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Loslassen

Hach, das macht Spaß, euch zu lesen!
Danke.

Wir müssen unsere Art des Waberns synchronisieren.

Synchronisieren dann als Abstimmen, Eintunen - also auch diachron - gemeint?

Das Bild gefällt mir auch deshalb, weil es synchron mit meinen echten Reiskörnern kam:
Wegen hoher Luftfeuchtigkeit in der Wohnung, musste ich Reiskörner in den Salzstreuer tun; zu wenige waren es, das Salz blieb klamm, und ich schüttete das Gemenge doch wieder in Gänze auf einen weißen Teller. Nun klebten Inhalt und Medium so fest aneinander, dass ich die Projektionsfläche zum Austrocknen stehen ließ, und leider schon verräumte, sonst würde ich ein Foto davon einstellen können.
Die vielen weißen Gebilde, die aus dem weißen Rauschen sich hervortun, und tatsächlich wabern, wegen der Nachgiebigkeit der nassen Salzkristalle:
Ich = der Teller; Gedanken = die Reiskörner; Emotionen = das Salz (die beiden letzten auch vertauschbar).

Gefährlich und nicht gefährlich, verlockend und abstoßend, einladend und abweisend, und so weiter.

Das sind die Hauptkoordinaten unserer biologischen Existenz: Appetenz und Aversion, hin oder fort.
Anders als du, @***nt :
und erst das Denken hat das Gefühl in diese Welt gebracht.
gehe ich davon aus, dass zuerst das Fühlen da war. Ich bin es gewohnt, von einer evolutionären Zunahme der Differenzierung und Komplexität auszugehen.
Das Riechen, etwa, wieder, ist zunächst nur ein Akt des Fühlens, mit Fühlern. Die heißen am Anfang Dendriten, am Axon, oder Flimmerhärchen an der Amöbe - das Ausstrecken nach der Welt. Unser Riechnerv ist eine Ausstülpung des Gehirns, die sozusagen unter dem Tisch nach Molekülen greift und sie "verstohlen" nach hinten, in die Masse des limbischen Systems reicht, wo das Molekül auf "freundlich oder unfreundlich" geprüft wird. Ja und Nein bestimmen dann das Hinwollen oder das Rückziehen, die ersten Gefühle.
Mit zunehmender synaptischer Ausformung der benachbarten Areale, Plastizität, wächst die kategoriale Zuordnung zum Vielleicht hin - in die zunehmende Unterscheidbarkeit, ins Prüfen und Abstimmen mit dem Vorgespeicherten. Das Vielleicht würde ich die Wiege des Denkens nennen, während "ich will" und "ich will nicht" auf einer archaischen Ebene residier(t)en, die auch das Sowohl-als-Auch gebiert. Und dann auch die Lüge, die ja eben dies ist.

es wird nicht mehr benötigt.

Ja. Das Wasser, das Reis und Salz zusammenhielt, entweicht, es besteht kein Grund mehr, einen Gedanken an eine Emotion haften zu lassen. Wir sind häufig erstaunt, wenn wir entdecken, dass uns eine bestimmte Verknüpfung, eine Gezwungenheit, wie im Schlaf abhanden kam. Dass die loslassende Geste ein Fallenlassen war, wenn der Vorgang der Ablösung quasi unterbewusst verlief.
Diesen Prozess des Hinauswachsens aus einem Festgefüge nutzt man im NLP. Man isoliert den Glaubenssatz, den man gerne ablegen möchte, sortiert die sinnlichen Zuflüsse ("was siehst du dabei? - was riechst du? - wie bist du dabei im Raum positioniert? - was hörst du?" - wenn du das denkst)
und macht sich dann daran, den Glaubenssatz in einen anderen sinnlichen Kontext zu setzen, der vorher als Manifestation der Gelassenheit, des Nichtanhaftens, Nichtglaubens (ebenso gründlich) ausgefaltet wurde. Man schlüpft sozusagen in eine andere Haut, eine, die weniger eng ist - häutet sich.
(Das Verfahren ist als Zielskulptur bekannt).

Man kann und sollte dies sehr kritisch beäugen. Die Wirksamkeit ist gegeben, und kann geprüft werden, indem man einen beliebigen bejahenden oder verneinenden Glaubenssatz wählt, sich hineinfühlt, ihn modelliert, ihn also physisch verkörpert, als tableau vivant - und dann seine Körperstellung ändert. Es fällt schwer zu denken "ich bin ein Versager", wenn man dies mit erhobenem Haupt und hervorgerecktem Kinn, aus einer kriegerischen, offenssiven Körperhaltung heraus tut. Und fällt man als Häufchen zusammen, gekrümmt und tonlos, wird die Aussage "ich bin ein Gewinner" ebenso ... Lüge bleiben.



Und da gäbe es noch mehr, von eurem Input, das mir den Morgen bereichert, aber ich
muss - los.

(Pippi mochte ich auch nicht! - schon sind wir zwei!)
@MaerzMond
Ich bin immer wieder begeistert von deiner sprachlichen Assoziationskunst, deren Pfade sich rhizomatisch (nach dem Phillosophen G. Deleuze und dem Psychoanalytiker F. Guattari) versucht der binären Logik der klassischen philosophischen Tradition zu entziehen.

Ich erlaube mir, in aller Interessiertheit, einen Punkt diesbezüglich, nochmal aus anderer Sicht, kritisch zu betrachten:

Ich kann der Welt eine stets wandelbar Form verleihen, wenn ich meiner Assoziationskunst eine eigenen Formwandelbarkeit zugestehe. Was, soweit ich NLP verstehe, ihren struktureller Kern darstellt. Was mir dabei aufzufallen scheint, ist, dass diese rhizomatische Assoziationskunst zum Selbstzweck zu werden droht. Was ihr zur lebendigen Reflexion des Selbst und der Welt abzugehen droht, ist das was dem assoziativen Weg s(m)einen Sinn geben kann:

Einen Anfang und ein Ende.

Am besten im hegelianischen Sinne des dreifachen Aufhebens der Dinge.
Womit wir wieder mitten im Phänomen des "Loslassens" wären. Hier scheint sich eine Beliebigkeit zu suchen, ohne zu erkennen, dass ich (m)einem Anfang erst dadurch Sinn verleihen kann, das ich ihm (m)ein Ende zuordnen kann.

Dies kann aber nur geschehen, wenn ich den Hebel erkannt habe, von dem aus sich mein Leben wirksam gestalten läßt. Das ist der Kern jeder philosophischen Frage. Ich kann nur dann der drohenden Beliebigkeit, einer Art Wissenbesoffenheit entkommen, was sich mir der Referenzpunkt aller Betrachtungen des Lebens zeigt.

Hier sich auf eine Art des Waberns synchronisieren zu wollen, ist genau das was der Philosoph Martin Heidegger, als ontologische Durchschnittlichkeit des Seienden bezeichnet hat. Hierbei wird die eigentliche philosophische Kernfrage des Seins, nur über das Seiende definiert und das eigentlich gesuchte Sein, steht erst garnicht im Mittelpunkt der Fragestellung.
Weil diese Wissensbesoffenheit nur das Seiende, das schon in-der-Welt vorgefundene Beschreibt, von der ihr nicht loslassen könnt, wird es unmöglich sich selbst, über seinen Anfang und (s)ein sinngebendes Ende, im eigenen Sein (wieder)zu finden.

