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Manche spüren klar und deutlich, wenn sie loslassen.
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Loslassen

*******ata Frau
28.053 Beiträge
dieses loslassen, das du beschreibst
ist zen ja doch recht ähnlich...
oder? *g*

trotzdem kann dies nur gelingen
in einer gewissen absichtslosigkeit
ich lasse kommen - nehme an und lasse gehen...
es ist ein fließen...

worum es mir geht, was ich beschreibe
und worum ich ein wenig ringe in meinem leben, ist:
es gelingt sehr viel schwerer (etwas oder ) jemanden loszulassen,
den man " in festen händen" hatte
für den man sich verantwortlich fühlt oder gefühlt hat -
weil man ihn lange zeit getragen hat,
geformt
oder ich damit verwoben bin,
weil wir an- und zueinander gewachsen sind...

dann bin ich verletzt - verliere ein teil von mir - behalte narben
beispielsweise...
dies versuche ich mit "mut zur lücke" zu umschreiben
*******ster Mann
2.008 Beiträge
Gar nicht erst festhalten
Ist das was ich für mein Leben als Grundlage definierte. Es war ein sehr langer Prozess bis ich es in meinem Bewußtsein verankern konnte.
Der Grund dazu ist relativ profan. Ich bin es leid mich immer wieder mit diesen Gefühlen zu plagen. Da muß ich folgendem Zitat zu Gänze widersprechen.
"Es ist schon eigenartig, daß wir selbst beim Loslassen noch meinen, wir müßten etwas leisten".
Helga Schäferling
In dem Moment wo man für einen Menschen oder eine Sache "brennt" ist es sehr schwer diesen/dies los zu lassen. Das ist definitiv eine große Leistung und bestimmt mitunter sehr lange Lebensabschnitte.
Also halte ich mich auf Distanz. Sicher geht mir der Abschied von geliebten Menschen nahe, jedoch hat die Erfahrung gezeigt das die schönen Erinnerung bleiben. Das beziehe ich auch auf meine sachliche Umwelt. Auch eine Sache an der man hing, ist in der Erinnerung schön und wenn (meine) Fehler damit verbunden sind bin ich dankbar für die Lektion die ich lernen durfte.
Ich brenne immer noch für Menschen oder Dinge auf meinem Weg. Aber ich weiß das Wege sich gabeln und nichts bleibt. Darüber bin ich froh.
Stelle man sich nur vor es gäbe Ewigkeit. Welch ein Gefühl muss es sein in der Zähigkeit des unveränderten Immerwährenden zu leben.
Da ziehe ich die fortwährende Erneuerung vor.
Nichts in diesem Universum besitzt irgend etwas. Viele Dinge sind jedoch aufeinander angewiesen, fehlt eines stürzt das andere ins Verderben. So ist es und nichts wird es ändern. Wir unterliegen den Gesetzen der Physik, mit diesem Wissen an etwas fest zu halten ist romantisch.
Kann man, muss man aber nicht.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Nichts in diesem Universum besitzt irgend etwas.
(beastmaster)

Ich denke, daß dies für die Natur gilt, bin hingegen überzeugt, daß es für die Kultur nicht gilt. Was mit Höhlenbildern und ersten Skulpturen begann und sich über Sprache und Schrift mit all der folgenden Entwicklung von Technik bis hin zum nulldimensionalen Binärcode zu der Welt entfaltete, in der wir heute leben, ist mit >Sinn< am prägnantesten bezeichnet. Diesen gab es vor dem Menschen nicht, und somit ist Sinn dasjenige, was er als einziges Wesen des ihm bekannten Universums besitzt. Schließlich hat er es in die Welt gesetzt.

Man kann – wie etwa beastmaster – jeglicher Kontinutität und Beständigkeit abschwören und sagen

Ich brenne immer noch für Menschen oder Dinge auf meinem Weg. Aber ich weiß das Wege sich gabeln und nichts bleibt.

Doch wird man nicht umhin können, das Loslassen von Beständigkeit mit einer anderen Form von Beständigkeit zu tauschen, wie etwa eine „fortwährende Erneuerung“. Diese Wendung von beastmaster wendet sich offenbar gegen die Überzeugung, daß ein gemeinsames Leben sinnvoll ist. Hier streben zwei Vorstellungen auseinander, die dieselbe Wurzel haben; das Streben nach dem eigenen Lebensglück.

Glück gibt es nur für Menschen, und die Grundlage für Glück sehen sie in einem sinnvollen Leben. Allerdings sind die Begriffe von >Glück< sprachlich codiert und somit – wie alles Sprachliche – arbiträr; also nicht beliebig, aber doch unbestimmt.

Grundlegende Überzeugungen von >Distanz< oder >Nähe< als Königswege zum Glück beruhen also auf dem individuellen, sprachlich abgebildeten Erfahrungshintergrund, der natürlicherweise im Sinne der in ihm hinterlegten Topoi im Strom der aktuellen Erfahrungen eher bestimmt und bestätigt als infrage gestellt und reflektiert wird.

