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Loslassen

*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Die meisten Aufsätze hier hätten "Thema verfehlt" "nicht zu Thema hingeführt" "6" draufstehen gehabt.

Jetzt auch noch die mangelhafte Unterrichtsqualität an bundesdeutschen Schulen zu thematiseren, würde nun wirklich zu weit führen.

Soweit ich im Laufe meines Lebens GermanistINNEN, AngslistINNEN oder RomanistINNEN mit angepeiltem Lehramtsabschluss kennenlernen durfte, hätten jene durchweg bei der von plant thematisierten hardcore-Semantik nichts als Bahnhof verstanden, sofern sie in solchen Seminaren überhaupt anzutreffen waren. Und sprachliche Pseudo-Metaebenen ("Thema verfehlt"), nur selten zur Klärung von linguistischen Sachverhalten, sondern lieber zur Durchsetzug ihrer Amtsautorität missbraucht. Was aufgrund der mangelhaften Fachautorität halt dringend nötig war.

Vom Logik-Niveau im bundesdeutschen Bildungswesen wollen wir lieber gar nicht erst anfangen. Unser Land kann ja nicht mal Informatik.

(Nichts für ungut: Ich bin in der Mittelstufe von einer weiblichen Deutschlehrerin mental missbraucht worden. Und erst nach jahrzehntelangen intensiven Anti-Interpretations-Gruppentherepiesitzungen in die Lage versetzt worden)
****ta Frau
2.135 Beiträge
Themenersteller 
Heitere Gelassenheit
MM:
<<< Locker. Locker lassen, nicht anziehen, nicht zurren, nicht zerren, nicht pressen - lauter Variationen von Loslassen. Man behält die Anbindung, hängt sich aber nicht daran fest;>>>

ja, so könnte es sein. wie angenehm: ohne bedauern, ohne reue, ohne wut und ohne schmerz etwas ergreifen und wieder lassen zu können!
staunend anzunehmen, was sich bietet und uns anzieht, uns selbst als einen aufenthalt auf zeit begreifen und alles, das uns nährte, wieder mit einem kleinen segen in die welt entlassen, wenn wir das gefühl haben, dass es soweit ist, das wir das beste für uns bereits hatten, oder das es eben nicht das beste war.

aber nein, so lange das ego gefüttert werden will, muss erst die nase tief in den schmerz getunkt werden, bevor auch nur ein gran, das wir uns zu eigen wähnen, wieder in die freiheit entlassen wird.
wie selbstsüchtig ist dieses konstrukt doch, das wir wie einen tausend mal geflickten mantel durch das leben tragen und das uns von der schönheit unserer besten version trennt!
im buddhismus gibt es eine übung, um genau das irgendwann zu erreichen: die transformation vom festhalten zur freiheit, loslassen zu können. Dies geschieht durch geben, geben und nochmals geben, bis es uns dereinst leicht fällt. derweil durchläuft der übende sämtliche stufen des trennungsschmerzes, bis er irgendwann bei sich landet und versteht, wohin die reise geht.

ich habe so lange ich denken kann das bild des kleinen weisen im kopf, der unbekümmert und unbelastet seinen weg geht, der überall zu hause ist, weil er begriffen hat, dass, wohin auch immer er seinen fuß setzt, sein augenblicklicher platz und seine heimat ist, und, was immer ihm begegnet, er selbst ist in allen denkbaren ausformungen.
ein schönes bild, ich verehre es wie eine reliquie, und erfreue mich an seiner leichtigkeit.
**yx Mann
1.350 Beiträge
Ahh, yoko ist wieder da! *aua*
**yx Mann
1.350 Beiträge
Entschuldige bitte Mazita, Du kamst mir dazwischen...
Unser Land kann ja nicht mal Informatik

wer kann denn Deiner Meinung nach Informatik?
*******rse Mann
2.314 Beiträge
derweil durchläuft der übende sämtliche stufen des trennungsschmerzes, bis er irgendwann bei sich landet und versteht, wohin die reise geht.
(Mazita)

Ein ganz entzückender Satz! Ich liebe entzückende Sätze, weil ich die Sprache liebe. Wenn mir selbst einer gelingt, bin ich der glücklichste Mann auf diesem Erdenrund.