Anders ausgedrückt: Ihr könnt, ohne das zulassende Loslassen nicht erkennen, was die Differenz zu eurer Gänze ausmacht, die ihr sucht, um euch letztlich mit auch selbst zu synchronisieren und wirksam in der Welt wiederzufinden.

Wen es interessiert, ein dazu passendes Zitat aus Heideggers "Sein und Zeit":

>>Solange das Dasein als Seiendes ist, hat es seine »Gänze« nie erreicht. Gewinnt es sie aber, dann wird der Gewinn zum Verlust des In-der-Welt-seins schlechthin. Als Seiendes wird es dann nie mehr erfahrbar. Der Grund der Unmöglichkeit, Dasein als seiendes Ganzes ontisch zu erfahren und demzufolge in seinem Ganzsein ontologisch zu bestimmen, liegt nicht in einer Unvollkommenheit des Erkenntnisvermögens. Das Hemmnis steht auf Seiten des Seins dieses Seienden.<<

Ich stimme hier, aus eigener Erfahrung einer früheren assoziativen Wissenbesoffenheit, Heidegger zu, dass das Erkenntnisvermögen, das hier immer wieder herangezogen wird, nicht helfen kann "loslassend" seinen Sinn im Sein zu finden. Wobei noch anzumerken ist, das ich genauso wie Heidegger erkannt habe, dass dieses Sein und der Sinn deckungsgleich sind.

Lasst eure seiende Identität los, dann wird, in der vorgefundenen Differenz, das eigenen Sein deutlich.
Wobei noch anzumerken ist, das ich genauso wie Heidegger erkannt habe, dass dieses Sein und der Sinn deckungsgleich sind.

Ich auch.
(kopfkratz*)

Weil diese Wissensbesoffenheit nur das Seiende, das schon in-der-Welt vorgefundene Beschreibt, von der ihr nicht loslassen könnt, wird es unmöglich sich selbst, über seinen Anfang und (s)ein sinngebendes Ende, im eigenen Sein (wieder)zu finden.

Die Unmöglichkeit müsste erst bewiesen werden. Wie wäre es mit "Unwahrscheinlichkeit", für die Dauer, die der Beweis braucht?

Um angemessen hegelianisch oder sonstwie qualitativ hochphilosophisch zu antworten, fehlen mir die Mittel. Auch versuche ich mich nicht der binären Logik zu entziehen, ich müsste mich dahin zwingen.
Aber: wie kommst du diesem deinen Schluss, was hier User für Unmöglichkeiten plagen mag, das Sein ohne das Seiende zu erfahren, wenn wir doch an einem Thema dran sind, zu dem das In-der-Welt-Sein konstitutiv dazu gehört?

zum Selbstzweck
Hm. Eher nicht. Für gewöhnlich - ich bin Pragmatikerin - trachte ich danach, Erkenntnisse zu sammeln, um sie fruchtbar machen zu lassen, damit sie neue hervorbringen. Im Verstand gärtnern. So wie das NLP auch eine therapeutische Ausrichtung hat, somit Anfang und Ende, und als Hebel gute Dienste leistet, ohne einen Anspruch auf Welterklärung zu haben, obwohl es auf konstruktivistischem Boden enstand.

>>... Das Hemmnis steht auf Seiten des Seins dieses Seienden.<<
Muss ich so stehen lassen. Kenner der Schrift und des Philosophen mögen dies in einen Zusammenahng bringen, der mir einleuchtet.
Weshalb nur soll unser Inderweltsein nicht zugleich die Schau unserer Gänze zulassen?
Es ist, als sagte man: wer mit seinen physischen Augen hinsieht, wird nie mit dem inneren (dritten) Auge sehen können.
Es ist, als ob unser Spaß am Stückeln, Etikettieren, Ordnen - der freudige Tanz der Strukturen - uns in eine quasi infantile Blindheit verschlüge.
Was macht diesen Ausschluss aus?

Ein persönlicher Hinweis: hier ist keiner besoffen; von dem Bisschen, das wir zum Trunk darreichen, meint keiner von uns einen Erkenntnisrausch zu bekommen.

Ihr könnt, ohne das zulassende Loslassen nicht erkennen, was die Differenz zu eurer Gänze ausmacht, die ihr sucht, um euch letztlich mit auch selbst zu synchronisieren und wirksam in der Welt wiederzufinden.

Das ist zwar ein erklärender Satz, aber, wie das Beispiel von Heidegger auch, er macht mich wach für einen weiteren. Er ist hypothetisch: dass wir (wir? - oder die alle, die ...) wirksam uns erst finden würden, wenn wir die Differenz zur Gänze fänden. Was ist denn sich selbst wirksam wiederfinden?

Nein, ich habe sehr wohl Ideen dazu - aber ich hörte dies gerne von dir beantwortet, Maxotaurus.
Du sprichst von der Kanzel aus; und wer dort droben steht, darf auch Fragen beantworten.

Lasst eure seiende Identität los, dann wird, in der vorgefundenen Differenz, das eigenen Sein deutlich.

Gerne. Mein Sein feiere ich allerdings eher fern des Forums, der Schrift, der Sprache, und der binären Logik. Von dort aus schreibe ich nichtmal eine Postkarte.
Wie umschiffst du dies Paradoxon?
****ta Frau
2.135 Beiträge
Themenersteller 
@maxotaurus
Ich weiss nicht, ob ich Dich in dem Punkt richtig verstanden habe.
Ich versuche Deine Ausführung mal aus meiner Interpretation heraus zusammenzufassen: Ich kann nicht das Sein erfassen, indem ich an meine Identität gebunden bleibe und aus diesem Standpunkt heraus auf die Gesamtheit schliessen, sondern nur dann, wenn ich das betrachte, was übrig ist, wenn ich meine Prägungen, Illusionen, Wertigkeiten (Identität) loslasse und zu meinen Betrachtungen eine Dead End hinzuaddiere.
Right?
@MaerzMond
Ein Erkennen im Selbst, dass der Sinn im Sein deckungsgleich sind, ließe sich an der stelle des "Kopfes" kratzen, der dieses Gleichheitszeichen mit Bedeutung füllt. Ob es eine sich gleich darstellende Stelle unserer Köpfe sein könnte, ist hier völlig offfen, so scheint mir.

Wir bewegen uns in der (Fundamental)Ontologie Heideggers in einem Teil der Metaphysik, in dessen Bereich sich nichts beweisen läßt, sondern sich nur etwas weisen läßt. Ich kann hier nur meine eigenen Weisheit finden, die mich wissen läßt.
(Diese Aussage ist an das Vorwort angelehnt, das Heidegger seinem Heftchen "Identität und Differenz" voranstellt.)

