"Thology of the Body Explained"
"Theologie des Leibes"
"Mein Leib - bin das ich?"
Person = Leib + Seele
Die wichtige Erkenntnis war, dass wir Person sind. Wenn wir z.B. sagen „diese Person hat das und das gemacht...“, dann haben wir von dieser „Person“ eine gewisse Vorstellung. Größe, Haarfarbe, Frisur, Gesicht, Augen beschreiben sie, aber auch Verhalten, Charakter, ja ihre Einzigartigkeit. Jeder Mensch ist einzig mit seiner bestimmten Identität. Das Äußere und das Innere, der Leib und die Seele, machen das aus, was wir als Person verstehen. Und doch sind Leib und Seele nicht zwei verschiedene Dinge, so als ob die Seele irgendwo im Körper „herumfliegen“ würde. Leib und Seele sind untrennbar, sind eine Einheit. Die Seele drückt sich im Leib aus, das heißt, der Leib macht die Seele sichtbar.
Sexualität ist der Teil unseres Körpers, wo die Liebe und das Leben real und sichtbar wird, ja sogar so weit, dass hier tatsächlich ein neues Leben, ein Baby, entstehen kann! Und wir wissen das. Unser Leib sagt es uns. Jeder von uns spürt, dass wir in unserer Geschlechtlichkeit einen Bereich vorfinden, der einen wichtigen Teil unseres Lebens betrifft.
Auch wenn für manche Sex nur Spaß heißt, nur tolles Gefühl, drückt es doch für jeden die Sehnsucht nach Liebe und Glücklich-Sein aus. Und es ist ja wirklich so: Der Spaß, oder besser die Freude, die man in der körperlichen Vereinigung erlebt, hat etwas mit dem Glücklich-Sein zu tun, weil der Mensch auf jemand anderen hingeordnet ist, er braucht jemanden, um lieben zu können – aber das wollen wir noch später erklären.
Ist es nicht interessant, dass man auch von „Liebe machen“ spricht? Wir wollen Liebe „machen“ und vergessen, dass man Liebe nicht erzwingen kann. Wir wollen echte Freude und bekommen trotzdem nur „Spaß“. Wir wollen ein geglücktes und erfülltes Leben und werden dennoch enttäuscht. Vielleicht weil es an der Wahrheit über die Liebe fehlt? Was macht es aus, die Wahrheit über die Liebe und damit die Wahrheit über Sinn und Ziel des Lebens nicht zu kennen? Macht es etwas aus?
Hast du es schon einmal erlebt, dass dir jemand etwas erzählt hat, was sich später als unwahr herausgestellt hat? Noch schlimmer ist das Gefühl, wenn jemand vorgibt dein Freund zu sein, aber hinter dem Rücken schlecht über dich redet. Du bist enttäuscht. Die Reaktion auf die Unwahrheit ist Enttäuschung. Es gibt niemanden, der behauptet: „Naja, mir ist es egal, ob er es ernst meint... Es macht mir nichts, wenn er mich anlügt...“. Ohne Wahrheit gibt es keine Freude. Darum kann einer vom Leben nur enttäuscht werden, wenn er die Wahrheit über das Leben nicht sucht. Darum kann jemand von der Liebe nur enttäuscht werden, wenn er die Wahrheit über die Liebe nicht kennt. }³{Aber bitte wer hat diese Wahrheit? Welcher Mensch kann behaupten, die Wahrheit zu haben? Nun sind wir bei dem Punkt angelangt, warum wir uns Christen nennen. Denn einer hat gesagt: „Ich bin die Wahrheit selbst!“ Jesus, Gott selber, ist zu uns gekommen, um uns die Wahrheit zu sagen. Die Wahrheit über das Leben, über die Liebe – ja auch über die Sexualität.
Was würdest du davon halten, wenn wir Jesus direkt fragen könnten, was es mit der ganzen Sache auf sich hat? Z.B.: „Warum soll ich mit Sex bis zur Ehe warten?“ Was würde er sagen?
Nun, seine Antwort finden wir im Matthäusevangelium, Kapitel 19,3. Damals haben ihn die Schriftgelehrten zu diesem Thema befragt. Der Ausgangspunkt der Frage war zwar die Ehescheidung, aber Jesus antwortet, indem er sagt, wie das Ganze von Gott gedacht war: „Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer die Menschen am Anfang als Mann und Frau geschaffen hat und dass er gesagt hat: Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden, und die zwei werden ein Fleisch sein? Sie sind also nicht mehr zwei sondern eins (Mt 19,4-6).“ Jesus sagt ihnen damit, dass die Antwort am Anfang gleich bei der Schöpfung des Menschen zu finden ist und er verweist sie auf den Schöpfungsbericht in der heiligen Schrift. Diese Antwort war für die damaligen Fragesteller gültig genauso wie für uns heute, die wir diese Fragen stellen. Jesus sagt, dass in der Geschichte von Adam und Eva der Sinn der Liebe und des Lebens zu finden ist!