Grundsätzlich ist es nicht egal, aber gleich gültig, welche Basis man als die seine beste anerkennt, solange man anderen Weltentwürfen zunächst affirmativ unterstellt, richtig und angemessen sein zu können. Das hieße unter anderem, daß man >Beständigkeit< und >Erneuerung< als prinzipiell jedem Weltentwurf zugrundeliegende und in ihm jederzeit mögliche Erlebnisweise annimmt.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Themenersteller 
@ cioccolata
>>>es gelingt sehr viel schwerer (etwas oder ) jemanden loszulassen,
den man " in festen händen" hatte
für den man sich verantwortlich fühlt oder gefühlt hat -
weil man ihn lange zeit getragen hat,<<

es ist schwer, so jemanden loszulassen, weil unsere gefühle, genau genommen, auch nichts anderes sind als gewohnheiten. je länger die in uns wachsen konnten, desto länger dauert die phase der ablösung, falls sie überhaupt noch möglich ist. das dockt sich an unseren gehirnzellen fest, und wir nehmen sie als bestandteil unserer identität wahr.
sich eine andere realität ohne diese gefühle vorzustellen, wird nur mit großer anstrengung und nur über die ratio machbar - und es ist wie bei einer sucht: wenn wir nicht wissen, was IN UNS der boden für diese verstrickungen ist, wird es nicht gelingen. meistens ist es unsere eigene bedürftigkeit, die wir durchleben, wenn wir an einen anderen so gebunden sind, dass wir nicht aufhören können, fest zu halten. damit geben wir ihm eine alibi-funktion für unsere eigenen unsicherheiten und widersprüche.
so lange wir glauben, verwoben zu sein, können wir uns nicht distanzieren. und ich behaupte mal: in diesem fall existiert solche absicht gar nicht wirklich.


@*******ster
>>>Ich bin es leid mich immer wieder mit diesen Gefühlen zu plagen.<<<
>>>Da ziehe ich die fortwährende Erneuerung vor. <<<

Ist vielleicht nicht wirklich gesünder, aber sicherer.
als soziale wesen brauchen wir eigentlich auch das gefühl der zugehörigkeit, denn sie macht sicherer.
wenn wir angst haben, dass es zur gewohnheit wird und evtl. sogar einengen könnte, wird dieser mangel an zugehörigkeit uns zur last, wenn es nicht gelingt, dem etwas entgegen zu setzen, was so lohnend ist, dass der verlust in kauf genommen werden kann.


das könnte es sein, was ich aus @***nt's aussage destilliere:
>>>Doch wird man nicht umhin können, das Loslassen von Beständigkeit mit einer anderen Form von Beständigkeit zu tauschen, wie etwa eine „fortwährende Erneuerung“.<<<

das muss aber zur persönlichkeitsstruktur passen. wenige können damit leben, viele verzweifeln daran.
jemand, der in einem korsett groß wurde, wird sich vielleicht massenkonform verhalten, seine sehnsucht gilt aber anderem. einer, der nie erlebt hat, was zugehörigkeit heissen kann und sie mit fesseln verwechselt, wird froh sein, wenn er seinen radius weiten kann.

derjenige, der erkennt, dass beide zustände einander nicht ausschliessen: bei aller nähe distanz, weil jeder für sich lebt, kann am ehesten den spagat schaffen und so sein leben als 'runder' wahr nehmen.
*******ster Mann
2.008 Beiträge
Back to the Roots
Die anfängliche Frage bezog sich auf Dinge.
Darauf habe ich mich bezogen. Das ich hier den Mensch mit einbezogen habe ist physikalisch korrekt.
Nun zur Kultur. Kann man Kultur loslassen? Den Konsum der selbigen sicher. Die innewohnende kann man verlieren. Aber loslassen? Das wäre evtl wert eine eigenen Tread zu starten.
Ist der Mensch so einzigartig mit seiner bildgebenden Kultur? Sicher. Sämtliche anderen kulturaffinen Sinne sind im Tierreich ebenso vertreten. Evtl sogar noch weitere welche unserer Wahrnehmung bisher verschlossen sind.
Wir können uns die Potenziale unseres eigenen Gehirns nur rudimentär erklären, dieses Wissen auf unsere Mitlebewesen zu übertragen und daraus manifeste Schlüsse zu ziehen würde ich mir nicht anmaßen.
Es hat nichts mit mangelnder Beständigkeit oder Kontinuität zu tun wenn man sich sein eigenes ich bewahrt. Es ist die Insel in mir welche nur ich bewohne. Ein ausgewählter Kreis ist gerne als Besuch gesehen und diese Menschen wissen meine Beständigkeit und Loyalität zu schätzen. Im Bedarfsfall komme ich jedoch hervorragend alleine zurecht und behalte die Besucher in bester Erinnerung. Auch wird diese Insel mal verlassen, frei nach dem Motto ich bin dann mal weg. Da versuche ich dann mich selbst los zu lassen, im Gelingensfall eine wunderbare Erfahrung.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Themenersteller 
beastmaster:
>>>Auch wird diese Insel mal verlassen, frei nach dem Motto ich bin dann mal weg. Da versuche ich dann mich selbst los zu lassen, im Gelingensfall eine wunderbare Erfahrung.<<<<

das hat mich wieder zu einem gedanken geführt, den ich schon einige zeit in mir hin- und her bewege.

