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Kunst und Philosophie

*****one Frau
13.323 Beiträge
Themenersteller 
Kunst und Philosophie
Kunst und Philosophie

Dieses Zitat möchte ich euch als Grundlage für eine Diskussion vorstellen:

»Wenige Disziplinen haben in den hinter uns liegenden Jahrzehnten in ähnlicher Weise von den Entwicklungen in der Philosophie profitiert wie die Philosophie der Kunst; und wenige Disziplinen haben ihrerseits die Philosophie so bereichert wie diese Disziplin.«

[Andreas Graeser: Positionen der Gegenwartsphilosophie. München 2002, S. 20]

Hat eine gewisse philosophische Ästhetik einen bewussten oder unbewussten Stellenwert in euren Arbeiten?
Ich freue mich auf eure Sichtweisen.

Beate
**e Mann
2.564 Beiträge
In meinen musikalisch-künstlerischen Arbeiten hat die philosophische Ästhetik einen großen Stellenwert. Nur war das, so glaube ich, nicht gefragt.
*****ese Mann
1.622 Beiträge
philosophische Ästhetik


Oh ja - meine bewussten und unbewussten philosophisch verinnerlichen und gelebten Werte finden sich ausdrucksreich in meinen Fotografien.


Die Annäherung an einen bewussten philosophischer Ansatz reizt mich immer wieder:

Jede Seele sieht die Welt durch ihre erlebenden und erlebt habenden, gedanken- und emotionsverknüpften Empfindungen...
...demnach gibt es nicht das, was als "Objektivität" bezeichnet wird.


Je gedankenloser und kopffreier mein Blick durch die Linse wird, desto ungefilterter und purer werden die Fotografien.
****66 Mann
220 Beiträge
Die Philosophie wie die Kunst messen sich an den Herausforderungen der Gegenwart, einer daraus resultierenden Analyse und einem Ausblick in die Zukunft. Die Kunst ist im 20sten Jahrhundert versachlicht worden. Abseits der rein technischen Anerkennung bedarf vermehrt an Erklärungen anstatt Empfindungen - legitim oder nicht, ist eine subjektive Betrachtung. Auch Kunstströmungen sind heute einer enormen Beschleunigung erlegen. Vieles existiert parallel, ähnlich wie die Realitätswelten. Kunst ist ein Markt. Auch Philosophie ist ein Markt. Karrierestreben beeinflusst die Tiefe und Konsequenz der Beschäftigung mit Kunst oder Philosophie.

Eine Disziplin beeinflusst die Andere. Es gäbe noch eine dritte, die das Triumphirat der ERkenntis- und Wahrheitssuche komplettiert: die Spiritualität. Rationalität vs. Irrationalität - unvereinbar und zugleich unverzichtbar.

Vielleicht bietet diese Diskussion die Möglichkeit, an konkreten Beispielen das Verhältnis, die Stärken und Schwächen, die Notwendigkeiten und Luftblasen näher zu betrachten und zu entlarven.

Ein schönes Thema.
die Philosophie der Kunst;
Hier werfe ich wieder einmal etwas in den Raum.

"Bilde, Künstler, rede nicht", ich glaub der Satz kam von Göthe.

Ein anderes mal
"Kunstwörter müssen dann der Dummheit Blöse decken,
und ein gelehrt Zitat macht Zierden selbst zu Flecken.

Bildende Kunst - Darstellende Kunst - Philosohpierende Kunst. ???

Die Chinesen hatten bis die Engländer kamen, kein übersetzbares Wort für Kunst.
Haben aber seit Jahrtausenden Kunstwerke geschaffen.

Philosophierende Kunst*, ist das nicht ein bisschen etwas für snobistisch angehauchte Dekadentiker.
(Sie* wird ja leider nicht im Alltag angewendet.)

• freue mich auf Kritik -
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Kritik
Philosophierende Kunst*, ist das nicht ein bisschen etwas für snobistisch angehauchte Dekadentiker.

Es freut mein Herz, daß ich hier zustimmen darf !
Ich dachte nämlich schon, daß ich mit einer ähnlichen Meinung als krasser Außenseiter oder Störenfried dastehen könnte.
*grins*

oder ganz salopp: 'philosophierende Kunst'- das ist doppelt gemoppelt.
*****div Frau
7.968 Beiträge
Seid doch nicht so hart.