Hier zu antworten, ist keine Frage einer Angemessenheit, sondern des individuellen Maßes, das sich hier anlegen ließe.

Aber: wie kommst du diesem deinen Schluss, was hier User für Unmöglichkeiten plagen mag, das Sein ohne das Seiende zu erfahren, wenn wir doch an einem Thema dran sind, zu dem das In-der-Welt-Sein konstitutiv dazu gehört?

Dies ist recht einfach: Erst wenn ich von einem "In-der-Welt-Sein", im heideggerschen Sinne, absehen kann, weiß ich, wie sich das "In-der-Welt-Sein" OHNE MICH konstituiert oder konstituiert hat. Ergo kann ich erst mein Sein, in der Differenz zu diesem "In-der-Welt-Sein" wahrnehmen.

Auf der ontischen Seinsebene der Gänzlichkeit, ist eine Unterscheidung zwischen Pragmatismus und Theorie nicht mehr nötig. Sie ist gänzlich und unteilbar. Wogegen sie gegenüber dem seienden Sein mit dem realen "In-der-Welt-Sein" nötig ist, um sich gegenüber dieser Welt identitär zeigen zu können. Sprich: Um in ihr wirksam sein zu können.
Hier muss zwischen den selbigen Sein und dem "In-der-Welt-Sein". Unterschieden werden, weil diese Differenz den eigentlichen Denkraum ausmacht,, mit dessen Hebelwirkung wir uns, mit dem eigenen originären Impuls, in diese Welt begeben können

So wie das NLP auch eine therapeutische Ausrichtung hat, somit Anfang und Ende,...
Ich rede nicht von der Ebene des Beginnens und des Endens einer kommunikativen Interaktion. Das genau ist die Ebene des Verstandes, die nur einen Teil des Seins ausmacht. Dies ist nicht meine Rede. Ich rede vom Anfang und Ende des Seins. Seiner Begrenzheit, die jedem Seienden, über das Sein, seinen eigenen Sinn geben kann.

Was macht diesen Ausschluss aus?

Genau die Differenz zwischen dem Seienden und dem Sein, der einfach übersprungen wird, un damit dem "In-der Welt-Sein" gleichgesetzt wird. Diesen zu ermessen, ihn für sich zu beweisen, das ist - wie eingangs schon gesagt - zu weisen. Nicht zu beweisen...

Ein persönlicher Hinweis: hier ist keiner besoffen; von dem Bisschen, das wir zum Trunk darreichen, meint keiner von uns einen Erkenntnisrausch zu bekommen.
Das ist ähnlich als würde jemand, der sich im leeren Raum befinde, versuchen zu behaupten, das hier kein Raum sein kann. (Sorry, für die Verkürzung, aber das ist das was du versuchst zu behaupten. Aus meiner SIcht.)

Nein, ich habe sehr wohl Ideen dazu - aber ich hörte dies gerne von dir beantwortet, Maxotaurus.
Du sprichst von der Kanzel aus; und wer dort droben steht, darf auch Fragen beantworten.

Ich kann meine "Antwort" noch lauter aussprechen, davon wird sie nicht wahrer oder für dich wirklicher. Diese Wirksamkeit, bleibt auf der Ebene des sich Fragenden, nicht des nach Antworten heischenden, vorbehalten.
Ich spreche von mir aus. Von meiner Warte. Wenn du mich dabei in eine Kanzel setzt, so ist das deine Perspektive und Wertung.

Gerne. Mein Sein feiere ich allerdings eher fern des Forums, der Schrift, der Sprache, und der binären Logik. Von dort aus schreibe ich nichtmal eine Postkarte.
Wie umschiffst du dies Paradoxon?

Es ist keine Option, wo man das Sein feiern kann und wo nicht. Diese Differenz, deines "In-der-Welt-Sein", ist es auf jedenfall nicht. Wenn du das so siehst, dann ist es dein geschaffenes Paradoxon, zu dem ich keine Auflösung beizutragen habe.

Nehmt das Ganze, von mir Beschriebene, doch einfach als das was es ist:

Als Anregung und nicht als Streitobjekt eines gegenseitigen geziehenen Unverständnisses. Es gibt auf dieser Betrachtungsebene viel zu entdecken. Ob er Fragen stellen möchte und sich darüber finden möchte, das muss jeder für sich selbst ver(be)antworten...
@Mazita
Ich weiss nicht, ob ich Dich in dem Punkt richtig verstanden habe.
Ich versuche Deine Ausführung mal aus meiner Interpretation heraus zusammenzufassen: Ich kann nicht das Sein erfassen, indem ich an meine Identität gebunden bleibe und aus diesem Standpunkt heraus auf die Gesamtheit schliessen, sondern nur dann, wenn ich das betrachte, was übrig ist, wenn ich meine Prägungen, Illusionen, Wertigkeiten (Identität) loslasse und zu meinen Betrachtungen eine Dead End hinzuaddiere.
Right?

Bis zu Loslassen, so ich dich richtig verstanden habe, stimme ich grob überein. Aber dazu ist nichts mehr zu addieren. Das Loslassen zeigt seine eigene Differenz zum Sein auf.
Dann wird auch der Kreislauf des Werden und Vergehens, des Anfangs und des Endes deutlich. Die ich als Analogie versucht habe einzustreuen.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
… gehe ich davon aus, dass zuerst das Fühlen da war. Ich bin es gewohnt, von einer evolutionären Zunahme der Differenzierung und Komplexität auszugehen.
Das Riechen, etwa, wieder, ist zunächst nur ein Akt des Fühlens, mit Fühlern.
(MaerzMond)

Du sprichst von vorsprachlichem Fühlen. Das ist das ursprüngliche, Reflexe auslösende Fühlen – mit dem übrigens der Behaviorismus einst seinen historischen Irrtum beging, indem er die Reiz-Reaktion-Kette dem menschlichen Verhalten theoretisch zugrunde legte und alles, was fuzzy war, einfach in die Black Box verschob. Heute wissen wir, daß diese Black Box das eigentlich Interessante ist.

Das vorsprachliche Fühlen ist verlässlich, weil es unmittelbar im Kontakt mit der Welt entsteht. Da ist eine Säure, ein Laut, ein Geruch, eine Silhouette, ein Gegendruck; etwas, das keine Entscheidung, sondern ein Verhalten auslöst.

Der hier infrage stehende Gegenbegriff zu >Verhalten< ist >Handeln<. Handeln ist Eingreifen in etwas, das nur sprachlich kodiert sein kann. Ich kann nur dann handeln, wenn ich für dieses Handeln Voraussetzungen zu haben meine, die mein Handeln rechtfertigen. Das ist, was ich mit den (bisweilen unzureichend reflektierten) Überzeugungen meine. Wir leben in einer sprachlich kodierten Welt der Bedeutungen, und Gefühle haben in dieser Welt einen vom vorsprachlichen Fühlen verschiedenen Status: Sie sind nicht verlässlich.