man spricht, wenn sich menschen weit greifend verändern, davon, dass sie sich 'neu erfinden'.
ein wunderbarer gedanke.
das entspricht so ganz dem ideal vieler, abstand zur gelebten identifikation mit gleich welcher lebensart zu nehmen, sich ganz anders als gewohnt im dasein zu entdecken, vor allem aber, auf ganzer linie einfluss auf sein eigenes werden und gelingen nehmen zu können. zuzulassen, dass das leben ein weites experimentierfeld ist, und jede sekunde die entscheidungsfreiheit zu haben, wer und wie man sein möchte.
Ich bin sicher, dass das in jedem augenblick geht, wenn die kreise der vermeintlichen identität verlassen werden könnten, und ich stelle es mir so vor, dass die äusseren umstände dann den inneren folgen werden, weil ab da eine neue linie bewusster und stringenter verfolgt werden kann.
so unter der prämisse: das ganze war's noch nicht, und das auch noch zu lange. also alles auf 0.


ist so ein wandel zu bewerkstelligen? ich stelle ihn mir wie ein aufwachen nach langem schlaf vor– man öffnet die augen, und sieht nicht mehr das gewohnte, sondern sieht sich selbst und alles um sich herum wie ein konstrukt, dass nur noch die silhouette des bekannten hat.

allerdings sind mir die vorbedingungen unbekannt. manchmal denke ich auch, so viel veränderung ist illusionär, weil niemand seine prägungen so ganz hinter sich lassen kann.
oft glaube ich dennoch an die möglichkeit, wenn es uns gelingt, unsere filter anders zu kalibrieren. eine davon ist sicher die erkenntnis, nicht das leben zu führen, nicht das zu tun, wozu man tatsächlich in der lage wäre, oder noch nicht gut genug. unzufriedenheit und neugierde könnten triebfedern sein, oder auch ehrgeiz.
aber das sind sämtliche negativ konnotierte begriffe, die im grunde für mich nicht ausdrücken, worauf die übung zielt, nämlich ein streben danach, sein bestes zu tun, indem man es neu und anders probiert. zur reife zu kommen, und zwar spielerisch und ohne immer die gleichen inneren kämpfe, und wenn schon kämpfe, dann frei gewählte und bewusst in kauf genommene.
eine tür ins unbekannte aufzustoßen heisst doch 'leben'. wir tuen es selten genug.
@Mazita
Deine Vorstellung, kommt meiner Erfahrung sehr nahe. Es ist wie ein Aufwachen, nach langem Schlaf. Man kann den erkannten Ursachen SEINE Wirkung geben.

Aus diese Sicht kann ich nur sagen: Wer sich neu erfindet, negiert nur das alte Ich/Ego und bleibt sich fremd.

Ich habe es auch hier wieder erfahren dürfen. Es nur zugleich beschreibbar, wie es auch schon erlebt wurde. Denn erst das Erleben macht es möglich, die Bedeutungsebene der Worte zu finden und gegenüber der neuen Sicht zu erfassen.

Vorbedingungen?! Eigentlich nur eine:

Lass los und lass darüber dich und die Welt zu.

Aber es ist kein konstruktives Loslassen wie @*******rse es beschreibt. Dekonstruiert es, wenn ihr könnt, damit ihr lernt was die Konstrukte ausmacht und was eure Lebendigkeit darin, als (Bewusstsein)Sein leben lässt.
*******ata Frau
28.053 Beiträge
http://www.joyclub.de/my/4060110.maxotaurus.html
dein letzter absatz wird von mir kritisiert,
denn du hast es nicht geschafft loszulassen

denn:

Mich interessieren Eure Geschichten vom Loslassen oder Nicht-loslassen-können.
Wer mag erzählen?

An alle: Jede Geschichte ist gut. Wir können lernen. Last sie einfach sein.

@ciaccolatta
Ich lasse @*******rse so sein wie er ist. Ich sage nicht das er dummes Zeug erzählt. Ich diffamiere ihn nicht. Ich setzte nur meine Welt in bezug zu Seiner. Erst die Unterscheidung kann Denkräume eröffnen. Wenn das nicht mehr möglich ist, ist es keine Miteinander mehr, sondern droht in einer monologischen Beliebigkeit bedeutungslos zu werden.

