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Manche spüren klar und deutlich, wenn sie loslassen.
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Loslassen

Und mit den Möglichkeiten, sind wir wieder bei dem was wir (ver)mögen zu tun. Was wiederum davon abhängig ist, was wir sind. Was wir sind, ist aber wiederum durch das Sein bestimmt, dass uns Sinn verleiht.
Im Gegensatz zu der Frage, wer wir glauben zu sein, ist es die Differenz zwischen dem angenommen Glauben, wer wir sind und dem was wir - in unserem Sein - wirklich sind, eben genau das, was wir - selbsterkenntlich - loslassen können.

Danke Mazita, für den anregenden Raum dieser formulierten Möglichkeit ;-).
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Woraufhin auch immer mit dem Wort >Sein< gesteuert werden soll; es ist eine in der Sprache begründete und aus ihren Bedingungen erwachsende Sachlage oder Ganzheit (gleichgültig, ob ich Schopenhauer, Heidegger oder anderen Größen folge) und damit eine nachsprachliche Rekonstruktion von etwas Vorsprachlichem. Leider ist das wörtlich zu nehmen. Es ist eine Konstruktion und somit prinzipiell demselben Dilemma unterworfen, an welchem jede nur erdenkliche Denkleistung krankt: Sie bedeutet die Welt nur. Sie kann sie nicht sein.

Jede Rede vom >Sein< basiert auf Rede, also auf Sprache, und Sprache kann niemals so zuverlässig sein wie das vorsprachliche Erleben im und Einssein mit dem Kontinuum der Weltgänge.

Das Bedenken des >Seins< unterliegt Bedingungen, die sich kategorisch von den Bedingungen unterscheiden, die dieses Bedenken zu Wort kommen lassen will.

Über das Denken, und somit über die Sprache zu einem Verständnis des >Seins< zu gelangen; dieses Vorhaben mutet an wie der Versuch, einen selbsterdachten Anker zurück in die Geschichte zu werfen, ohne zu wissen, worin er sich verfangen möge.

Allein die Wendung >Es gibt …< kann, weil sie der menschlichen Sprache entstammt, nicht gut etwas bedeuten, daß unserem Erkenntnisvermögen entzogen ist. Es ist ihm entzogen, weil wir auf Sprache und somit auf Bedeutungen reduziert sind, die der Welt möglicherweise ähneln, ihr aber niemals so nahe kommen können, daß wir uns einer reinen Unmittelbarkeit absolut sicher wären.

Vor diesem Hintergrund erscheint die Rede vom >Sein< hoffnungslos hinterwäldlerisch und weltfremd akademisch. Das >Sein< ist das Dasein im Hier und Jetzt, und zu den Bedingungen des Hier und Jetzt zählt unter anderem der jederzeitige Zugang zu allen erdenklichen Ausuferungen der entfesselten Möglichkeiten eines Zeitalters, daß möglicherweise irgendwann – aufgrund mangelnder Alternativen – Post Digital genannt werden wird.

Kinder wachsen mit einer ihnen frei zugänglichen Pornographie auf, auf die zuzugreifen vor wenigen Jahren Erwachsenen einiges an Organisationstalent abforderte, ganz zu Schweigen von den ausgefuchsten Strategien, mit denen die Reklameindustrie die Eltern umgeht, um an ihre minderjährigen und unmündigen, aber kommenden Konsumenten ranzukommen.

Madonna (uralt, ja), Katy Perry, Miley Cyrus und viele andere sind eigentlich Pornostars, mit denen kleinen Mädchen klargemacht wird, daß sie nur dann erfolgreich sein werden, wenn sie sich auf ihren Körper und ihr Outfit reduzieren und den Jungs, die prinzipiell unter derselben Diktatur der Verwertbarkeit aufwachsen, zu Willen sind.

