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populismus,

***is Mann
2.127 Beiträge
Die Wahl und Definition dieses Wortes passt aber mal wieder ins Bild und stellt Meinungen, die vom allg. Konsens abweichen als mehr oder weniger unsinnig dar. Hier, von T-Online:

In politischen und gesellschaftlichen Diskussionen gehe es zunehmend um Emotionen anstelle von Fakten, erklärte die Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden. Insofern stehe das Wort für einen tiefgreifenden politischen Wandel. Immer größere Bevölkerungsschichten seien aus Widerwillen gegen "die da oben" bereit, Tatsachen zu ignorieren und sogar offensichtliche Lügen zu akzeptieren.

Das ist, offen gestanden, als Begründung eine ziemlich Frechheit, weil es jene diskreditiert, die sich ihre eigenen Gedanken zu den Dingen machen, selbst wenn sie diese auf Fakten und Zahlen stützen können. Dass ausgerechnet jene, die sich mit Elan an der dauernden Lügerei beteiligen, diese Wahl begrüßen, ist schon unfreiwillig komisch...
******s_X Mann
1.066 Beiträge
Also erstmal ist niergendwo eine Definition zu finden die sich auf angeblich konsensabweichende Aussagen bezieht sondern lediglich auf den Umgang mit Fakten und der Überhöhung des Bauchgefühls in politischem Handeln und Denken.

Wo bitte ist das Ignorieren von Fakten als Denken anzusehen? Oder das Denkvermögen des Bauchgefühl ?

Wer beteilig sich an dauernden Lügen? Sascha Lobo, Thomas Asheuer, Hanah Arendt oder noch andere?

Und um mal auf die Gegenseite zu kommen. Wo sind die Fakten von Petri, Wagenknecht, Trump oder Erdogan?
***is Mann
2.127 Beiträge
Das ist aber genau die Definition, die mitschwingt. Passt im Prinzip auch zu meinem Eingangspost:

Passt eine von der Gegenseite geäußerte Ansicht nicht, ist das schon "Populismus". Es ist ein Schlachtbegriff geworden, der den echten politischen Diskurs frühzeitig zu unterminieren sucht, und gleichzeitig dem jeweiligen Gegner die Kompetenz abspricht, an einem solchen Diskurs qualifiziert teilzunehmen...

Ersetze "Populismus" durch "postfaktisch". Das selbe Kind hat nun einen neuen Namen bekommen, weil man wohl langsam dahinterkommt, dass sich die Populismuskeule langsam verschleißt. So ist das mit Dingen, die exzessiv verwendet werden.

Das Ignorieren von echten Fakten hat selbstverständlich nichts mit denken zu tun. Fakten sind Fakten. Punkt. Wenn aber jemand einfach entscheidet, deine Fakten, selbst wenn sie mit Belegen daherkommen, nicht zu akzeptieren, weil die Quelle nicht goutiert oder damit gegen den Konsens verstoßen wird, kann und wird dieser Jemand, wer immer es sei, das als "postfaktisch" abtun. Zack, Totschlagargument. So laufen gerade aktuelle Diskussionen leider.

An Lügen beteiligen sich eine Menge Leute. Politik, Medien, selbsternannte Experten. Das zieht sich kreuz und quer durch die Geschichte. "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten", "die Renten sind sicher", "blühende Landschaften", "mit mir wird es keine PKW-Maut geben", zerstörte Brutkästen und getötete Säuglinge als Vorwand für ein Eintreten in den 2. Golfkrieg (reine Erfindung, medial in den USA groß inszeniert), Massenvernichtungswaffen für den Eintritt in den 3. Golfkrieg (inexistent), "Islam ist Frieden", zum 10. Mal "wir dürfen nicht durch Einzelfälle auf einen Generalverdacht kommen", etc. pp. Es wird gelogen und verbogen, dass sich die Balken biegen. Aber ist wahrscheinlich alles jetzt "postfaktisch".

