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Loslassen

*******ster Mann
2.009 Beiträge
Castaneda lesen
Ist eine Sache, ihn zu verstehen eine andere.
Natürlich sind seine Werke in der Esoterik angesiedelt. Nur weil wir esoterische Erfahrungen heute noch nicht mit der Physik erklären können bedeutet es nicht das es sie physikalisch nicht gibt. Eine Lebensphilosophie die im Einklang mit der Natur steht ist so verkehrt nicht.
Castanedas Werke sind ein sehr schönes Beispiel wie sich loslassen auf das Ich auswirken kann.
Ist die Entstehung der Jedis aus Castanedas Werken nun real gemeint oder auf die Erzählung bezogen? Auf die Erzählung bezogen würde ich ja sagen. Auf die Realität hätten wir einen Zeitkonflikt, da etwas Zukünftiges in der Gegenwart aus dem Vergangenen geboren wurde *rotfl*
Esotherischphysikalische grüße
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Man kann Castaneda mit dem Herzen verstehen, und das begründet seinen Erfolg, auf den gleich andere, zuvorderst der Autor von >Johannes<, Heinz Körner, aufsprangen, der mit seinem Erstling das bislang erfolgreichste Debut der deutschen Literaturgeschichte vorlegte.

Man muss Castaneda aber auch mit dem Verstand verstehen können, und das führt in meinem Fall beispielhaft zu der Erkenntnis, daß Geschichte – insbesondere Ideengeschichte – ein unverzichtbarer Fundus des Wissens ist. Unsere Wurzeln liegen unter anderem im Wissen von Menschen, denen etwas zugeschrieben wurde und wird, das den Normalos vorenthalten bleibt: Der Zugang zu anderen Welten, zu Göttern oder eben zu umfassendem Wissen. Interessanterweise spielen bei diesem Wissen zumeist wahrnehmungsverändernde Substanzen eine zentrale Rolle.

Hallo? Ist der Mensch, an dem ich auf dem Weg zur Arbeit allmorgendlich vorbeigehe und dem seine wahrnehmungsverändernden Substanzen aus den Poren fließen, ein Schamane, der mir die Welt erklären könnte, wenn ich es denn zulassen könnte?

Er ist es nicht. Er ist eine unvermeidbare Erscheinung der Industriegesellschaft 4.0 und hat keine Ähnlichkeit mit dem Menschen, dessen Wissen einst zusammen mit seinem lebenden Körper auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Er weiß vermutlich nicht, wie die Balance von Körper und Geist zu erreichen ist, und möglicherweise leidet er unter ebendiesem Mangel.

Ich hatte vom Buch gesprochen, das jemanden zu einer grundlegenden Veränderung seines Lebens animieren kann. Solche Bücher gibt es zuhauf. Es gibt aber ungleich mehr Bücher, die für das Gegenteil geeignet sind, und es gibt neben diesen unzählige andere Quellen des Wissens, die in Wirklichkeit Quellen der marketingorientierten Desinformation sind.

Der Mensch 4.0 hat kaum eine Chance, das richtige für sich zu wählen, es sei denn, er entschiede sich für die konsequente Erweiterung seines Weltwissens.
Pragmatik

Mir ist es egal, was ein jeder zum Lernen hernimmt. Wenn er es nur nimmt. Und was hergibt, was sich gut anfühlt.

Nicht, dass mir das gute Anfühlen an sich etwas Wert wäre, und das Wort Hedonismus hat das Problem mit der Endung, daher ist es nichts für mich.
Allerdings ist Wohlfühlen ein nennenswerter Parameter, in einer Gleichung, deren Ergebnis Erfüllung ist. Erfüllung ist für mich ein gutes Wort, es ist neutral, und es beschreibt für mich eine Dimension, in der Wunsch, Projektion, Selbstbild, Historizität, Bedürfnis, Interaktion ...
zusammenfallen zu einem runden, leeren Ball.
Und der Ball bin ich, und er ist die Welt, also stimmt es. Wir benötigen Stimmigkeit, um uns selbst zu verstehen - sage ich.
Ich glaube, wir sind dauernd darauf aus, Gleichungen zu lösen, die möglichst wenig Kommastellen haben.

Auf das neurolinguistische Programmieren stieß ich nicht wegen Castaneda, obwohl ich den mal las, früher. Und ich fühle mich nicht abgewertet, wenn jemand es tut, der sich nicht in der Sache auskennt.
Ich stieß darauf auf der Suche nach Werkzeug.
Weil ich mich verändern wollte, weil ich nicht mit mir gleich war; meinem Entwurf vom gelungenen, also reifen, saftigen Denken nicht nachkam, meinem Bedürfnis nach Metakommunikation nicht nachging, meine Projektionen bedenklich tragisch bis spastisch waren und ich historisch aus der Kurve meiner übrigen Neigungswinkel herausgebrochen war. Es war eine Zeit, ich der ich mich nicht mochte. Und ich mir genau so unverfroren die Stirn bot, wie ich es auch jetzt noch tue.

Das wird ein jeder anders begehen; sich seins herausnehmen, mit seiner Info anreichern, und es der Welt auf seine Art zurückgeben, reflektieren. Wie wir lernen, sollte frei sein, und mir ist jedes Mittel recht, wenn es denn zu dem führt, was ich Erfüllung nannte.
Eine Technik, mit der ich meinen lebendigen Imaginationen, meiner sprachlichen Spiellust und meinem Sinn für Gleichgewicht Raum bieten, einen Übungsplatz, Auslauf bieten konnte, kam mir damals gerade richtig.

Mir liegt jede Empfehlung dieser Technik fern. Wenn ich das beschreibe, dann nur, weil es mir einfällt, und weil ich davon ein wenig verstehe.
Jede Technik oder Nichttechnik ist gleich gut, wenn sie nur dazu führt, den hungrigen Kükenstimmen in sich selbst die passenden Würmchen zu bieten, damit diese mit kräftigem Flügelschlag emporsteigen können.

