der Kleine Tod
ist eine Metapher und sollte schon aus diesem Grund wie eine Person benannt also groß geschrieben werden. Sie meint aber, glaube ich, nicht das wirkliche Sterben! Eher wohl das Gefühl der Erfüllung, des sich Verströmens, des sich Ausbreitens und der Fähigkeit, die Schwerkraft überwindend zu fliegen, zu schweben. Eine Vorstellung, die mit Nahtoderfahrungen einher gehen mag. Wir verlassen unseren Körper, wir überwinden in gewisser Weise die engen Grenzen unseres körperlichen Seins. In den besten Fällen verschmelzen wir dann auch noch mit unserem Partner (politisch korrekt unserer Partnerin), gehen auf in etwas Neuem, das größer ist als die Summe(?) der beiden Halbseelen.
Was für ein romantisches Gefasel, mag der Eine oder Andere (Ich glaube Frauen eher weniger, oder
) angesichts dieser Worte denken. Nur zu.
Witz: "Was sagt ein Sachse beim Orgasmus? - 'Fertsch!'"
Das persönliche Erleben dieses Zustandes ist so vielfältig und von so unterschiedlicher Intensität, dass sich kaum etwas Zutreffendes wie Allgemeingültiges auf dieser Ebene schreibe läßt.
Nein, weder der Tod noch etwas Totes vermag mich wirklich zu erotisieren. Auch ein Sex-Toy wird erst zum Lustspender, wenn eine Person hinzu kommt und sei es auch nur in den Träumen und Fantasien. Nekrophilie hingegen wird nicht zu Unrecht als psychische Störung klassifiziert. Das ist mehr als nur Störung der Totenruhe.
Manche finden ja die Untoten besonders sexy, wie der zeitweise Erfolg von "Vampires Diary" beweist. Was aber ist so erotisch daran, sich Sex mit einem Wesen vorzustellen, das keinen Blutkreislauf mehr hat? Dazu noch unsterblich? Bedauernswert aber sexy?
Ich schweife ab.
Todessehnsucht, kann die Sexy sein? Ich erinnere mich an ein Bild einer Ertrunkenen, umkränzt von Blumen, schön und bleich, ganz als schliefe sie. Eine kalte, seelenlose Schönheit, weil die Tote ein One-Way-Ticket gezogen hatte. Keine Zärtlichkeit dieser Welt würde sie wieder zum Leben erwecken, keine noch so heiße Träne.
(Ophelia, von Sir John Everett Millais)
Trauer und sexuelle Erregung sind zwar als emotionale Ausnahmezustände über ein paar Ecken mit einander verwand und es geht auch das Gerücht, dass eine trauernde Frau sehr empfänglich sein soll für fürsorglich tröstende Männerhände. Aber dem folgt ein böses Erwachen, liebe Leute, seid gewarnt.
Übrigens, für alle Fußballfans hier (sind Philosophen beiderlei Geschlechts profan genug?) der "Kleine Tod" ist nicht identisch mit "Sudden Death", der Oliver Bierhoff zum Europameister machte. Möglicherweise fühlt er sich für Manchen ganz ähnlich an, aber ich versichere, es gibt einen Unterschied!