Dieser Thread hat mich schon zu einigen inspiriert, und dafür sage ich allen ein Dankeschön, die mit ihren Beiträgen dazu beitrugen. Allein; ich wüsste gern, was Jincandenza mit >hardcore-Semantik< ansprechen will.

Als abgebrochener Germanist und Anglizist bin ich einigermaßen in Strukturalismus, Semantik, Semiotik, Syntax, Phonetik, Phonologie und besonders in Linguistischer Pragmatik bewandert. Hier danke ich von Herzen meinem seit drei Jahren emeritiertem Professor Klaus Gloy, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.

Er hat mir immer und immer wieder nahegelegt, die Komplexität Linguistischer Pragmatik als Herausforderung anzunehmen, weil sie die Komplexität unseres Daseins begründet. Hier liegt der Ursprung meiner Überzeugung, daß wir als Menschen in einer Welt leben, die wir selbst geschaffen haben und die mit der wirklichen Welt nur vermittelt. Der Abstand dieser Welten kann nicht überschätzt werden.

Es kam dann zu einem Bruch zwischen uns. Ich brachte Vilém Flussers Schriften in die Seminare, und meine Begeisterung für dessen Texte schlug hart auf sein Urteil: Unfundiert! Diese Tragödie habe ich verwunden. Ich flog aus der Arbeitsgruppe >Postmoderne< raus, verlor meine Stelle als Tutor und entschloss mich zum Abbruch. Aber ich blieb bei meinem Interesse, für dessen Befeuerung ich Klaus immer zu Dank verpflichtet bin.

Dieses Interesse gilt der Sprache. Sie ist alles, was wir haben. Alles!

Loslassen bedeutet somit für mich folgendes: Wir haben die Aufgabe, das Leben als solches zu begreifen, und wir müssen davon ausgehen, daß wir das Leben verschlüsseln und entschlüsseln. Wir haben keinen Zugang zu einer wie auch immer gearteten unmittelbaren Erfahrung.

Es gibt das Unmittelbare, aber gerade weil wir einen Begriff von Unmittelbarkeit haben, den wir zwischen uns und die Welt stellen müssen, sind wir außerstande, unmittelbar zu erleben.

Sprache ist Fluch und Segen zugleich.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
wer kann denn Deiner Meinung nach Informatik?
(MonsieurDuroy)

Wenn man schon auf den nationalen Ursprung von irgendwas Wert legt, kommt man nicht umhin, auf Konrad Zuse, Alan Turing oder Blaise Pascal zu verweisen. Es sind also Deutsche, Briten, Franzosen oder andere Landsleute. Fuck it!
**e Mann
2.564 Beiträge
Es gibt das Unmittelbare, aber gerade weil wir einen Begriff von Unmittelbarkeit haben, den wir zwischen uns und die Welt stellen müssen, sind wir außerstande, unmittelbar zu erleben.

Nein, das Wort Hunger ändert nichts an meinem unmittelbaren Gefühl dafür. Depressionen oder Sex kann ich unmittelbar empfinden oder z.B. das Musik machen. Ich habe zwar Bezeichnungen für die Töne, könnte sie aber niemals so schnell benennen, wie ich sie benutzen kann. Selbst das Sprechen, Lesen und Schreiben kann ich unmittelbar erleben, wenn es im Fluss ist.

Ich würde die Sprache nicht aus dem unmittelbar zu erlebenden ausschließen. Du kannst nicht die Sprache neben das Sein oder neben eine objektive Realität stellen. Sprache ist eine Teilmenge des Sein, ist real, wirklich.

Anders herum glaube ich, dass Tiere, genau wie wir, die Realität für sich, also ihre Zwecke "interpretieren".
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Du kannst nicht die Sprache neben das Sein oder neben eine objektive Realität stellen.
(pue)

Das ist mit einer Korrektur richtig: Ich muss es . Ich habe nichts anderes.
**e Mann
2.564 Beiträge
Das hieße, es gäbe zwei Dinge in unserem Universum: Das Sein und die Sprache.

Wie willst du denn Sprache vom Sein abziehen?

