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Loslassen

@MaerzMond
Der Unterschied zwischen Selbstreflektion und Reflexion ist, dass was als Selbst angenommen wird. Ich kann die Welt nicht reflektieren, wenn mir das Selbst, als ein unklares Bild, auf dem direkten Weg im Wege steht.
Das Selbstbild hat mir unbekannte Eigenschaften, auf meine Reflexionsfähigkeit der Welt. Sonst wäre ich nicht in Versuchung, das Selbstbild mit dem indirekten Licht der Wirklichkeit zu beleuchten.

Zum Denken:
Du sagst, du kannst nur sprachlich denken. Wie denkt jemand, der von Geburt an taub ist? Die Behauptung das wir nur sprachlich denken können, ist eines der dominantesten Selbstbilder, die uns den Blick auf die wirksame Wirklichkeit des Seins verstellt.
Du sagtest selbst, alles setzt erstmal eine Wahrnahme voraus. Erst danach beginnt das Denken. Wir haben verlernt nur Sein zu können und gegenüber den Reizen der Welt frei zu sein.
Was kennzeichnet die glücklichsten Momente des Menschen aus. Wenn er denkt das er sich gerade glücklich fühlt, oder wenn er das Glück fühlt? Wenn er es Denkt, ist er dann wirklich noch im Glücksgefühl?
Denken ist nur EINE spezielle Fähigkeit unseres (Da)Seins.

"Unbeteiligt" sagst ist das schönste am Loslassen. Hör mal in dich hinein: Ist es ein Unbeteiligt sein? Ist es vielleicht ein ohne Gedanken sein? Ist es vielleicht ein zulassen dessen, was nicht denkend beteiligt ist?

Als kleine Denksportaufgabe (wenn du möchtest). Was kann dir folgender der Satz sagen:
"Das Wesen der Identität ist ein Eigentum des Ereignisses."

Liebe Grüße
Eric
*******rse Mann
2.314 Beiträge
"Das Wesen der Identität ist ein Eigentum des Ereignisses."
(Maxotaurus)

Das scheint mir der am weitesten von meinen Überzeugungen entfernte Standpunkt ever. Zum einen, weil >Wesen< und >Identität< aus meiner Sicht synonym sind. Es ist somit sinnlos, einen Satz zu formulieren, der aussagt, daß das a von a gleich b sei. Zum anderen, weil >Ereignis< ein Wort ist, das etwas Zufälliges bezeichnet, und zu behaupten, daß das Zufällige Eigentümer von etwas sein könne – bei allem Respekt: Wer könnte das begründen?
@plantnurse
Was a priori als synonym gesetzt wird, mag sich bei dir in (d)einer wirkungslosen begrifflichen Trennschärfe zeigen. Weiter ist ein Ereignis nur in seinen Relationen zu bewerten. Das ein Ereignis per se zufällig sei, würde das Universum einer unmöglichen Beliebigkeit aussetzen.

Ich erspar mir eine Begründung, mit dem Argument, dass hier keine gemeinsame Betrachtungsbasis besteht.
Der Satz ist von dem Philosophen Martin Heidegger. Aus seinem Buch "Identität und Differenz". Falls du doch noch den Respekt aufbringen möchtest, dich mit den Begrifflichkeiten auseinander zu setzten.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Falls du doch noch den Respekt aufbringen möchtest, dich mit den Begrifflichkeiten auseinander zu setzten.

Nach diesem Post fällt mir der Respekt dir gegenüber sehr schwer.
@plantnurse
Das dachte ich mir, das dies so sein kann. Belassen wir es, in der jeweiligen Freiheit, dabei.
Danke...
*******rse Mann
2.314 Beiträge
keine ursache.
**yx Mann
1.350 Beiträge
Ein sehr schönes Beispiel für Sophismus,
*diegroessten* *danke*
*******rse Mann
2.314 Beiträge
es gab eine zeit, in der ich piktogramme und emoticons als würgemale der sprache brandmarkte. heute sehe ich das anders, und zwar in einer übernahme der überzeugung vilém flussers; daß die schrift ausgedient hat.