Aber was bedeutet es, wenn man jemandem Vorwirft nicht loslassen zu können, im Unterschied zu einer beschreibenden Aussage, wie aus der ICH-Perspektive Loslassen anders erlebt wurde. Ich kann @*******rse sein lassen. Ich finde sogar das er vielgestaltig und Umfassend schreibt. Aber das unterscheidet sich von meinem Sein, dass auch sein Sein finden darf. Nebeneinander und in Sicht- und (Schreib)Reichweite dürfen sie verglichen werden. Das steht nicht in einem Widerspruch zu diesem Thema und ihrer Eröffnung.
*******ata Frau
28.053 Beiträge
metakommunikation
Ich setzte nur meine Welt in bezug zu Seiner. Erst die Unterscheidung kann Denkräume eröffnen. Wenn das nicht mehr möglich ist, ist es keine Miteinander mehr, sondern droht in einer monologischen Beliebigkeit bedeutungslos zu werden.

ich frage mich gerade, wie du zu diesem gedanken kommst...


ich habe dieses themenstrang so verstanden,
dass hier jeder seine persönliche geschichte des loslassens
oder eben auch nicht-loslassen-könnens erzählt...

und diese geschichte wird einfach so stehen gelassen...
ohne wertung ob dies so gut ist oder nicht...
ohne guten ratschlag, weil man selbst denkt, es besser machen zu können

dieses thema sehe ich als ein geben und nehmen
einer erzählt - der andere hört zu... (wenn das kein miteinander ist?)

ich kann meine eigenen schlüsse daraus ziehen - meine denkräume öffnen

wie heißt es so schön:
„Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.“
Afrikanisches Sprichwort


jetzt aber zurück *zumthema*
@cioccolata
Alles was du sagst, habe ich nie in Frage gestellt. Vielleicht kannst du von einer gewissen Vorstellung, meiner Worte und deinige Interpretation nicht lassen. Ich habe mit meinem Versuch wieder einiges über mich und andere gelernt. Auch das Änderungen nicht herbeigeredet werden können, wenn sie nicht schon gesehen werden. Siehe die Analogie des Grases, von dem du sprachst.

Ich bedaure es, das meine Worte teilweise als Übergriffig empfunden wurde.

Ich verstehe besser, warum dafür entweder ein völlig neuer Begriffsraum definiert werden muss oder in sanften Worten, die schlicht, klar und stringent, für den erscheinen, der sich sanft davon anregen lassen können will. Man muss den Raum verlassen, um loszulassen. Die meisten bleiben lieber und drehen mal die Möblierung um und glauben sie könnten daran wachsen. Wir sind hier, mit diesem Thema, nicht im analytischen Raum eines empirischen Materialismus unterwegs, die vor einiger Zeit eine - wenn auch interessante - Abzweigung in der Philosophie genommen hat. In diesem Raum stellt sich für mich nicht die Frage des Loslassens. Sie ist dort, nach ihrer Gestalt, nur eine Frage des bedingten Handelns. Wie @*******rse es in Teilen mehrfach ausführte (meine Sicht). Wir sind hier in der Metaphysik unterwegs, da herrschen abweichende Logiken des (Erkenntnis)Wachstums im Sein.

Wie also kann die Aufforderung "Zurück zum Thema" dann gedeuten werden?
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Ich sehe die Grundfärbung dieses Themas keineswegs als eine metaphysische an.(einige Beiträge bestärken allerdings als Ausnahmen die Aussage)
Vielmehr gehen m.E. nach das Forum und die meisten Threads in Richtung einer pragmatischen Philosophie. Formal eine Beschäftigung mit Aussagen deren Wert und Wahrheit eng mit praktischem Nutzen verbunden sind.
Ich nenne diesen Nutzen- Lebensbedeutsamkeit, welche Fragen ethischer-, sozialer-, biologischer Verantwortlichkeit, etc.etc. bearbeitet.
**e Mann
2.564 Beiträge
Ich steige mal quer in das Frettchen ein. Habe ihn nicht vollständig studiert und ich befürchte, es wird etwas länger.

Wir sollen erzählen. Also spontan ein paar Erlebnisse und Eindrücke:

Das Loslassen erfahre ich in der Meditation. Als ich diese bei irgend einem Guru damals lernte, saßen wir in einer ersten Gruppensitzung zusammen, wussten so gar nicht, was dabei zu tun ist. Man hatte ein persönliches Mantra bekommen, dass jeder still vor sich hin dachte, man versuchte, nicht einzuschlafen, nicht zu husten oder überlegte sich, ob man in dieser Position lange gut sitzen könne.

Plötzlich fragte unser Meister in die Stille hinein, was wir so wahr nähmen und was wir fühlten. Jeder war ja in sich versunken und wir faselten etwas von Ruhe, Wärme und Einkehr, egal. Dann fragte der Mann, ob wir nicht die Hunde draußen hätten bellen hören. Das wollte keiner so recht zugeben, weil man ja nicht da saß, um auf alles Mögliche zu horchen, sondern ganz tief in sich versunken sein sollte. Also hatte sie keiner gehört.

Da sagte unser Guru, er habe sie ganz deutlich gehört.

Das war eine eindrückliche Lehre für uns. Wir hatten eine Vorstellung von der Selbstversunkenheit während einer Meditation und folgten eben nur dieser eigenen Vorstellung davon. Aber wir meditierten nicht wirklich, denn meditieren heißt, alles zuzulassen, dass ganze Drumherum sowie die eigenen Gedanken, wohin sie auch wandern wollen.

