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Manche spüren klar und deutlich, wenn sie loslassen.
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Loslassen

*******rse Mann
2.314 Beiträge
Die Dynamik ist in der Tat außergewöhnlich, und ich muss gestehen, daß ich mich in meinem vorigen Beitrag zu weit ins Persönliche habe treiben lassen, wobei ich hier um Verzeihung bitte für meine an Verunglimpfung reichenden Formulierungen.

Ebenso außergewöhnlich, wenn nicht einzigartig, ist die streckenweise zu lesende Ausfaltung des Persönlichen im Sinne offenen und respektvollen Austauschs. Deshalb gehört dieser Thread für mich zu den wenigen wirklich interessanten und gehaltvollen der letzten acht Jahre.

Es würde mich freuen, wenn Mazita ihn die letzten drei Seiten begleitet, während wir ihn zu einem respektablen Ende führen.
*******ata Frau
28.053 Beiträge
m i c h
würde es freuen,
wenn wir es 3 seiten lang schaffen,
das thema so zu (be-)achten,
wie es von mazita gedacht ist:

quasi ein loslass-happy end *zwinker*


hatte ich mir hier schon gewünscht...
doppelt geäußert, hält besser
oder sollte ich doch loslassen?
Philosophie: Loslassen
****e_H Mann
8.282 Beiträge
ich liebe klare ansagen.
Offenbar eine Art von Liebe, welche (auch) in bösartiger verbaler Konfrontation ihre Erfüllung findet? *grins*
Nun, wir älteren 'Semester', erinnern uns immer noch der weitaus dramatischeren gruppendynamischen Exkursionen in diesem Forum.
Ich möchte damit ausdrücken, daß ganz offensichtlich ein Kultivierungsprozeß (um den Begriff 'Lernprozeß' an der Steuerbordseite vorbei driften zu lassen), stattgefunden hat.( ob das jetzt bereits als Diplomatie begriffen werden kann, stelle ich als Frage?)

...wir können froh sein, die chance zu haben, uns hier auszutauschen...
Die Kehrseite dieser 'Chance' ist einfach 'Gegebenheit' . Letztlich kommen wir nicht darum herum, die allseits bekannte Kausalität- wo vieles erzählt wird,wird auch mehr U.r.t produziert-, anzuerkennen.
Es bedarf keiner 'Fröhlichkeit' um aus dem vielen Gesagten das (für Einen) Wesentliche herauszufiltern, sondern ist eher mühsam.*smile*
----------------------------------------------

Dem Thema wurde sich aus meiner Sicht, nur aus einer perspektivischen Richtung genähert, nämlich der des
>>theoretischen Strukturwandels zum updaten des sozialen Habitus<<.
Es ist jetzt en vogue loslassen zu können. Alles,einfach Alles.Theoretisch einwandfrei.
Scheint so,als würden wir uns in Folge der medialen und kommunikativen Überfrachtung,von anderen Altlasten zu befreien versuchen ?
In der Pragmatik des Lebens ist Loslassen als Wehwechen oder Leid ein Gefühl welches kaum beschreibbar ist. Zudem würden wahre Beschreibungen dieses Gefühls auch Intimitäten zu veröffentlichen fordern, deren man sich manchmal nicht bei engsten Vertrauten entledigen möchte. Diesen Geschichten zu folgen wird vermutlich auch keine Begeisterung hervorrufen. Sich öffentlich zu Verwirrungen zu bekennen ist sehr couragiert. Bekenntnisse zu teilweise unerfüllt gebliebenen Lebenswünschen, nahezu unmöglich.
Das führt also dazu, daß man sehr oft ' loslassen muss' um zu korrigieren.
In der Fabel hat wenigstens der Fuchs den Trauben gezeigt was eine philosophische Harke ist:
Aus dem Versagen eine Tugend zu machen.


**e Mann
2.564 Beiträge
Ich verstehe nicht ganz: Geht die ganze Aufregung über mein kurzes Posting oben?

Das war ernst gemeint, lese ich doch seit ewigen Seiten, dass wir nicht mehr unmittelbar können und, seit wir die Wörter haben, die Welt nicht mehr die ist, die sie vorher war.

Ich hatte mir überlegt, was ich tun würde, um wieder in diese alte Welt zu kommen und da fielen mir Drogen, Musik und Tanz ein.
Das ist bestes Loslassen von Wort- und Gedankenwelt.