Das liegt am prinzipiellen Unterschied von Zeichen und Zeichenbedeutung, und hier müssen wir erkennen, daß Zeichen in der vorsprachlichen Ära in der Tat die Welt bedeuteten, während dies für nachsprachliche Zeichen nicht mehr gilt. Sie haben ihren Indexcharakter verloren und können nicht mehr als unmittelbares Indiz hergenommen und als Basis von Verhalten genutzt werden.

Die menschliche Basis von Verhalten und Handeln ist Sprache, und mit >Sprache< ist alles gemeint, mit dem wir uns verständigen; Produktion. Wir produzieren unablässig unsere eigene Welt, während Tiere die bestehende Welt absorbieren oder von ihr absorbiert werden.

Wir produzieren uns selbst auf der Grundlage unseres sprachlich kodierten Hintergrundes, und sprachlich kodiert ist dieser Hintergrund deshalb, weil wir bereits in die Welt der Bedeutungen geworfen wurden. Es gibt zwar zahlreiche Rudimente in uns, und die erleben wir etwa in Momenten plötzlicher Gefahr oder beim Kindchenschema, doch sind wir grundsätzlich sprachlich programmiert.

In diesem Sinne geht das Denken dem Fühlen voraus, denn wir können erst nach der Sprache das Gefühl zu Wort kommen lassen.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Was ich damit sagen will, ist, daß wir zwar fühlende Individuen, aber darauf angewiesen sind, unsere Gefühle sprachlich zu kodieren. Wenn ich meinen Partner in die Arme nehme, dann ist es eine sprachliche Geste und somit eine Handlung. Hinter dieser Handlung mag ein unmittelbares Bedürfnis stecken, das wir auch in der Welt der Tiere beobachten, doch ist es nicht mehr Verhalten. Wir setzen diese Umarmung ein, um etwas zu dokumentieren. Ob sie aus einem Gefühl der Anziehung oder des Begehrens oder des Trostes heraus geschieht; ebendas ist eine Frage der Qualität menschlichen Handelns. Es ist ein willkürliches Zeichen, und mit der Willkürlichkeit geht die Lüge einher. Ich kann als Mensch so tun, als ob, und die Herausforderung menschlichen Daseins besteht in der Fähigkeit, das Echte zu erkennen.
Qualität des menschlichen Handelns.
@*******rse. Ich komme nicht umhin, deine, in sich, recht schlüssige Argumentation, als Beispiel für meine Ausführungen zu nutzen. Es stellt keine Kritik an dir dar, sondern will nur einen anderen Blickwinkel aufzeigen.

Du beschreibst die Notwendigkeit - gegenüber der in die (kulturelle) Welt geworfen sein - sich sprachlich "kodieren" zu müssen, um in ihr Wirksam zu sein. Das wirft die Frage auf, ob ich MIT MIR wirksam bin, oder nur einen Code imitiere, um, in einer systemisch-kulturellen Vorbedingtheit, die Rolle zu erfüllen oder auszufüllen, die sie mir als erkannten Spielraum zuweist.
Hier ist das Sein, dessen Wahrnehmung, ohne weiteren kulturellen Code, sich selbst gegenüber bedingungslos ist, sich selbst entfremdet. Diese grundlegende Wahrnehmung des Seins, wird codiert überformt und verführt zu dem Schluss, dass die Welt, so wie sie sich mir jetzt zeigt, meine eigenen Welt sein muss, denn sonst wäre ich, ja nicht ich. Ich bin mit dieser Codierung identisch. Diesen Code mache ich mir zu eigen. Es wird zu meiner Identität.
Das ist das was als Seiend ontologisch klassifiziert wird. Wir sind die erkannte kulturelle Erkenntnis in Persona (Rolle). Das Gefühl, das dem Sein aber uncodiert, seit Jahrzehntausenden unterlegt ist, ermöglicht es jede Handlung gegenüber der eigenen Authentizität des Seins zu überprüfen. Auf dieser Ebene findet und gebiert sich die Lüge, die alle weiteren Lügen konstituiert. Das eigentliche Sein, verkommt (expliziert) sich selbst zu dem "In-der-Welt-Seienden, als das wahre Sein, obwohl es sich verloren hat.

Du drückst dies exemplarisch sehr klar in diesem Satz aus:
Wir produzieren uns selbst auf der Grundlage unseres sprachlich kodierten Hintergrundes...

Diese Zusammenhänge zu beschreiben, geben dem Sein aber nicht ihren Sinn, in ihnen selbst zurück. Nur dort findet sie ihren Anfang und in der sinnvollen Handlung ihr Ende. Hier kann das Sein den Sinn entwickeln, der der Gemeinschaft kulturell das codiert wiedergibt, der seinem eigenen SeinsGefühl und Wahrnahme entspricht.
Wer also auf dem vorsprachliche Fühlen aufbaut (sich in Gänze gefunden hat) und die Codierung der Gesellschaft lesen kann, der kann dem Seidenden, sein Sein als originären Impuls mitgeben.

Die menschliche Basis, von Verhalten und Handeln, ist eben nicht die Sprache, sie wird durch das Unbewusste, dem wir uns ergeben haben, in uns kulturell konstituiert und zerbricht uns in funktionale codierte Teilchen, über die wir die Selbstwirksamkeit und Bewusstheit verloren haben.

@*******rse: Ich erwarte keine Gegenrede, wir auch dies keine Gegenrede darstellt. Sie spiegeln beide die gleiche Wirklichkeit. Fragen darf man sich dabei immer, welche Wirksamkeit man ihr - gegenüber dem eigenen Sein - entnehmen kann. Das ist die wichtigste Frage, die sich in der individuellen "Freundschaft zu eigenen Weisheit" beantworten lassen muss.
Dann wird auch der Kreislauf des Werden und Vergehens, des Anfangs und des Endes deutlich.

zur späten Stunde hab ich erstmal nur das:

manchmal laufe "ich" so herum, stehe an der ampel, blicke den menschen und wagen nach, in die abendsonne zwischen den astkronen - und denke mir: das alles wird es auch später geben. einen tag nach meinem ableben immer noch, und ein jahrhundert danach auch.
wenn ich nicht mehr wirksam sein werde (mein "wirksam"), wird diese hübsche maschine auf ganz ungestörte art weiter surren.
es werden weiter dialoge in foren gepflegt, die nachbarin wird weiter die gartentür zu laut aufschlagen, und eines tages wird das dach dreihäuserweiter gerichtet werden.

dann wird man nicht mehr sein, und an sein persönliches ende angekommen.
ein erhabener trost ist mir, das rein gar nichts diesem kreislauf entgeht. von ewigkeit keine spur.
so gesehen, verstehe ich, dass identität ein eigentum des ereignisses sei.
aber auch, dass ich sein feiern will.