Dann kann ich auch behaupten, dass der Matjeshering nicht zum Sein gehört. Ich halte das aber für unwahrscheinlich.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Themenersteller 
@plant
Ich kann dem insofern folgen, als das ich uns als Kreative sehe, wenn wir etwas benennen. Allerdings bin ich im Gegensatz zu Dir sehr wohl der Meinung, dass der Ursprung des Benennens auf unmittelbaren Erfahrungen beruht. Um diese Erfahrungen mit anderen abgleichen zu können und einen Konsens über deren Beschaffenheit zu finden, haben wir die Begriffe erfunden.

Gestern sah ich eine in diesem Zusammenhang hochinteressante Sendung über die Entstehung der Bibel. Im Verlauf wurde auch der Ursprung und die Geschichte des 'einen Gottes' beleuchtet, der die vielen zu dieser Zeit üblichen ersetzt hat.

Es begann mit einem Stamm von Nomaden, die auf Grund des zur damaligen Zeit herrschenden verstärkten Vulkanismus einen Vulkangott oder Wettergott kreierten, der in der Folge den Namen 'Jawhe' erhielt.
Da ich auf Grund der Umfänglichkeit und komplexität nicht alles korrekt im Verbund wieder geben kann, habe ich hier zwei Auszüge aus dem Lexikon der Bibelwissenschaft eingefügt, die den Inhalt der Sendung sehr genau wieder geben:

>> Die Bedeutung des Namens Jahwe ist umstritten. Im Allgemeinen wird der Name Jahwe als Verbform gedeutet, insbesondere als Kurzform für ’el-jahweh (z.B. Dijkstra 1996). Fraglich ist jedoch, was das Verb bedeutet.

Das Alte Testament suggeriert eine Ableitung von dem westsemitischen Verb היה hjh „sein / da sein“ (Ex 3,14). Gott ist dann entweder „der Seiende / Existierende“ (Qal; vgl. LXX ho ōn „der Seiende“) oder „der Daseinsgeber“ (Hif.). Nach von Soden (1966) bedeutet der Name so etwas wie „er manifestiert sich selber als daseiend“ und davon sei abzuleiten „er erweist sich selber / er offenbart sich selber“ (vgl. Dijkstra 1996). ....

..... Wie Knauf (1984, 469) bemerkt hat, ist es merkwürdig, dass der Name einer Gottheit edomitischer oder nordarabischer Herkunft mit einem westsemitischen Verb erklärt werden soll. Besser wäre es vielleicht, den Namen mit einer arabischen Etymologie zu erklären. Die Wurzel hwj hat im Arabischen drei Bedeutungen: 1. „sich sehnen / passioniert sein“, 2. „fallen“; 3. „blasen / wehen“. Eine Verbindung mit der dritten Bedeutung ergibt am ehesten Sinn, da sie mit der Vorstellung von Jahwe als Sturmgott des Typus Baal / Hadad verbunden werden kann (Van der Toorn 1999; Green 2003, 219-280).<<<<
und
>> Der älteste Beleg für den Gottesnamen Jahwe stammt aus Ägypten. In einer Inschrift aus der Zeit Amenophis III. (14. Jh. v. Chr.) und in einer Liste aus der Zeit → Ramses II. heißt es: t3 š3św jhw3 „das Land der → Schasu-Beduinen des Jahû“. In diesen Texten ist jhw3 ein Toponym für eine Gegend, die vermutlich im südlichen Ostjordanland lag (Görg 1976). Der Gottesname könnte sehr gut von dem Toponym abgeleitet sein. <<

Viele Götterfiguren überall auf der Welt sind als Folge von topologischen oder metereologischen Gegebenheiten entstanden. Also steht im Hintergrund immer ein unmittelbares Erleben, und als Reaktion darauf die Erklärung auf übernatürlicher Ebene, weil es damals noch keine andere gab.
Im Falle von Jahwe ist besonders interessant, dass sich die Menschen nicht auf eine deutliche Bezeichnung geeinigt haben, und aus dieser Nicht-Bezeichnung heraus auf das Wesen ihrer Ratlosigkeit verwiesen.
Normalerweise führt die Bezeichnung auch zu einem Begriff. in diesem Fall aber beweist die Bezeichnung, dass sich niemand einen Begriff machen konnte. Also konnte man das Wesen des Gottes nur über seine Wirkung erfahren, die sich aber nicht im Namen wieder fand.
*******rine Mann
361 Beiträge
"Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen." L.W.