Interaktion habe ich das genannt, es kann auch Ökologie genannt werden, und dann ist es klar, dass das Wohfühlen immer ein angemessenes ist, ein bemessenes, ein messbares und ein Maß.

Es ist wundervoll, jemandem beim Wachsen zuzusehen. Und beim Fliegen erst recht.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Themenersteller 
Wie lernen wir denn?
ich sage: Wir nehmen das besonders gut auf, was schon als anlage in uns geschlummert hat. das, was einen teil von uns anspricht und unseren geist dazu bringt, in der höhe und in der tiefe auszuforschen und an uns zu ziehen, was gerade unsere lebensthemen berührt oder was wir noch brauchen, um uns zu entwickeln.
wissenshunger ist auch so ein gutes wort. es verweist auf den unersättlichen geist in uns, der forschen und durchdringen möchte, der die welt nicht als eine scheibe sieht, die sich konzentrisch um ihn in ihrer mitte dreht, sondern sich immer bewusster wird, wie groß seine eigenen anteile am gelingen des gesamtkunstwerks 'leben' sind, wenn er interagiert.
diese interaktion muss nicht auf die gegenwart beschränkt sein. alles, was lebt, wurzelt irgendwo und hat viele feine fasern, die es mit der allgegenwärtigen lebensgeschichte verbinden. das kann man sogar fühlen - diese linien hinterlassen spuren in jedem von uns. ganz sensible geister wissen um ihre vergangenheiten auf eine sehr subtile art- sie können in identitäten schlüpfen, die fernab ihrer jetzigen wirklichkeit liegen. und es fühlt sich genau so an wie ihre gegenwart- sehr real im hier und jetzt, auch wenn es scheinbar zeitlich sehr fern angesiedelt ist.
im grunde ist lernen ein wiedererkennen und wiederfinden dessen, was wir vergessen haben.

ich habe nie castaneda gelesen. als alle ihn lasen, wollte ich ihn nicht lesen, weil es gerade hip war, es zu tun, und dann habe ich den punkt verpasst, ihn überhaupt jemals zu lesen.
aber ich habe mich schon lange für unser archetypisches erbe interessiert und so auch für den schamanismus. mir leuchtet mühelos ein, dass wir ein fenster zu dieser sogenannten 'geisterwelt' aufstossen können, weil wir eben dieses erbe in uns tragen. wenn wir schwierigkeiten damit haben, es als eine reale welt in uns wahr zu nehmen, dann liegt es daran, dass wir einfach nicht mehr in der konzentration leben, die das erfordert. es ist aber lohnend, es zu tun, denn es bringt einen vorstoß zu unserem wesen als mensch, der aus dem säugetier der aus der amphibie der aus dem fisch der aus der amöbe.... entstanden ist, also alle die merkmale einer langen evolution in sich trägt.
so kann man sich begreifen, und so lernt man verstehen.

gerade überlege ich, warum sich meine gedanken ausgerechnet um diesen punkt plötzlich so schnell drehen.
vielleicht, weil es so abenteuerlich ist, sich als das letzte glied einer ganzen langen kette von identitäten zu sehen, die schon durchlaufen wurden, und weil der zweck der übung noch so weit von der entschlüsselung entfernt ist. ich glaube aber, es geht um evolution. die der gedanken und der taten.
Das sehe ich ähnlich Mazita.

Aber warum das Pferd von hinten aufzäumen, wenn wir selbst, von all diesem, der Kulminationspunkt sind.
Nimm dein Sein an, wie es ist. Denn du bist alles was war. Du BIST derjenige, der alle gegenwärtigen Vergangenheiten, zu deiner Gegenwärtigkeit, verbinden kann. Das/dich zuzulassen, IST das Loslassen genau dieser Vergangenheiten. Sie werden zu deiner Freiheit der Gegenwart, das Vergangene mit der Zukunft zu verbinden. Sich genau an diesem Punkt zu leben, heißt dich gänzlich loszulassen, um dich zuzulassen.

Dieses scheinbare Paradoxon zu lösen, ist keine Frage des Verstandes. Sondern des Bewusstseins, seiner Selbst.
*******rse Mann
2.314 Beiträge


Interaktion habe ich das genannt, es kann auch Ökologie genannt werden, und dann ist es klar, dass das Wohfühlen immer ein angemessenes ist, ein bemessenes, ein messbares und ein Maß.
(MaerzMond)

Ich nenne es Ökonomie, weil alles, was ich kann, von meinem Haushalt abhängt. Dieser Haushalt muss gemanaged werden, damit ich auch das ein oder andere kann, was ich will. Es gibt vieles, das man wollen, aber nicht tun kann. Loslassen bedeutet in diesem Sinne ein Loswerden von etwas, das meinen Haushalt belastet oder zu belasten droht.

Loslassen kann eine logische Folge von Nehmen oder Annehmen sein, denn ich kann auch mit der Entscheidung, etwas Neues zu beginnen, etwas Altes loslassen, ohne mir Gedanken darüber gemacht zu haben, daß ich ja etwas loslasse. Diese Entscheidung muss nicht einmal bewusst getroffen werden. Ich kann zufällig auf etwas stoßen, das mir gefällt und das ich verfolge, mit der Folge, daß ich etwas loslasse, dessen Lästigkeit mir gar nicht bewusst war.

Loslassen muss also kein Problem sein. Es kann als an sich logischer Nebeneffekt einer Neuentdeckung einfach so passieren. Diesen Nebeneffekt kenne ich, weil ich häufig Neues für mich entdecke und beim Nachspüren dieses Neuen irgendwann feststelle, daß ich nebenbei etwas fallen ließ, das mich bislang beschäftigte.