Das ist nur ein Aspekt des pathologischen Daseins in einer Welt, die nach der Digitalen Revolution die Ausbeutung des Menschen so weit perfektioniert hat, daß die Zentren der Macht vollkommen unsichtbar geworden sind.

Das ist Sein.
*******rine Mann
361 Beiträge
*******rse:
Allein die Wendung >Es gibt …< kann, weil sie der menschlichen Sprache entstammt, nicht gut etwas bedeuten, daß unserem Erkenntnisvermögen entzogen ist. Es ist ihm entzogen, weil wir auf Sprache und somit auf Bedeutungen reduziert sind, die der Welt möglicherweise ähneln, ihr aber niemals so nahe kommen können, daß wir uns einer reinen Unmittelbarkeit absolut sicher wären.

warum sollte hier auf etwas verwiesen werden, was sich unserem erkenntnisvermögen entzieht? letztlich entzieht sich nichts, was unser sein bestimmt, unserem erkenntnisvermögen, denn wenn etwas auf unser sein eine wirkung hat, dann können wir das prinzipiell auch wahrnehmen und erkennen. wenn es keine wirkung hat, dann gibt es auch nichts zu erkennen.
*******rine Mann
361 Beiträge
*******rse:
Über das Denken, und somit über die Sprache zu einem Verständnis des >Seins< zu gelangen

zu einem verständnis des seins gelangen wir nach meiner auffassung nicht über das denken, schon gar nicht allein über das denken.
ein individuelles verstehen des seins gelingt möglicherweise aussersprachlich. eine interpersonelle verständigung gelingt via thread kaum ohne sprache - bei pyhsischer anwesenheit der sich verständigenden personen gleichzeitig am gleichen ort vielleicht auch ohne sprache, soweit wir nicht jede form kultivierten austauschs nicht doch wieder als sprache interpretieren.
letztlich ist mein sein immer bestimmt von dem was ich wahrnehme und was auf mich wirkt und auch von dem was ich nicht wahrnehme (und dennoch mich wirkt), wenngleich ich es könnte, weil es auf mich wirkt. und loslassen würde ich dann gerne jede vorstellung darüber, wann ich das richtig und vollständig erfasst habe und wann nicht... denn das sein ist eben wie es gerade ist... nichts ist wirklicher als die wirklichkeit...
**e Mann
2.564 Beiträge
Jede Rede vom >Sein< basiert auf Rede, also auf Sprache, und Sprache kann niemals so zuverlässig sein wie das vorsprachliche Erleben im und Einssein mit dem Kontinuum der Weltgänge.

Sprache ist in dem Sinne absolut zuverlässig, denn wie sollte man sie vom Kontinuum der Weltgänge abziehen?

Das Sein und die Rede vom Sein sind keine getrennten Dinge.
Das Sein und die Rede vom Sein sind keine getrennten Dinge

nun die Sprache hat ja wie wir von Wittgenstein wissen ihre Grenzen. Man kann also keinesfalls alles in Worte fassen. Und vorallem beim "Sein" hab ich da so meine Bedenken mit dem Reden.
**e Mann
2.564 Beiträge
Ja, wir lassen es am besten Sein.
Ja, wir lassen es am besten Sein.
@**e

Herrlich mehrdeutig *g*
*******rse Mann
2.314 Beiträge
warum sollte hier auf etwas verwiesen werden, was sich unserem erkenntnisvermögen entzieht?
(Arno_Strine)

Weil wir mit Wörtern und Worten auf etwas verweisen, das nicht zuhanden ist. Zudem haben diese Wörter und Worte nicht das geringste mit dem zu tun, auf das sie verweisen – wenn man von lautmalerischen Bezeichnungen wie >Krachen< oder >Krähe< absieht. Man kann sich etwa >Liebe< oder >Loslassen< nicht lautmalerisch nähern, und das heißt, daß wir mit unserer Sprache Lichtjahre von der Wirklichkeit entfernt sind, weil wir das Konkrete mit etwas Unkonkret-Nebulösem einfangen wollen.