1987: Die Schrift. Hat Schreiben Zukunft?. Göttingen. ISBN 3-923283-25-3
****ta Frau
2.135 Beiträge
Themenersteller 
@ maxotaurus
Wie denkt jemand, der von Geburt an taub ist? Die Behauptung das wir nur sprachlich denken können, ist eines der dominantesten Selbstbilder, die uns den Blick auf die wirksame Wirklichkeit des Seins verstellt.

ich glaube es ist tatsächlich so, dass wir zum größten teil in bildern denken und erst dann in sprachlichen begrifflichkeiten. ohne bild kein subjekt kein begriff.

mit der sprache beginnt aber die reflexion, weil hier die auslegungen der begriffe mit ins spiel kommen. vorher ist sie nicht nötig. wir bräuchten niemandem von unseren wahr genommenen phänomenen erzählen und schon gar nicht erklären, welche schlüsse wir ziehen, wenn uns etwas so oder so erscheint.
die selbstreflexion wiederum dient dazu, unsere wahrnehmung zu hinterfragen. auch das geht nicht ohne sprachlichen austausch, denn hier kommen meinungen ins spiel, die mit unseren eigenen eindrücken differieren.

hier passt @***nt's auffassung ganz hervorragend:
Natürlich spreche ich von Programmen im ursprünglichen Sinne des Vor-Schreibens von Handlungsmustern, die in unserem persönlichen Hintergrund hinterlegt sind.

Dieser Code generiert sich immer an anderen, nie aus dem eigenen selbst.

und auch @mm's frage gehört in einen ähnlichn zusammenhang:
Ist Reflexion /Reflektion nicht per se ein Widerspiegeln oder Brechen durch ein Medium und an einen Bezug gemessen?

Wir reflektieren das, was wir vorfinden und können auch nichts anderes tun, als unsere wahrnehmung mit der anderer zu versetzen.
Ich erspar mir eine Begründung, mit dem Argument, dass hier keine gemeinsame Betrachtungsbasis besteht.

Eine gemeinsame Betrachtungsweise ist ein Luxusartikel. Entweder man hat Glück, und trifft auf Zeitgenossen, die mit vergleichbaren Topoi arbeiten, oder man erarbeitet desgleichen durch unerschrockenes Erfragen, Abstimmen, etc.
Wir haben alle nicht die Zeit, diese Übungen mit jedem Diskussionsteilnehmer vorzuturnen, belassen es daher meist bei den Unschärfen, die gerade noch einen hauptamtlichen, halbwegs geglückten Diskurs ermöglichen.

Der Unterschied zwischen Selbstreflektion und Reflexion ist, dass was als Selbst angenommen wird. Ich kann die Welt nicht reflektieren, wenn mir das Selbst, als ein unklares Bild, auf dem direkten Weg im Wege steht.
Das Selbstbild hat mir unbekannte Eigenschaften, auf meine Reflexionsfähigkeit der Welt. Sonst wäre ich nicht in Versuchung, das Selbstbild mit dem indirekten Licht der Wirklichkeit zu beleuchten.

Wie Mazita schon einwarf: es gäbe noch das Bild.
Könntest du uns bitte das obige Gedankenarrangement auf einem Blatt Papier skizzieren? Ich kann das beblinzeln, wie ich will, und kapiere es dennoch nicht.
Mea culpa.

Taube? Keine Ahnung, müsste ich nachlesen.
Ich schrieb, ICH könne nur versprachlicht denken, ohne Anspruch auf Generalisierung.

Wir haben verlernt nur Sein zu können und gegenüber den Reizen der Welt frei zu sein.
...
Wenn er denkt das er sich gerade glücklich fühlt, oder wenn er das Glück fühlt?

Ich muss in aller Bescheidenheit eingestehen, dass ich zu solch famosen Dissoziationsleistungen vermutlich nur selten in der Lage bin. Mein Denken ist wie ein Hund, der mir überall hin folgt, sich mit mir freut, oder sonstige Emotionen hellwach belauert, um zumindest mit Ohrenzucken seine Gegenwart zu bekunden.
Diese Tatsache betrachte ich nicht als Erkrankung, wie durch Parasiten, sondern als mein Kapital. Und, by the way, jenen, die ich kenne, die beim Fühlen (angeblich) mit dem Denken nicht nachkommen, gehe ich lieber aus dem Weg.
Nicht, weil sie nicht ihren impulsiven Charme hätten, sondern weil sie dazu neigen, die Reflexion als Beeinträchtigung zu betrachten - kurz: die Adepten der Bauch-Hirn-Dichotomie.