Das Meditieren -- ich tue es gar nicht oft -- hilft mir dennoch in so mancher Situation. Z.B. wache ich mitten in der Nacht (-:bei mir so gegen 7:00 Uhr) auf. Ich denke, was ist heute für ein Tag? Donnerstag, ah, Saxophonquartett, aber ich muss vorher noch die Steuer fertig kriegen, einkaufen und und und.

Ihr kennt das sicher: Man liegt da und geht alles durch, ist hundemüde aber kann nicht mehr weiterschlafen. Im Grunde genommen kann man nicht weiterschlafen, weil man Angst davor hat, nicht wieder einschlafen zu können und dass, wo der Tag doch viel Arbeit bringt und man dann dazu noch müder als sonst ist, weil man sich nun die ganzen Gedanken macht und sich selbst am Schlafen hindert.

In einer solchen Situation gebe ich mir eine ganz klare Anweisung: Denke alles, was du willst. Alles, was du denkst, ist in Ordnung.
Ja, klingt ein wenig komisch und zu einfach (oder auch zu schwer?), wenn ich das so lese, aber ich schlafe dann in der Regel ein paar Minuten später wieder tief und fest.

Andere Baustelle:

Ich bin auf Einfälle angewiesen. Nicht nur privat, sondern auch beruflich. Nun ist das Problem mit dem Ideen, dass man sich nicht selbst etwas einfallen kann. Dazu bedarf es eines Apparates, der etwas fallen lässt. Den Apparat zähle ich zwar zum Ich und wähne ihn in meinem Kopf, aber ich habe dennoch keinen nennenswerten Einfluss meinerseits auf ihn. Also bin ich darauf angewiesen, dass der ordentlich was fallen lässt.

Wie aber geht das? Man sitzt (in meinem Falle) vor dem leeren Notenblatt und versucht, kleine Punkte in einer Weise hintereinander zu schreiben, dass sich hinterher eine prächtige Melodei ergebe. Das klappt natürlich nicht. Ist wie beim Schreiben, entweder das fließt oder man vergrübelt sich und ... holt sich erst mal nen heißen Kaffee.

Ich mache morgens immer eine Runde mit dem Hunde und seit dem ich das tue, merke ich mehr und mehr, wie wichtig die mir geworden ist. Mir fallen 90% meiner Tönchen beim Laufen ein und, obwohl das nur 10 Minuten sind, meist noch die ganzen wichtigen Todos meines Tages dazu.
Setzte ich mich direkt vor das Notenblatt, oder noch schlimmer, schaute ich mal kurz nach, ob die Philosophen über Nacht neue Erkenntnisse gewonnen haben, dann würde aus dem Komponieren nichts.

Ich kann ehrlich gesagt schlecht nichts tun und meditieren. Mein Meditieren passiert, wenn ich eine andere Sachen automatisch tue, beim Wandern, Auto fahren oder auch Musik machen. Dann schaltet sich mein Bewusstsein aus und macht Platz für Einfälle.

Loslassen ist für mich dieser Zustand, wo meine unbewussten Gedanken einfach tun und lassen können, was sie wollen.


Nun ging die Diskussion auch um Gegenstände oder gar den Geliebten, die man loslassen will oder gar muss. Auch dabei gilt für mich nur eines, horche in dich hinein und fühle, was das mit dir macht. Macht es mich unendlich traurig, dann sage ich mir: Du bist unendlich traurig!

Ich versuche also nicht, die Traurigkeit los zu werden (lassen), sondern nehme sie an. Mehr ist mir in diesem Moment gar nicht möglich. Loszulassen ist ein Einswerden mit mir, ein nicht an mir vorbei Leben. Und bestenfalls ein Einswerden mit allem um mich herum. Für mich alles andere als ein Horrorszenario.

Meiner eigenen Bestimmung folgen halte ich für den größten Wert meines Lebens. Dafür will ich sorgsam mit mir umgehen und das Wichtigste dabei ist mir, in mich hinein zu horchen, zu fühlen, wohin ich will, zu erkennen, was mich aus macht, was mir liegt und was mir nicht so liegt.

Das hat auch mit Selbstvertrauen zu tun. Das Vertrauen wurde Anfangs im Thread erwähnt. Ich halte das für außerordentlich wichtig und bin froh, in meiner Jugend und Kindheit damit einigermaßen gut ausgestattet worden zu sein.

Dennoch gehören zum Selbstvertrauen auch unangenehme Situationen, Hürden und Prüfungen, selbst das Versagen. Ohne die wächst man nicht. Nur indem man die über- oder besteht, erkämpft man sich das Vertrauen in das eigene Handeln.