Ich beabsichtigte nicht, plantnurse in irgend einer Weise zu nahe zu treten.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Das ist mir als realistische Möglichkeit nach langem Überlegen und Reden tatsächlich selbst klar geworden, weshalb ich es dir auch abnehme. Ebenso sehe ich es als nicht zu viel verlangt, meine Reaktion nachzuvollziehen, weil ich >verkopft< noch nie als Kompliment, sondern immer als Vorwurf gehört oder gelesen habe, als verstockter Theoretiker keinen Zugang zu Gefühlen zu haben und somit kein Zeitgenosse zu sein, mit dem man seine Seele baumeln lassen könne.

Allerdings hatte ich bereits etwas länger zuvor von Bewusstlosigkeit gesprochen und mit dieser Rede auf etwas verwiesen, das ich als Aspekt des Vorsprachlichen vielleicht anerkennen könnte. Nur bin ich eben überzeugt, daß wir, wenn wir überhaupt blitz- oder momentartig wie bei entrückenden Erlebnissen wie einem Orgasmus oder vergleichbaren Momenten bzw. länger andauernd bei Substanzgebrauch eine Bewusstlosigkeit erreichen, diese immer in unsere Atmosphäre der Zeichen getaucht ist. Dieses kurze Auftauchen aus dieser Welt der Bedeutungen ist nur wahrnehmbar, weil es ein kurzes Auftauchen und keine Befreiung ist. Wäre es ein dauerhaftes Aussteigen aus unserer Welt in die vermeintlich echte, ursprüngliche Welt jenseits der Sprache, wüssten wir nichts davon. Wir wären außerstande, unglücklich oder glücklich zu sein, weil uns die jeweiligen Begriffen abhanden kämen. Das Leben wäre wieder bedeutungslos geworden.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Bliebe nur noch die Frage zu klären, ob die Außenaufnahmen mit dem Ruderbott im Eurythmics-Video am Starnberger See gemacht wurden.

Ludwig unternahm vom 10. November bis 10. Dezember 1866 in Franken die einzige Bereisung seines Königreichs.

https://de.wikipedia.org/wik … rn)#Krieg_gegen_Preu.C3.9Fen

Gestern war der 150. Jahrestag seiner glücklichen Rückkehr aus dem fränkischen Rebellengebiet, was von der Lügenpresse natürlich mal wieder totgeschwiegen wurde.

@*******rse

Die Grenzen der Sprache sind sehr hilfreich, wenn es darum geht, die Grenzen des Denkbaren zu beschreiben. Beide Territorien sind aber keineswegs isomorph.

Die lingustische Wende in der Philosophie hat im 20 Jahrhundert im Wesentlichen zwei (äußerst bedenkliche) Entwicklungen nach sich gezogen:

1) Die erste ist die Reduktion der Sprache auf die Manipulation von Zeichensystemen (Semiotik).

Hieraus sind Maschinen entstanden, die dies milliardenmal präziser und schneller zu handhaben vermögen als wir Menschen. Diese Maschinen haben nicht nur massive, äußerst ambivalente praktische Rückwirkungen auf unseren Alltag, sondern auch metaphorische auf unser Selbstverständnis. Was umso schlimmer ist, je weniger verstehen, wie diese Maschinen arbeiten. Dass uns dieses technische "Gestell" (Heidegger) über den Kopf zu wachsen drohe, ist eines der vorherrschenden kulturphilosophischen Themen der letzten 50 Jahre.

https://monoskop.org/images/ … e_Frage_nach_der_Technik.pdf

Uns hat hierbei wie immer einerseits eine kollektive Komponente, insofern als wir die unmenschlichen Kollateralschäden der explosionsartigen Vermehrung von von-Neumann-Maschinen zuungunsten der humanoiden Spezies kaum weiter ausführen müssen. Andererseits eine individuelle Komponente insofern als wir viel Energie aufbringen müssen, die religiösen Aspekte dahinter zu verleugnen, wenn wir mal wieder am Geldautomaten Stoßgebete gen Himmel schicken.

Heidegger schließt seinen Aufsatz nicht umsonst mit einem Hölderlin Zitat:

Wo aber Gefahr ist
wächst
das Rettende auch.