MIR steigert das Denken die Glücksempfindung, und diminuiert jene des Elends, der Trauer oder der Verzweiflung - weil ich es so arrangiere.

Ist es ein Unbeteiligt sein? Ist es vielleicht ein ohne Gedanken sein? Ist es vielleicht ein zulassen dessen, was nicht denkend beteiligt ist?

Unbeteiligt ist mir : keine Aktien daran zu haben. Der Wertung keinen Wert zuzumessen, sein lassen, Distanziertsein. Und das auszukosten. Im Grunde: so wenig wie möglich emotive Schleifen zu erleben.

"Das Wesen der Identität ist ein Eigentum des Ereignisses."
Ich übersetze für mich: Identitätskonstruktion ist das Ergebnis der Aktualität.
Geht klar, bin dabei.

Eigentum soll hier die Fragilität bekräftigen, das Relationale an der Identitätsbildung?
Ups, nicht aufgepasst, und schon ist meine Identität verspielt?
Oder, weniger polemisch: in jeder Sekunde, für jede Neurelation, wird eine erneute Identität bereitgestellt ...? Das klingt seriös.

Woraus wird sie denn erbaut?
Ich rufe nicht jedes Mal bei der Firma an und bestelle neue Bausteine, ich nehme das, was so herumliegt. Steine aus dem Kollosseum sind im Petersdom verarbeitet worden.
Ereignisse, die Eigentümer sind, sind Kriege. Schlaganfälle. Rasante Demenzen. Psychodesaster.


*
ich glaube es ist tatsächlich so, dass wir zum größten teil in bildern denken und erst dann in sprachlichen begrifflichkeiten. ohne bild kein subjekt kein begriff.

Das gilt sicher für die Anfänge der Wahrnehmung und für Konkretes.
Als mir mein Großvater ein Bilderbuch bastelte, anhand dessen er mir das Französische beibringen wollte, klebte er darin Ausschnitte aus Illustrierten: Puppen, Puppenhäuser, so Mädchenkram.
Unter einem der Bilder hatte er handschriftlich angemerkt:
La poupée est heuereuse - und ich übte, dass SIE heureuse ist, ER aber heureux.
Er war überaus erfreut, als ich ihn bat, mir mehr geschlechtsspezifische attributäre Unterschiede zu nennen.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Off Topics
..Du sagst, du kannst nur spachlich denken...
[ /quote]
.. .Wie denkt jemand, der von Geburt an taub ist..
(beide Maxotaurus)
In Übereinstimmung ist die erste Aussage etwas irreführend, wenngleich ich MM unterstelle diese Verkürzung aus - unter Zeitdruck stehend- vollzogen zu haben.
Zugleich ist danach das Argument mit der Taubheit auch en untaugliches, denn es bezöge sich wieder nur auf Sprache und deren Begriffe.
Ich hoffe, daß darüber Konsens bestehen kann, wonach der Denkprozess eine Folge sämtlicher Wahrnehmungen sei, die sich in Summa aller gegebenen Sinnesfenster, zu einem solchen entwickelten.
@uncle_H
Sicherlich ist die Begrifflichkeit des Denkens etwas, dass hier unzureichend beleuchtet wurde. Jedoch kann die Überlegung, wie Taube denken, einen Teil zur Beleuchtung des Begriffes beitragen. Als untauglich würde ich es nicht ansehen. Vielleicht als unvollständigen Versuch, sich dem anzunähern.
Das der Denkprozess der Wahrnehmung folgt, dem kann ich mich anschließen. Aber er MUSS dies nicht vollziehen. Ich kann gänzlich wahrnehmen, ohne das Aufscheinen des Verstandesdenkens, als unausweichlich zu definieren. Hier würde ich mich MaerzMond anschließen, dass ich es zumindest für mich so wahrnehmen kann.
@MaerzMond
Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Wir diskutieren hier alle - so hoffe ich - aus dem freien Willen heraus, der sich einer Schuld dahingehend entzieht, dass wir dies hoffentlich wertneutral, nur als eine gegenseitige Unwirksamkeit oder Wirksamkeit wahrnehmen.