Wer da was sagt, ist schon fast sekundär. Lobo ist ein völlig überbewerteter Pseudointellektueller, der sich zu gern reden hört, Erdoğan ein faschistoider Spinner, der nur noch fassungslos macht, sobald er den Mund öffnet, Trump ein Großmaul ohne nennenswerte politische Vorerfahrung, der schon einige seiner Versprechungen selbst kassiert hat. Man darf gespannt sein, wie das weitergeht.

Man kann nicht gleich davon ausgehen, dass alle anderen Genannten keine Fakten haben. Solange sie belegbar sind, sind und bleiben es Fakten. Und verschiedene Quellen geben nun einmal hin und wieder verschiedene Fakten. Das macht nicht automatisch die Gegenseite unglaubwürdig. Das tolle, neue Wort zu benutzen, widerstrebt mir gerade. Es geht einfach nur um eine neue Möglichkeit, unliebsame Ansichten mundtot zu machen. Mehr ist das nicht.

Mich strengt das irgendwie gerade ziemlich an...
*******use Mann
3.197 Beiträge
"postfraktisch"
ist genauso eine Begrifflichkeit wie "Verschwörungstheorie" oder
eben auch "Populismus"- ideal zum Meinungsmanagement.
Aber um mich nicht des Verdachtes der Verbreitung von gefährlichem
Halbwissen auszusetzen (wobei man trefflich darüber streiten könnte,
ob Halbwissen besser ist als Nixwissen), lasse ich einen Experten
zu Wort kommen (man beachte die eingeblendeten Quellenverweise):




Nicht ganz ohne die Hoffnung, die Verständlichkeit meines sehr verdichteten
vorigen Statements zu verbessern... *g*
Postfaktisch ...
... also "nach - faktisch" ist ein untauglicher Begriff, besonders als Epochenbegriff. Also schlicht Unsinn. Denn der setzt voraus, dass es vorher eine Zeit der Faktizität gab. Und das ist nachweislich sicherlich nicht der Fall - weder in der Politik, noch in der gesellschaftlichen Debatte über Sachverhalte.

Und was wäre dann Faktisch? Wenn der einen Partei eine Millionen Flüchtlinge zu viel sind, dann sind es für eine andere Partei in geopolitischen Zusammenhängen nur wenige, die die Flucht schaffen. Es kommt also jeweils auf das Interpretationsschema des Faktischen an; nackte Daten und Fakten sagen zunächst überhaupt nichts! Die Relationen sind das Wesentliche, das benannte schon im letzten Jahrhundert die sog. Sprachphilosophie (mit L. Wittgenstein).
Der Populismus ignoriert nicht mal Fakten (außer denen, die in das eigene Bild nicht hineinpassen), sondern interpretiert diese auf Erfolg hin, eine Stimmung bei einer vermeintlichen Mehrheit aufzunehmen. Dabei werden in der Tat andere alternative Sichtweisen bewusst ausgeblendet und unterschlagen. Notfalls kommt der Populismus auch ohne sogenannte Fakten aus, denn Gefühle und Emotionen benötigen keine Faktizität.
Wir machen uns die Welt eben, wie sie uns gefällt. Und wer für 4 Jahre gewählt ist, kümmert wohl kaum ein Klimawandel und die Renten in 20 oder 30 Jahren. Da können Experten noch so sehr mit handfesten Datenmaterial kommen.
*******alm Paar
7.574 Beiträge
Themenersteller 
eine frage an die freiheit........
der niederländer "Geert Wilders" wurde heute verurteilt aber nicht bestraft.

so entsteht eine neue frage, wo hört freie meinungsäußerung auf?

wochenend*wink*
***is Mann
2.127 Beiträge
Die hört nie auf, weil sie ein gesetzlich verbrieftes Grundrecht ist. Die Grenze wird beispielsweise bei Dingen wie der Leugnung des Holocausts gesetzt. Den leugnen heute eigentlich nur noch die ganz abgedrehten Vögel ernsthaft, vermutlich aber hauptsächlich, um zu provozieren. Der zu erwartende Effekt solcher Äußerungen und der damit fast zwangsweise sprunghaft ansteigende Bekanntheitsgrad sind wohl zu verlockend.

