"Macht hoch die Tür, die Tor macht weit" –
so beginnt ein Adventslied,
in welchem der erwartete Herr mit den Worten "meins Herzens Tür dir offen ist" angerufen wird.
Natürlich ist im Text des Liedes an Tor(e) und Tür(en) im Plural gedacht.
Türen waren anfangs Torflügel, die hochgezogen werden konnten.
Das altgriechische "thýra" hat diese Bedeutung.
Dem Tor waren die (beiden) Türen so wesenseigen,
dass Tür und Tor fast identische Bezeichnungen sind.
Im Englischen klingt "door" ähnlich wie "Tor", bedeutet aber vor allem Tür;
das Tor ist meist mit "gate" gemeint,
das schriftbildlich beinahe mit dem deutschen "Gatter" übereinstimmt.
Im Lateinischen fand wegen der Flügel das Dualwort "foris" für Tür und Tor Verwendung.
Draußen war das Forum, das einen Bedeutungswandel von vor dem Tor
über den Marktplatz bis zur Öffentlichkeit erfahren hat.
Das lässt mich an den Türöffner denken,
der im engeren Sinn eine Fernbedienung zum Entriegeln von Türen ist,
im übertragenen Sinn eine Initiative,
zum Beispiel ein Geschenk, um gute geschäftliche oder andere Beziehungen zu knüpfen.
Andererseits hat sich der Ausdruck Toresschluss erhalten,
der sich fast gar nicht mehr auf Stadttore bezieht,
deren allabendliche Schließung die Nachtruhe der Bürgerschaft schützen sollte.
Vielmehr können alle möglichen ablaufenden Fristen gemeint sein,
so dass man, um sich Scherereien zu ersparen,
besser nicht erst nach Toresschluss zu demjenigen kommt, was fristgerecht erledigt werden soll.
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