Das gedankliche Bild - das Mazita einbrachte - geht schon einen Schritt näher an das von mir Befragte heran. Ich habe selbst einige Zeit benötigt, um mich dem (meinem) Prozess des Denkens anzunähern. Erst ist es, wie eine Erscheinung, die einfach da ist und nicht hinterfragt werden kann, weil ich nicht wahrnehmen kann, wo es herkommt. Je weiter aber eine Annäherung gelingt, desto detaillierter und damit auch "langsamer" erscheint das "Bild" vom denken. Bis ich auch verstehe und damit sehe, das das Bild sich entwickelt; wobei es eher ein Auswickeln ist, dass sich mit dem erfahrenen eigenen in der Welt-Sein begründet.

Es ist nicht möglich über das Denken zu denken. Wer das versucht, wird gänzlich scheitern. Es ist wie der Versuch, zu riechen, wie ich rieche. Aber ich kann beobachten. Das Beobachten erfordert keine Gedanken, nur mein (Da)Sein. In dieser Beobachtung - die geübt werden muss - um seine Fähigkeiten zu entfalten, wie es auch das Denken schließlich auch benötigt.

Zur Dissoziation: Das ist das Tragische. Weil wir so von unserem bewussten Sein entfremdet sind, nehmen wir die purste Dissoziation, die des reinen und permanenten Denkens, als einzige Seinsform wahr und fühlen uns, wenn wir das Denken ruhen lassen, unendlich weit weg von unserm, als normal, empfundenen Sein. Descartes hat es auf den Punkt gebracht, weil er nicht vom denken lassen konnte:

Ich denke, also bin ich.

Wenn alles negiert wird, bleibt mir immer noch das Denken. So sein Seinsbeweis. Wenn ich also nicht mehr denke, dann bin ich nicht mehr? Es war ihm wie vielen Menschen nicht möglich sein Denken zu transzendieren. Wer nicht denkt, kann nicht Sein?! Es Paradigma der heutigen Zeit könnte lauten: Wer denkt macht sich (seinen?)Sinn. Wer noch mehr denkt, mache noch mehr (Un)Sinn? Wo ist da die Sinnlichkeit, die unsere Kreativität und unsere Lebenslust auszeichnet. Wer sich im Sein mit Anderen genießt, denkt nicht, er fühlt. Wer Kreativ ist, nimmt umfassender Wahr, als das bisher jemandem gelungen ist. Er denkt nicht die Kreativität. Er bedenkt seine Kreativität, gegenüber der Welt.

So aus Zeitgründen, beende ich diesen kleinen Exkurs meiner Gedanken und Bewusstheit erstmal. Vielleicht später mehr...
gerne, erzähl mehr.
denn
Er denkt nicht die Kreativität. Er bedenkt seine Kreativität, gegenüber der Welt.
diesen Unterschied vermag ich nicht nachzuvollziehen.
Vielleicht einigen wir uns erstmal darauf, was Denken so alles sein kann.
Riechen tun wir mit dem limbischen System, dem nicht gerade höchste kognitive Ambitionen nachgesagt werden, obwohl es, seinem Alter geschuldet, in großen Ehren gehalten wird.

Wenn, wie erwähnt, mir ein blauliderliches Quietscheentchen am Drogerieeingang so eine Dusche Aromen an den Leib bringt, denke ich sofort.
Ja, das ist mitunter tragisch. Ich denke dann Dinge wie "Grr, Puffmutter der späten Fünfziger" , oder "Boah, Kloreiniger vonner eurhythmischen Kreativgruppe entworfen" ... oder so ... bezogen, freilich, auf das Parfüm, nicht aufs Entchen.
Herrlich, das viele Denken. Andernfalls gehorchte ich dem ersten Impuls, der Aggressorin eine über die geglättete Frisur zu scheuern.
Nachvollziehbarkeit...@MaerzMond
Die Nachvollziehbarkeit findet sich hier nur in der eigenen Anschauung des Seins. So wie der Tisch, könnte er sich mit sich selbst beschäftigen, sich als massiv ansehen kann oder bei genauerer Betrachtung nachvollziehen können wird, wenn ein Physiker behauptet, das er zu 99,9999999999999% aus Leerraum besteht.
@MaerzMond
...aber behaupte nachher nicht, dass du dich ohne Gedanken, wie ein schwarzes Loch gefühlt hast, dem absolut nichts zu entnehmen war *zwinker*
Ich ..., also das, was nach den Neunern, fern des Kommas, die Leerräume kittet,

