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Wo, bitte, wurden hier im Übermaß unverständliche Fremdworte verwendet?
Deutscher als Heidegger geht ja wohl kaum.
Zugegeben: Der hört sich auf die erste Schallwelle etwas verschwurbelt an; sein ungewöhnlicher Gebrauch deutscher Wortstämme zwingt gleichwohl zu sorgfältiger Lesart. Und genau in diesem Punkt wird die Philosophie in der allgemeinen Wahrnehmung unterschätzt.
Gerade zum Fremdwort "Automaten", das wir hier ein wenig näher beleuchtet haben, hätten Nicht-Geisteswissenschaftler Einiges beizutragen.
Mein Dank an Pue, der sich die Mühe gemacht hat, das ethymlogisch noch etwas tiefer zu verfolgen. Offenbar hat hier nach dem ersten Auftauchen im 16. Jahrhundert (ich musste dabei in Verbindung mit dem Stichwort "eigener Antrieb" an die Feinmechanik der damals aufkommenden Taschenuhren denken) eine bemerkenswerte Bedeutungsverschiebung stattgefunden, denn ein eigenes
Wollen hätte man Kaugummi- oder Zigaretten-Automaten in meiner Kindheit eher weniger unterstellt.
Wann ist das gekippt? Mit dem Einzug von Windows 3.11 in den Bureaux und den Schweißrobotern bei Toyota? Oder schon beim Webstuhl, dessen
eigener Antrieb eine Dampfmaschine war?
Das Thema hat übriggens auch extrem enge Bezüge zur
Grammatik
welche Märzmond weiter oben ins Feld führte. Insofern als DER führende Linguist der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Sprachwissenschaft vor allem dadurch umkrempelte, dass er die damals noch recht junge
Theorie endlicher Automaten auf die formalen Eigenschaften syntaktischer Strukturen anwandte
https://de.wikipedia.org/wiki/Endlicher_Automat
mit der rückkoppelnden Folge, dass ebendadurch die Weiterentwicklung strukturreicherer, höherer Programmiersprachen überhaupt erst möglich wurde.
https://de.wikipedia.org/wiki/Chomsky-Hierarchie
Was unterscheidet den das Akademische vom nicht akademischen?
Wer den akademischen Betrieb mindestens bis zum Master durchläuft (vielleicht auch schon beim Bachelor), krönt diese mageren Jahre in den meisten Fächern mit einer extremst-hochspezialisierten wissenschaftliche Arbeit. Dies hat unter anderem zwei sehr postiive Effekte für die eigene Pesönlichkeit:
1) Der hohe Spezialisierungsgrad verschafft einem das Gefühl, etwas Einzigartiges geleistet zu haben. Sich eine winzig-kleine Plattform als Wissensfundament für die weitere Karriere erkämpft zu haben, auf dem rein kompetenzmäßig selten mehr als ein halbes Durtzend Menschen auf diesem Planeten Platz haben. Man bekommt sogar eine Urkunde mit Stempel.
2) Der hohe Spezialisierungsgrad verschafft einem das Gefühl, dass unsere Welt ziemlich absurd und bescheuert sein muss, wenn dieser Irrsinn, den man da verzapft hat, tatsächlich wichtig sein soll. Wenn es gut läuft, führt das zu der Einsicht, dass man sich nicht allzu viel drauf einbildet, sondern eher Sorge hat, wie, worüber und mit wem man sich von dieser Plattform aus überhaupt noch verständigen kann.
Die akademische Laufbahn ist hierfür weder eine notwendige noch eine hinreichende Bedingung. Aber außerhalb ist das viel schwerer zu erreichen.
Ob jemand aus übertriebener Geltungssucht oder aus purer Leidenschaft am Thema hochtrabende Reden führt, erkennt man mit etwas Gespür sehr schnell. Es besteht kein Anlass, das auf einer Metaebene zu thematisieren oder zu kritisieren: Für Ersteren ist seine Geltungssucht Strafe genug. Letzterer hebt bestenfalls verwundert-mitleidig die Augenbraue, da der Kritiker offenbar nichts hat, wofür er brennt.
Das, was uns bindet, und losgelassen werden könnte, sollte oder möchte, bindet auch anderes. Oft sind es Personen.
Das stimmt. Die Frage, ob es Dinge, Werte oder Personen gibt, die wir
nicht unbedingt loslassen sollten, ist hier vielleicht etwas zu kurz gekommen. In fünf Tagen ist schließlich erster Advent.