das nur so, nebenbei, mehr folgt.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Themenersteller 
@maxotaurus, @plant
wenn sich also, und ich glaube darüber existiert inzwischen bei euch relative einigkeit, der ich mich zum teil anschliessen kann, das fühlen kulturell bedingt dem denken unterordnet und der grund unseres fühlens noch dazu, um einen begriff 'maxotaurus zu verwenden, 'überformt' ist durch einen überbau, der sich in begriffen und bedeutungen manifestiert, stellt sich mir die frage, mit hilfe welcher werkzeuge wir in der lage sein könnten, beides auszuhebeln um wieder in kontakt mit unserer unverfremdeten erlebenswelt jenseits der prägungen zu kommen. nur dort können wir den zugang zum boden unseres daseins finden - jenseits der begriffe und deutungen. nur hier ist das unmittelbare erleben möglich, das die ersten informationen darüber liefert, was uns zuträglich ist und was nicht, und darum geht es im grunde immer.
dieser zugang ist dann entscheidend, wenn wir unseren gefühlen nicht trauen und die gedanken versagen.

da unser denken letztendlich auf handlung gerichtet ist, wie hier angenommen, und eine handlung erst durch das denken sinnstiftend wird, müsste es ein impuls jenseits des denkens sein. ich stelle mir eine gefahrensituation vor, in der sich jeder gedanke zunächst verbietet, weil eine sofortige handlung nötig ist. eine unmissverständliche botschaft, die eine unmittelbare erkenntniskette in gang setzt und uns eine blitzschnelle reaktion ermöglicht.
wir sind in der lage, an hand von portraitfotos in sekundenbruchteilen zu erkennen, ob wir eine person mögen oder nicht, ob wir sie als bedrohlich, freundlich oder als neutral empfinden. dazu benötigen wir keine gedanken. das machen wir ganz aus dem ärmel heraus, ganz aus unserer gefühlswelt heraus. der zugang ist also da, aber wenn wir ihn bewusst suchen, verschliesst sich die tür, weil sich die gedanken zwischenschalten. ich glaube, wenn wir nicht die gelegenheit haben, über unsere eindrücke nachzudenken, können wir unserer gefühlswelt blind vertrauen. auch sie tragen wir als unser erbe mit uns herum, sonst gäbe es die menschheit schon lange nicht mehr.
nicht alles zielt auf tat. sehr vieles zielt auch auf unterlassung. oft unterlassen wir etwas auf grund unbewusster ahnungen, die wir mit den mitteln des verstandes schnell als solche identifizieren und sogar ausser kraft setzen könnten.
ich denke, unser diesbezügliches erbe ist intakt. wir sind es nur nicht mehr gewohnt, auf grund unserer kulturellen prägungen zuzulassen, dass wir unsere beurteilungen auf diese weise fällen.
auf unser thema bezogen denke ich, dass die entscheidung, etwas loszulassen, schon lange vor dem eintritt des denkprozesses gefallen ist. was dann folgt, ist ein abschätzen des für-und widers, um ein anderes bedürfnis von uns, nämlich dem nach sicherheit, rechnung zu geben.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
… stellt sich mir die frage, mit hilfe welcher werkzeuge wir in der lage sein könnten, beides (Begriffe und Bedeutungen) auszuhebeln um wieder in kontakt mit unserer unverfremdeten erlebenswelt jenseits der prägungen zu kommen.
(Mazita)

>Unverfremdet< gibt es seit der Einführung der Sprache nicht mehr. Mit der Einführung der Sprache wurde die Entfremdung von der Welt eingeführt, denn gerade die Sprache hat uns aus der realen Welt hinaus und in die Welt der Bedeutungen geführt. Wir können die reale Welt immer noch wahrnehmen, aber nur vor dem nachsprachlichen Hintergrund, in den wir geworfen sind.

Dieser Hintergrund ist eben sprachlich kodiert, und das heißt, das wir alles, was wir wahrnehmen, sprachlich wahrnehmen. Wir nehmen es nicht mehr als verlässliche Indizien wahr, sondern als Bedeutung. Wir interpretieren Zeichen, deren Bedeutung einem Urteil unterliegt, während die vorsprachliche Ära kein Urteil, sondern Reaktion kannte.

Um es zu verdeutlichen, sollte ich hier die sprachliche Kodierung ausfalten. Der Beitrag, den ich gerade verfasse, ist, sobald ich ihn hier veröffentliche, als >Schriftstück< für vieles herzunehmen; als Beitrag in einem Forum einer Erotik-Site, als Meinungsäußerung oder auch als justiziabler Verstoß gegen verbriefte Rechte.

All das ist nur vor dem Hintergrund >Sprache< möglich. Wir kommunizieren hier schriftlich und senden sprachliche Zeichen, und auch, wenn wir uns persönlich gegenüberstehen oder -liegen; wir senden Zeichen, die gedeutet werden müssen, um verstanden zu werden. Das Lächeln meines Gegenübers muss gedeutet werden, weil es ein falsches Lächeln sein kann.

Diese Falschheit liegt der Sprache als eine ihrer Bedingungen zugrunde.
Ok. Mit den letzten Beiträgen lichtet es sich ein wenig für mich, danke dafür, dass ihr so gründlich vorgeht, beim verstehen Wollen.

Wir sind die erkannte kulturelle Erkenntnis in Persona (Rolle).
(Mt)

Dieser Satz erreicht mich.


Wer also auf dem vorsprachliche Fühlen aufbaut (sich in Gänze gefunden hat) und die Codierung der Gesellschaft lesen kann, der kann dem Seidenden, sein Sein als originären Impuls mitgeben.
(Mt)

Das sind vier Aussagen, die mir alle Fragen aufwerfen - im übrigen, Maxotaurus, will ich nicht streiten. Ich habe darum gerungen, zu verstehen, und tue es immer noch, und bin froh, dass die Begrifflichkeiten sich allmählich denen angleichen, die mir vertraut sind. Es wird ernsthaft am Text gearbeitet, das ist sehr erfreulich, obwohl ich selten so ratlos war.

Was ein vorsprachliches Fühlen sei, kann ich nicht bennenen. Ist es das, was man h a t , wenn man sich in einer fast körperlosen, ruhigen, wertungsarmen Seinswahrnehmung befindet, wie beim Meditieren? In der alles Eins zu sein scheint, man selbst jederzeit widerstandsfrei sterben könnte, und alles gut ist?
Schöne Sache, falls diese.

Mich in Gänze zu finden - traue ich mir nicht zu. Ich gehe davon aus, nun wie Mazita, dass wir so gut wie immer einer Illusion unterliegen, mag sie aus Fühlen oder Denken erbaut sein.
Das Lesen der Codierung der Gesellschaft, das meine ich nachvollziehen zu können. Nein, das Meinen, dass man darin lesen kann.
Das Meinen, dass man das liest, was wirklich
i s t .
Ich denke nicht - allmählich muss ich fast "glaube" nicht schreiben - dass wir je in der Lage sein könnten, diese überkomplexe Welt zu dechiffrieren. Ich glaube, wir können es wünschen und fröhlich danach buddeln, mit welchen Spaten auch immer. Es bleibt Sand.
Wir können das Buddeln unterlassen.

Die menschliche Basis, von Verhalten und Handeln, ist eben nicht die Sprache, sie wird durch das Unbewusste, dem wir uns ergeben haben, in uns kulturell konstituiert und zerbricht uns in funktionale codierte Teilchen, über die wir die Selbstwirksamkeit und Bewusstheit verloren haben.
(Mt)

Das Zerbrechen verstehe ich. Das Ergeben an das Unbewusste - auch. Und setze die Teile so zusammen, wie weiter oben.