Amen
@uncle_H
Das genau ist schlicht die Grenzbetrachtung, die ich vornahm. Welche Bedeutungsebenen ich als maßgeblich betrachten möchte, bedarf - auch aus individueller Sicht - einer Klärung auf welcher Ebene ich diskutiere und die pragmatischste Wurzel des Daseins erkennen kann. Dies hat fundamentale Auswirkungen auf jede weitere Betrachtung deiner aufgeworfenen Ebenen.
Das sich dieser Pragmatismus gerade aus dieser ontologischen Seinsbetrachtung ableiten ließe, ja sich vielleicht sogar des eigenen Fundamentes bemächtigen könnte, ist keine eventuelles Ausschlusskriterium, wie du meinst. Es ist vielmehr die jeweilige Wahl (d)einer Sicht.
**e Mann
2.564 Beiträge
Manche Sachen klingen gut, aber ich verstehe sie nicht:

die pragmatischste Wurzel des Daseins

Was ist das? Ich verstehe die Steigerung von pragmatisch nicht und bei der Wurzel des Daseins fällt mir auch nichts ein.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Mühelos
lässt sich der Redeteppich weiter ausrollen.
Ich kann den letzten Absatz aus @*******rus vorherigem Beitrag widerspruchlos annehmen und ihn auch allegorisch in die mir genehme pragmatische Ecke weiterverlegen. Einige Beträge weiter oben überrascht er mich mit der Aussage (sinngemäß):...Das Loslassen stelle unter entsprechenden Umständen auch Genuß dar...
Nach einigem Zögern und zu meiner eigenen Verblüffung, bin ich nun aber Willens diese Aussage als ein wertvolles Postulat einer hedonistischen Lebensführung einzuordnen.
Genußmaximierung durch Meiden (u.ggf.neu wählen)!
*zwinker*
@pue
Ich versuche, gegenüber dem was ich sehe, Worte zu finden. Es reicht anscheinend für diese Plattform der Kommunikation nicht aus. Es führt zu Irritationen und sogar vereinzelt zu offener oder unterschwelligen vorgetragener Ablehnung. Dies ist meiner Wortwahl Ihnen gegenüber zuzuschreiben. Das bedaure ich und möchte dies reduzieren oder je nach weiterer Entwicklung einstellen.

Nur ein Hinweis zur Pragmatik:
Was ist das Leben in letzter Konsequenz immer. Zumindest wenn man sich wirklich lebt?

Vielleicht kann das Sein garnicht(s) anderes sein, wenn alles sich trifft - sich in Gänze findet - als Pragmatik. Nur dazu wäre es von Vorteil zu wissen was diese Gänze für mich bedeuten kann. Diese Gänze im Außen zu finden und in eine endlosen Wissenshorterei zu verfallen, wird nicht dazu führen sich selbst zu finden. Aber weil die Menschen nicht an sich, sondern an ETWAS sinnvolles glauben wollen, werden sie auch nur etwas beliebiges finden und darüber verzagen oder sich ständig neu erfinden.

Wie gesagt meine Sicht, die hier auf wenig Verständnis trifft oder einfach nicht treffen kann, weil wir nicht am gleichen Ort unsere Sichtbarkeit und Sicht vorfinden.

Ich werde die hier vorherrschende Disskussionspragmmatik loslassen. Wenn du weiter Interessiert bist, dann in einem neuen Thema oder per Clubmail.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Wenn man sich entscheidet, abzunehmen, kann es zu vielfältigen Schwierigkeiten kommen; man muss sich neue Ernährungsgewohnheiten zulegen, und das ist nur eine Quelle von Schwierigkeiten. Eine weitere wäre das Angewöhnen neuer Freizeitgewohnheiten.

Es sind also Gewohnheiten, und diese loszulassen bedeutet, etwas Neues zu bewohnen. Dabei geht man nicht in ein neues Heim, sondern man verändert die Bedingungen des inneren Heimes. Hier leben Psycho und Soma in einem Haus, und die müssen sich gut verstehen, wenn man gesund sein will.

Die beiden haben vielleicht eine gute Atmosphäre genossen, bis die Psycho auf die Idee kam, abzunehmen. Vielleicht war es aber auch der Soma, dem es zunehmend schlechter ging wegen der vielen und ungesunden Zufuhr. Wie auch immer; zu den Besonderheiten des Zusammenspiels beider gehört, daß etwa Psycho penibel auf knappe Zufuhr achtet, worauf Soma den Abfluss kleiner macht, weil er genau weiß, was die da vorhat: Sie will das so beibehalten. Vorher war es vielleicht so, daß Psycho sich kaum um bewusste Ernährung scherte und Soma den Abfluss weit öffnete, weil er wusste; da kommt immer was Gutes, also kein Stress.