Zudem bedeutet >Erkenntnis< die sprachlich kodierte Fähigkeit zum Verständnis. Auch, wenn ich etwas Konkretes erfahre, erfahre ich es nur, weil ich es sprachlich kodiere. Ohne sprachlichen Code sind wir unfähig, zu erkennen. Somit ist unserem Erkenntnisvermögen alles entzogen, was mit der Wendung >Es gibt …< nicht eingefangen werden kann.
*******rine Mann
361 Beiträge
*******rse:
Zudem bedeutet >Erkenntnis< die sprachlich kodierte Fähigkeit zum Verständnis.

nein.
auch wesen, deren sein sich außschließlich in einer nichtsprachlichen sphäre bewegt, erkennen die welt und entwickeln ein verständnis von ihr. und wir erfahren sehr wohl auch nichtsprachlich codierte 'dinge'...


warum sollten die worte auf etwas verweisen, was nicht zu handen ist?
wenn die worte in unserem erkenntnis und wahrnehmungssystem (vulgo körper incl. gehirn) etwas auslösen, was in diesem verbunden ist mit dem zuhandenen der welt, dann haben die worte sehr wohl etwas zu tun mit der welt und dem sein und dem 'es gibt..' und es sind wir selbst, jeder für sich, der diese verbindung herstellt und zugleich wahrnimmt.
anders wären kunst und musik, nicht 'erklärbar', wäre nicht erklärbar, was kunst und musik mit uns menschen in der lage sind zu 'machen'.
*******use Mann
3.197 Beiträge
Wäre Erkennen ohne Sprache
nicht möglich, wie hätten wir überhaupt Sprache entwickeln
können?
Sprache ist wohl eher der Code, der unseren ganz persönlichen
PC effizienter macht- genauso, wie den Datentausch zwischen
diesen. *g*
*******ster Mann
2.008 Beiträge
23 Pixelpackete zu dem Thema loslassen
Und ich entdecke darin keine Linie *nene*
Ich habe schon den Eindruck das hier eine geballte Anhäufung an Intellekt vertreten ist und trotzdem haben wir es nicht erreicht dieses Thema zu definieren.
Ist dies das Problem unserer Spezies?
Ich habe mir gestern den "Inferno" angetan. Mit dem Buch darf man ihn sowieso nicht vergleichen, zu den Vorgängerfilmen ist er aber auch enttäuschend.
Aber man kann anhand der Grundidee eine Brücke zu unserem Thema schlagen.
Die da wäre, obwohl wir wissen, obwohl wir können, die Menschheit schafft es nicht eine wahre Linie zu definieren. Schafft es nicht eine Wahrheit zu verfolgen. Verliert sich in geschwurbel, in selbstverliebten Texten, in Dogmen und nicht zuletzt in der Vergötterung des Geldes. All dem wird der Humanismus übergestülpt und es ist politisch korrekt.
Sollte unsere freidenkende Aufgabe es nicht sein es besser zu machen?
**e Mann
2.564 Beiträge
Nein, ich denke nicht.

Du vermisst Stringenz, siehst keine Linie, keine Entwicklung. Kann ich nachvollziehen.

Aber vielleicht zeigt das Durcheinander gerade an, dass man das Thema "Loslassen" nicht so einfach erfassen kann.

Lasse ich etwas los, dann habe ich eben nicht mehr die Sicherheit, mittels meines Verstandes alles geradlinig zum vermeintlich Guten zu führen. Ich gebe die Kontrolle ab, schwimme, verlasse mich darauf, dass es gut geht und nicht ich es gut mache.

Ist nicht oft die Geradlinigkeit mit dem Wissen um vermeintliche Wahrheit die größere Lüge? Wie viele grundlegende physikalische Wahrheiten mussten schon revidiert werden? Und das, obwohl wir gut mit ihnen leben konnten, die falschen Wahrheiten zu unserem Nutzen gebrauchen konnten.