Es gibt in dieser Gefahr nur eine Möglichkeit, den Kopf oben zu behalten: Sich immer wieder klar zu machen, dass sich diese Lügenmedien und Kontoauszugsdrucker ihre sogenannten Informationen in den Arsch stecken können. Die laufen nämlich immer auf den selben Zahlensalat hinaus:

Daa mueß myn freilich mitdenken. Wer öbbs drauf haat, müg önn Zalnwerd von dönn Tier ausraittn. Denn de Zal ist s von aynn Menschnnam; söxhundertsöxysechzge ist de Zal.

http://bibeltext.com/bairisch/revelation/13.htm


2) Die zweite ist die Reduktion der Sprechakte auf ihre Wirkung (Pragmatik).

Sie führt in Vollendung auf den Reklameslogan, welcher aber ist der Daseinsgrund der Lügenmedien.

Kurznachrichten.

Ekelhaft.

"In den See, in den See."

(Asterix bei den Schweizern)

*******rse Mann
2.314 Beiträge
Ich würde bei beiden Entwicklungen vom Herstellen völlig neuer Bedingungen sprechen, die in rasantem Tempo neue Möglichkeiten dorthin stellten und stellen, wo der Mensch ist – um eine schöne Deutung von >Herstellen< zu benutzen.

Beides – die immer effizientere und zuletzt auf nur zwei punktförmige Zustände (1 und 0) reduzierte – Handhabung und Neustrukturierung von Zeichensystemen wie auch die immer effektiver und angemessener gelingenden Anstrengungen, die Komplexität von Kommunikation abzubilden, unterliegt der immer bestehenden Dialektik guter und schlechter Folgen.

Der zweiwertige Code und die Ausfaltung von Aspekten von Kommunikation sind zwei Entwicklungen, die mittlerweile die Welt des Menschen in mehreren Schritten unwiderruflich revolutioniert haben und das in immer schneller aufeinander folgenden Schritten tun werden.

Es kann einem schwindlig werden, wenn man sich (mit) der Komplexität denkend aus(einander)setzt, und hier sehe ich einen zentralen Punkt in dieser Debatte – zumindest, was meine Herangehensweise betrifft. Ich selbst sehe mich als verkopft insofern, als ich daran gewöhnt bin, mich nicht nur in das mich umgebende Geschehen und die darin enthaltenden Ereignisse geschmeidig einzufügen und mich nahezu unausgesetzt aus dem Bauch heraus zu verhalten, sondern all das auch – ebenso nahezu unausgesetzt – parallel zu bedenken.

Ich kann die Entgegensetzung von Bauch und Kopf an und für sich als Gegenstand der Anschauung hernehmen und sie reflektieren, wenn ich dafür die Zeit und die Kraft habe, doch mein alltägliches Leben und Erleben besteht nicht in dieser Entgegensetzung. Es besteht darin, beides mehr oder weniger spielerisch dem Geschehen und den Ereignissen auszusetzen und ebenso denkend wie fühlend in ihnen zu treiben, zu handeln oder auch innezuhalten.

Ich glaube, daß ich damit sehr gute Bedingungen habe, einigermaßen klar erkennen zu können, was an meinem Leben tatsächlich hinderlich bzw. förderlich ist und daß ich mir über die Richtigkeit recht sicher sein kann, wenn ich a) mich entscheide, etwas loszulassen oder beizubehalten bzw. b) etwas loslasse oder beibehalte, ohne es bewusst entschieden zu haben.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Apropos Lügenpresse.
In einem zukünftigen kulturhistorischen Rückblick wird die Aera der lokalen politischen Meinungsmache durch die Printmedien doch eher als Kavaliersdelikt milde belächelt werden, weil im Gegensatz dazu die ganze Welt unter den täglich zunehmenden und wirklich kriminellen Sprechakte via Internet, Schaden nehmen wird.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Auf HR-Info lief gestern, am 12.12.2016 um 21:35 die Sendung „Täuschen und Tricksen: Vom Wesen der Hochstapelei“. http://www.hr-online.de/webs … -info/index.jsp?rubrik=85385

In ihr werden die vielen Bedingungen beschrieben, unter denen Hochstapler nicht erkannt werden. Insbesondere wird man eingeführt in die Mikro-Welt des Verhaltens von Menschen und des Wahrnehmens und Deutens dieses Verhaltens. Dabei wird deutlich, daß wir uns mit kleinen und kleinsten Details befassen, ohne dies bewusst zu steuern. Es geschieht unterhalb der Schwelle des bewussten Wahrnehmens und hat etwas Vegetatives.