arbeite gerne mit NLP. Dies geht ja mit Trance einher, wenn es köstlich und gründlich geht.
Damit will ich - also der Anteil, den man nicht mit "man" beim Tun einleiten kann, weil er seine Einzigartigkeit hat, und weil die Dateneingabe zur Generaliserung fehlt - will ich also sagen, dass ich mir der bestimmten Wellengänge der Bewusstseinsfrequenzen bewusst bin, und sie soweit schätze, dass mir ihr Wert auch bewusst ist.
Ich bin mit der Handhabe von Sprachbildern vertraut, meiner, und die einer Anzahl anderer, wobei Anzahl hier nur Mehrzahl, nicht Vielzahl meint.
In der Meditation finde ich auch eine Ruhe, die mitunter wie Gedankenleere sich anfühlt und sehr fruchtbar sein kann. Mir ist ebenso bewusst, wie nicht fremd, dass sich der Denkapparat außer Kraft setzen lässt, auf einer Skala von Tiefschlaf bis Speedwach - ich vermute mal, dass es Speed war, dass ich irgendwann Mitte der Achtziger ein paar Mal zum Tanzen näselte.

Ich kann aber behaupten, dass ich, soweit erinnert, vom ersten Tageskrähen bis zum stillsten Traumbild denke. Sämtliche sich in meinem substanziellen Grauweiß küssenden, sinnlich wirksamen Synapsen benenne ich Denken. Sollte mir da ein Update der Terminologie entgangen sein, informiert mich bitte.
Natürlich sind Reflexe kein Denken, und ja, sehr viel spielt sich unbewusst ab, kann also nicht dokumentiert werden. Aber wir waren ja bei(m) Bewusstsein,


Mit dem Loslassen, oder?

Hab im Übrigen keine Ahnung, wie sich schwarze Löcher fühlen.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Ernsthaft über Wahrnehmung zu sprechen bedeutet, sich ein wenig dem aktuellen Stand der Epistemologie zu nähern. Das bedeutete den Einsatz von Zeit und Energie, den niemand erwartet. Worüber man jedoch meiner Überzeugung nach unbedingt einigermaßen im Bilde sein muss, ist der Unterschied zwischen dem, was gewissermaßen von außen einfließt und dem, was wir gerade >Wahrnehmung< nennen.

Dieser Unterschied lässt sich nur durch extreme Gleichnisse bebildern; etwa dieses: Auf der einen Seite läuft der Film >Pippi in Taka-Tuka-Land<, und auf der anderen wird er mit Reiskörnern abgebildet. Mehr noch; in dieser Abbildung aus Reiskörnern ist ebenfalls enthalten, daß es ein Film und kein Traum, keine Erinnerung an etwas ist, das ich selbst erlebt hätte.

Darüberhinaus stecken in diesem Reiskorngebilde gleichwohl Erinnerungen an die Kindheit, in der man diesen Film zum ersten Mal sah, sowie alle sonstigen möglichen Vorgänge, die mit dem Anschauen eines Films zusammenhängen. Dazu gehören die Betrachtungen der Machart des Filmes wie etwa Bildsprache, Schnitt oder Dialoge, und es gehören Gedanken und Empfindungen dazu, die sich mehr oder weniger auf das Eigentliche – den Film – beziehen lassen. Dazu gehören die Dinge, die zum Kontext gehören: Sehe ich ihn in einem Kino, zu Hause oder auf dem Rücksitz eines Autos; bin ich allein oder werde ich von etwas oder jemandem abgelenkt.

All dieses und noch viel mehr steckt in einem wabernden Haufen aus Reiskörnern. Wenn man das weiß, haben Äußerungen wie: >Wahrnehmung geht dem Denken voraus.< keinen Sinn mehr. Sinnvoll ist dann nur eine Vorstellung von einer Art Parallelwelt, in der wir alles selbst erzeugen; das Denken, das Fühlen und das Sehen. Auf dieser Grundlage schaffen wir auch unsere Überzeugungen, zu denen etwa jene gehören, die hier mit dem Begriff vom Loslassen ausgefaltet werden sollen.