Um es also beiden recht zu machen, muss man der Psycho gegebenenfalls Einhalt gebieten, wenn sie mit Stress anfängt und nicht registriert, daß Soma mit Stress reagiert. Somit ist Psycho die Verantwortliche, die Ansprechpartnerin. Sie hat die Aufgabe, für Soma zu sorgen, weil sie damit für sich sorgt. Dazu muss sie eventuell bestimmte Überzeugungen über Bord werfen oder sich über schlechte Gewohnheiten bewusst werden.
**e Mann
2.564 Beiträge
Wie gesagt meine Sicht, die hier auf wenig Verständnis

Ne ne, lass mal gut sein. So verstehe ich deine Sicht. Vielen Dank.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Themenersteller 
@*******ata
ich habe dieses themenstrang so verstanden,
dass hier jeder seine persönliche geschichte des loslassens
oder eben auch nicht-loslassen-könnens erzählt...

und diese geschichte wird einfach so stehen gelassen...
ohne wertung ob dies so gut ist oder nicht...
ohne guten ratschlag, weil man selbst denkt, es besser machen zu können

Danke! So war das Thema gemeint und genau das hatte ich erhofft.


@*******rus
Wir sind hier in der der Metaphysik unterwegs, da herrschen abweichende Logiken des (Erkenntnis)Wachstums im Sein.

Ich sehe ganz pragmatische Ansätze und frage mich, inwiefern man sie in der Metaphysik ansiedeln sollte.
Den einen oder anderen Streifer in diese Richtung gibt es, aber sie beherrschen nicht den Mainstream.

Vielmehr sehe ich es so, dass die Metaphysik hauptsächlich durch Deine Beiträge in die Diskussion gebracht wurde.
Das folgende betrachte bitte nicht als Kritik, sondern als Feedback, das Du uns gegenüber hier auch so großzügig verteilst:
Ich habe Schwierigkeiten, Dich zu verstehen. Du greifst etwas auf und negierst es wenige Sätze später, um es dann wieder umzudrehen, so dass ich mich an eine Integralgleichung erinnert fühle, die sich immer von neuem selbst implementiert.
Diese Art der Argumentation ist für mich kein Vorgehen in einer Sprache, die
in sanften Worten, die schlicht, klar und stringent, für den erscheinen, der sich sanft davon anregen lassen können will.
jedermann/frau zugänglich ist.

Ich wünschte, es käme weniger Theorie als Praxis. In all' Deinen Worten kann ich nicht Deine Intention entdecken, genau das, was Du so theoretisch vor uns versteckst, für uns transparenter zu machen.
*****one Frau
13.323 Beiträge
loslassen...
ein spannendes thema, zumal menschekinds dasein immer vom loslassen geprägt ist.
wir müssen das loslassen erlernen, sonst sind wir verloren.
wie lernte diA das loslassen? mit ganz viel mut und vielen tränen und katzenjammer.
ich kann gut materielles loslassen.
schwer fällt mir das loslassen von menschen, die mir nahe sind. das muss mutter aber bringen.
mein fazit: wie hoch ist meine eigene priorität im leben? kann ich weiterleben, wenn ich losgelassen habe? ja, ich kann. mut zur lücke? aber sicher, denn es wird keine bleiben. und selbst wenn sie bleibt, dann ist sie auch ein stück von mir.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Ich versuche also nicht, die Traurigkeit los zu werden (lassen), sondern nehme sie an.

Das Kalligraphieren wir dann mal, und nageln es an die Wand.

Und machen das mit der Wut und der Angst und irgendwannvielleichtauchmalwieder der Liebe ebenso.

Dies seltsame Wechselspiel zwischen Zulassen, Zufassen, Zufallen und Loslassen scheint mir ein ganz wesentliches Moment der Größe und Faszination an Mazitas Thema zu sein.

Bevor ich meine Angst überwinden kann, muss ich sie erstmal möglichst deutlich wahrnehmen. Und bevor ich mich verlieben kann, muss ich erstmal aufhören, daran zu denken. Je perfekter die Technik oder Strategie, die wir uns zur Beherrschbarkeit dieses Emotionsraums angeeignet haben, desto weniger. Beim nächsten Mal.

Genau deswegen sind die persönlichen Geschichten des Loslassens tatsächlich wertvoller als die aus jenen bereits abgeleiteten Lebensweisheiten, Interpretationen, Strategien und metaphysischen, praktischen oder kommunikationstheoretischen Abstrakta. Die zerstören nämlich die Plastizität, die den Geschichten und den in ihnen hausenden Emotionen innewohnt. Frischluft im kulturellen Überbau.

"Was machen Deine Vorräte, Frederick?"

Leo Lionni: "Frederick", Köln : Middelhauve (1967)

diese geschichte wird einfach so stehen gelassen...
ohne wertung ob dies so gut ist oder nicht...

Schaun mer mal.
*******ata Frau
28.053 Beiträge
ja das annehmen gehört zum loslassen...


mein schwerstes loslassen war
2012 meine unterschrift auf einer erklärung "gegen ausdrücklichen ärztlichen rat"
weil meine(damals noch minderjährige) tochter keine weitere behandlung/therapie mehr wollte...

es war nicht nur für mich ein loslassen
auch für sie...
weil sie mich da stark und mutig sah

später haben wir darüber gesprochen,
dass sie all die therapien nur mitmachte,
weil sie dachte, ich sei nicht überlebensfähig nach ihrem tod

ich hab ihr versprochen, ihre krankheit zu akzeptieren,
und zu lernen auch ohne sie weiterzuleben
(wenn sie mir dafür noch ein bischen zeit gibt)

glücklicherweise geht es ihr mittlerweile recht gut
(zur überraschung aller fachleute)
sie macht pläne, hat ziele - sie kämpft, sie liebt - und sie lacht.

jeder moment mit ihr ist mir geschenk
(und ja, manchmal kämpfe ich sehr mit mir und
gegen den reflex des schützenden festhalten wollens)
**e Mann
2.564 Beiträge
Das Kalligraphieren wir dann mal, und nageln es an die Wand.