Daß wir mit einer derart hohen Auflösung Details registrieren, ist überaus spannend, und daß es so nebenbei funktioniert, ist faszinierend. Es geht darum, daß wir registrieren, wie jemand geht, wie er steht, wie er isst, die Gabel zum Mund führt oder die Zigarette. Es sind unzählige Momente, die uns aber erst dann über unsere gewohnte subtile, unstrittige Befindlichkeits-Sphäre hinaustragen und aufmerken lassen, wenn etwas nicht ganz comme il faut ist. Sind wir unter unseres Gleichen, dann stimmt die Atmosphäre, weil die fein und feinstabgestimmten Gesten, Tonlagen, Vokabeln, Wendungen und all das nicht durch irgendein dissonantes Detail in leichte Vibration gerät. (An dieser Stelle ein kleiner, wichtiger Hinweis: All das ist für mich Sprache im Sinne von Zeichen.)

Das lässt zum Einen die Fähigkeiten erfolgreicher Hochstaplerinnen erahnen, zum anderen könnte man diese Sachlage für unser Thema fruchtbar machen und überlegen: Wenn wir so feinfühlig und feingerastert das Unstimmige am Anderen erkennen können, dann deshalb, weil er der Andere ist, der auf uns trifft und uns allein durch seine Differenz zu uns die eigene Zugehörigkeit zu unserer Mikrosphäre bekräftigt. Das Unstimmige in uns selbst zu erkennen, muss also ungleich schwieriger sein, weil wir eine Differenz, eine Dissonanz oder Divergenz erkennen müssen, die in uns besteht. Wir müssten die Hilfe anderer Menschen suchen, wenn wir nicht selbst herausfinden, worin dieses Ungleichgewicht besteht, das wir durch Loslassen eines bestimmten Gewichtes wieder ins Gleichgewicht bringen könnten.

Die Basis erfolgreichen Hochstapelns ist die Simulation, während unsere Welt der Sprache und der Zeichen ebenfalls auf Simulation gründet mit dem Unterschied, daß jene ausschließlich ein falsches Bild erzeugt und diese wenigstens die Chance eröffnet, richtige zu erzeugen. Meine – für einige hier ganz sicher ermüdende – Rede von der Welt der Bedeutungen spricht von dieser Sachlage.

Wir sind von der ursprünglichen Welt abgekoppelt und wollen ihr so nahe wie möglich kommen mit unserem Spiel der Zeichen, und das gelingt uns auch in wundersamer Weise, wenn wir etwa an den Bestand unserer herzerweichenden Begegnungen, Kinofilme, Bücher, Platten oder auch einschneidenden, katastrophalen Verluste, Verwundungen oder vergeblichen Sehnsüchte denken – denn letztere führen uns ebenso an uns selbst heran.

Wir wollen das, und doch kann es sein, daß wir uns etwas vormachen und uns etwas selbst simulieren. Diese Selbstsimulation kann vielgestaltige Formen haben und ein Leben lang andauern. Sie muss nicht Unglück bedeuten. Tut sie es aber, besteht der Weg hinaus nur im Enthüllen, Entdecken und Entlassen.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Ich staunte eben gehörig, als ich sah wie sich eine kleine Spinne, von der Zimmerdecke herabschwebend, mitten auf das Zentrum der neben dem Bildschirm platzierten Tasse heißen Tees , zubewegte.
Erst ca. 10 cm vor der Oberfläche schienen ihr die Dämpfe etwas zuzusetzen und sie musste von ihrem Vorhaben loslassen . Sie tat dies aber nicht bildlich und folgenschwer, sondern kletterte behände an dem dem selbst mitgebrachten Rettungsseil wieder nach oben.
So geht es also auch. *ggg*
*******ata Frau
28.053 Beiträge
das ist ja witzig, gerade heute morgen fehlte mir meine spinne...
die wird ja wohl nicht bei dir eingezogen sein? *gg*


hier die versponnene geschichte:
noch vor meinem ersten *kaffee*
gibt es einen tiefen atemzug an der offenen terassentür

eines morgens im spätsommer fiel mir zartes spinnengewebe an der tür auf...
ich bestaunte das kunstwerk.

als sich die spinne zeigte,
sagte ich ihr, dass ich spinnen eigentlich gar nicht mag,
aber ihr netz sehr schön finde
dass wir gerne beide platz an der tür hätten,
sie aber bitte das haus nicht betreten soll.