Das hat mit Trieb zu tun. Mich treibt etwas in mir zu etwas Neuem. Das hat etwas Spürnasenhaftes an sich. Ich bin wie ein Hund, der an jeder Straßenecke und jeder Hauseinfahrt schnuppert und denkt: „Hey! Was ist denn das? Kenn ich ja gar nicht. Wer war das? Was hat der hier gemacht?“ Und ich gehe weiter und denke: „Das musst du herausfinden.“

Das bedeutet mir Freiheit; beschnuppern, beäugen und befühlen zu können. Mein Alltag kann noch so alltäglich und einnehmend sein; ich bin prinzipiell offen für alles, was meinen Weg kreuzt oder mir entgegenkommt. Ich halte diese Offenheit für grundlegend. Jede Hausecke ist die Ecke eines Hauses, in dem Menschen wohnen, die mir etwas zu sagen hätten oder denen ich etwas sagen könnte.

Die Ökonomie sagt mir, daß ich diese Freiheit ökonomisch nutzen sollte. Ich sitze somit vor meinem Rechner, beschnuppere zahllose Hausecken in Form von Profilen und weiß, daß ich nur beschnuppern, aber nicht erfahren kann. Doch ich sehe, was es alles gibt, und das ist mein eigener Trieb: Wissen zu wollen, was es alles gibt.

In diesem Sinne werde ich immer dieser kleine Junge sein, der staunend die Welt anschaut und atemlos verfolgt, was in ihr vorgeht. Als Erwachsener werde ich immer wissen wollen, welchen Reim sich der Einzelne, der mir begegnet, auf das Leben macht, denn ich weiß, daß er ein Geworfener ist wie ich. Ich war immer auf der Suche – und ich werde es immer sein – nach dem Gemeinsamen, nach Resonanz. Was könnte es anderes sein als Resonanz, das uns glücklich macht?
vielleicht, weil es so abenteuerlich ist, sich als das letzte glied einer ganzen langen kette von identitäten zu sehen, ...
... ich glaube aber, es geht um evolution. die der gedanken und der taten.
(Ma)

das könnte von mir sein!
Was könnte es anderes sein als Resonanz, das uns glücklich macht?
(plant)

und der auch, und
Denn du bist alles was war.
(Mt)
der auch.

Nun laufen wir alle so herum, in diesem Bewusstsein, und prozessieren doch anders, was auf uns eindrückt. Der Print des Bewusstseinsfingers drückt je andere Linien in den Lehm unserer Persona, der Lebensverlauf zeichnet andere Mäander auf der Karte - und doch sind wir alle Teile des selben Ganzes. Und wenn wir das erkennen, und der Klang der Welt nicht übertönt wird von den tausend schrillen Posaunen und Werbejingles, hören wir alle den selben Laut.

Ja, das klingt so esoterisch, dass mir selbst die Nackenhaare aufstünden, wenn ich mit Esoterik ein Problem hätte. Als ich
J.-E. Behrendts "Nada Brahma. Die Welt ist Klang" entdeckte - ich glaube, dies war der Ursprung vieler meiner Interessen. Wie Plantnurse es weiter oben schrieb, wir bekommen Initialzündungen von vielen Seiten, darunter auch aus Büchern. Aus Büchern nahm ich immer viel mit - und dieses gab es als Hörbuch, und es lief in meinem kleinen, wackeligen Kassettenrecorder tagein, tagaus, und meine Besucher verdrehten die Augen.
So what?

Wissenshunger
! (Ma)

Jah, der beste Hunger überhaupt. Ich bin unendlich dankbar, dass man ihn in mir anpflanzte und ordentlich wässerte. Wenn ich mal protestierte, raus wollte, während zu Hause noch eine Nachhilfe und Belehrung da und dort anstand, entgegnete die Familie: nimm es einfach mit, auch wenn du nicht weißt, wofür; später kannst du es gebrauchen.
Mir war als Kind kein Später bekannt und bisweilen befand ich mich erdrückt unter den vielen Lexika und Atlanten, die Opa nachmittags aufschlug - anderer Kinder Frohgeschrei draußen lockte mich an, und da ich keine Ambitionen hatte, mit dem neu erworbenen Wissen vor ihnen zu brillieren, erschien mir mein Lerntempel mitunter sonnenlos. Zum Glück konnten sie mich dann doch packen, doch begeistern, und dann kam eine Zeit, da wurde ich geschubst, jetzt endlich rauszugehen, und ich vergrub mich hinter meinen Buchseiten.

Worauf ich hinauswill:
Ich habe mich später immer wieder bedankt, für diesen Garten, den man in mir angepflanzt hatte, und tue es noch immer, auch wenn nun keiner mehr lebt, der es hören könnte.
Ich habe Schule geliebt, weil Schule Wissen war. Und es gelingt mir kaum entspannt wegzuhören, wenn in meiner Bekanntschaft Schule so ausgesprochen wird wie Folter - seitens der Eltern. Dann fallen Sätze wie:
"Noch ein Jahr, dann ist der Schrecken vorbei". Oder: "Ferien vorbei, jetzt geht der Terror wieder los". Und mir wird ganz bang, wie so ein Kind denn da hinaus soll, wenn es denken muss, ein großer Trichter will ihm Übles und stülpt seinen Inhalt gegen Widerstand in ihn hinein.

Nun ist es, meiner Sicht nach, so, wie ich es seinerzeit in einem Zen-Buch las: du musst erst alles lernen, eh du wieder alles vergessen kannst.
Zwar bin ich davon überzeugt, dass geringes Wissen großer Weisheit nicht im Wege steht, und der Standardspruch meiner Mutter lautete: du kannst von Jedem lernen, der vor dir steht, vom Professor, wie vom Hirten droben auf der Alm - und sie hatte so Recht!-

wenn man aber einmal mit Wissenshunger infiziert ist, hatte man Glück. Der Lehm bleibt nachgiebig, die zeichnenden Linien sinken satt hinein, die Weltkarte bleibt veränderlich.
"Hinter jeder Ecke lauern ein paar Richtungen" soll S. Lem gesagt haben, und das kecke, spielerische, vitale Anpirschen an die Ecken und das Umarmen der vielen Richtungen ist das wache Gewahrsein, welches das Leben zu einem bewusst gefeierten Feuerwerk der Möglichkeiten macht.