Und überhaupt Wahrheit. Die findet sich dort, wo man los lässt, nicht.

Wahrheit findet sich in der Mathematik oder in der Logik, in menschengemachten Systemen. Die übrige Natur kennt keine Wahrheit. Es gibt keine wahre Blume. Es gibt eigentlich gar keine Blume. Eine Blume ist ein vom Menschen definiertes Ding und nicht wirklich.
Wenn ich sage: "Schau, da ist eine Blume" und du sagst: "Ja, das ist wahr", dann ist nicht die Blume wahr sondern meine Aussage, weil sie unserer gemeinsamen Definition von dem, was eine Blume ist, entspricht.


Zu den Worten möchte ich noch etwas schreiben: Wie schon weiter oben angemerkt gehören die Worte, die unsere eigene Vorstellung von den Dingen repräsentieren, zur Natur und zum Sein dazu.

Unsere Erde sähe heutzutage völlig anders aus, wenn es keine Wörter gäbe.

Wir müssen uns aber von der Vorstellung lösen, dass Wörter Dinge bezeichnen. Wörter bezeichnen keine Dinge, sondern nur unsere Vorstellung von den Dingen.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
auch wesen, deren sein sich außschließlich in einer nichtsprachlichen sphäre bewegt, erkennen die welt und entwickeln ein verständnis von ihr.
(Arno_Strine)

Das ist es ja gerade: Wir gehen mit Wörtern wie >Sein<, >Wesen<, >Welt< oder >Verständnis< an etwas heran, und wir haben nichts anderes, womit wir es tun könnten, auch wenn wir mit diesen Wörtern ein Wort wie das obige Zitat konstruieren.

Wir haben den Zugang zu der Welt bzw. zu den Welten, die wir aus den Bedeutungen von Zeichen wie Wörtern und Worten konstruieren, und die Vielgestaltigkeit dieser möglichen Welten lässt sich erahnen, wenn wir bedenken, daß bereits eines unserer Wörter bei einem Menschen viele Bedeutungen hat.

Alle uns zur Verfügung stehenden Zeichen außer Wörter und Wort – also alle nonverbalen – sind nur mit verbalen, also sprachlichen Werkzeugen wahrnehmbar bzw. erkennbar, denn sie müssen gedeutet werden. Ich kann nicht einfach nur so erleben, ohne das Erlebte zu bedenken. Ich kann eventuell >einfach nur erleben<, weil ich etwa mit meinem Partner zusammen bin, den ich vielleicht lange zuvor bereits bedacht und beurteilt habe und zu dem Schluss gekommen bin, daß ich mich ihm ohne Vorbehalt oder Gefahr hingeben und ausliefern kann.

Wir sehen also, daß wir uns immer, aber immer auf das verlassen, was wir bedacht, untersucht und beurteilt haben oder von dem wir annehmen, daß wir es bedacht, untersucht und beurteilt hätten. Sind wir davon nicht überzeugt, dann verlassen wir uns auch nicht darauf.

Wir verlassen uns nicht auf die Profiltexte anderer Joyclub-User, weil wir wissen, wo sie sich äußern. Wir wissen, daß wir uns auf einem Marktplatz voller Unbekannter so verhalten, wie man sich dort eben verhält; man sendet Zeichen, die interpretiert werden sollen, und diese Zeichen sind andere als jene, die ich Vertrauten sende. Jeder weiß das, und jeder weiß, daß es vom Kontext abhängt, was ich tue oder unterlasse.

Dieser Kontext ist in der Tat ein Text. Dieser Text ist unüberschaubar vielgestaltig, und er besteht aus den Texten – und mehr noch: Subtexten – aller, die uns mit ihren Äußerungen – Ein- und Vorgaben, Meinungen, Befehlen, Vor- und Ratschlägen, Zu- und Abreden, Einbläuungen, Lügen, Scherzen, Anekdoten, Verleumdungen, Drohungen, Zweifeln, Bedenken, Bemerkungen, Beteuerungen, Versprechen, Zu- und Absagen, Ein- und Abschätzungen, Versprechungen und vielen anderen – in die Welt der Bedeutungen eingeführt haben.