Ich stand gerade Samstag Nachmittag vor der Doppelbüste Seneca und Sokrates. Ist Kunst, unbestritten, die Philosophen darstellt und damit damals schon eine Aussage traf. Seneca und Sokrates überdauern alle modischen Strömungen, da in Stein gehauen. Oder so. *zwinker*

Ob diese Aussage für sich philosophisch ist, bin ich überfragt.
****66 Mann
220 Beiträge
oder ganz salopp: 'philosophierende Kunst'- das ist doppelt gemoppelt.
inwiefern?
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Yang,
ich fragte mich worin ein Unterschied bestünde, an dem was mir ein (zB) Hr.Sloterdijk
oder ein (zB)Hr. Goethe an Lebensweisheiten zu verkünden hätte.
Über Kunst zu philosophieren ist eine Möglichkeit die den gedankenfliesenden Wesen eigen ist.
Dazu brauch ich nicht einmal verbale Ausdrucksweisen. Im Gegenteil, wer durch Gesten ein "Kunstwerk" anerkennt, zeigt daß es sein Innerstes angesprochen hat.

Die philosophierende Kunst gibt es im singularen Prozess gar nicht, da der Faktor, was z.B. als Zen bezeichnet wird im fließend gesteuerten Gedanken bei der bewußten Handlung gar keine Kunst mehr ist, sondern schon eine Stufe herunterfällt. In Worte gekleidet zum Kunsthandwerk.

Handwerk ist zwar Können, Kunst kommt von Können ??, aber im Grunde (im Grunde nach Schopenhauer) ein bewußtes wiederholen dagewesenen Tun, eine bewußt gesteuerte Handlung ausführen.

Die Kunst zu Philosophieren besteht darin, Erklärungungen in Worte (Schrift) zu kleiden.
Gedankengänge, gleich Tun, gleich Handlung = also keine Kunst, sondern Kunsthandwerk.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Der Kunst zu Grunde liegt der Gedanke. Die Kunst kann ein Vehikel sein, mit dem er transportiert und in eine sichtbare oder hörbare Form transferiert wird. Sie lebt von ihm und findet Ausdruck in der Geste, in der Tonfolge, ist also immer chiffriert, selbst dann, wenn sie unmittelbar wirkt - so wie etwa als performance.
Liegt dem Gedanken ein Gefühl zu Grunde, so ist das Ergebnis immer ein sichtbar oder hörbar gemachter Prozess.

Jeder Künstler funktioniert da anders. Der eine drückt seine Gedanken unmittelbar aus, der andere baut ein ganzes Gedankengebäude und setzt Symbole für die Elemente seines Gedankengangs.
Philosophie? - Ja, für manche ist sie das Mittel der Wahl, spielt sozusagen den Unterbau für den bildhaften oder akustischen Ausdruck und beschreibt statt zu argumentieren.
****66 Mann
220 Beiträge
Bislang ist mir noch nicht klar, welche Intension die DiA als Themenstellerin verfolgt. Reden wir hier über eine Philosophie der Kunst oder vielleicht die Philosophie in der Kunst oder doch eher über das philosophische an der Kunst?
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Reden wir hier über eine Philosophie der Kunst oder vielleicht die Philosophie in der Kunst oder doch eher über das philosophische an der Kunst?

Die Fragestellung war

Hat eine gewisse philosophische Ästhetik einen bewussten oder unbewussten Stellenwert in euren Arbeiten?

Meine Arbeit besteht im Wesentlichen aus dem Verfassen von Computerprogrammschnipseln. Natürlich hat die darin enthaltene Logik so ihre ganz eigentümliche Ästhetik. Insofern das Gerät nach erfolgreicher Arbeit das tut, was ich sage, ist das nicht nur ästhetisch, sondern sogar erotisch.

Der für mich zentrale Begriff optischer und akustischer Ästhetik hat allerdings mit Logik nur am Rande zu tun: Symmetrie. Die kam nach meinem Geschmack in Architektur und bildender Kunst in der zweiten Hälfte des 20 Jahrhunderts etwas zu kurz.
****66 Mann
220 Beiträge
Was darf man den als geneigter Teilnehmer dieser Diskussion unter "philosophischer Ästhetik" verstehen? Der philosophische Aspekt einer Ästhetik wird m. E. im Nachhinein und rein subjektiv hineininterpretiert.
**e Mann
2.564 Beiträge
Was darf man den als geneigter Teilnehmer dieser Diskussion unter "philosophischer Ästhetik" verstehen?