Wissen zu wollen, was es alles gibt.
(plant)

Was haben wir für ein Privileg, dem nachgehen zu können! Wir dürfen spielen!
*******rlin Mann
1.966 Beiträge
*******rse:
Es ist interessant, daß ich unmittelbar dachte: Was für eine Abwertung!
In der Tat. Erstaunlich, dass mein kleiner Text ohne Wertung eine Wertung erfährt.
Es ist allgemeiner Standard, Texte nicht mehr zu hinterfragen. Es wird halt losgeschossen, was die Munition so hergibt. Letztlich auch hier.

*******ster:
Ist die Entstehung der Jedis aus Castanedas Werken nun real gemeint oder auf die Erzählung bezogen?
Die Jedis sind Fiktion. Und daher beziehe ich mich auf die Erzählung. Dennoch denke ich, es wurde in diesen Büchern einfach ein Gebilde geliefert, eine Grundidee, die schlicht auf alles passt. Das es etwas gibt, was uns benutzt, aber was wir selbst genau so benutzen können, das ist irgendwie das eine Element, welches sich in allen Bereichen wiederfindet. Die Filmindustrie lebt sehr gut damit.

Und auch alle Lebenshelfer. Auch hier zieht es sich wie ein roter Faden durch die Texte. Da ist etwas, was wir mobilisieren müssten. Etwas, was zugleich uns mobilisiert. Oder auch destabilisiert. Möglicherweise ist deshalb auch der Blick stets auf das "Andere" gerichtet. Mein persönliches Hier und Jetzt, das fehlt mir häufig.

Mir fehlt da schlicht das Denken. Ergebnisorientiert. Nicht festgemacht an etwas übergeordneten.
**e Mann
2.564 Beiträge
Das es etwas gibt, was uns benutzt, aber was wir selbst genau so benutzen können, das ist irgendwie das eine Element, welches sich in allen Bereichen wiederfindet.

Ich habe Castaneda nicht gelesen und kann somit nicht verstehen, was du damit meinst.
*******ster Mann
2.009 Beiträge
Ergebnisorientiert?
Baer-berlin
Das war mir schon klar das die Erzählung gemeint war, mich hat nur die theoretische Gegenwart einer zeitschleife provoziert, war nicht böse gemeint.
Ergebnisorientierung mag ich ja aber bei manchen Themen steht ja kein Ergebnis im Fordergrund sondern die Frage. Das Ergebnis sollte meiner Meinung nach eine Ansammlung von Antworten zu der Frage sein. Die Frage hier war der Umgang der Einzelnen mit dem Thema loslassen. Gerade hierzu ist die Betrachtung eines Übergeordneten sehr interessant. Führt doch genau die Zu- oder Abwendung zum/ vom Übergeordneten hin/weg zu einem intensiven Loslassen des vorher Gelebten. Und gerade weil wir die Physik meiner Meinung nach nur rudimentär begreifen ist die Präsenz des Übergeordneten nicht zu vermeiden. Mit der Akzeptanz, dass das Übergeordnete nur unverstandene Physik ist lebe ich für meine Person sehr gut. Welchen Namen nun andere für das Übergeordnete verwenden ist nicht relevant. Ich bin jedoch der festen Überzeugung das ein Bereich in uns existiert, der aktiviert werden kann sofern wir uns darauf einlassen.
@**e
Castaneda beschreibt in seinem Werk seinen Weg zu diesem Bereich, welcher den Menschen solange sie sich nicht loslösen von ihrer Suche nach Ergebnissen, verschlossen sein wird. Manche Dinge kann man nicht mit einer Tabelle oder einem Projektplan erreichen. Man muss sich einfach darauf einlassen obwohl man weiß das man keine Ahnung davon hat und man muss die Angst davor akzeptieren.
Ist ja interessant, was man so unter Castaneda alles erzählt. Ich kenne das nicht.

Ich kenne drei Bücher, die ich mal mit Anfang Zwanzig las.
Dann erzähl ich euch, was ich darin las. Zu dem Zeitpunkt hatte ich ein Paket mit Märchen - internationalen -, eins mit abgebrochem Studium der Vergleichenden Religionswissenschaft, bei gleichzeitigem studentischem Jobben und einigem Berauschtsein, eins mit Alleinsein, eins mit Tarotkarten, ..., eins mit Romanlesen und Selberschreibseln, eins ...,
in meinem Warenkorb.
Ich vernahm also in den Büchern, dass ein westlicher Suchender, wenn er den anderen Westen findet, den wirklich wilden, an die Grenze seiner Erfahrungsdeutung gerät.
Dass er lernen kann, jenseits seiner Begrenzungen zu erfahren, dazu aber erstmal bissl irritiert werden muss. Als Irritation benutzt Don Juan die Klassiker der Tricksterfigur, die Attribute des Pan hat er, und er ist das Vehikel in eine andere Rechenformel, mit anderen Ergebnissen, also einen anderen Weltentwurf.


Der brujo, der Zauberer, oder Schamane, ist der Teil einer Gemeinschaft, der unseren Charon, den Seelenüberbringer, unseren Dionyssos, das Rauschkind, unseren Hephaistos, den Bastler und unseren Pan und noch so viele andere Figuren unserer Alten Geschichte vereint. Ein Archetypus des Entgrenzten, des Passenger, des Fährmanns und des Priapos. Der Zauberer ist nicht in unserer Welt, und dennoch mehr als präsent, hochvital und dennoch entrückt. Er sieht die Weltlinien - mein persönlicher Favorit unter den Beleherungen - und ich fand es inspirierend, dass Mazita vorhin von Linien sprach.