In dieser Welt finden wir uns zurecht, auch und gerade weil wir wissen, daß sie nicht zuverlässig ist. Wir sind zwar auf Gemeinsamkeit, auf Sicherheit, auf Wärme und Nahrung angewiesen, aber wir sind verdammt, diese Bedürfnisse über den Umweg der Bedeutung zu stillen. Das unterscheidet uns vom vorsprachlichen Leben, das keine Bedeutung und die dafür notwendige Deutung, sondern Reize und die darauf folgende Reaktion kennt.

Dem Menschen ist es versagt, aus seiner Welt der vermittelnden Bedeutung in die Welt der unmittelbaren Erfahrung zurückzugehen, denn er kann nicht loslassen von den Bedingungen, in die er geworfen wurde. Er lebt von ihnen.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Wäre Erkennen ohne Sprache nicht möglich, wie hätten wir überhaupt Sprache entwickeln können?
(Hugh_House)

Wir haben Sprache zu entwickeln begonnen, weil die Bedingungen zu dieser Möglichkeit gegeben waren. Erkenntnis ist der Sprache nachrangig, denn erst mit der Sprache war wiederum die Bedingung der Möglichkeit gegeben, den Dingen eine Bedeutung zuzuweisen. Diese war zunächst mythisch. Das heißt: Man meinte, die Bedeutung ginge von den Dingen selbst aus und zeige auf den Menschen, der sie zu entschlüsseln hatte. Das ist der Ursprung des Glaubens.

Später stellte es sich als Religion heraus, denn man begann zu erkennen, daß der Bedeutungsvektor nicht von den Dingen auf den Menschen zeigt. Es ist umgekehrt: Der Mensch zeigt auf die Dinge und sagt: So sei es!

Das war eine Revolution, die nicht besser ausgedrückt werden kann als mit dem Wort, daß Gott nicht besser wissen könne als wir, daß Eins und Eins Zwei ist.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
3 Pixelpackete zu dem Thema loslassen
Und ich entdecke darin keine Linie *nene*
(beastmaster)

Das ist ausgesprochen bedauerlich. Die Hauptsache aber ist, daß du mit deiner giftigen KTM die Linie behältst und weißt, wie du geschmeidig den Kupplungshebel loslässt.
Dem Menschen ist es versagt, aus seiner Welt der vermittelnden Bedeutung in die Welt der unmittelbaren Erfahrung zurückzugehen, denn er kann nicht loslassen von den Bedingungen, in die er geworfen wurde. Er lebt von ihnen.
@*******rse

Das ist eine Verallgemeinerung, die sich aus deinem eigenen Glaubensbild und Überzeugungen ableitet.
Frage: Wer ist "er", der nicht loslassen kann? Derjenige, der von den Bedingungen gelebt wird, in die er geworfen wurde?
Ist die Unmöglichkeit der eigenen Vorstellung, letztlich nur ein Festhalten an den eigenen bisherigen Möglichkeiten? Und besteht die bisherige Unmöglichkeit vielleicht nur darin, dass seine eigene Möglichkeit, als Potenzial, noch keinen Raum erhalten hat? Raum der durch Loslassen des angetroffenen Vorbedingten entsteht und es erst möglich macht, den individuellen Impuls dem bedingten Lebensraum hinzuzufügen.
Der Impuls, der jeder Sprache vorgelagert ist, weil er sich wahrnimmt und nicht wertet. Weil jeder zu Wort gewordener Gedanke Vorbedingungen impliziert, wenn er sie nicht situativ, aus sich heraus, mit den Bedingtheiten seines Seins neu entstehen läßt und wertet?