Vor diesem Hintergrund stellt sich – wie im Grunde immer – die Frage, was denn genau mit >Loslassen< gemeint sein soll. Wir müssen und können nicht unsere Reiskörner einzeln, also Bit für Bit, aufeinander abstimmen. Wir müssen unsere Art des Waberns synchronisieren.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Themenersteller 
plant's beiispiel mit pippi langstrumpf hat mich gleich daran denken lassen, dass ich wohl eines der wenigen kinder auf der welt war, das sie nicht mochte und sofort auf dem absatz umgekehrt ist, wenn auch nur die nasenspitze dieses albernen, gänzlich überzogen dargestellten görs zu sehen war.
für mich war sie immer eine betont auf kind getrimmte zumutung.
selbst jetzt noch setzt sich diese asymphatie fort - ich kann die figur nicht neutral betrachten, ohne dass meine abneigung wiederkehrt.
so viel zum bewussten.


die initiatoren zum loslassen indes stelle ich mir bildlich betrachtet wie gift- oder ablagerungsstoffe in meinen gedankengängen vor, die eine emotionale basis haben und unter druck zu etwas hinderlichem werden - und zwar unter dem druck der später bewusst aufgenommenen erkenntnisse, die meine emotionale lage beeinflussen - sie also triggern oder dämpfen. was dann folgt, ist die beseitigung eines hindernisses, dessen fortfall mich wieder in eine homöostase führt, mit der ich gut leben kann.
für mich ist das loslassen ein akt des bewusstseins, das nichts mehr ungefiltert in sich hinein lässt, wohl aber geprüft und bewertet wieder hinaus.
wie das geschieht ist eine frage des charakters. manch einer schmeisst die brocken hin, während andere leise durch eine hintertür verschwinden. einer wirft es in den papierkorb, der andere legt es behutsam in eine schublade, bevor er geht.

ausschlaggebend ist die erkenntnis: es wird nicht mehr benötigt.
und noch ein weiteres kriterium erscheint mir wichtig: die distanziertheit von inhalten, die einstmals wichtig waren.
ist einem bewusst, was man ablegen möchte, und schafft es aus irgendwelchen gründen nicht, lohnt es sich, den inneren weg zurück zu gehen bis zu dem punkt, wo man ihn betreten hat, und das ist in allen fällen eine emotion, die verletzt wurde oder zu kurz kam.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
so ist es wohl.

danke Mazita.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
plant's beiispiel mit pippi langstrumpf hat mich gleich daran denken lassen, dass ich wohl eines der wenigen kinder auf der welt war, das sie nicht mochte und sofort auf dem absatz umgekehrt ist, wenn auch nur die nasenspitze dieses albernen, gänzlich überzogen dargestellten görs zu sehen war.

darf ich das korrigieren? ich tu's.

plant's beiispiel mit pippi langstrumpf hat mich gleich daran denken lassen, dass ich wohl eines der wenigen kinder auf der welt bin, das sie nicht mochte und sofort auf dem absatz umgekehrt ist, wenn auch nur die nasenspitze dieses albernen, gänzlich überzogen dargestellten görs zu sehen war.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Themenersteller 
*zwinker*
damit lebe ich jetzt also weiter.
aber dann bitte am schluss auch mit 'ist'.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
… warum wir den Reflex haben, sofort zuzugreifen und aufzufangen, wenn uns ein Ding einmal aus der Hand fällt. Seine Antwort war schlicht: "Wir haben früher auf Bäumen gelebt. Wenn es 'runterfiel, war es weg."
(Mazita in ihrer Eröffnung)

Das Auffangenkönnen ist eine Frage der Geschicklichkeit, insbesondere dann, wenn etwas überraschend fällt und es auf das reflexhafte, aber kontrollierte und eben geschickte Hin- und Zugreifen ankommt. Es gibt welche, die den Fall einer entglittenen Tasse, die nicht mehr mit der Hand aufgefangen werden kann, mit dem Schuh soweit abbremsen, daß sie nicht zerbricht, wenn sie vom Schuh zu Boden kippt.