ich bat meine familie darum, das netz zu respektieren
und hielt so jeden morgen zwiegespräch mit der (kreuz-)spinne
das netz wurde größer - es blieb trotzdem genug platz für mich.

die spinne versteckte sich, sobald jemand anderer sich der tür näherte,
wenn ich auf das netz zuging, blieb sie
(mein mann amüsierte sich darüber und probierte das immer wieder aus)


ich war ein paar tage weg
und als ich zurückkam war das netz zerstört
die spinne nicht mehr zu entdecken-
ich war traurig darüber...

wenn ich morgens an der tür stand,
dachte ich noch manchesmal
an diese etwas seltsamen gedankenzwiegespräche
bis...
ja bis sich einige tage später "meine" kreuzspinne
von der decke auf meinen schreibtisch abseilte
als ich gerade emails schrieb.
sie setzte sich vor mich auf die tastatur und guckte mich an...
(wie es sich sonst nur mein kater erlaubt)

ich freute mich, sie wiederzusehen
und meinte aber auch,
dass es so ein enges zusammenleben nicht geben wird-
dass wir uns jetzt verabschieden müssten
und sie bitte im garten weiterleben

ich nahm sie am klebrigen spinnenfaden und setzte sie behutsam im garten ab...
und wenn sie nicht gestorben ist, vernetzt sie noch weiter *g*

ich hab die norm losgelassen und lebe gerne ein wenig ver-rückt
*******rse Mann
2.314 Beiträge
ich hab die norm losgelassen und lebe gerne ein wenig ver-rückt
(cioccolata)

Was ist Norm?

Es ist das Normale, der mittlere Bereich der Glockenkurve. Man könnte sie auch als Glocke sehen; als dreidimensionale Ebene, auf der man sich befindet oder befinden will. Je mehr man sich von der sicheren, weil ebenen Mitte entfernt, desto steiler wird der Boden, auf dem man stehen muss, wenn man nicht in das bodenlose Extrem fallen will.

Dieses geht übrigens wieder in die Ebene über, auf der man sicheren Boden unter den Füßen, aber kaum Chancen zur Rückkehr gewinnt. Wer diesen Rückweg schafft, nimmt seine Erfahrungen vom Rand seiner Welt mit, und mit diesen Erfahrungen wird die Normalität etwas anderes sein.

Es gibt also keine Möglichkeit, diese Erfahrungen zu simulieren, wie es auch keine Möglichkeit gibt, solche Erfahrungen ungeschehen zu machen. Beides wird unausgesetzt versucht. Auf der einen Seite heißt sie Kultur, auf der anderen heißt sie ganz ähnlich. Kultur ist es immer, denn es handelt sich um Handelnde; Menschen.

Norm zieht eine mehr oder weniger unscharfe Grenze um das noch einigermaßen sichere Terrain um das Zentrum. Wer sie überschreitet, ist im Begriff, den Hauptstrom jener zu verlassen, die sich auf sicheren Boden verlassen wollen. Er tut dies, um sich auszuprobieren oder um den Hauptstrom zu verlassen. Das Erste mutet als nach Innen, das Zweite als nach Außen gerichtete Geste an. Es geht beim Verlassen des Hauptstroms um mich und meine Selbsterfahrung und um andere und deren Sicht auf mich. Je eher ich dem Ersten zuneige, desto freier und spielerischer kann die Geste sein. Je mehr ich dem Zweiten zuneige, desto ausgeprägter ist die Herausforderung, Anderen glaubhaft zu machen, wer ich bin oder sein will.

Unser Leben ist eine Jonglage mit Zeichen, und mir scheint, daß wir mit vielen Bällen hantieren, wenn wir meinen, uns präsentieren zu müssen; sei es in der Arbeitswelt, auf einer Party oder ähnlich Öffentliches. Wenn wir für und bei uns und den Unsrigen sind, kommen wir mit einem Ball aus.
*******ata Frau
28.053 Beiträge
ich bin heute abend schon sehr müde...
deshalb nur kurz:

für mich ist soziale norm eine art leitlinie
an die ich mich halten sollte,
wenn ich nicht anecken möchte,
sondern geschmeidig im miteinander sein möchte...

z.b. gehören morgendliche zwiegespräche an der tür mit einer spinne
nicht zu dieser leitlinie/norm
das grüßen eines nachbars mit small talk schon eher.

menschen mögen es, wenn man wie erwartet reagiert,
unerwartetes ist dann doch manchmal irritierend
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Ich hatte mich nicht auf deinen kompletten Beitrag bezogen, liebe cioccolata, sondern lediglich den Begriff der Norm aufgegriffen mit dem Ziel, das Loslassen vor dem Hintergrund eines der möglichen Begriffe von Norm zu bedenken.