Die Demokratie, auf die sich dieser Tage ja immer wieder vehement berufen wird, muss alle Meinungen aushalten können. Ich muss beileibe nicht jede Ansicht teilen oder gar gutheißen, aber gesagt werden darf so ziemlich alles. Um Standpunkte zu klären, gibt es das Mittel des Diskurses. Zur Zeit hat sich aber eher das Mittel des Niederknüppelns etabliert, wobei ich finde, dass diese Gruppe hier durchaus eine Ausnahme bildet.

Leider hat sich in der Öffentlichkeit eingebürgert, nicht konsenskonforme Meinungen mindestens zu ignorieren, gern aber zu diskreditieren, und seine Äußerer gleich mit. Die Folgen sind fatal, und ein Festhalten an dieser Vorgehensweise wird langfristig genau das Gegenteil von dem erreichen, was der - nennen wir es mal "Mainstream" - möchte. Je mehr die andere Seite ignoriert und beschimpft wird, desto lauter und heftiger wird sie mit der Zeit werden, das steht außer Frage. Da nützen auch mittlerweile totgerittene Phrasen wie "Populismus", "Hatespeech", "Hassposts" oder die immer noch gern genutzte Nazikeule nichts. Dass gebildeten Leuten dieser Zusammenhang nicht aufgeht, ist mir ein Rätsel. Aber wenn man sich derart in seiner eigenen Selbstgerechtigkeit suhlt, und die Spielregeln der Political Correctness auf seiner Seite wähnt, wird man vielleicht betriebsblind. Ein Stück weit wohl postfaktisch.

Interessant übrigens, dass die Antifa fast ungehindert und massenhaft weiter Randale machen darf. Autos anzünden, Straßenschlachten mit der Polizei, Bedrohung von Gastronomen und Hoteliers, die AfD-Veranstaltungen ein (physisches) Dach bieten, öffentliche Reden behindern, Büros und Fahrzeuge der AfD beschädigen oder gleich abfackeln, Hausbesetzungen etc. pp. Aber "rechte Gewalt" ist ein Problem, soso. Die SA hat früher auch solche Sachen gemacht, aber da stand nicht "antifaschistisch" drauf, vielleicht ist das das Problem. Und unsere Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth marschiert auch gern mal mit. Eine hohe Repräsentantin des Staates läuft mit Leuten, auf deren Plakaten "Deutschland verrecke", "Deutschland, Du mieses Stück Scheiße" und "Bomber Harris do it again" steht. Wo öffentlich auf die deutsche Fahne gepisst wird. Aber ist irgendwo etwas nicht PC, oder macht ein alternder Politheini der FDP ein harmloses Witzchen über ein Dirndl samt seiner Trägerin (Brüderle, wir erinnern uns?), geht das Wochen durch die Medien, bis hin zur öffentlichen Demontage. Mann, was für ein bedeutendes Ereignis!