So wird das dort beschrieben, dass also Don Juan und Castaneda abends in den Sonnenuntergang schauen (glaube ich, bin nicht sicher), und der Anthropologe bekommt vom Schamanen die Sicht übertragen, die jener hat, und kann die leuchtenden Weltlinien sehen - wie energetische Meridiane, anstelle der karthographischen.
Diese Art Wahrnehmung wird dort gelehrt.
Unter vielen anderen sehr anregenden Geistesexerzitien.


Das Wissen der Jahrtausende steckt noch in uns - das ist meine Überzeugung, und wie ich sehe, stehe ich damit nicht allein.
Wenn wir vom Anspruch an die unsrigen tradierten wissenschaftlich-rationalen Parameter hin und an loslassen, quasi spielhalber -
können wir mit diesen alten Wissenskarten mitunter gute Partien spielen. Trifft man auf Menschen, die am Standort X ähnlich ticken und ähnliches lasen und verstanden, ergibt sich eine gemeinsame Sprache. Deshalb wirken Esos so befremdlich auf Neutralos, oder wie die halt heißen wollen.

Es gibt viel Potenzial in diesen alten Lehren, die einander sehr gleichen, und im Grunde alle auf eine Handvoll Weisheit hinauslaufen.
Diese Handvoll Teig geht aber in jedem anders auf und es werden plötzlich tausend Brote und dann nervt das Vorhersehbare daran.
Ich halte mich zeitlebens gut auf dem Grat, zwischen Logikhappen und Eso-Bonmot, zwischen Ratioparoli und Intuitionston. Und damit fahre ich gut, es kommt schicht nur darauf an, das Richtige im richtigen Moment anzuwenden. Ob Quantenphysik gilt, oder Astrologie, ist irrelevant, solange man sich versteht.

Lernt Fremdsprachen! würde ich auf Geldscheine drucken.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Boah, wat Du allet behalten hast, nach einem einzigen Mal lesen vor 15 Jahren;)

Ich weiß nicht mal mehr, wer mir die Bücher geklaut hat. Naked Lunch is auch wech.

Das Wort Ergebnisorientierung geht mir inzwischen einfach nur noch aufn Sack.

Früher hat ein Computerprogramm vorne angefangen und hinten aufgehört und wenn da ein Fehler drin war, hatte die Maschine ein Halteproblem und Du musstest Windows neu starten. Weil die Branche nicht genug Manpower in Form von Leuten rekrutieren konnte, die hierfür klar genug denken können, hat man diese bescheuerten objektorientierten Programmiersprachen erfunden, die alles irgendwie son bisschen gleichzeitig machen und durch die vielen Einzelanfragen vor allem bei Datenbankoperationen unglaublich performance und/oder Ram fressen. Und weil die Dinger dann logischerweise nich rechtzeitig feddich werden, und die ganze Zeit auch nicht richtig wissen, ob se jetzt abgestürzt sind oder nicht, versucht man das team mit solchen bescheuerten Sprechblasen auf Trab zu bringen.

Ein einziger echter Denker (*) hätte das von vornherein richtig und doppelt so schnell erledigt.

(*) Denker und denken denke ich mir immer so betont, wie das Klaus Pohl als Martin Heidegger im Dialog mit Barbara Sukowa als Hannah Arendt im Film ausspricht.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
… Neutralos, oder wie die halt heißen wollen.
(Maerzmond)

Die Neutralos nenne ich Exos, um damit zu dokumentieren, daß ich die Differenz von Esoterik und Exoterik in der Richtung ihres jeweiligen Repertoires an Gesten sehe. Die typisch esoterische Geste ist nach Innen gewandt und erzeugt die Atmosphäre der Einweihung, des Zirkels und der Erleuchtung. Die typisch exoterische Geste ist nach Außen gewandt und erzeugt die Atmosphäre der Offenheit, der Popularität und der Aufklärung.

Zu den Exoterikern zählen somit jene, die auch als Popularisierer bezeichnet werden und die ihre Arbeit in den Dienst der Transparenz und der Nachvollziehbarkeit komplexer Inhalte stellen. Das kann also auch jemand sein, der aus seinem esoterischen Zirkel heraustritt, um jenen als Lehrer zu dienen, die lernen wollen.

Offenheit und Geschlossenheit sind grundlegende Prinzipien menschlichen Daseins und spielen in allen Sparten des Lebens eine entscheidende Rolle. Es hat immer Logen gegeben, zu denen das Fußvolk keinen Zugang erhielt und in denen Herrschaftswissen erzeugt und verschlossen gehalten wurde. Wie wir wissen, hat es in der Geschichte die ein oder andere Wende gegeben wie etwa den Buchdruck und die Alphabetisierung der Massen oder erst neulich die Digitale Wende, und sie haben zur Demokratisierung beigetragen.

Zu dieser Demokratisierung kann sich der Mensch beglückwünschen, auch wenn sie dazu geführt hat, daß es die Bildzeitung und viele andere Erscheinungen gibt, die massiv antidemokratisch und antisolidarisch wirken und jenen Logen zuarbeiten, die mit gigantischem Gerät ihr Herrschaftswissen aus dem unüberschaubaren Datenstrom auslesen, mit dem wir die Welt fluten.

Auslese ist also eine Grundfertigkeit, an der wir zu feilen haben. Wir müssen ein feines Gespür entwickeln, um beim Lesen auszulesen, was förderlich ist und was nicht.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Themenersteller 
plant:
...Zu den Exoterikern zählen somit jene, die auch als Popularisierer bezeichnet werden und die ihre Arbeit in den Dienst der Transparenz und der Nachvollziehbarkeit komplexer Inhalte stellen. Das kann also auch jemand sein, der aus seinem esoterischen Zirkel heraustritt, um jenen als Lehrer zu dienen, die lernen wollen.