Der letzte Satz in einem Buch

Dann konnte immerhin der Autor loslassen
Die Sprache beschreibt die Dinge und ihre phänomenologischen Wesenheiten. Sie ermöglicht es, ein Abbild, getrennt von den Dingen, sprachlich, und damit symbolisch, zu transportieren. Die Gefahr die darin liegt, ist, dass das Abbild nicht mehr zu den gegenwärtigen Dingen und möglichen phänomenologischen Wesenheiten zurückgeführt werden kann.
Das manifestiert sich exemplarisch an dem Wort "Gott", das, seinem dinglichen Ursprung entrisssen, beginnt für sich selbst zu stehen und darüber mythologisch Überhöht wird. Der entstandenen Leerraum, wird mit einer Lehre gefüllt. Es wird nur noch ein Symbol angebetet und nicht mehr das wahrgenommen, aus dem es als Abbild geboren wurde. Gott ist das Sein und das Universum. "göttliches" ist in allem, was uns begegnet, zu finden. Das heiß genauer, zu (er)leben. In diesem jedem Moment, indem ich ein Symbol anbete, erlebe ich ihn nicht mehr, sondern bezeuge nur meine Trennung von ihm.
Das gilt für alle Symbole, denen wir keinen originären dinglichen Erlebensraum mehr zuführen können. Denn es gibt keine Trennung zwischen den Dingen und ihren uns erscheinenden Wesenheiten. Wir trennen, um damit gänzlicher in der dinglichen Welt zu leben. Wer die wörtliche und damit symbolische Trennung nicht zu seiner ursprünglichen Gänze zurück überwinden kann. Bleibt von seinem Sein getrennt.
Was ich dann habe, ist alles, nur keine Gänze, meiner Selbst, in der Welt.

Frage: Wenn also Sprache alles ist was ich habe. Was bin ich dann (ohne Sprache)?

Antwort: Mir und der Welt gegenüber: sprachlos oder meiner Sprache gegenüber vielversprechend Sprachlos. Ein sprachliches Symbol meiner Selbst, deren Sein abgespalten ist und als Unbewusstes symbolisiert und getrennt wird.

Soweit meine kleine Glosse zu den letzten Posts hier...
****ta Frau
2.135 Beiträge
Themenersteller 
Danke, maxotaurus.
Als ich Deinen Beitrag gelesen hatte, wusste ich wieder, warum ich meinen verfasst habe. Jetzt ist es komplett. Oder auch vollbracht. *ggg*
jeder, der in mehr als eine (mutter)sprache sich fallen lassen konnte, also jeder, der eine weitere sprache, oder mehrere gar, erklettert hat, rauf und runter ging, und laute der sprache einübte, und etymologien aufsog, und verwandtschaften außerhalb der gleichblütigen entdeckte und im entdecken genoss, hat eine ahnung davon, wie sprache entstand.
ich hatte das glück, in einem mehrsprachigen raum aufzuwachsen und kann auch sprachen, die ich null verstehe, imitieren. es ist eine leistung der physiologie, eine spiegelneuronale, die einen horizont eröffnet.
wenn wir eine fremdsprache nicht nur worthalber, sondern auch verlautbarend erlernen, und uns abmühen, unsere sprechorgane auf die aussprache zu trainieren, werden wir zu einem anderen menschen und sind in einer anderen daseinsweise.
behendes bereisen von sprachgebieten ist ein genuss - man wandert durch die lauthallen der menschwerdung und nimmt aromen auf, und lernt, dass das wort "gott" so unendlich verschieden benannt werden kann.
an jeder zimmerecke dieser welt wird das wort "gott" anders ausgesprochen, das wort "blume" oder "stein" oder "schale" auch. jedes wort ist in einem jeden von uns eine eigene erlebenswelt und wird von uns jedes mal neu gestiftet.
und natürlich ist allem verworten ein vorangegangenes erleben zugrundeliegend, sonst hätte man nicht ein zeichen und ein lautbündnis dafür gebraucht.
wir haben uns auf den usus eingelassen, definite und probate bezeichnungen auszutauschen; wiederholt man ein wort oft genug, findet das gehirn seine bedeutung nicht mehr, es wird hohl, ein stumpfer spiegel, der nichts mehr offenbart. und doch wird das ding dahinter eine vorstellung in uns hervorrufen.