In den USA kann man schon gut beobachten, wohin das führt. Dort ist man schon ein gutes Stück weiter. Der vor allen in akademischen Kreisen geradezu krankhafte PC-Wahn zieht inzwischen eine deutliche Zunahme psychischer Erkrankungen nach sich, weil im Grunde keiner mehr so richtig weiß, was oder was nicht er sagen darf und alle verunsichert sind. Eine Universitätsprofessorin musste sich öffentlich entschuldigen, weil sie im Zusammenhang mit der Gruppe "Black Lives Matter" bemerkte, dass doch "all lives matter". Kann man sich sowas vorstellen? Da verlieren altgediente Lehrkräfte ihre Jobs wegen vermeintlich sexistischer Witzchen, da werden Studenten durchfallen gelassen, weil sie ihre Thesis nicht in genderinklusiver Sprache geschrieben haben. Und über alledem wachen die sog. Social Justice Warriors, die sofort bei allem roten Alarm schlagen, aber selbst ihre "Safe Spaces" brauchen, wenn ihre Gefühle verletzt werden könnten. Wenn die Gefahr besteht, dass dies passieren könnte, gibt es sog. "Trigger Warnings" vor Vorträgen. Ernsthaft! Lustigerweise gehören die meist nicht einmal selbst einer der Randgruppen an, für die sie sich so massiv einsetzen. Das wäre insgesamt ein Thema für sich, aber das würde den Rahmen endgültig sprengen. Wie auch immer, diese Leute/dieser Trend hat erst ermöglicht, dass jemand wie Trump ans Ruder kommt. Einer, der sich einen Dreck um Konsens schert, dem PC ein Gräuel ist und der sich traut, auch extrem gegen den Strich zu bürsten. Eine wohltuende Abwechslung für die genervte Bevölkerung, oder zumindest große Teile davon. Ob das reicht, um das mächtigste politische Amt der Welt zu kleiden, darüber darf man geteilter Meinung sein, aber die Zeit wird es uns zeigen.

So weit sind wir NOCH nicht, aber der Weg ist eingeschlagen. Auch an dt. Unis zeigen sich langsam derlei Tendenzen, und unser aller Obermeinungs- und Sprachpolizist Heiko Maas hat ja auch eine ganz dezidierte Ansicht zu freier Meinungsäußerung. Aber dieser Trend ist überaus kritisch. Hält man mit Gewalt den Deckel drauf, steigt der Druck an, ganz einfache Regel. Lasst die Leute sagen, was sie denken, hört ihnen zu, nehmt ihre Sorgen ernst, schlagt ernst gemeinte Lösungen vor, und es wird sich entspannen. Macht so weiter, wie bisher, beschimpft, lacht aus, diskreditiert, schreibt "besorgte Bürger" weiter in Anführungszeichen und hetzt die Sprachpolizei auf sie, und lebt damit, dass die nächsten Wahlen eventuell unangenehme Überraschungen bringen. Ganz simple Zusammenhänge.

Dieser Tage schäme ich mich fast, ein Linker zu sein. Meine einstige politische Heimat hat völlig den Boden unter den Füßen und Realitäten aus den Augen verloren und ist in vielerlei Hinsicht weit über das Ziel hinausgeschossen. Sie macht sich nur noch lächerlich, eiert herum, misst massiv mit zweierlei Maß, schulmeistert. Wo sind die Tage von Leuten wie Brandt und Schmidt hin? Meinetwegen noch Schröder, aber was momentan abgeht, ist mit Trauerspiel noch diplomatisch umschrieben. Das linke Spektrum diktiert gerade die Meinungen, demontiert sich dabei aber langsam aber sicher selbst. Phrasendrescherei und inszenierte Empörungsorgien sind nur sehr bedingt geeignet, wieder Fuß zu fassen in der Bevölkerung. Man ist bequem geworden, weil es kein Profil mehr gibt. Alle wollen in "die Mitte", was immer das sein mag, und verwaschen dabei bis zur Unkenntlichkeit.

Die AfD muss in den Bundestag. Nicht, weil sie an einer Regierung beteiligt werden soll, sondern weil sie der Weckruf für alle anderen sein muss. Das rechte Korrektiv in der Opposition. Etwas, das dafür sorgt, dass sich alle anderen Parteien wieder darauf besinnen, was sie wirklich sind. SPD links mit Reaktivierung des alten Stammklientels, CDU konservativ mit entsprechenden Themen, die Grünen mit ihren alten Kernthemen links neben der SPD, meinetwegen sogar die m.E überflüssige FDP mit ihrer Kernkompetenz Klientelpolitik und Wildwestwirtschafts-Affinität. Die AfD wird ohne Zweifel gehasst werden, ganz sicher wird sie nie regieren, aber sie muss der Stachel im Fleisch der bequem und austauschbar gewordenen, etablierten Parteien werden. Ich gehe ohnehin davon aus, dass sich die AfD irgendwann von selbst zerlegt, aber bis dahin soll sie den Laden mal ein bisschen aus seiner Lethargie reißen.