Ja, und das sind unter anderem die, die mittlerweile facebook, twitter und weissdergeierwasnochalles erobert haben und ihr erleutungsstrahlendes LED-Lächeln feist und fett dem Betrachter entgegen recken, meistens untermalt von irgendeinem Spruch wie:
Du stirbst. fang an zu leben.

Aha. Die können's also. Ich kann es nicht.
was ich tue, das schlussfolgere ich, ist also vegetieren, weit entfernt von dem was 'leben' wirklich sein kann, nämlich etwas, zu dem ich zugang bekomme, wenn ich 'den fuß von der bremse nehme'.
soso. 60 jahre vermeintliches leben in 10 sec. vernichtet. wer will das lesen oder hören? wenn der geneigte leser nachher wie eine wanze am boden kriecht, darf er anfangen, sich auf den weiten weg zum wirklichen leben zu machen, wo aus der wanze dann ein goldkäfer wird, denn er wird sein heil teuer erkaufen.
das ist ergebnisorientierung. sehr ergiebig für jeden, der des wortes fähig ist und weiss, wie er damit umgehen muss, um jemanden zum krabbeln zu bringen.

*rotwerd*
fern des themas, fern der sache.
bitte entschuldigt, aber obiges brach gerade aus mir heraus, denn mich erfasst brechreiz ob dieser populistischen sabbler!

MM:
dass also Don Juan und Castaneda abends in den Sonnenuntergang schauen (glaube ich, bin nicht sicher), und der Anthropologe bekommt vom Schamanen die Sicht übertragen, die jener hat, und kann die leuchtenden Weltlinien sehen

wie wohltuend, so eingeweiht zu werden! das kostet nichts, und schweigen kann sehr verbindend sein.
*******rine Mann
361 Beiträge
*******rse:
Zu den Exoterikern zählen somit jene, die auch als Popularisierer bezeichnet werden und die ihre Arbeit in den Dienst der Transparenz und der Nachvollziehbarkeit komplexer Inhalte stellen.

und

*******rse:
Offenheit und Geschlossenheit sind grundlegende Prinzipien menschlichen Daseins

ich sehe anders auf exo und eso. und mit der perspektive der offenheit und geschlossenheit kann ich nicht konform gehen. nach meinem dafürhalten ist eine voraussetzung für die diese sog exo-perspektive die möglichkeit, dem betrachteten gegenstand der untersuchung als solchem von außen gegenübertreten zu können. dann kann ein prozess beginnen, der für mich mit dem begriff objektivierung bezeichnet werden kann.
ein solches vorgehen ist für alle objekte möglich, denen ich mich in dieser weise in tat und wahrheit von außen nähern kann. in besonderem maße trifft das für objekte in den naturwissenschaften zu, die das paradigma liefern und die mit den früchten der möglichkeiten der objektivierbarkeit glänzen können.

es ist aber nach meiner auffassung nicht möglich diese notwendige objektbildung in bezug auf alle möglichen untersuchungsgegenstände und die wirklichkeit des lebens schlechthin anwenden zu können.
und unternimmt man den versuch einen teil der wirklichkeit zu objektivieren für den dieses aus der perspektive des untersuchenden nicht möglich ist, und beharrt darauf, dass es dennoch möglich sei, so wird daraus notwendigerweise eine sehr unpassende theorie über die wirklichkeit entspringen.

in dem wir beginnen diese objektivierungen etwa im gesellschaftswissenschaftlichen bereich anzuwenden, werden die daraus entspringenden theorien keineswegs unbedingt zur erhellung und zur offenheit und zu transparenz beitragen. denn als teil des ganzen aus dem ich als untersuchender in diesem falle nicht austreten kann (ich kann also gar nciht exo werden) werden meine erkenntnisse einer gewissen willkür unterliegen in abhängigkeit von meiner stellung IM ganzen. und fängt man dann noch an diese ergebnisse als objektive wahrheiten anzunehmen, dann ist man ruckzuck genau der demagoge, der man nie sein wollte.
meine these wäre schon, dass es keine einfache gegenüberstellung von offenheit und geschlossenheit gibt, sondern dass es untersuchungsgebiete gibt, die sich nicht in der weise von außen untersuchen lassen, weil wir als teil nicht aus diesen untersuchungsobjekten heraustreten können.
und nur, weil die systematik und methodik für untersuchungen dieser art weniger operationalisiert sind, als jene für objektivierbare untersuchungsgegenstände im sinne naturwissenschaftlicher objekte, heißt das nicht, dass das naturwissenschaftliche paradigma das bessere ist, für alle arten von untersuchungen.

falls plant, seine ausführungen in bezug auf 'exo' und offenheit hier zu stark verkürzt sieht..., was ich fürchte... erwarte ich widerspruch *g* aber für mich steht hinter exo nichts anderes als das paradigma naturwissenschaftlicher objektivierungen

und dieses hat in meinen augen im gesellschaftswissenschaftlichen kontext und anderen ähnlich gearteten bereichen wenig verloren, respektive bereits genug schaden angerichtet. die gesamte moderne wirtschaftstheorie ist ein solcher irrläufer. weil sie versucht menschliches verhalten in ein anscheinend objektives begriffsgerüst einzuordnen. dabei entbehrt dieses gerüst zunehmend jeglicher qualitäten, die einer menschlichen gesellschaft zu eigen sind. und was geschieht ist genau das, die gesellschaften nähern sich dem bild, was von ihnen entworfen wurde und entbehren menschliche qualitäten.
*******rlin Mann
1.966 Beiträge
**e:
Ich habe Castaneda nicht gelesen und kann somit nicht verstehen, was du damit meinst.
Ja, das verstehe ich. Ich würde es so erklären, dass wir oft versuchen Dinge so zu erklären, in dem wir etwas suchen, was uns veranlasst, so zu sein, wie wir sind. Uns so zu verhalten, wie wir es tun. Die Suche beginnt meist dann, wenn wir mit etwas nicht zufrieden sind. Etwas ändern wollen. Scheitern wir, oder es fällt uns schwer, dann suchen wir nach Gründen.