ich fühle mich wohl in beiden lesarten. im ohnesprachenicht und im vordersprachedoch. worüber dis-kutiert wird, ist eine sache von jahrtausenden und von nanosekunden auch, es fällt zeitlich aus und ein und auf und ab, heraus - ein jeder trifft eine entscheidung, wenn er spricht, und die deutsche vorsilbenlastige werbumbildung ist nicht leicht zu erlernen. dafür leicht zu bespielen.

gott als großen wind mir vorzustellen fällt mir leicht. jeder weiß, wie es ist, sich in den wind fallen, oder sich von ihm durchpusten zu lassen.

glosse - ist die "zunge". ein jeder hat eine, und ein jeder wird auf seine weise an gott lecken. und vielleicht nicht darüber sprechen können.

oder wollen.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Das hieße, es gäbe zwei Dinge in unserem Universum: Das Sein und die Sprache.
(pue)

Es gibt das Universum, und auf diesem Planten hat sich diesselbe, von Zufall und Notwendigkeit abhängende und völlig bedeutungslose Entwicklung ereignet wie überall sonst. Das Besondere und nicht so leicht zu erklärende Phänomen ist die Negentropie; die Zunahme an Ordnung, in deren Zuge sich Leben entwickelte. Erst mit der menschlichen Erfindung der Bedeutung war Schluss mit der Sinnlosigkeit. Seither gibt es überhaupt ein Universum, ein Sein oder allgemein: Die Dinge, denn es ist jemand auf die Bühne der Welt getreten, um auf die Dinge zu zeigen und sie zu bedeuten.
******s_X Mann
1.066 Beiträge
Um es mal auf Parmenides zurückzubrechen
Sein ist das Gegenteil von Nicht-Sein was es per se nicht geben kann. Lediglich das Seiende, also alles Sein über das wir eine Meinung haben, unterliegt dem Wandel.

Rein Physikalisch existiert keine negative Entrophie, sondern die Entropie als (thermodynamisches) Maß der Unordnung nimmt immer zu. Der Wunsch bzw die Meinung das Ordnung zunimmt haben ist lediglich der missverstandene Ansatz der Wissenschaft eine allgemeingültige Theorie über alles zu schaffen. Wobei es diese aus nachvollziehbaren physikalischen Gründen wahrscheinlich nicht geben wird.

Am wahrscheinlichsten erscheint mir noch das Nirvana, als ultimatives Loslassen von ALLEN Meinungen, der Ansatz das Sein zu ereichen.
Sein ist das Gegenteil von Nicht-Sein was es per se nicht geben kann
@******s_X

Eine polare Betrachtung von Begriffen und ihren Definitionen, ist wie der Versuch eine dreidimensionale Welt zweidimensional zu beschreiben. Es fällt schwer zu begreifen, dass das Sein, als ganzes unteilbar, nur für sich selbst stehen kann.

Lediglich das Seiende, also alles Sein über das wir eine Meinung haben, unterliegt dem Wandel.
Pegasos_X
Auch hier wird begrifflich getrennt, was zusammengehört und auch gänzlich untrennbar ist. Aus dem gegenwärtigen Sein wird alles geboren. Das Sein ist der Wandel, wie sich auch aus ihm das Seiende vollzieht.

Die Sprache unterliegt seinen eigenen Begrenzungen in der Abbildung der Welt. Nur die Bewusstwerdung, der eigenen Gänzlichkeit, kann sich diesen Begrenzungen, die sie selbst geschaffen hat, entziehen. Wer sich seiner existenziellen Sprachlosigkeit nicht bewusst ist, muss sich natürlicherweise der Grundlage seiner Sprache unbewusst sein. Jeder Begriff trennt und gewichtet die Welt neu, um Handlungsfähig zu sein. Das Handlungspotenzial ist aber immer im Fundament des gegenwärtigen Seins zu finden.
Ist man sich seines Seins bewusst, kann aus der Losgelassenheit meiner Gegenwart jede Handlung(Option) begriffen werden. Dieser Ort, aus dem heraus dies geschehen kann, kann als Nirvana bezeichnet werden.

Die gänzliche Wahrnahme der Welt ist immer neutral. Der Gedanke macht sie zu einer Wertung und bewegenden Trennung, die mich mit dem nächsten Gegenwart wieder vereint.
******s_X Mann
1.066 Beiträge
Wie schon in der Überschrift meines Posts geschrieben geht es um die Begrifflichkeiten von Parmenides.