Tut er dies nicht, wird er von den Bedingtheiten gelebt, anstatt seine Bedingtheit, in die Waagschale des Lebens zu werfen.
Worte transportieren nur ein Abbild der Dinge, die uns Bewegen. Stell nur sicher, das es deine Bewegungen sind und nicht der Nachhall der Bewegungen von anderen vergangenen Bewegungen, deren Bedingungen du nie kennengelernt hast.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Themenersteller 
Ich bin mir sicher, dass jeder Mensch neben dem angelernten auch ein eigenes Vokabular hat, das aber weniger begrifflicher als sinnlicher Natur ist. Wenn wir uns die Mühe machen würden, dafür Begriffe zu prägen, käme am Ende ein sehr vielschichtiges Bild unserer Erlebnisstruktur zu Stande.
Wenn wir Begriffe gebrauchen, um uns anderen verständlich zu machen, greifen wir zu einem allgemein gültigen Kontext, der aber nur ein grobes Raster sein kann, in dem an jeder Schnittstelle ein Code zum Verständnis angebracht ist, eine Vereinfachung, die eine reibungslose und effiziente Kommunikation erst möglich macht. Das merken wir spätestens dann, wenn uns der passende und wohlfeile Begriff fehlt, um uns im Detail verständlich machen zu können. Dann fehlen uns buchstäblich die Worte.
Also existiert ein Freiheitsgrad der Wahrnehmung jenseits der Worte nach wie vor, und auch eine unmittelbare Verbindung zu den auslösenden Faktoren.

Mir erscheint die Welt der Worte wie eine Parallelwelt, in der die Auslöser des Erlebens und ihr Niederschlag auf sprachlicher Ebene durch zeitlichen Versatz differieren. Je weiter wir uns von dem auslösenden Moment entfernen, desto ungenauer wird unser Ausdruck des Wahrgenommen, und desto unschärfer die Begrifflichkeit, mit der dieser Zustand beschrieben werden kann. Sprache ist doch nichts als eine Abstraktion, ein Abbild und gleichzeitig eine Art der Deutung, die nur in Umlauf bleibt, weil wir sie als Krücke akzeptiert haben.
Sie ist aber nebenher auch eine Leistung, erbracht in dem Bemühen, in Unaussprechliches Bedeutung zu legen.
Sprache ist immer objektiviert.
Als in erster Linie zum Austausch kreiertes Instrument, bedient sie sich eines Konsenses, auf den sie zurückgreift.

Unser subjektives, spontanes, imanentes Erleben der Welt mag ganz anderen "Gesetzen" gehorchen. Es ist sinnlich, multimodal und individuell. Jedes Individuum speichert auf seine Art seinen ganz persönlichen, immediaten Urprint seines Erlebens.

Im Versprachlichen wird er konsensfähig, so er will. In der Betrachtung echot die Sprache an die Bedeutungseinheiten und macht sie beweglich und transporttauglich. Wir deuten die Welt, damit wir davon erzählen können; was nicht erzählt wird, darf in statu nascendi seinen eigenen, sinnhaften Bezügen anhaften, ohne versprachlicht zu werden.

Das merken wir spätestens dann, wenn uns der passende und wohlfeile Begriff fehlt, um uns im Detail verständlich machen zu können.

Deshalb ist gutes Schriftstellen so faszinierend.
Das aufs Sein reduzierte Sein oxidiert, und schwitzt den Rost der Kultur heraus. Schrift Stellen ist bare Demonstration von Möglichkeit unter Sprachbedingung. Und deshalb welterklärend, weil immer subjektiv.

Wir sprechen, ja. Aber immer zu einem Du.

Was plantnurse betont, unsere Wortbindung, entsteht im Heraustreten aus dem Ich.
Es wird entgegengesetzt, das sei nicht nötig, die Welt ergäbe sich dem Ich bereits.
Tut sie - aber wir sind zum Austausch geboren.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Das ist eine Verallgemeinerung, die sich aus deinem eigenen Glaubensbild und Überzeugungen ableitet.
(Maxotaurus)

Das ist richtig, und mit jedem einzelnen Beitrag lade ich zum Einwand ein, der mich zu einer weiter entwickelten Überzeugung tragen oder meinen Glauben erschüttern kann.