OHNE MICH
(Mt)

Jetzt erst bin ich ganz dabei. OHNE MICH erst kann Welt etwas anderes sein, als meine Welt.
Das führt mich aber zu jenem Sinn, der die gekratzte Stelle an meinem Kopf besetzt.
Es gibt meine persönliche Sinnbelegung, die da sagt: Der Sinn des Seins ist das Sein. Punkt.
Und da schlüpft das, was ich Pragmatismus nannte, hervor und kichert. also:
raus in die Sonne! (und nicht hier weiter Datenspalten füllen).

Hier muss zwischen den selbigen Sein und dem "In-der-Welt-Sein". Unterschieden werden, weil diese Differenz den eigentlichen Denkraum ausmacht,, mit dessen Hebelwirkung wir uns, mit dem eigenen originären Impuls, in diese Welt begeben können

Ok, wo ist der Hebel?
Fraglos sich einem Vorfühlen anvertrauen und handeln, ohne das Denken vorzuschalten? Da kann man nur hoffen, dass man gesund ist. So viel Verantwortung möchte ich nicht tragen.
Es sei denn, man verzichtet aufs Handeln, beim Sein.

(Das bringt mich zu diesen anekdotischen Darstellungen von psychotherapeutischen Sitzungen, vornehmlich aus Komödienfilmen.
Der Klient erzählt, der Therapeut schweigt. Der Klient fragt: was kann dies -jenes bedeuten? Und der Therapeut sagt: Und, was meinen Sie, was es bedeuten kann?)

stellt sich mir die frage, mit hilfe welcher werkzeuge wir in der lage sein könnten, beides auszuhebeln um wieder in kontakt mit unserer unverfremdeten erlebenswelt jenseits der prägungen zu kommen. nur dort können wir den zugang zum boden unseres daseins finden - jenseits der begriffe und deutungen.
(Ma)

Stellt sich mir auch.
Das ist wie mit einem Koan. Man steht vor der Tür, und wartet, dass sie "jemand" von der anderen Seite her öffnet.

der zugang ist also da, aber wenn wir ihn bewusst suchen, verschliesst sich die tür, weil sich die gedanken zwischenschalten. ich glaube, wenn wir nicht die gelegenheit haben, über unsere eindrücke nachzudenken, können wir unserer gefühlswelt blind vertrauen.
(Ma)

Nun, das glaube ich nicht, auch wenn der Gedanke sehr schön ist.
Aber: ich glaube es deshalb nicht, weil ich nicht glaube, dass diese Nichtgelegenheiten allzu häufig sind.
Es sei denn, man distanziert sich aufs Gründlichste von der Welt. Geistiges Eremitentum, vorrangige Handlungsunterlassung, Ziehen- und Fließenlassen. Und nein, ich glaube nicht, dass es dazu nötig ist, in einem Baumhaus zu leben und sich darauf zu beschränken, seine Kürbisse unterm Baum zu wässern. Ich glaube fest, fast könnte ich schreiben, ich "weiß", das das geht, während man in der Welt ist und es sich sogar köstlich anfühlt.
Ich glaube nur, dass wir aus diesem Paradies rausgekickt wurden, und zwar mittels Sprache - einerseits - oder weil wir zu simpel sind, das Erhabene daran zu betreten - also unbewusst sind.

"Wir" ist in diesem Fall das Menschheits-Wir.

Ich geh mal raus, in die Sonne. *g*
*******ata Frau
28.053 Beiträge
auf unser thema bezogen denke ich, dass die entscheidung, etwas loszulassen, schon lange vor dem eintritt des denkprozesses gefallen ist. was dann folgt, ist ein abschätzen des für-und widers, um ein anderes bedürfnis von uns, nämlich dem nach sicherheit, rechnung zu geben.

das empfinde ich auch so...

so wie vieles über das limbische system schnell und effektiv entschieden wird,
könnte es auch die wechselwirkung zwischen gehirn und neuronalen bahnen des herzens sein ("herzhirn")
oder die entscheidung aus dem "bauch raus" ....
(wir wissen noch viel zu wenig über die "gehirnvernetzung" unseres körpers)

ich glaube, dass re/aktionen aus dem fühlen/wahrnehmen entstehen
oftmals auf einer ebene, die dem denken in sprache gar nicht bewußt ist...
es kommt erst hinterher und versucht das wahrgenommene in sprache zu kleiden.

aber vielleicht sehe ich das auch nur anders (stichwort synästhesie)
… stellt sich mir die frage, mit hilfe welcher werkzeuge wir in der lage sein könnten, beides (Begriffe und Bedeutungen) auszuhebeln um wieder in kontakt mit unserer unverfremdeten erlebenswelt jenseits der prägungen zu kommen.

Das ist keine Frage des Werkzeugs, sondern eine Frage des Bewusstseinss oder der Unbewusstheit. Das Werkzeug, dir deiner bewusst zu werden, bist du selbst, wie auch du selbst es warst, die sich einer gemeinschaftlichen Unbewusstheit vergesellschaftet hat.
Auch diese Art selbstverschuldeter-unbewussten Unmündigkeit, findet, wie alle Begegnungen, letztlich lernend autodidaktisch statt. Deshalb kann es auch nur, auf dem gleichen Wege, autodidaktisch dem Unbewussten wieder entrissen werden.
Jede Begegnung mit der Welt, ist eine Begrgnung mit dir selbst. Auf dieser essenszielllsten Ebene des Selbst, dem Sein, existiert keine Sprache, wie @*******rse, sie für seine Argumentation postuliert. Die Gänze die wir suchen, ist immer da, nur erreichen wir sie, aufgrund der Unbewussheit, nicht.
Ein Grund liegt darin, das wir die Welt deshalb nicht gänzlich verstehen, weil wir uns selbst noch nicht gänzlich gefunden und verstanden haben. Es gilt sich selbst zu vertrauen. Die Basis dieses Vertrauens in uns selbst, ist jeder Sorache vorgelagert. Sie kann sich aber über die Sprache/Kommunikation ausdrücken und selbst erfahren. Denn auch das Unbewusste und das darin liegende Vertrauenspotenzial, ist immer schon unser eigen.

Welches Werkzeug zu nutzen ist, wird dann klar, wenn man sein Potenzial wahrnimmt, das dein Sein determiniert und das Seinede bewusst, aus dir heraus, gestalten kann.

Das Suchen kann sich nur aus sich selbst heraus ableiten und finden. Denn die Sprache der Welt hat sich schon, ohne dich gefunden. Dich dem hinzuzufügen geht nicht, indem du dich der Sprache bemächtigst, sondern dich deiner Selbst, deinem Sein, bemächtigst. Dann wirst du auch in dieser Sprache, deinen Ausdruck finden.

Das Werzeug bist du selbst. Es ist dein Eigentum. Nur benutzt/besitzt du es schon? Das ist die Frage, die sich erst stellt, wenn man den beschreibenden Weg der WeltSprache verlässt und beginnt damit seine eigene Welt zu beschreiben.