Nicht selten, wahrscheinlich sogar meistens, graben wir dann die Vergangenheit um. Suchen nach dem Schlüsselerlebnis, nach der Weiche, die unseren Zug in eine andere, nicht gewünschte, Richtung fahren lies.
Das "Übergeordnete" ist mehr als Baustein zu sehen. Egal, woher es kommt. Wir benutzen es gern. Jedwede Handlungsweise wird im Problemfall mit dieser Weichenstellung begründet. Der Volksmund würde dann sagen "Er/sie konnte nichts dafür".

Aber auch anders herum funktioniert das wunderbar. Besuchen wir Kurse, oder wollen etwas ändern, lesen dazu Bücher, dann sollen wir meist etwas anzapfen. Etwas, was da ist, was wir entweder unterdrücken, oder falsch anwenden. Man sagt uns dann gern, es steuert uns. Wir sollen es dann "umprogrammieren".
Das meinte ich mit "übergeordnet.

Castaneda ist sicherlich kein guter Ratgeber, wenn man nicht alle Bücher von ihm und seinen Begleitern gelesen hat. Gerade von seinen Begleitern gibt es noch so einiges. Letztlich aber ist und bleibt es für mich Esoterik.
Dennoch sind die Gedankenmodelle interessant und deshalb führte ich sie als Universal-Gerüst an.

*******enza:
Das Wort Ergebnisorientierung geht mir inzwischen einfach nur noch aufn Sack.
Das gebe ich zu. Keine schöne Formulierung.
Dennoch, quasi jeder Atemzug unseres Seins ist ergebnisorientiert. Schlicht jede Handlung hat ein Ziel. Auch dann, wenn wir es nicht begründen können. Im Moment der Handlung haben wir ein Ergebnis im Auge.
Ergebnisorientiert ist jeder Gang aufs Klo oder zum Zahnarzt. Ergebnisorientiert sind wir, wenn wir etwas ändern wollen. Genau so, wenn wir nichts ändern, also bewahren, wollen.

Und beim Denken ist das nicht anders. Wenn wir über das Loslassen Reden, reden wir auch über das gewünschte Ergebnis. Selbst dann, wenn etwas zu unser Freude eintritt, was wir gar nicht geplant hatten, steckt das Ergebnisorientierte im Wunsch nach Änderung.
Baer_Berlin:
Dennoch, quasi jeder Atemzug unseres Seins ist ergebnisorientiert.

Hinter dieser Begriffsnutzung steht ein Denkschema, das sein Sein selbst begrenzt. Es spiegelt die denkwürdige Statik, die viele Menschen ergriffen hat, wieder. Das Ergeben, ist in seinem Kern, kein Ziel, sondern ein Wegenetz, das sich aus sich selbst heraus ergibt. Eigentlich ist hier, in diesem Wort, mehr eine Zielorientiertheit gemeint. Die in seiner Bedeutung mehr mit der Zeit verwandt ist. Die etwas einTEILEN will und in der Teilung sich von dem Abtrennt, was dem eigenen Leben zutiefst entspricht.
Es verlagert das Leben, in eine Zukunft und verläßt darüber die Gegenwart. In genau der ziel- und zeitgenauen Ergebnisorientiertheit, die dafür sorgt, dass wir uns in unserer eigenen Gegenwart nicht mehr wohlfühlen.

Hier ist, nach meinem dafürhalten, eines sichtbar, was losgelassen werden kann, um sich zu finden. Die Zukunft bildet sich in der Gegenwart. Je näher wir uns darin sind, desto klarer wird die Sicht, auf das Sein.

Seinen Weg geht man dann auch. Nur nicht mehr ergebnisorientiert, sondern seinsorientierter :-)---
*******rlin Mann
1.966 Beiträge
Du beziehst das jetzt nur auf gedachte Vorhaben, oder auch auf solche, die eher unbewusst passieren?

Es gibt immer einen Grund. Nichts passiert einfach so. Wir müssen auch gar nicht unbedingt das Ziel erkennen. Wir tun etwas, und das hat einen Grund. So gesehen ist es immer ergebnisorientiert.
Anders herum gibt es keine Definition dafür, ohne Ergebnisorientierung zu existieren. Ich wüsste jedenfalls keine.
Ich beziehe es auf alles. Ich unterscheide, auf der Ebene, nur zwischen bewusst oder unbewusst. Darin, in der Bewusstheit, läßt sich der Grund finden. Auch die Bewusstheit im Sein, die eine Negation der Ergebnisorientierung sichtbar macht. Die Welt ändert sich darüber nicht, nur sein eigener (Bewusstseins)Zustand darin. Das ist das loslassen, was ich versuche zu beschreiben.

Jedes Wissen ist relativ. Auch die Suche danach. Nicht relativ dagegen ist das Sein. Es ist absolut. Wie alles in der Welt, dass ich zu meinem mir bewussten Universum mache. Was unbewusst ist, entzieht sich dieser zu erkennenden Absolutheit. Das Sein ist absolut und nähert sich, in der Bewusstheit, seinem Sein an und wird zum Bewusstsein.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Themenersteller 
Zustimmung.
Ich möchte es noch einmal so ausdrücken: handle ich ergebnisorientiert, bewege ich mich in der zukunft, handle ich bewusst und seinsorientiert, bin ich im augenblick.
Aus beiden Zuständen heraus stellt man weichen für seinen weiteren weg, aber der letztere sucht nicht nur, sondern IST der weg, den er geht.
Darum ist bewusstheit die grundlage, denn es minimiert die zweifel und macht handlungsfähig, während ergebnisorientiertheit mit vermutungen über wahrscheinlichkeiten einhergeht und zu inneren konflikten führen kann, wenn das gewünschte ergebnis nicht eintritt.
*******rlin Mann
1.966 Beiträge
Nein, das sehe ich anders. Die Angabe "Ergebnisorientiert" macht keinerlei Aussage über das Ziel.
Ich gebe aber zu, dass es mein Fehler ist, das nicht richtig beschrieben zu haben. Da steckt auch viel Wortspielerei drin, merke ich gerade.