Ich habe in meinem Leben sogenannte Quantensprünge machen können, mit denen ich vom Glauben zur Überzeugung sprang. Es waren Sprünge, zu denen ich zumeist sehr lange ansetzen musste, bis ich einen Glauben verlassen und dafür eine Überzeugung erlangen konnte.

Die Zeitspanne zwischen Glaube und Überzeugung ist angefüllt mit Reflexion, mit der die vorgängigen Erfahrungen und Überzeugungen sukzessive und eigenmächtig in ein anderes Licht gestellt und in ihm anders beleuchtet werden.

Das für mich hier beispielhafte Erlebnis ist die Erkenntnis, daß meine Kindheit nicht – wie ich immer geglaubt hatte – rosig war. Sie war von emotionalem Missbrauch geprägt und hat mich von dem, was Maxotaurus möglicherweise mit seiner Rede vom >Sein< meint, weit weg getragen.

Zu mir finden zu können war also eigentlich die Aufgabe meiner Mutter, die nicht einmal in der Lage war, mir einen verlässlichen Vater zur Seite zu stellen, der seinen Teil zu meiner Orientierung hätte beisteuern können. Ich musste es selbst erledigen, und das mich sehr viel Zeit, sehr viel Energie und sehr viel Geld gekostet.

Diese Investitionen haben sich überaus bezahlt gemacht, und die Wendung >Sich bezahlt machen< ist ein wundervolles Beispiel für die Bedingungen, denen wir ausgesetzt sind. Sie sind von sprachlicher und mathematischer Struktur. Wir rechnen uns die Dinge aus, denen wir ausgesetzt sind, und wir beginnen damit an jedem Tag, an dem wir erwachen.

Das merken wir spätestens dann, wenn uns der passende und wohlfeile Begriff fehlt, um uns im Detail verständlich machen zu können.
(Mazita)

Deshalb ist gutes Schriftstellen so faszinierend.
Das aufs Sein reduzierte Sein oxidiert, und schwitzt den Rost der Kultur heraus. Schrift Stellen ist bare Demonstration von Möglichkeit unter Sprachbedingung. Und deshalb welterklärend, weil immer subjektiv.
(MaerzMond)

So ist es.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Sein


1:02:40 bis 1:07:30

Diese zweieinhalbstündige Performance ist übrigens eine herzerweichende. Wer also von seinem Tages- oder Abendplan loslassen mag, kann sich diese Zeit nehmen.
*******ster Mann
2.008 Beiträge
-
@**e
Nein ich vermisse keine Stringenz. Das Thema darf gern offen bleiben. Es muss doch nicht jeder Beitrag versuchen abschließend zu sein. Ich finde nur das man mindestens beim Thema bleiben sollte. Ja ich habe zuletzt auch nichts mehr zum loslassen geschrieben, es erschien mir nicht mehr wichtig. Genau das ist unser Problem. Die Sache gerät aus dem Fokus, eigene sinnfreie Befindlichkeiten, themenfremde Positionsdarstellung.
Denken wir alle mal an unsere Schulzeit zurück. Die meisten Aufsätze hier hätten "Thema verfehlt" "nicht zu Thema hingeführt" "6" draufstehen gehabt.
Wahrheit ist Logik und das ist gut so.
Und mit genau dieser Logik könnte man dem Loslassen wunderbar näher kommen.
Eine anfängliche Erkenntnis, dass es drei? Bereiche gibt.
Physisch, psychisch aufgezwungen, psychisch gesteuert.
Erkenntnis?
Thema zu umfangreich = aufsplitten
So in diesem Stil stelle ich mir eine themenannäherung vor.
Ich finde es erschreckend traurig, das die Freidenkerschaft dem Mainstream verfällt und Themen nicht mehr anpackt sondern totquasselt.
@***nt, genau deshalb habe ich die duke genommen. Sie folgt der Linie und das nahezu bedingungslos. Dies mag ich an Motorrädern ebenso wie an Menschen.
*******rine Mann
361 Beiträge
*******rse:
Dem Menschen ist es versagt, aus seiner Welt der vermittelnden Bedeutung in die Welt der unmittelbaren Erfahrung zurückzugehen, denn er kann nicht loslassen von den Bedingungen, in die er geworfen wurde.