So ich habe mich quantitativ etwas gehen lassen, danke für die Geduld beim Lesen...
**e Mann
2.564 Beiträge
Ein Artikel, der die Sprache der neuen Rechten recht genau untersucht. Lang aber gut:

http://uebermedien.de/10759/der-code-der-neuen-rechten/
*******alm Paar
7.574 Beiträge
Themenersteller 
@pue,
bei aller liebe, ist das die sprache der neuen rechten?

was hat populismus mit rechts und links zu tun?

ich habe vor zwei wochen mit einem mann gesprochen, der hält die erderwärmung durch den menschen für quatsch und sagt, eiszeiten und hitzeperioden hat es schon immer gegeben! haute dabei auf den tisch!

das schlimme ist, dieser mann ist akademiker!

*wink*
Na,
und mein erster Schwiegervater war Forstdirektor
und hat weder an das Baumsterben noch an das Schrumpfer der Gletscher geglaubt.

Ich bin auch Akademiker,
aber trotzdem glaube ich meinen mindestens 5 Sinnen mehr als Formeln.

*sonne*
Julius
**e Mann
2.564 Beiträge
was hat populismus mit rechts und links zu tun?

Er wird ihnen zugeschrieben.

Was haben Akademiker oder Nichtakademiker jetzt mit Populismus zu tun?
***is Mann
2.127 Beiträge
Ich würde Populismus im Prinzip ALLEN politischen Strömungen zuordnen. Sicher, die Extrema des Spektrums sehen sich diesem "Vorwurf" ohne Zweifel häufiger ausgesetzt, aber dazu fähig sind alle. Wie gesagt, es ist auch eine Frage der Perspektive, ob man es so nennen möchte, oder nicht. Linken schreibt man Populismus tendenziell weniger zu. Aus deren Standpunkt heraus sind ja schon einige SPD-Äußerungen dem zuzurechnen.

Ob es sich um Akademiker handelt, oder nicht, würde ich jetzt erst einmal ebenfalls für sekundär halten. Ist evtl. eher eine Frage des sprachlichen Registers, wie man es aufnimmt. Da wirken Akademiker vielleicht auf Grund ihrer möglichen Wortwahl gesetzter, wenn sie auch vielleicht im Grundsatz dasselbe sagen...
Die meisten Populisten ...
• die öffentlich wirksamen zumindest - sind Akademiker, denn sie wissen in der Regel, was sie (nicht) tun. Sie bedienen sich der Information und modifizieren diese zu ihrem politischem Zweck.
Der Schritt weiter wäre dann der Demagoge, der noch einmal schlagwortartig zuspitzt und nicht davor zurückschreckt, Fake-Nachrichten in Umlauf zu bringen.
"Populismus" als Kampfbegriff
"Populismus" ist eindeutig ein ideologischer Kampfbegriff zur Aufrechterhaltung der Diskurshoheit. Letztendlich geht es um Konformitätszwang. Populisten werden im offiziellen Sprachgebrauch fast nur solche genannt, die sich jenseits des linksgrünen Zeitgeists verorten. Er dient der Abwertung, damit man sich nicht mit den vorgebrachten Argumenten beschäftigen muss, sondern diese von vornherein als inadäquat, zumal angeblich "populistisch", abqualifizieren kann. Der Begriff "Stammtisch" zählt zur gleichen Kategorie. Letztendlich sollen so nichtkonforme Meinungen als diskussionsunwürdig gebrandmarkt werden, was allerdings nur das eigene festgefahrene Dogma, die derjenige, der diese Begriffe nutzt, offenbart. Die Unfähigkeit, eigene Positionen noch zu hinterfragen und sich auf eine ergebnisoffene Diskussion einzulassen, scheint heute der Maßstab zu sein. Dahinter steht meines Erachtens auch eine gewisse Denkfaulheit.
Große politische Denker wie Jean-Jaques Rousseau oder John Stuart Mill würden im Grabe rotieren bei dem heutigen Demokratieverständnis des Juste Milieus...
***is Mann
2.127 Beiträge
Besten Dank, besser kann man es nicht ausdrücken.