Und nach diesen ist das SEIN unabänderbar und unteilbar. Lediglich das SEIENDE, als die Menge der Meinungen über das SEIN ist wandelbar.

Daher auch die Aussage "Das SEIN ist, das NICHT-SEIN existiert nicht"


Egal welche Dimensionen man zugrundelegt, existieren keine eineindeutigen Abbildungen der Opjekte des SEINS in die Menge des SEIENDEN. Da wir nur das SEIENDE betrachten können, wissen wir nichts über die Vollständig des SEIENDEN.

Einfaches Beispiel das Photon und der Welle-Teilchen-Dualismus. Im Seienden ist das Photon sowohl Wellefunktion als auch Teilchen, beschreiben können wir beides, aber was das Wesen des Photons ist, kann nicht sagen. Unter dem Ansatz der Unteilbarkeit des SEINS ist der Ansatz des Dualismus im SEIENDEN mehr als unbefriedigend.
Egal welche Dimensionen man zugrundelegt, existieren keine eineindeutigen Abbildungen der Opjekte des SEINS in die Menge des SEIENDEN.
@******s_X

Wenn die Dimensionen ihren referenziellen Bezug vergessen haben, erscheinen sie beliebig. Wenn die Objekte final, nicht ihren Ursprung der Objektivierung, im Subjekt, auflösen. Hier genau entsteht die "Uneindeutigkeit", die eine Wesensart des gegenwärtigen Wandels ist. Genauer, dass sie den Raum der gegenwärtigen Möglichkeiten beherbergt.

Und nach diesen ist das SEIN unabänderbar und unteilbar. Lediglich das SEIENDE, als die Menge der Meinungen über das SEIN ist wandelbar.
@******s_X

Die Begrifflichkeit des Parmenides sind, so wie sie sich mir, über deine Worte, darstellen, kein "zurückbrechen", sondern der erste Bruch mit der Gänzlichkeit des Seins. Der Wandel ist nicht von Sein abtrennbar, indem man Worte der Trennung erschafft. Aus welchem Wort wurden sie geboren? Denn dieses Wort muss es gegeben haben. Denn wie sonst ließe sich sonst ein Trennung vornehmen? Die Spaltung der Welt wird deshalb so hingenommen, weil wir uns des Ursprungs unserer Einheit nicht mehr bewusst sind.
Wir haben das Wort - das Logos - schlicht vergessen. Ein Logos das die Vernunft meint und nicht so sehr die Sprache und seine Wörter. Eine Vernunft die allen Dingen hinterlegt ist. Eine Vernunft die einfach wurde und wird. Die nicht getrennt sein kann, weil die Spaltung der Vernunft, schlicht Wahnsinn erschafft.

Unveränderlich ist nur die Gegenwart. Sie ist als einziges ewiglich, mit allem was das jeweilige Sein für ein Seiendes ermöglicht. Es ist das Paradigma der Spaltung, das sich, in seinen Teilen der Spaltung, selbst hinterherrennt, weil es spürt das ihm etwas genommen wurde, was er zurückgewinnen möchte.
Dieses Verlorene oder die Verlorenheit ist in fast allen kulturellen Legenden, als Kern, zu finden.

Die Sprachen und die Worte, sind es jedenfalls nicht, über die wir unserer Verlorenheit überwinden werden. Das gelingt nur über die Wahrnahme dessen, in uns und der Welt, dass jedes Wort in uns erschafft.
Mit Worten kann ich alles gewinnen, was darüber seinen Ort findet. Je mehr Worte ich finde, desto mehr werde ich mich verlieren, wenn die Orte die Gegenwart meines Seins verlassen.
Wenn ich den immer schon gänzlichen Sinn, mit situativ gefundener Bedeutung verwechsele, werde ich auch niemals die Bedeutung des Sinnes meines Seins erfassen können.

Denn er ist nicht zu deuten, er IST einfach gänzlich da.