Andere vermögen es nicht, einen zugeworfenen Autoschlüssel zu fangen, woraufhin ein Zweifel entsteht, dem – auf Ansage – nicht Fangenkönnenden sein Auto überhaupt zu überlassen.

Ich spreche von >fein< im Gegensatz zu >ungeschlacht<, und ich neige dazu, MaerzMonds Einlassungen zur grundlegend denkenden Seinsweise mit diesem Begriffspaar zu verknüpfen. Geschicklichkeit ist nach meiner Überzeugung die Fähigkeit, sich der Welt fein anzupassen.

Bei Tieren sehen wir Geschicklichkeit, die uns den Atem raubt ob ihrer unfassbaren Genauigkeit, ihrer Schnelligkeit und Geschmeidigkeit. Staunend sehe ich meinen Katern zu, wie sie bei der Raubtierfütterung auf den Kaminsims springen oder eine vorbeifliegende Libelle im Sprung fangen. Ich denke auch an Spinnen und ihre Netze, an Fledermäuse, Delphine und Hyänen. Wir sehen bei Tieren aber auch eine Geschicklichkeit in der Brutpflege.

Bei uns Menschen sieht das anders aus. Wir sind der realen Welt entfremdet, weil wir uns entschieden, eine andere Welt zu beziehen, und diese ist die Welt der Bedeutungen. Prinzipiell tragen wir alle Anlagen in uns, in der Lage der Tiere zu sein, der Welt angemessen zu leben. Da wir diese Welt aber verließen, fällt es uns schwer, uns unserer selbstgeschaffenen Welt anzupassen.

Diese Welt ist eben auf Denken gegründet, und erst das Denken hat das Gefühl in diese Welt gebracht. Ein Bär, der sich an einem Fluss in Norwegen an den fetten Lachsen sattfrisst, die ihm – bei gegebener Geschicklichkeit – ins Maul springen, denkt sich am Ende nicht: "Oh Mann! Bin ich vollgefressen!", und er macht sich auch keine Sorgen um seine Figur.

Das ist, was wir erfunden haben: Die Bedeutung. Wir müssen uns unablässig fragen, was es bedeutet, denn wir leben in der Welt der Bedeutungen und nicht mehr in der Welt der Dinge.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Worauf ich hinauswill, ist eine Frage, die ich mir häufig selbst stelle, weil ich oft drauflos schreibe. Mir scheint, als ginge es mir um Feinheit der Abstimmung mit den bzw. Einstimmung in die Gegebenheiten. Welche sind es?

Es sind die Menschen, die mich umgeben und insbesondere jene, mit denen ich mich umgebe und die mir Zeichen geben. Diese Zeichen sind, wenn man sie mit evolutionären Kategorien betrachtet, brandneu. Diese Kategorien sind nach wie vor bestimmend: Gefährlich und nicht gefährlich, verlockend und abstoßend, einladend und abweisend, und so weiter. Das Neue an ihnen ist, daß sie sich nicht aus den Gegebenheiten der Welt ergeben, sondern erzeugt werden.

Wer Zeichen der Liebe sendet, muss nicht wirklich lieben; wer sich freundlich verhält, muss es nicht wirklich sein, und somit kann jemand, der A sagt, B meinen. Das ist das eigentlich Neue: Die Lüge. Die gibt es erst seit der Erfindung der Welt der Bedeutungen, also seit der Erfindung der Sprache.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Was wir somit können, ist, das Leben zu inszenieren. Ob wir es auf der Grundlage einer vordergründigen und somit verlogenen Pose tun oder auf der jener der unmittelbaren Empfindung ist eine Frage der Fähigkeit, sich in der Welt der Lüge zurechtzufinden.

Wem kann ich trauen? Diese Frage bestimmt die Welt der Tiere ebenso wie unsere, und von ihnen können wir lernen, wenn wir bereit und fähig sind, deren Wissen, das ja auch prinzipiell unser evolutionäres Wissen ist, zur Wirkung kommen zu lassen. Wir müssen halt die Fähigkeit wiederbeleben, entscheiden zu können, was gut und was schlecht ist – auf der Grundlage der Bedingungen der Welt der Lüge.
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