Ich war vorgestern in dem sehr empfehlenswerten Frank-Zappa-Film, der einige sehr interessante, auf heutige Lagen anwendbare Bezüge zeigte. Unter anderem diesen: um ihn als für einen ernsthaften, gesellschaftspolitischen Diskurs als völlig ungeeignet erscheinen zu lassen, stellte die Medienlandschaft Zappa durchweg als völlig durchgeknallten Freak dar, der nichts weiter als provozieren wolle, unmoralisch und auf Drogen sei, etc. pp. In den positiveren Schilderungen kam er bestenfalls als Clown weg. Dabei hat der Gute durchaus ernsthafte und sehr dezidierte politische Standpunkte gehabt. Da man aber genau diese fürchtete, wurde er als jemand dargestellt, der nicht für voll zu nehmen ist. Nach genau diesem Prinzip funktioniert das heute auch, nur mit anderer Wortwahl. Kritische Stimmen, die dem Kurs entgegenwirken könnten, werden für unglaubwürdig erklärt. Das sind die Abgehängten, die Perspektivlosen, die Bildungsfernen, der Pöbel, das Pack, der Stammtisch, oder einfach Populisten. Mal sehen, wie lange das noch funktioniert. Die Tatsache, dass das bei Zappa schon vor über 40 Jahren geklappt hat, und das auch heute noch geht, stimmt mich da wenig optimistisch...
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Richtig. Ich danke Infam für den Beitrag und Ignis für das Beispiel.
**********henke Mann
9.667 Beiträge
Linksgrün ...
... als Kampfbegriff ist eine Contradictio in adiecto, denn beide Ideologien funktionieren auf verschiedenen Ebenen. Links sein heißt, dass man sich wünscht, dass die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen ein Ende haben soll, Grün sein heißt, die Ausbeutung der Natur durch den Menschen beenden zu wollen. Wer hier Gleichheitszeichen setzt, der war in der Schule ab Klasse 7 nur noch anwesend.

P.S. Ich weiß, dass ich in einem Wespennest gestochert habe *g*
***is Mann
2.127 Beiträge
Nun, ich gehe aber schon davon aus, dass Du die Grünen im linken politischen Spektrum verorten würdest, oder?

Ich denke, das ist hier eher ein generischer Begriff als ein Gleichsetzen der beiden Ideologien. Es gibt ja bei beiden durchaus auch inhaltliche Kongruenzen...
**********henke Mann
9.667 Beiträge
Das ist...
..., mit Verlaub, Unsinn.

Es gibt bestenfalls personelle Kongruenzen von Leuten, die sich mal dieses oder mal jenes Fähnchen suchen, um ihm hinterherzulaufen.

Eine Antilope, die elefantisch plappert bleibt eine Antilope - das stellt sich spätestens bei der Konfrontation mit einem Krokodil heraus *g*
**********tarii Mann
3.378 Beiträge
Das Tolle an "Grün"...
...ist es ja, dass "Grün" mit Heimat nahen Themen, wie saubere Umwelt, sowohl etwas für die "deutsche Kultur", als auch für den "deutschen Arbeiter" tut und somit nicht für Ausländer und nicht für das Kapital ist und somit in Bezug auf Deutschland von jeder Couleur wählbar ist, solange Umweltschutz verbindet.

Das Feindbild für "Links" dürften jene sein, welche reicher und rücksichtsloser (unsozialer), als der aktive "Linke", gegen Arbeiter (Ausgebeutete) sind. Für Gerhard Schröder könnte das Putin sein, der bezahlt ihn leider. "Links" ist schwer zu definieren.

