weil man es mir dauernd sagte,
(Ma)
es reicht auch, wenn es einem nur einmal gesagt wird, wenn die sinne in diesem moment empfänglich sind und der glaubenssatz nahrung findet, um tiefes synaptisches wurzelwerk auszubilden.
danach wächst er mit jedem weiteren eingießen von ähnlichem.
in einem seminar übten wir mal das herausfinden des standorts für einen bestimmten glaubenssatz - das war teil des konzeptes. eine teilnehmerin bot sich an für das modell, wurde in leichte trance versetzt und berichtete von ihrem glaubenssatz, der ihr das leben schwer machte. nun leitete die psychologin sie an, der entstehung nachzuspüren. dazu benutzt man die idee der timeline. man stellt sich sein leben als eine linie vor (wahlweise auch anders, wenn das persönliche bild davon abweicht, aber in unserer kultur sind wir fast alle auf linearität eingetunet) - und bewandert diese linie. nach vorne, in die zukunft, nach hinten, in die verganhenheit, weil der blick nach vorne gerichtet ist, auf das offene, unbekannte ende. alles in trance.
die kollegin stand also auf ihrer linie, die wir mit einem roten wollfaden am boden markiert hatten, an dessen einem ende der knäuel noch dranhing, versteht sich,
mit halb geschlossenen augen, und betippelte den ungefähren standort der enstehung ihrer überzeugung. es handelte sich dabei in der tat ebenfalls um den perfektionismus.
mit einem mal blieb sie stehen, an einem punkt ihrer timeline, der etwa dem vierten lebensjahr entsprach, sagte sie. und dort saß also der ursprung.
wir alle warteten mucksmäuschenstill, ebenfalls in leichte trance gehüllt, diese phänomene sind ja resonant; und warteten.
man konnte davon ausgehen, dass emotionen hochkommen; es ging uns bei diesen übungen allen so, und sowohl die leiterin als auch wir teilnehmer reagierten spontan richtig - wie hernach besprochen wurde.
aber die kollegin stand da, im wechsel zwischen anspannung und entspanntsein, und sagte nichts. es dauerte lange, so lange, dass wir einander verstohlen ansahen, weil unser eigener trancelevel abnahm - wir sollten ja auch wach bleiben.
und sie sagte lange nichts.
dann, mit einem mal, erhob sie den kopf, und sagte mit einer stimme, die tiefer und klarer war, als ihre sonstige: ich hab es gefunden. und ich habe weit mehr noch gefunden. es ist
alles* da, an diesem ort - und sie stampfte mit dem fuß auf den boden. und wir guckten alle hin, auf die stelle auf dem parkett, als könnten wir es sehen.
sie hatte den tag, die stunde gefunden, als der sehr komplexe glaubenssatz des ichmussperfektfunktionieren in ihr system
zum ersten mal eingedrungen war. wir konnten es alle spüren.
sie sagte: es ist zu viel! ich kann das nicht benennen, es sind zu viele punkte, die da mit reingehören.
also wurde die übung abgeändert, statt mit der ansicht der situation weiter zu machen.
die leiterin riet dazu, das ganze des gefundenen aufzuheben, und beschützt aufzubewahren, damit man später dann der reihe nach vorgehen könne. also wurde pantomimisch ein paket geschnürt, in packpapier, und geknotet, und sie hob es hoch und hielt es bei sich und drehte sich um zu uns, und war ganz klar, und strahlte hellwaches aus. wir lächelten alle übers ganze gesicht, sahen unwillkürlich auf das virtuelle paket, das sie nun auf ihrem schoß deponierte, um sich auszuruhen, und freuten uns für dieses geschenk, das sie sich selbst gemacht hatte.
in den nachbesprechungen konnte vieles daran noch beredet werden - und wurde es auch und der allergrößte teil wird ihr allein gehören für ihre weitere lebensarbeit, aber das entscheidende war ausgegraben worden.
den vorgang der änderung von glaubenssätzen hatte ich in einem anderen beitrag skizziert - der folgte dann im seminar des nächsten tages.
das paket hatte so sinnliche präsenz, dass wir beim abendessen noch fragten: wo ist es jetzt? und sie lachend sagte: im koffer, im schrank des hotelzimmers. und wir dachten, da ist es, und nun kann sie daran gehen, einzelne teile herauszunehmen und anzusehen.
und dann anzuerkennen, zuzulassen. zu mögen, als teil von sich. zu adeln, als reichtum, zu würdigen, als gabe der eltern oder der ahnenreihe - allemal so zu betrachten, dass das paket zum leuchten kam und seine kraft abstrahlte, und dennoch sein inhalt bald zum gebrauch freigegeben, und zum verbrauch anstünde und eines tages sich in etwas ganz anderes verwandelte, was viel sinnvoller und konstruktiver würde, als das bisherige.
das ist ja das verrückte: unsere inhibitorischen und destruktiven annahmen können in potenziale und schätze umgewandelt werden.
nicht eine not, die nicht zugleich eine tugend ist -
und es geht nicht ums halbherzige umbenennen, wie bei einer datei, sondern um das tiefe erkennen der darin eingeschnürten kräfte. die dann, einmal mit neuem spin versehen, sich ganz anders drehen und positives emanieren. eine vorzeichenänderung, die das resultat der gleichung ändert. und die deshalb meist akzeptiert und mitgemacht wird, obwohl das loslassen der alten gedanken auch bedrohlich sein kann, weil sie derart viel kraft und schönes freigibt, dass es sich wie ein häuten anfühlt - die schwere fällt weg, die zähen tauen reißen, mit denen man eingeschnürt war - und dann sind die entlassenen emotionen auch sehr befreiend, hell und mutig.
• alles meint: alles, was ich jetzt brauche