Das ist der Unterschied in der Bewusstheit des Seins im Seiendem und dem Seienden dem das eigene Sein unbewusst ist.

Wie gesagt, der Weg ist nicht zu beweisen, nur individuell und selbstinstrumentell zu weisen. Dieser Umstand ruft immer wieder den "unäubigen Thomas" auf den Plan, der (sich und seinem Sein) erst vertraut, wenn er es selbst spürt.
pausensnack:

es kommt erst hinterher und versucht das wahrgenommene in sprache zu kleiden.

aber vielleicht sehe ich das auch nur anders (stichwort synästhesie)

aha. wann ist denn "hinterher"?
denn, so weit stimme ich da voll zu. aber (bei) mir ist das hinterher so nah dran, dass es nicht mehr messbar ist. und weil es nicht messbar, gehe ich gleich zur versprachlichten ebene über, die andere ist nämlich nur mit technischen mitteln darstellbar.

ich bin übrigens mittelgradig synästhetisch begabt. zum idiot reicht es nicht, zum savant auch nicht.
dies ist aber einer der gründe, weshalb ich mir selbst nicht so ganz traue. ich fahre zum beispiel nicht auto; besser so, obwohl ich kein dezidierter menschenfreund bin.
bevor ich die konsequenzen halbwegs kompensieren lernte, in der frühen kindheit, führte diese gabe zu diversen fehlleistungen. lange war mir denken eher ein lautes kauderwelsch, das sich mir akustisch anlegte, wie kopfhörer. sämtliche sinnesreize sind mir auch heute zu stark, je nach tagesform.
die konstanten führten zur befriedung.
wenn das A immer blau ist, das Wort Albatros immer blau-weiß-rot, der satz: "Sich selbst vertrauen" gelb mit schwarzorangenen balken -- schafft das eine verlässliche basis der datenverarbeitung.
aber ganz sicher schafft es mir kein vertrauen.
es könnte ja sein, dass ein anderes A gar nicht blau ist.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Themenersteller 
In gewisser Weise...
... sind alle menschen zur synästhesie fähig.
bei den allermeisten gibt es die verkopplung zwischen klang und bewegung. ein rest einer erweiterten wahrnehmung? ist alles andere nur verkümmert? dann sollte sich auch einiges wieder wecken lassen, denn die welt ist noch spannender mit.

ein weites feld, aber zum glück haben wir die anthroposophen. *ggg*
*******ata Frau
28.053 Beiträge
http://www.joyclub.de/my/2155778.maerzmond.html
dafür fehlt mir der innere zeitmesser *liebguck*

Mazita
dein gedanke bietet mir eine interessante erklärung *g*
möglicherweise hat sich meine synästhesie-fähigkeit verstärkt,
als mein armes gehirn nach einem schädel-hirn-trauma etwas konfus war
und hat diese vorliebe für farbiges denken einfach beibehalten... *nachdenk*

sorry, für meine themenstörenden seiteneinwürfe... *schaem*
weiter gehts mit philosophie *zwinker*
naain, bitte weiter"stören". bitte farbtupfer streuen, die seinswüste ist grau genug.

ein rest einer erweiterten wahrnehmung? ist alles andere nur verkümmert?

davon bin ich überzeugt, es wird überschrieben.
in meinem neurologos-professionsdeformierten haushalt, hat man alles daran gesetzt, mich von meinen phantasmen zu kurieren.
@Mazita
Die Bewegung ist kein Sinn, im Sinne einer Syästhesie :-).
Wer sich die umfassende Liste der bekannten Synästesien (63 verschiedene) anschauen will, der wird beim Präsidenten der amerikanischen syästetischen Gesellschaft fündig:
http://www.daysyn.com/Types-of-Syn.html

Ich habe nur eine schwache syästhetische Verbindung von Geräuschen und visuellen Erscheinungen. Und das auch nur, wenn ich die Augen schließe.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
...
ich geh mal raus in die sonne *g*
Ich fühle mich so losgelassen *lach*
****ta Frau
2.135 Beiträge
Themenersteller 
@*******rus
nein, ein sinn ist die bewegung natürlich nicht. aber wir sind nur fähig, uns zu bewegen, indem wir mittels des tastsinns (-vor allen anderen sinnen-) unsere umgebung wahr nehmen und uns so in die lage versetzen, uns in ihr adäquat zu bewegen.

@**l
jetzt wirft sich mir gleich wieder die nächste frage auf:
was heisst denn eigentlich 'von sinnen sein'? für mich heisst das auch, jenseits der gedanken zu sein. wie sind wir dann? wir sind nicht bewusst, so viel ist klar. in welcher art realität bewegt man sich dann?
vielleicht ist es hier möglich, die sinnesebenen zu tauschen oder zu verknüpfen.

das fällt mir nur so am rande ein. der strom heisst immer noch 'loslassen'.
@MaerzMond
Was ein vorsprachliches Fühlen sei, kann ich nicht bennenen. Ist es das, was man h a t , wenn man sich in einer fast körperlosen, ruhigen, wertungsarmen Seinswahrnehmung befindet, wie beim Meditieren? In der alles Eins zu sein scheint, man selbst jederzeit widerstandsfrei sterben könnte, und alles gut ist?

Das ist eher das, was im allgemeinen darüber als Vorstellung existiert. Es ist in seiner Beschreibung, so widersprüchlich richtig, wie auch falsch. Es ist nichts was man erhält, sondern was sich - immer schon dagewesen - zeigen kann. Ich würde es als reines Wahrnehmen bezeichnen. Alles erhält seinen Platz oder Raum, der ihm gegeben ist. Wertungsfrei, ja. Was die Kategorien von Gut oder Schlecht absolut negiert. Widerstandsfrei sterben? Das ist eine Illusion, eine Legende, die sich über die Beobachtung von weisen Menschen, als Erklärung, des nicht nachvollziehbaren, Raum schaft. Gegenüber diesem Sein, zeigt sich sein Möglichkeitsraum, dessen entschiedene Erkenntnis, keinen Widerstand erkennen läßt. Die Entscheidung ist "nur" gänzlich gefasst.


Mich in Gänze zu finden - traue ich mir nicht zu. Ich gehe davon aus, nun wie Mazita, dass wir so gut wie immer einer Illusion unterliegen, mag sie aus Fühlen oder Denken erbaut sein.

