Ich erspar mir eine Begründung, mit dem Argument, dass hier keine gemeinsame Betrachtungsbasis besteht.
Eine gemeinsame Betrachtungsweise ist ein Luxusartikel. Entweder man hat Glück, und trifft auf Zeitgenossen, die mit vergleichbaren Topoi arbeiten, oder man erarbeitet desgleichen durch unerschrockenes Erfragen, Abstimmen, etc.
Wir haben alle nicht die Zeit, diese Übungen mit jedem Diskussionsteilnehmer vorzuturnen, belassen es daher meist bei den Unschärfen, die gerade noch einen hauptamtlichen, halbwegs geglückten Diskurs ermöglichen.
Der Unterschied zwischen Selbstreflektion und Reflexion ist, dass was als Selbst angenommen wird. Ich kann die Welt nicht reflektieren, wenn mir das Selbst, als ein unklares Bild, auf dem direkten Weg im Wege steht.
Das Selbstbild hat mir unbekannte Eigenschaften, auf meine Reflexionsfähigkeit der Welt. Sonst wäre ich nicht in Versuchung, das Selbstbild mit dem indirekten Licht der Wirklichkeit zu beleuchten.
Wie Mazita schon einwarf: es gäbe noch das Bild.
Könntest du uns bitte das obige Gedankenarrangement auf einem Blatt Papier skizzieren? Ich kann das beblinzeln, wie ich will, und kapiere es dennoch nicht.
Mea culpa.
Taube? Keine Ahnung, müsste ich nachlesen.
Ich schrieb, ICH könne nur versprachlicht denken, ohne Anspruch auf Generalisierung.
Wir haben verlernt nur Sein zu können und gegenüber den Reizen der Welt frei zu sein.
...
Wenn er denkt das er sich gerade glücklich fühlt, oder wenn er das Glück fühlt?
Ich muss in aller Bescheidenheit eingestehen, dass ich zu solch famosen Dissoziationsleistungen vermutlich nur selten in der Lage bin. Mein Denken ist wie ein Hund, der mir überall hin folgt, sich mit mir freut, oder sonstige Emotionen hellwach belauert, um zumindest mit Ohrenzucken seine Gegenwart zu bekunden.
Diese Tatsache betrachte ich nicht als Erkrankung, wie durch Parasiten, sondern als mein Kapital. Und, by the way, jenen, die ich kenne, die beim Fühlen (angeblich) mit dem Denken nicht nachkommen, gehe ich lieber aus dem Weg.
Nicht, weil sie nicht ihren impulsiven Charme hätten, sondern weil sie dazu neigen, die Reflexion als Beeinträchtigung zu betrachten - kurz: die Adepten der Bauch-Hirn-Dichotomie.
MIR steigert das Denken die Glücksempfindung, und diminuiert jene des Elends, der Trauer oder der Verzweiflung - weil ich es so arrangiere.
Ist es ein Unbeteiligt sein? Ist es vielleicht ein ohne Gedanken sein? Ist es vielleicht ein zulassen dessen, was nicht denkend beteiligt ist?
Unbeteiligt ist mir : keine Aktien daran zu haben. Der Wertung keinen Wert zuzumessen, sein lassen, Distanziertsein. Und das auszukosten. Im Grunde: so wenig wie möglich emotive Schleifen zu erleben.
"Das Wesen der Identität ist ein Eigentum des Ereignisses."
Ich übersetze für mich: Identitätskonstruktion ist das Ergebnis der Aktualität.
Geht klar, bin dabei.
Eigentum soll hier die Fragilität bekräftigen, das Relationale an der Identitätsbildung?
Ups, nicht aufgepasst, und schon ist meine Identität verspielt?
Oder, weniger polemisch: in jeder Sekunde, für jede Neurelation, wird eine erneute Identität bereitgestellt ...? Das klingt seriös.
Woraus wird sie denn erbaut?
Ich rufe nicht jedes Mal bei der Firma an und bestelle neue Bausteine, ich nehme das, was so herumliegt. Steine aus dem Kollosseum sind im Petersdom verarbeitet worden.
Ereignisse, die Eigentümer sind, sind Kriege. Schlaganfälle. Rasante Demenzen. Psychodesaster.
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ich glaube es ist tatsächlich so, dass wir zum größten teil in bildern denken und erst dann in sprachlichen begrifflichkeiten. ohne bild kein subjekt kein begriff.
Das gilt sicher für die Anfänge der Wahrnehmung und für Konkretes.
Als mir mein Großvater ein Bilderbuch bastelte, anhand dessen er mir das Französische beibringen wollte, klebte er darin Ausschnitte aus Illustrierten: Puppen, Puppenhäuser, so Mädchenkram.
Unter einem der Bilder hatte er handschriftlich angemerkt:
La poupée est heuereuse - und ich übte, dass SIE heureuse ist, ER aber heureux.
Er war überaus erfreut, als ich ihn bat, mir mehr geschlechtsspezifische attributäre Unterschiede zu nennen.