Vielleicht die Untersuchung der Phänomene sinnlicher Erkenntnis im Gegensatz zu solchen verstandesmäßiger Erkenntnis?

Ich habe den Eindruck, diANaone lässt die Frage, worüber hier debattiert werden soll, extra offen. Mir ist unklar, was sie mit "euren Arbeiten" meint.
"euren Arbeiten"
S I E I S T E I N E K Ü N S T L E R I N ! ! !
****ta Frau
2.135 Beiträge
Ich kenne keinen Künstler, der von sich sagt, er mache philosophische Kunst, selbst, wenn er der Philosophie zugeneigt ist. Und von Ästhetik spricht inzwischen auch keiner mehr.

Wohl gibt es Künstler, die denken sich was. Ihren Blickwinkel auf die Welt kleiden sie dann in eine mehr oder weniger symbolhafte Form.

Wenn diese Gebilde dann ästhetisch wirken, ist es häufig weniger Absicht, als das sich die Ästhetik im Auge des Betrachters findet. Aber das ist ja nichts Neues.
****ta Frau
2.135 Beiträge
aber...
es war ja nach 'philosophischer ästhetik' gefragt. ich bin ein wenig hilflos.
was genau ist darunter zu verstehen?
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Die Ästhetik als Teildisziplin der Philosophie ist zunächst einmal die reine (wertfreie) Lehre von der Wahrnehmung. Im umgangssprachlichen Gebrauch hingegen hat sich das Wort fast zu einem Synonym für "Das Schöne" entwickelt.

Im Vorfeld der Aufklärung hat Cartesius die Paranoia katholischer Priester vor allzu intensiven sinnlichen Verlockungen auf die Spitze getrieben und versucht, eine Erkenntnistheorie aufzubauen, die vollkommen ohne jedwede sinnliche Wahrnehmung auskommt.

Seit die Künstler zusammen mit den Feudalherren im 19. Jhdt so nach und nach aus den euröpäischen Palästen vertrieben wurden, ist ihr Treiben ganz wesentlich davon geprägt, diese Bollwerke der Aufklärung zu durchbrechen. Indem sie bewusst auf blankes Un-Verständnis abzielt oder durch Schock-Effekte das unvermittelte Eindringen der Sinnesreize beim Rezipienten wiederherzustellen trachtet.

Das kommt oft etwas krampfig daher: Weil es kulturhistorisch nur als Weiterentwicklung dieses Prozesses gedacht werden kann, deshalb unweigerlich europäisch-rational-verkopft bleibt, und obendrein aus Vermarktungsgründen den eigentlich religiösen Hintergrund verleugnen muss.

Schön ist moderne Kunst nur noch dort, wo sie sich klar zur Erotik als Verstandesüberrumpelungstaktik bekennt: Zum Beispiel gute Negermusik oder die Plastiken von Nicki de Saint Phalle.
Es gibt keine philosophische Kunst aber es gibt Jonathwn Meese *ggg*

*****one Frau
13.323 Beiträge
Themenersteller 
vielen dank...
für eure sichten!

pue
...Ich habe den Eindruck, diANaone lässt die Frage, worüber hier debattiert werden soll, extra offen. Mir ist unklar, was sie mit "euren Arbeiten" meint...

das hast du richtig erkannt. eure arbeiten: damit sind sowohl künstlerische, als auch- ich nenne es mal profane- tätigkeiten samt ergebnis gemeint.