Wissenschaft unterscheidet in Vergangenheit und Zukunft. Denken unterscheidet ebenso. Was ist das, was alles trennen kann? Es muss untrennbar sein, denn sonst wäre es unmöglich damit zu sch(n)eiden.
Antwort: Es ist die Gegenwart des Seins, die Unteilbar ist. Das ist es wovon ich rede. Ich rede nicht von Vergangenem, das sich in der Unmöglichkeit versucht, die gegenwärtige Zukunft festzuhalten.
Dies loszulassen, bedeutet nicht zu verlieren. Im Gegenteil: Du gewinnst alles, wenn du nicht versuchst festzuhalten, was dir in der Gegenwart begegnet. Dem einzigen Ort, am der Begegnungen möglich sind.

Parmenides trennt hier, was nicht zu trennen ist.

Ich darf trennen, wenn es zu einer gänzlichen Gegenwart meiner Selbst führt.
******s_X Mann
1.066 Beiträge
Irgendwie bekomme ich den Eindruck, daß das Sein eine recht persönliche Sichtweise auf sich selbst darstellt. Erinnert mich an die Diskussion "an sich" für mich" und "an und für sich".

Dann einfach mal die Frage: Was ist dein Sein an sich, nicht für mich.

Das Ding mit der Gegenwart ... Rein Quantenmechanisch ein durchaus zielführender Ansatz zur Beschreibung der für wahrgenommen Existens, besitzt jedes Teilchen eine Wellenfunktion die zeitlich und räumlich niemals endet. Also keinerlei Unterscheidung auf der Zeitachse über den Zeitpunkt
*******rine Mann
361 Beiträge
die sache mit der wellenfunktion und ihrer einbettung in raumzeitliche gegebenbeiten sind weder so einfach noch so richtig, wie dargestellt. zudem ist es irreführend von einem teilchen und seiner wellenfunktion zu sprechen, denn genaugenommen sollten wir von quantenmechanischen objekten sprechen und uns bereits den begriff des teilchens verkneifen, wenn wir schon versuchen wollen der dualität ein schnippchen zu schlagen. vielleicht sollten wir auch von matrizen sprechen und die wellenfunktionen vermeiden, denn dann kommt niemand so einfach auf die idee, er könne sich darunter was vorstellen...

nur so als off topic einwurf
*******ata Frau
28.053 Beiträge
u n d

ich wünsche mir ein paar persönliche loslassen-erzählungen
(zwischen die diskussion über das loslassen eingestreut)
quasi die angewandte praxis... *anmach*
Irgendwie bekomme ich den Eindruck, daß das Sein eine recht persönliche Sichtweise auf sich selbst darstellt. Erinnert mich an die Diskussion "an sich" für mich" und "an und für sich".
@******s_X
Wenn das Sein als persönliche Sichtweise wahrgenommen wird, kann es nicht entfernter von Sein sein. Dem zweiten Teil deines Satzes kann ich diesbezüglich keinen Sinn entnehmen.

Dann einfach mal die Frage: Was ist dein Sein an sich, nicht für mich.
Lass los was du trennen willst. Dann wird vielleicht ein Frage für mich daraus.

Das Ding mit der Gegenwart ... Rein Quantenmechanisch ein durchaus zielführender Ansatz zur Beschreibung der für wahrgenommen Existens, besitzt jedes Teilchen eine Wellenfunktion die zeitlich und räumlich niemals endet. Also keinerlei Unterscheidung auf der Zeitachse über den Zeitpunkt
Wenn ich das Dasein, in jedwedem Sein, wahrnehme, existiert keine Zeit. Nur die Konstante der Gegenwart.
In der Quantenphysik zeichnet sich zumindest ein Trend ab, der das Konstrukt der Zeit als hinderlich wahrnimmt. Mal sehen was sich daraus, in der Wissenschaft, für eine Sicht entwicklen läßt
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Allerdings bin ich im Gegensatz zu Dir sehr wohl der Meinung, dass der Ursprung des Benennens auf unmittelbaren Erfahrungen beruht.
(Mazita)

Ich bin gar nicht anderer Meinung, und wenn ich Anlass zu dieser Überzeugung gab, werde ich das hier korrigieren.

Wir haben vor und an der Schwelle zur Menschwerdung unter den Bedingungen der Unmittelbarkeit gelebt. Wir waren integraler Bestandteil und Spielball dieser Bedingungen. Das heißt, daß wir uns nicht von ihnen entfernen konnten, um sie aus einer Distanz zu betrachten. >Betrachten< wäre nämlich bereits eine Fähigkeit, die nur aus einer Distanz heraus möglich ist.

