Das {die Erkenntnisse der Wissenschaft} hat dazu geführt, daß das Atom (griechisch für: Das Unteilbare) wie auch das Individuum (lateinisch für: Das Unteilbare) nicht länger unteilbar war.
(plantnurse, Seite 16)
Feuer, Wasser, Erde und Luft machten Platz für Elemente, die seither wiederum Platz machen mussten, und dieses Geschacher wird weitergehen. Die Vorstellung von Unteilbarkeit gründet seit jeher auf der Überzeugung, daß es Teilbarkeit gibt, denn die Sonne und der Mond, der Tag und die Nacht, der Sommer und der Winter haben die Welt bereits geteilt, lange bevor das Leben in ihr entstand und seine eigenen Dichotomien von Geborenwerden und Sterben, von Wachen und Schlafen sowie von Angst und Friede entwickelte.
Der Mensch hat mit seinem Interesse am Herausfinden der Bedeutung dieser allumfassenden Teilung immer schon auf den Grund kommen wollen: Der ursprünglich göttlichen Teilung des Ewigen – wie etwa die absolut verlässlichen Bewegungen der Gestirne oder auch die absolut verlässliche Solidität des Berges, des Waldes, des Flusses und der Höhle – vom Vergänglichen – wie etwa die des eigenen Lebens – musste etwas zugrunde liegen, das man herausfinden können muss.
30 000 Jahre vor Christus entstanden die ersten bekannten Felsbilder, Felsreliefs und Plastiken aus Elfenbein. Sie stellen Pferde, Wisente, Mammuts, Löwen oder Steinböcke dar und sind von einer Kunstfertigkeit, die den Betrachter sofort davon überzeugt, daß die Menschen zu dieser Zeit bereits in der Lage waren, nicht nur vom Gesehenen, sondern vom Betrachteten abstrahieren zu können.
https://www.zdf.de/fehler/entdeckung-der-eiszeit-kultur-100.html
Das ist 15 Mal die Zeitspanne, die uns von Jesus von Nazareth trennt, einem Propheten, der als einer der letzten – 1300 Jahre vor Mohammed – auftrat und wirkmächtig eine Philosophie des Lebens propagierte. Heute sind diese Philosophien perdu. Sie haben ihren Platz geräumt zugunsten nachindustrieller Vorstellungen vom Glück, deren Propheten zahllos sind. Sie heißen Obama, Domian oder Bohlen.
Lesen, Schreiben und Rechnen sind im Grunde ein und dasselbe. Beim Schreiben fädeln wir Zeichen auf eine Schnur, die einen Anfang und ein Ende hat, womit sich das Schreiben als Geste entpuppt, eine Szene oder Sachlage in ihre vermeintlichen Bestandteile zu zerlegen und diese Teile sinnvoll in eine Reihenfolge zu zwingen. Der Sinn ist erst am Ende völlig einzusehen. So geht es mit dem Lesen; wir verfolgen die ausgelegte Schnur Zeichen für Zeichen und wissen erst am Ende, worin wir Einsicht haben sollen. Wir wissen gegebenenfalls auch, worin wir eben nicht Einsicht haben sollen und was uns derjenige verschweigen will. Aber das ist eine eigene Geschichte.
Das Rechnen wiederum steht am selben Ursprung wie das Schreiben. Im östlichen Mittelmeerraum, in Mesopotamien, hatte man mit dem Schreiben begonnen, und da es um die Kommunikation Handel treibender Völker mit ihren je eigenen Sprachen ging, mussten nicht nur Wörter für die gelieferten Waren, sondern auch Zahlen für deren Mengen auf die Vorläufer unserer Papiere (DIN-A 4, 80 Gramm pro Quadratmeter) geritzt werden.
Das mathematische Denken steht also am selben Ursprung wie unsere Schrift, und es sollte sich herausstellen, daß dieses Denken die Regie über das Fortkommen der Menschheit übernimmt. Wir waren längst Rechnende, als wir den Rechner erfanden, und dieser Maschine überlassen wir mittlerweile so vieles, daß wir selbst das Rechnen zu verlernen beginnen. Wir überlassen selbst unsere Partnerwahl solchen Kalkulatoren.
Der Calculus ist der Rechenstein, und der Rechner, der Kalkulator, ist ein Steinchenzähler. Wir kamen auf ihn, weil wir immer schön zählten; die Steinchen, die Knoten, die Muscheln, die Kerben, die Tage, die Wochen, die Monde und die Jahre.
Waren wir ehedem ein Teil im Kontinuum der Dinge, die uns als Einheit erschien, so sind wir heute selbst Partikelschwärme, die aus winzigsten Einheiten bestehen. Wir sind es, weil wir es wissen und nicht, weil wir es erfahren. Wir erfahren uns immer noch als integralen Bestandteil von allem, aber wir verstehen uns als komplexes System aus Blutkreislauf, Organen, Muskeln, Knochen, Wahrnehmungsorganen, Psyche.
Wir verstehen uns als Subjekte, die etwas wollen und vermögen, aber auch als Objekte, die fremden Interessen unterworfen sind. Und wir verstehen das, weil wir es uns ausrechnen können. Somit ist das Rechnen- und Berechnenkönnen kein Hinweis auf Gefühlskälte. Diese Fähigkeit ist für unser Leben immer grundlegend gewesen. Wir können geschichtlich soweit zurückgehen, wie wir wollen, und wir werden etwa der als Hexe verbrannten Heilerin attestieren, daß sie ihre Rezepte berechnete, denn eine falsche Rezeptur hätte durchaus das Gegenteil von Heilung bedeuten können.
Somit ist das Rechnen die einzige Voraussetzung für Glück. Nicht umsonst sprechen wir davon, auf jemanden rechnen zu können. Wir wägen ab, und das heißt, daß wir messen. Messen und Abmessen war immer unsere Tätigkeit. Wir haben den Takt der Dinge immer genauer gemessen, und auch uns selbst messen wir in diesem Takt. Wir messen den Takt unseres Herzens, unserer Arbeits- und Freizeit sowie die Aufmerksamkeit, die uns zuteil wird.
Die Joyuser müssten wissen, wie sehr sie das messen, was sie in Profilen und Beiträgen lesen, und zwar vor dem Hintergrund ihrer ureigenen Überzeugungen, wie Profile und Beiträge zu lesen seien. Sie können sich als >alter Sack< für >junge Dinger<, die >nur jung und knackig genug sind< (Jincandenza) anbiedern. Sie können sich als alte Frau mit Vorliebe für junge und gutgebaute Männer anbiedern. Sie können sich aber auch als Gesprächspartner anbieten, die ein Faible für inhaltlichen Austausch haben. Was auch immer; zugrunde liegen immer Überzeugungen.
Diese Überzeugungen erwachsen aus Wissen, und je umfangreicher dieses Wissen zuhanden und bewusst abrufbar ist, desto besser bin ich in der Lage, die Verheißungen und Verlockungen der Welt in ein stimmiges Verhältnis zu mir selbst zu setzen. Diese mögliche und nötige Fähigkeit verdanke ich der Geschichte der Menschheit, die auf dem Interesse beruht, den Dingen auf die Spur zu kommen.
Ich kann nur dann glücklich werden, wenn ich mich vor diesem Hintergrund abhebe und mich deshalb erkenne.