bis dahin

diA
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Die beiden letzten Absätze aus Jin's Beitrag warfen mir die Fragen auf, ob die allesüberstrahlende Dominanz, auf dem musikalischen Sektor und seit den 60er Jahren des vorigen Jhds., des Angloamerikanischen Sprach-u.Kulturraumes, zu großem Teil ein Produkt einer halbwegs gelungenen Integration verschiedener Völker u. Rassen sei ?(gut, es hat natürlich auch Jahrhunderte gedauert ehe dies einigermaßen gelang).
Und könnte daraus nicht der logische Schluß gezogen werden, daß bei einer weiteren konsequenten Linientreue des 'Merkelschen Adaptions-u. Intergrationsvorhabens' der Deutsche Kulturraum in einem Jhd. diese Dominanz innehaben wird? Musik mit deutschen Texten basierend auf schönen orientalischen Wehmuts-u. Freudenklängen ?
PS: Ich habe es mir über die Jahre hinweg, durch Streuung unmäßig hoher Ironie und Parodie, hier selbst versaut, weshalb ich letztendlich jetzt immer betonen muss, daß es sich hierbei um seriöse Überlegungen handelt.
****66 Mann
220 Beiträge
Seit die Künstler zusammen mit den Feudalherren im 19. Jhdt so nach und nach aus den euröpäischen Palästen vertrieben wurden, ist ihr Treiben ganz wesentlich davon geprägt, diese Bollwerke der Aufklärung zu durchbrechen. Indem sie bewusst auf blankes Un-Verständnis abzielt oder durch Schock-Effekte das unvermittelte Eindringen der Sinnesreize beim Rezipienten wiederherzustellen trachtet.
Interessanter Gedanke. Jedoch muss in diesem Zusammenhang ein wichtiges Argument für die "Befreiung" der Kunst ergänzt werden: die Industrialisierung. Die Erfindung der Fotografie brachte die Malerei in ein Dilemma. Die Abbildung war fortan Sache der Fotografie. Die Kunst war gezwungen, sich neu zu definieren, wurde somit zu ihrer Selbstbefreiung gezwungen, wollte sie eine Zukunft haben. Die Evolution der Abstraktion, die nun schrittweise stattfand, kulminierte in einem schwarzen Quadrat (von Malewitsch, 1915).


...ob die allesüberstrahlende Dominanz, auf dem musikalischen Sektor und seit den 60er Jahren des vorigen Jhds., des Angloamerikanischen Sprach-u.Kulturraumes, zu großem Teil ein Produkt einer halbwegs gelungenen Integration verschiedener Völker u. Rassen sei ?(gut, es hat natürlich auch Jahrhunderte gedauert ehe dies einigermaßen gelang)

Dies gilt im Übrigen auch und insesondere für den Film. Das Alphabet des Sehens wurde durch die amerikanische Filmindustrie formuliert und hat bis heute bestand. Weicht man von der Machart (Bild-, Tonfolge, Montage, Erzählebenen) ab, versteht der Rezipient den Film nicht mehr. Wir sehen die Dinge wie wir sie sehen sollen. Der kleinste gemeinsame Nenner von Wahrnehmung, ummantelt mit Action, dramatisierten, emotionalisierten Sequenzen wird ebenso in einem Dorf in Nigeria, als auch in den Multiplexkinos der westlichen Welt verstanden. Vereinheitlichung und Simplifizierung dient der Gewinnmaximierung. Es schürt gleichzeitig die Gefahr, diese Muster als Wahrheit anzuerkennen.

Fest steht, es geht auch anders. Wirklichkeit wird gemacht. Es ginge auch völlig anders. Man muss es nur tun.

Für sehr viele Menschen sind Filme wie der folgende sehr schwer auszuhalten, weil man sie nicht mit der Grammatik des kommerziellen Filmes verstehen kann. Dabei hat dieser Film eine wunderbare Ästhetik, sehr viel psychologische Tiefe und nebenbei eine technische Brillanz.


*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Das Alphabet des Sehens wurde durch die amerikanische Filmindustrie formuliert und hat bis heute bestand.

Das Alphabet des Hörens in ebenjener Industrie wurde meines Wissens in herausragender Weise von Wagner mitgemeißelt.

Als Beleg hierzu wird oft das Darth-Vader-Theme in Star Wars zum Siegfried-Thema im dritten Teil des Rings in Analogie gesetzt. Aber das ist die große Ebene des Gesamtkunstwerks.

Viel stärker ist sein Einfluss wohl bei der Instrumentierung zur Untermalung der Stimmungslagen in den Einzelszenen. Da Filmmusik viel ungefilterter Einzug in unsere Seelen hat, wurden hier emotionale Stereotypen standardisiert und genau hier gehören hinter Yangs Warnung

Es schürt gleichzeitig die Gefahr, diese Muster als Wahrheit anzuerkennen.

drei Ausrufezeichen.

Musik mit deutschen Texten basierend auf schönen orientalischen Wehmuts-u. Freudenklängen ?

Wehmut ist OK, aber die Freude werden wir dem Araber schon noch austreiben.
Schließlich haben wir den Weltschmerz erfunden.
Schüttel Dein' Speck.
Wehmut ist OK, aber die Freude werden wir dem Araber schon noch austreiben
alles klar ... und nein ich Nietzsche war kein Linker.
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