Das Universum selbst ist fast leer. Es besteht aus Filamenten; dünnen, feinen Verästelungen der leuchtenden Materie, die von den Galaxien gebildet werden, und dazwischen befinden sich gigantische Leerräume, die Voids. Die sind so riesig, daß, wenn mann die durchschnittliche Verteilung von sichtbarer Materie im gesamten Universum ausrechnet, auf ein Teilchen pro Kubikmeter kommt. Sogar unsere Galaxie, die Milchstraße, bringt es, wenn man alle Sterne und Planeten materiemäßig homogen in dem Raum verteilte, den sie einnimmt, auf gerade ein Teilchen pro Kubikzentimeter. Diese Dimensionen kann man in etwa erahnen, wenn man als Vergleich die Menge der Teilchen in einem Kubikzentimeter unserer Raumluft hernimmt: Es sind einhunderttrillionen Teilchen.
Nun; daß der Weltraum dramatisch leer sein muss, ist offensichtlich, denn das für unser Auge sichtbare Licht der Sterne, die ja fünf bis einhundert Lichtjahre von uns entfernt sind, wird durch nichts abgelenkt oder verdeckt. Nimmt man Teleskope wie das wunderbare Hubble Space Telescope, dann sieht man, daß Licht millarden Lichtjahre vollkommen frei reisen kann. Was kann leerer sein als solch ein Raum? Da draußen ist also nichts, aber ob es das Nichts ist; das ist eine ganz andere Frage. Denn auch im absoluten Vakuum - dort, wo kein Teilchen ist - entstehen Teilchen und verschwinden wieder, einfach so, und keiner weiß, wieso. Es weiß niemand, was Licht eigentlich ist. Niemand weiß, was Schwerkraft ist, geschweige denn Kernkraft oder Magnetismus. Wir müssen uns sogar damit abfinden, daß Teilchen verschränkt sein können. Wir können zwar zwei Photonen miteinander verschränken und von Satelliten aus auf Erdstationen senden, auf denen sie mit hundertprozentiger Sicherheit auch verschränkt ankommen, aber niemand weiß, wieso. Jeder hat einen Laser zu Hause und brennt seine Lieblingsmusik oder sonstwelchen Scheiß auf dieser silbrigen Scheibe, aber keiner weiß, wieso das eigentlich so gut funktioniert.
Wir leben also in einer Welt, die perfekt funktioniert, und keiner weiß, wie. Einstein selbst verzweifelte daran, aber ich bin überzeugt, daß er sich mehr darüber geärgert hat, daß er die Expansion des Universums hätte voraussagen können, hätte er nur die zeitgenössische Überzeugung, das Universum müsse stabil sein, als ebenso fragwürdig erachtet wie Newtons Überzeugung, Raum und Zeit seien stabil. Er musste diesen Irrtum als seine "größte Eselei" eingestehen, doch in sein Grab nahm er seine ätzende Abneigung gegen die Quantenmechanik, und viele Male wird er sich darin umgedreht haben, wenn diese Theorie mindestens ebensogut und ebensogenau ein ums andere Mal bestätigt wurde wie seine Spezielle und Allgemeine Relativitätstheorie.
Für uns kann es das Nichts nicht geben, denn unsere Hirne haben eine deutlich höhere Dichte als Luft. Wir beherbergen 100 000 000 000 Zellen in unserem Kopf, und jede Zelle beherbergt ein Vielfaches an Teilchen verglichen mit Luft.