Zwischen dem Privaten und dem Sozialen tun sich bisweilen Abgründe auf. Das Sprechen mit einer Spinne gehört sicher nicht dazu.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Gleich im Vorwort traf mich die folgende Bemerkung heute wie ein Hammer:

"Der Rechner mit Programmspeicher, wie Alan Turing ihn als Erster beschrieb und John von Neumann ihn als Erster baute, setzte die Unterscheidung zwischen Zahlen, die etwas bedeuten, und Zahlen, die etwa tun, außer Kraft. Unser Universum war danach nicht mehr dasselbe."

George Dyson: "Turings Kathedrale. Die Ursprünge des digitalen Zeitalters." Ullstein (2012/2014)

Kann man natürlich auch so interpretieren, dass wir die Deutungshoheit des Universums an die Zahlen zurckgegeben haben.

Auch eine Form des Loslassens.

Dyson stellt in Kapitel 1 das jahr 1953 (sein Geburtsjahr) in den Mittelpunkt, das Jahr, in dem von Neumann's Team den ersten Rechner in Betrieb nahm. Irgendwie musste ich dabei an einen Film mit James Dean denken. Wie Turing bewiesen hat, können die Zahlen gar nicht wissen, was sie tun.

Genau wie wir.

Hasenfußrennen heißt es in der deutschen Synchronisation.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Alles ist Zahl. (Pythagoras)
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Weil wir nur Zahlen und Wörter haben, leben wir von Zahlen und Wörtern. Das ist alles.

Lebten wir in Venezuela, wäre das etwas anderes. Dort geht es zur zur Zeit um die Währung. In einer anderen Sache geht es um einen Fußtrtitt in Berlin, und Darmstadt befindet sich im Abstiegskampf.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Alles ist Zahl. Wir messen und werden gemessen. Unsere Geschwindigkeit wird ebenso gemessen wie unser Blutalkoholwert. Wir vergleichen uns anhand unseres Jahreseinkommens wie auch anhand der Anzahl der Flüge, der Autos und der gekauften oder gemieteten Quadratmeter Wohnfläche.

Wir messen uns nicht anhand der Zusprache von Tieren.
**yx Mann
1.350 Beiträge
Bitte hör doch auf zu schwätzen!
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Wie bitte? Du willst mir etwas über das Schwätzen sagen? Ausgerechnet du?

Ich muss mich verlesen haben.
Los_gelassen_heit_er_keit

was kann und will ich von mir lassen, ran_lassen, fort_lassen
worauf kann ich mich ein_lassen
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Loslassen ist im Grunde das, was hier auf dieser Seite mit >sich fallen lassen< gemeint ist. Ich will mich jemandem hingeben, der mich liebt mit allem, was ich mitbringe. Ich will mich ihm ausbreiten, und er soll meinen Körper liebkosen, weil es meiner ist. Er soll mich meinen, wenn er mich küsst. Er soll mir sagen, wenn er den Duft einatmet, der mir aus meinen privatesten Regionen entströmt, daß er noch nie einen solch wundervollen Geruch atmen durfte. Ich will sein König sein; derjenige, dem ich gerade alles bedeute, weil er mir gerade alles bedeutet.

Das ist Freiheit. Es ist, was ich >pure Existenz< nenne. Es ist das Erlebnis des Daseins, das unvoreingenommene Bestehen als Mensch, als Perle. Wir sind Perlen, und wir erscheinen im Glanz des Lichtes, das uns der Andere entgegenwirft.

Darin liegt unsere Aufgabe: Unser Licht dem Anderen entgegenzuwerfen, auf daß er darin erstrahle.
*******ata Frau
28.053 Beiträge
darf ich dir ein "auch" reichen für :
"Loslassen ist im Grunde auch das...."

*g*
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Ja, du darfst.
*******rine Mann
361 Beiträge
loslassen ist ....

wenn fuchs und hase sich gute nacht sagen.

das ende der ge-wohn-heit.

das ende der komfortzone.

das ende der er-wart-ungen.

der beginn des unbehagens.

ende und anfang.

grenzüberschreitung.

etwas sehr persönliches und individuelles.

nicht von dauer.
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