Und machen das mit der Wut und der Angst und irgendwannvielleichtauchmalwieder der Liebe ebenso.

Mal langsam.

Die Trauer um den Verlust eines geliebten Menschen habe ich deshalb angeführt, weil es mir darum ging, nicht zu allererst den Menschen loszulassen, sondern die Trauer zuzulassen. Die Trauer kann ich nämlich gut unterdrücken. Dann bin ich in mir gespalten, nicht authentisch, und das halte ich für ungesund. Den Menschen kann ich loslassen, wenn ich meine Trauer ausgelebt habe.

Bevor ich meine Angst überwinden kann, muss ich sie erstmal möglichst deutlich wahrnehmen.

Angst ist unmittelbar. Die nimmt man sofort wahr. Aber es schadet auch nicht, sich die Angst einzugestehen. Bei Angst läuft dann das erlernte Schema bei Angst ab. Kann bei jedem verschieden sein.

Sich seine Wut einzugestehen, halte ich für außerordentlich wichtig, denn dann kommt sie, zum Beispiel in einer Auseinandersetzung, nicht unterschwellig an, sondern kann konkret ausgedrückt werden. Sehr hilfreich.

Auch die Liebe lässt sich unterdrücken: Man verliebt sich neu, aber die familiären Umstände sprechen alle gegen eine neue Beziehung. So unterdrückt man die Liebe. Kann durchaus von Vorteil sein.
Wie man sich letztendlich dann entscheidet, ist ein oft schwieriger Prozess. Dennoch spricht nichts dagegen, alle Gefühle dabei mitspielen zu lassen.

Je perfekter die Technik oder Strategie, die wir uns zur Beherrschbarkeit dieses Emotionsraums angeeignet haben, desto weniger.

Auf den Körper zu hören ist das Gegenteil von dessen Beherrschung.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Nicht wahrhaben wollen und Isolierung, Zorn, Verhandeln, Depression und Leid sowie Zustimmung; diese Kübler-Ross’schen Phasen des Sterbens führen mir vor Augen, that it is fucking great to be alive.

Sterben mag die größte Herausforderung an die Fähigkeit sein, zustimmen zu können, doch da bin ich noch nicht. Vorläufig bin ich da, wo sich die Herausforderungen stauen. Es sind keine großen, sondern kleine. Jene, die sich im Grunde fast von selbst bewältigen, wenn man sie ließe. Einige sagen auch, wenn man es "zuließe", daß sie es tun.

Dieses >Zulassenkönnen< ist ultimativ abgegriffen, und das ist ein Wesensmerkmal der Industrie. So, wie die Reklameindustrie dafür sorgte, daß man die Wendungen >Erleben Sie …< / >Entdecken Sie …< / >Genießen Sie …< nicht mehr hören, geschweige denn glauben mag, so springen dank der Leistungen der Selbsterfahrungsindustrie intuitiv Zweifel in den Weg, wenn die Rede davon ist, etwas zulassen oder loslassen zu müssen, wenn man zum wahren und unverfälschten Erleben vordringen will.

Allerdings bedeutet Abgegriffenheit nicht, daß die Inhalte der jeweiligen Postulierungen ihren Wert verloren hätten. Sie bedeutet zunächst nur, daß diese Inhalt ausgesprochen erfolgreich sind und durch industrielle Ausbeutung vermeintlich wertlos werden. Das führt bisweilen zu eigenartigen Überzeugungen wie etwa jener, nach der sich User in ihren Joy-Profiltexten unter >Das mag ich nicht< im Voraus gegen bestimmte User aussprechen: „Profile mit Mottos wie >Alles kann, nichts muss< oder >Carpe Diem<.“

Natürlich ist es gesund und heilsam, etwas Bestimmtes zuzulassen, aber es ist ebenso gesund und heilsam, etwas Bestimmtes nicht zuzulassen. Dasselbe gilt für >Loslassen<. Ob man nun richtig liegt mit seiner Entscheidung, zu- bzw. loszulassen, hängt von der Grundlage der Entscheidung ab. Diese ist desto sicherer, je klarer die Entscheidung begründet werden kann – auch wenn diese Begründung nicht in klare Worte gefasst werden, dafür jedoch in einem umso deutlicheren Gefühl fußen mag.

Beides – das klare Argument sowie das deutliche Gefühl – hängt, wie ich in meinem letzten Beitrag bemerkte, von Psyche ab. Sie muss in der Lage sein, dem Soma das Wort zu erteilen.
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