Ergebnisorientiert bedeutet für mich der Wunsch zur Änderung. Egal, was dabei heraus kommt.
Ich habe Zahnschmerzen und will diese nicht mehr haben. Es ist erst mal zweitrangig, ob ich das mit einer Tablette, einer Spritze, einer Kariesbeseitigung oder einem Zahn-Ziehen erreiche.

Deshalb finde ich, nicht der Weg ist das Ziel, sondern das Ziel ist das Ziel.
Nein, auch nicht richtig. Wie sage ich das?

Ich fange etwas an und weiß nicht was herauskommt. Das wäre wenig am Ergebnis orientiert. Die meisten Dinge tun wir aber, weil etwas eintreten soll. Oder meinetwegen etwas nicht eintreten soll.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Themenersteller 
mh, ich glaube, dass in den meisten fällen das ergebnis das gleiche wäre...
je näher man aber bei sich selbst bleibt (im augenblick), desto besser wird das letztendliche ergebnis ausfallen, und nah bei sich zu sein heisst auch nicht orientierungslos zu sein, im gegenteil.
Deshalb ist das Bewusstsein, das sich seiner eigenen Gegenwärtigkeit bewusst ist, umfassender als der Verstand, der die Gegenwart teilt und sich einer gegenwärtigen Teilamnesie hingeben muss, wenn er auch nur den ersten Gedanken fasst, der sich auf eine noch nicht zur Gegenwart gewordene Zukunft richtet.

Der Verstand und seine Manifestation "Die Gedanken" sind darauf angewiesen, sich jederzeit auf die Bewusstheit der eigenen Gegenwart beziehen zu können, wenn sie eine gedachte, möglichst widerspruchsfreie Zukunft, zu ihrer ständigen Gegenwart lebbar machen wollen.
Der Widerspruch oder das Pradoxon zeigt nur die abgetrennte Bewusstheit auf, die sich in Unbewusstheit zeigt. Jede These verbindet etwas mit seiner Antithese, denn sonst wäre keine Synthese möglich. Es gelingt uns nur, dieses fehlende Glied in unserer Gegenwart zu finden. Solange uns dies nicht bewusst ist, sind wir unbewusst und können von einer illusionären Zukunft, oder gegenwärtig gedachten Vergangenheit, nicht lassen.

Wenn diese Rückversicherung zur Bewusstheit fehlt, bezieht sich der Verstand auf schon gefasste Gedanken, deren vergangene Gedanken nicht mehr gegenwärtig hinterfragt werden können. Das Gebäude, der illusionären Gedanken, baut damit sein eigenes Fundament und wird damit immer undurchdringlicher gegenüber dem eigenen Sein. Irgendwann füllt das gedankliche Fundament mein Sein aus, obwohl wir uns ausfüllen lassen, von den Gedanken vergangener Gegenwärtigkeiten unserer Vordenker, die sich vielleicht noch ihrer Gegenwart bewusst waren.

Dieser gedankliche Zirkelbezug kann, wegen seines selbststabilisierenden Charakter, so schwer verlassen werden und er ist vielen garnicht bewusst und sie sind sogar kindlich verspielt-begeistert von der gedanklichen Schaffenskraft ihres Verstandes, der ihnen wahlweise das Gefühl von Omnipotenz, der erfolgreichen Seinsflucht, oder der temporären begrenzten Bewusstheit geben kann.
Deshalb ist jeder Konflikt mit der Welt, jedes aufscheinende Paradoxon in der Welt, ein innerer Konflikt, deren Enden uns nicht - in uns - bewusst sind.

Um Irrtümern vorzubeugen: Meine Worte beziehen sich nicht auf eine expliziete gegenwärtige Handlungsebene. Sie bezieht sich auf Vernetzung und Abhängigkeit des bewussten eigenen Seins und dem konstruktiven Verstand, dessen Gedanken nur dann wirklich Zielgerichtet sein können, wenn sie gegenwartsbezogen sind.

Meine Sicht, die keine Predigt ist (dafür sorgt der eine oder andere schon selber ;-)), sondern eine Beschreibung dessen was ich sehe.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Themenersteller 
Danke, @*******rus.
sehr gute gedanken.
*******rine Mann
361 Beiträge
*******rlin:
Ich fange etwas an und weiß nicht was herauskommt. Das wäre wenig am Ergebnis orientiert.

damit ist alles gesagt.

wir wissen vorher nicht was herauskommt, darin besteht ja die offenheit des lebens auf die zukunft hin... nur hinterher sind wir schlauer... aber das nützt uns auch nichts für den nächsten moment, in dem das geschieht, was nicht vorhersehbar ist
und daher halte ich die ergebnisorientierung für eine illusion.

wer nicht losläßt, läßt sich nicht auf diese offenheit ein, das ist das gegenteil von lebendig sein.

und es gibt auch kein ergebis. ein ergebnis wäre wieder ein willkürlich herausgegriffener zu STAND in einer gewünschten zukunft... und dann? bleibt die zeit stehen?
nein es geht sofort weiter... nach dem spiel ist vor dem spiel, es gibt kein anfang und kein ende

in diesem sinne wäre eine versuchte ergebnisorientierung das gegenteil von loslassen, der versuch schon voher etwas festhalten zu wollen, bevor es eingetreten (erreicht? erlebt?) ist, überhaupt zu meinen, es gäbe etwas zu erreichen
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