Diese Distanz haben wir irgendwann zum ersten Mal eingenommen. Wir sind einen Schritt aus der uns bedingenden Welt herausgeschritten, um sie zu imaginieren und aus dieser Imagination etwas zu konstruieren. Diese ersten Konstruktionen kennen wir als Höhlenmalereien oder kleine Plastiken aus Elfenbein, Holz, Knochen oder Stein. Es sind die frühesten Artefakte, und sie zeugen von den ersten Schritten heraus aus dem an sich bedeutungslosen Fluss des Erlebens hinein ein eine Welt der Theorie.

Ich stelle mir diesen Übergang etwa so vor: Wir hatten aufgrund von zufällig aufgetretenen, günstigen Mutationen einige Vorteile erlangt. Ein Vorteil war die Fähigkeit zur (Weiter-)Entwicklung von einfachsten Werkzeugen, die zu besserer Jagd und zu mehr Fleischnahrung führte. Diese gesteigerte Nahrungszufuhr führte zu einem Wachstum des Gehirns, das wiederum mit seiner wachsenden Komplexität sukzessive in die Lage gebracht wurde, mehr zu leisten als bisher.

Dieses gesteigerte Potenzial hat zu der Fähigkeit geführt, sich zu wundern. Man wunderte sich, daß alles so geschieht, und damit wurde der Fluss der Dinge zu einem Wunder. Es stellte sich als Wunder heraus, daß die Sonne, der Mond und die Sterne, der Berg, der Fluss und die Herde ewig sind, während man selbst das Zeitliche segnen muss. Somit beugte man sich unter diese Wunder, weil man ihnen ausgeliefert war. Die ewigen Dinge wurden zu Göttern, weil man sie nicht beeinflussen kann wie das Elfenbein, das Holz, die Knochen und die Steine.

Wenn die Mutter den Hunger des Kindes und die Herde den Hunger des Clans stillt, dann ist beides ein Geschenk. Bei der Mutter war es einsichtig, denn das Kind ist hilflos und die Mutter hat die Milch. Bei der Herde ist es nicht einsichtig, denn wer sorgt dafür, daß die Herde immer wieder vorbeizieht? Wer schickt uns die Herde? Wer schickt uns die wärmende Sonne? Wer hat entschieden, daß ich sterben muss?

Diese letzte Frage stellte sich als die eigentliche heraus. Die Sicherheit über die eigene Sterblichkeit wurde zum Antrieb für alles Weitere. Vilém Flusser spricht von der >Einsamkeit zum Tod<, und es ist diese Einsamkeit, die uns zu all dem befähigte, was wir als Spezies in die Welt setzten und weiterhin setzen werden.

Was wir seither wollen und tun, ist, Information zu erzeugen, die uns überdauert. Diese Information ist unsere eigene, und je länger wir uns damit befassten, desto weniger steht sie mit der Welt in Verbindung, aus der wir uns einst mit den ersten Artefakten zu verabschieden begannen.

Heute gibt es für uns keinen Weg mehr, diese Unmittelbarkeit zu erfahren, weil wir als Baby bereits in eine Welt geworfen werden, die restlos aus erfundenen Bedeutungen besteht. Beispiele sind die blauen und rosafarbenen Outfits für Babys als Etikett für das natürliche Geschlecht und die unterschiedliche Bewertung von männlicher und weiblicher Arbeit.

>Etikett< ist überhaupt ein Signet unseres mit Bedeutungen überladenen Lebens. Wir etikettieren alles, und dieses Thema betreffend muss man davon ausgehen, daß wir eventuell etwas loslassen wollen, dessen Etikett uns nicht mehr gut tut oder gefällt.

Wir hantieren mit Zeichen, die sich von den Phänomenen der tatsächlichen Welt dadurch unterscheiden, daß sie ihr nicht angehören. Wir dürfen also nur hoffen, daß wir uns mit unseren Konstruktionen der tatsächlichen Welt so weit nähern, daß der Unterschied zwischen ihren Phänomenen und unseren Zeichen für sie nicht allzu groß ausfällt, auf daß wir einigermaßen sicher sein können, ein einigermaßen erträgliches Leben führen zu können.

Mich interessiert nicht das Sein. Mich interessiert das Dasein.
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