meine erfahrung ist:
unmittelbare erfahrung ist möglich, auch dem menschen nach spracherwerb. und ja, loslassen spielt dabei eine rolle, ebenso wie es zugleich gar keine rolle dabei spielt. und hier im thread kann ich nur worte benutzen, oder es sein lassen.


"Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen." - Friedrich Nietzsche

, denn sie stellen sich als Über-Zeug über die Wirklichkeit, die im allgemeinen nur durch ihre wirkung erfahrbar ist und so unbeständig, dass jede gefundene regel irgenwann auch wieder fehlgeht. die naturwissenschaften haben das eigentlich fein gelöst, indem sie theorien nicht beweisen, sondern sie nur akzeptieren, wenn sie sich der falsifizierbarkeit durch messung (erfahrung einer wirkung) stellen.



danke für den astor
*******rse Mann
2.314 Beiträge
"Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen." - Friedrich Nietzsche
(Arno_Strine)

Die >Feinde< der Wahrheit lügen sich selbst mit ihren unzureichend reflektierten Überzeugungen in die Tasche, und sie treffen sich auf Gemeinplätzen, um sich dort zu tummeln.
Locker. Locker lassen, nicht anziehen, nicht zurren, nicht zerren, nicht pressen - lauter Variationen von Loslassen. Man behält die Anbindung, hängt sich aber nicht daran fest; richtet einen Teil der Aufmerksamkeit auf die Tauen und Leinen, einen anderen auf den Wind oder den Hund, oder was sonst noch im Visier ist.

Wenn ich etwas vermisse, im Allgemeinen, ist es dieses Lockere. Es kann sich überall zeigen, wo Festhalten nicht lebenswichtig ist.
Bewegung und Spiel erlauben - so zeigen sich dann die Dinge in anderen Facetten, als man im Halten und im Lassen sah, wie wenn man eine Marionette bespielt: sie lebt erst, wenn die Koordination der Strippen einen der Dynamik lebender Körper ähnlichen Wechsel aus Bleiben und Ziehen vollführt.

Stile - sind verschieden, müssen sie per definitionem sein. Einen Stil aufzudrücken oder gar eine Überzeugung ist ... stillos. Stilettos sind stilvoll, sofern man nicht losrennen will, und ich las, Alice Schwarzer soll mal gesagt haben, den Emanzipationsgrad einer Frau erkenne man an ihren Schuhen - sie sei es, wenn sie damit loslaufen kann.

So gehen Überzeugungen und sie haben mit einem Feld zu tun, darin sie wirken, dem Umfeld.
Warum Schokolade einst als "quadratisch, praktisch, gut" beworben wurde, habe ich nie verstanden, man will sie ja nicht in der Jackentasche herumtragen. Und warum Philosophie von den selben Attributen profitieren sollte, wüsste ich auch nicht.
Und im Grunde könnte man (hier) auch Spaß haben, würde man beim Umblättern statt schon die Arbeitspunkte vorauszuplanen, einfach (weiter) jedes neuen Blatt als weiß und beschriftbar ansehen.

Wenn ich mich über die Verbissenheit anderer Zeitgenossen ärgere, entdecke ich jedes Mal, dass es meine eigene Verbissenheit ist, die mich ärgert.
Dann lass ich locker.
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