicht wieder einschlafen zu können und dass, wo der Tag doch viel Arbeit bringt und man dann dazu noch müder als sonst ist, weil man sich nun die ganzen Gedanken macht und sich selbst am Schlafen hindert.
In einer solchen Situation gebe ich mir eine ganz klare Anweisung: Denke alles, was du willst. Alles, was du denkst, ist in Ordnung.
Ja, klingt ein wenig komisch und zu einfach (oder auch zu schwer?), wenn ich das so lese, aber ich schlafe dann in der Regel ein paar Minuten später wieder tief und fest.
Andere Baustelle:
Ich bin auf Einfälle angewiesen. Nicht nur privat, sondern auch beruflich. Nun ist das Problem mit dem Ideen, dass man sich nicht selbst etwas einfallen kann. Dazu bedarf es eines Apparates, der etwas fallen lässt. Den Apparat zähle ich zwar zum Ich und wähne ihn in meinem Kopf, aber ich habe dennoch keinen nennenswerten Einfluss meinerseits auf ihn. Also bin ich darauf angewiesen, dass der ordentlich was fallen lässt.
Wie aber geht das? Man sitzt (in meinem Falle) vor dem leeren Notenblatt und versucht, kleine Punkte in einer Weise hintereinander zu schreiben, dass sich hinterher eine prächtige Melodei ergebe. Das klappt natürlich nicht. Ist wie beim Schreiben, entweder das fließt oder man vergrübelt sich und ... holt sich erst mal nen heißen Kaffee.
Ich mache morgens immer eine Runde mit dem Hunde und seit dem ich das tue, merke ich mehr und mehr, wie wichtig die mir geworden ist. Mir fallen 90% meiner Tönchen beim Laufen ein und, obwohl das nur 10 Minuten sind, meist noch die ganzen wichtigen Todos meines Tages dazu.
Setzte ich mich direkt vor das Notenblatt, oder noch schlimmer, schaute ich mal kurz nach, ob die Philosophen über Nacht neue Erkenntnisse gewonnen haben, dann würde aus dem Komponieren nichts.
Ich kann ehrlich gesagt schlecht nichts tun und meditieren. Mein Meditieren passiert, wenn ich eine andere Sachen automatisch tue, beim Wandern, Auto fahren oder auch Musik machen. Dann schaltet sich mein Bewusstsein aus und macht Platz für Einfälle.
Loslassen ist für mich dieser Zustand, wo meine unbewussten Gedanken einfach tun und lassen können, was sie wollen.
Nun ging die Diskussion auch um Gegenstände oder gar den Geliebten, die man loslassen will oder gar muss. Auch dabei gilt für mich nur eines, horche in dich hinein und fühle, was das mit dir macht. Macht es mich unendlich traurig, dann sage ich mir: Du bist unendlich traurig!
Ich versuche also nicht, die Traurigkeit los zu werden (lassen), sondern nehme sie an. Mehr ist mir in diesem Moment gar nicht möglich. Loszulassen ist ein Einswerden mit mir, ein nicht an mir vorbei Leben. Und bestenfalls ein Einswerden mit allem um mich herum. Für mich alles andere als ein Horrorszenario.
Meiner eigenen Bestimmung folgen halte ich für den größten Wert meines Lebens. Dafür will ich sorgsam mit mir umgehen und das Wichtigste dabei ist mir, in mich hinein zu horchen, zu fühlen, wohin ich will, zu erkennen, was mich aus macht, was mir liegt und was mir nicht so liegt.
Das hat auch mit Selbstvertrauen zu tun. Das Vertrauen wurde Anfangs im Thread erwähnt. Ich halte das für außerordentlich wichtig und bin froh, in meiner Jugend und Kindheit damit einigermaßen gut ausgestattet worden zu sein.
Dennoch gehören zum Selbstvertrauen auch unangenehme Situationen, Hürden und Prüfungen, selbst das Versagen. Ohne die wächst man nicht. Nur indem man die über- oder besteht, erkämpft man sich das Vertrauen in das eigene Handeln.
Amen