"Rechts" erscheint da einfacher zu sein. Wer nicht für Ausländer ist, ist unabhängig davon, ob er für Umwelt oder gegen das "Kapital" ist, muss "Rechts" sein.

Na, auf die eine oder andere Art waren jetzt alle Aussagen im Kern populistisch.

Es bleibt wischiwaschi....

DeltaSagittarii
***is Mann
2.127 Beiträge
..., mit Verlaub, Unsinn.

Es gibt bestenfalls personelle Kongruenzen von Leuten, die sich mal dieses oder mal jenes Fähnchen suchen, um ihm hinterherzulaufen.

Glaubst Du wirklich, dass das grundsätzlich so trennscharf ist? Klar sind das nicht die selben Ideologien, aber die sind meines Erachtens nicht hermetisch voneinander abgeriegelt.

Zudem ist Opportunismus ein in der Politik weit verbreitetes Phänomen, wo Du schon die Fähnchen erwähntest...
******s_X Mann
1.066 Beiträge
linksgrün
als Sammelbegriff zu verwenden ist inhaltliche Idiotie wie schon oben geschrieben und nichts anderes als ein Ausdruck der Verzweiflung um sich von einer angeblichen Gruppe inhaltlich abheben zu können. Es ist nichts anderens als der Ausdruck der Unfähigkeit sich inhaltlich auseinandersetzen zu können und in seiner Dummheit Positionen und Gruppen gleichzusetzen.

Ich empfinde es als lächerlich urgrüne Positionen, die bis auf wenige Ausnahmen von allen Teilen der Bevölkerung als richtig anerkannt worden sind, als Unterscheidungsmerkmal zur eigenen Position zu verwenden. Da braucht sich der Verwender uber fehlende Akzeptanz der breiten Öffentlichkeit nicht zu wundern. Klar ist das von einer bestimmten Gruppe auch so gewollt, weil sie glaubt das schweiße zusammen. Klar wer sich von der ganzen Welt verraten fühlt, landet schneller bei einem Karl-Heinz Hoffmann oder seien idiologischen Rechts-Nachfolgern.

Mich erinnert es irgendwie an eine Mischung aus "Reichstagbrand" und "Schandvertrag von Versailles".
**e Mann
2.564 Beiträge
Begriffe sind wie Schachteln, in die wir die Dinge sortieren. So kann man eine Schachtel mit linksgrün beschriften. Sind halt Linke und Grüne drin.

Mit der gleichen Logik könnte man auch den Begriff der Linken selbst als unsinnig bezeichnen. Gibt ja Unmengen an Richtungen dort, die man so alle unrechtmäßig in einen Topf wirft.

Und selbst der Begriff Topf ist unsinnig, weil er über die verschiedenen Eigenarten von Töpfen hinweg geht. Aber so funktioniert Sprache.

Es steht einem frei, sich großer Schachteln zu bedienen oder dezidierter auch auf die Kleinigkeiten zu achten.

Unfähigkeit und Dummheit kann ich darin nicht entdecken. Da könnte man ganz andere Schachteln untersuchen, z.B. die "breite Öffentlichkeit".
**********henke Mann
9.667 Beiträge
Ich ...
... möchte bitten, doch hier https://de.wikipedia.org/wiki/Wesen_(Philosophie) noch einmal nachzulesen.
Und ..
wen sortieren wir in ne Schachtel mit zB Aufschrift:
Oben_Rechts
rein?

Die Links-Rechts Unterscheidung greift nicht so ganz.
Oben_Unten, Arm_Reich, Geber_Nehmer, ...
Betonköpfe, Sensibelchen, Kerle, Weiber, Kinder, Hunde, Katzen ....

Wir leben alle hier zusammen
und man sagt:
Wenn die Bienen sterben,
dann stehts für die Menschen auch nicht gut.

*musketiere*
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