Dies ist weitvebreitet zu beobachten. Sich selbst zu finden, traut man sich nicht zu, weil das loslassen der bisherigen Identität, (k)eine nicht gesicherte neue Identität erkennen läßt. Was auch, bezüglich der Identität richtig ist. Aber falsch, bezüglich der Unsicherheit. Die Illusion i s t, dass das Denken sich selbst genügen kann. Ihr fehlt die Bewusstheit für sich selbst, die sie referenziert. Deshalb kreisen, bei den meisten Menschen, die Gedanken immer weiter. Selbst im Schlaf, wo sie immer noch ihren eigenen Grund suchen. Wenn ich die Illusion wirklich als Illusion erkannt habe, habe ich meinen Grund gefunden, der mich selbstvertraulich sichert. Auf dem Weg dorthin, muss man loslassen können. Dieses Loslassen ist aber letztlich ein Vertrauen in mich zu gewinnen. Ein Weg kann sein, mit dem Verstand zu dekonstruieren und zu sehen was sich danach im Detail (Selbst)verständlich besser ergänzt. Das kann dann losgelassen werden. Losgelassen in dem Sinne, dass es als gänzlich und wirksam erkannt wurde und nicht mehr ständig bedacht werden muss. Es kan in seinem so erkannten Los, GElassen werden.
Das schafft vertrauen, in das weitere Loslassen, auf dem Weg zum eigenen zu erkennenden Sein.


Ich denke nicht - allmählich muss ich fast "glaube" nicht schreiben - dass wir je in der Lage sein könnten, diese überkomplexe Welt zu dechiffrieren. Ich glaube, wir können es wünschen und fröhlich danach buddeln, mit welchen Spaten auch immer. Es bleibt Sand.
Wir können das Buddeln unterlassen.

Die Welt ist nicht überkomplex. Sie ist so vielfältig, wie wir selbst es sind. Du kannst das buddeln unterlassen, dann "begräbst" du jedoch augenblicklich den Versuch dich zu befreien. Es ist aber nicht das "buddeln" das entscheidend ist, sondern die Wissbegier auf sich selbst, die einen weisen kann, an den richtigen Stellen zu buddeln. Das sich dort aber nichts, wie codiert-wissenschaftlich erlernt, beweisen lässt, sind diese Claims verweist und werden unbestellt zu einer immer unattraktiveren Wüstenei, des Selbst.

Ok, wo ist der Hebel?
Fraglos sich einem Vorfühlen anvertrauen und handeln, ohne das Denken vorzuschalten? Da kann man nur hoffen, dass man gesund ist. So viel Verantwortung möchte ich nicht tragen.
Es sei denn, man verzichtet aufs Handeln, beim Sein.

Das Wahrnehmen ohne das "In-der-Welt-Sein" ermöglicht mir selbstbezüglich, im Einklang mir meinem Sein, Entscheidungen zu treffen. Was kann gesünder sein, als bei dir selbst zu sein. Erst dann wird dir die Verantwortung für dein Sein und deine Welt bewusst. Vorher ist es unbewusst, welche Verantwortung dort zu "tragen" sein kann.


Der Klient erzählt, der Therapeut schweigt. Der Klient fragt: was kann dies -jenes bedeuten? Und der Therapeut sagt: Und, was meinen Sie, was es bedeuten kann?)

Der "Kranke" kann sich, mit Hilfe des realitätsverzerrenden Humors, seiner Wirklichkeit annähern, weil sie ihm erlaubt, sie bei nicht gefallen der humoresken Erkennnis, einfach als Witz abzutun. Deshalb ist es auch so schön, sich mit "gleichkranken", der eigenen normgerechten geistigen "Gesundheit" lachend zu versichern :-).
Was kann gesünder sein, als bei dir selbst zu sein.
... (?)?

Das war es?

Dann hab ich unbemerkt die Punktzahl erreicht. In dem Spiel "Das Sein und das Sein des Seienden unter Berücksichtigung des Nichtinderweltseins, bei verschärften Loslassbedingungen".
Ich bin nämlich weit öfter
b e i m i r s e l b s t , als man annehmen mag.

Ich habe den Eindruck, manche Spielformen der Philososphie ähneln einem wohlklingenden Inanspruchnehmen des Kaninchens, damit es nicht merkt, dass es längst aus dem Zylinder entsprang, während das Pubikum alles verträumte.

Dass wir Menschen Ziemlichzickzack herumrennen, hypnotisiert von einem beliebig eingestreuten Ziel, die Angst vorm Ichverlust im Nacken, die vor Imageverlust in der Lende, dass wir immer woanders sind, nur nicht dort, wo wir sind, dass wir schlaafen, und im Traum vom Dortsein die Zahlen und die Wörter und die Dinge erfinden, wie Erinnyen, die uns den Weg in den Urgrund verstellen, und die wir für wirklich halten,
wo doch das Elysium so nah ist - es ist die Glattstirn über der glänzenden Iris, in all ihren bunten Farben-
Dass wir in einer fortwährenden Schau, die nicht herab, und nicht hinauf zielt, sondern über unseren Köpfen projiziert wird, und wir also nicht gezwungen sind hinzuschauen, aber wissen, es gibt sie-
leben könnten,

zögen wir nicht vor, in der Traumwelt der vertrauten Codices uns zu erproben und zu bestätigen, wie Süchtler am Spielautomaten-

dass Friede da ist, unendlicher Friede, sobald man wirklich in sich einkehrt, und sich auf dem Strohbett zur Ruhe nach dem nassen Jagen draußen niederlässt - dass dieser Friede mal auch unvertraut erscheinen mag, weil zu natürlich-

dass mein Erkenntniswille nicht mehr wiegt, als der Lauf einer Ameise über den Steinweg, wohin auch immer und wozu,und alle Koordinatenpunkte nichts sind als beliebige, transitorische Zustandsscherben, das Kaleidoskop der Möglichkeiten und das Feuerwerk der Manifestationen -

die dennoch sich nicht annähernd so beruhigend anfühlen, wie die Gewissheit des Selbst -

das w e i ß ich. ohne es zu denken. es ist in mir.

es ist Alles ein Punkt, alles. Welt, ich, du, und alles andere, nichts als ein Punkt. An dem rein gar nichts passiert, auch wenn sich alles tut. Komplett geschlossen und zugleich komplett offen, formlos, namenlos, ungreifbar.
Ruhe. Mazita sprach von Homöostase, im übertragenen Sinn. Das Gleich-Gewicht der Kräfte, und nicht ihre Aufhebung.

Und das war nicht im Geringsten ironisch.

Ich geh mal auf die Matte, ne runde Positionen genießen. Vom vielen Verworten wird man ganz entseint.

(das schon)
*******rse Mann
2.314 Beiträge
So, nun machen wir mal einen Schnitt (oder?) und wenden uns wieder Mazitas Eingangsbitte zu:

Mich interessieren Eure Geschichten vom Loslassen oder Nicht-loslassen-können.

Leider kann ich hier, wie ich nach längerem Eintauchen in mein Sein feststellte, nichts anbieten, weil meine persönliche Deformation in unausgesetztem Loslassen zu bestehen scheint und ich somit offenbar jemand bin, der nicht festhalten mag. Ich bin wohl sehr früh zu der Überzeugung gelangt, daß mich die Zeitläufte in einem Spiel des Zufalls durch das Leben kicken und es das Beste ist, dies hinzunehmen und eben das Beste draus zu machen. So kam es dazu, daß ich keinen Geiz und auch keinen Ehrgeiz entwickelte. Mit mangelnder Fähigkeit zum Geiz fällt auch der Ehrgeiz ärmlich aus, und damit ist die Grundlage geschaffen für geradezu spielerisches Loslassen.
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