Das kann auch für deinen Biologielehrer interessant sein, der von der Evolutionstheorie überzeugt ist, denn es geht hier nicht unbedingt um einen Typen mit Namen Adam, sondern um den Sinn des ganzen Menschen. „Adam“ heißt ja „Mensch“. In dieser Erzählung (Gen 1-2) geht es darum, dass Gott die Welt, die Tiere und letztlich den Menschen erschafft. „Dann sprach Gott: Lasst uns den Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich.“ Es ist so, als ob Gott vor der Erschaffung des Menschen kurz innehält, sich berät. Es heißt: „Lasst uns ... machen, uns ähnlich“ – Gott selbst ist also nicht nur allein, sondern er ist Gemeinschaft. Gott ist der dreifaltige Gott – Vater, Sohn, Heiliger Geist –, der in sich die vollste und glücklichste Gemeinschaft lebt. Er ist die Liebe.
Gott schafft den Menschen als sein Abbild. Das heißt, wenn Gott Gemeinschaft und Liebe ist, dann wird auch der Mensch nur glücklich in Gemeinschaft und Liebe. Er schuf ihn „als sein Abbild. Als Mann und Frau schuf er sie.“ Der Mensch ist Gott ähnlich, weil er „seinen Geist“ – also die Seele – bekommen hat. Die heilige Schrift beschreibt das so, dass Gott dem Menschen durch die Nase „seinen Lebensatem“ einbläst. Dadurch wird der Mensch zu einem lebendigen Wesen. Es gibt einen Unterschied zu der anderen Schöpfung. Die Tiere sind nicht Gott ähnlich. Sie haben keine Intelligenz, kein Bewusstsein. Das kommt dadurch zum Ausdruck, dass der Mensch allen Lebewesen einen Namen gibt – er steht also über ihnen. Was ihn ausmacht, ist sein Bewusstsein von sich selbst, dass er existiert und – dass ihm etwas fehlt...
Am Anfang lief Adam also herum und sah den Löwen, vielleicht auch den ersten Dino, aber er war trotzdem allein, einsam. Einsam, weil niemand da war, dem er sich mitteilen konnte, den er lieben konnte – denn eine Honigbiene konnte er nicht lieben und ihr sein ganzes Leben geben...
Ist das nicht bei uns auch so?
Kennen wir nicht diese Einsamkeit in uns drinnen? Auch wenn wir sie vielleicht gut verdrängen, aber irgendwann machen wir die Erfahrung einsam zu sein. Das bedeutet nicht nur allein, ohne einen Partner zu sein, sondern es ist das Bewusstsein, dass wir mit uns allein nicht glücklich werden. }³{In der heiligen Schrift heißt es: „Gott sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt.“ Und es wird beschrieben, wie Gott den Adam in einen tiefen Schlaf fallen lässt, eine Rippe nimmt und Eva „aus der Rippe baut“. Das Wort „Rippe“ ist ein Wortspiel mit dem Wort „Leben“ –Gott macht also Eva aus demselben Leben und Material wie Adam, ohne dass dieser es mitbekommt. Darum ist der andere Mensch immer auch ein Geheimnis...
Als nun Adam erwacht, sieht er Eva, er sieht sich selbst, sieht noch einmal auf Eva und ruft voller Begeisterung: „Voll cool! Wir passen zusammen! Endlich hab ich jemanden, den ich lieben kann, dem ich mich ganz schenken kann!“ Und die heilige Schrift kommentiert: „Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau, und sie werden ein Fleisch (Gen 2,24).“
Hier haben wir nun eine Wahrheit über die Liebe herausgefunden: Da der Mensch Gott ähnlich ist, der eine unendlich glückliche Gemeinschaft in der Liebe lebt, ist der Mensch zu einer genauso totalen Gemeinschaft und Liebe berufen. Totale Liebe bedeutet aber auch „verlassen, binden und ein Fleisch werden“, das heißt letztlich einen wirklich konkreten Schritt machen und sich binden („ich will“), wie es bei der Ehe geschieht. Dann werden sie „ein Fleisch“ – die totale Einheit, „nicht mehr zwei, sondern eins“. Der Mensch ist Person mit Leib und Seele. Darum wird die körperliche Vereinigung der Ausdruck dieser Einheit zweier Personen.
Und wenn es eine Liebe in der Wahrheit ist, dann kann diese Einheit nicht darauf ausgelegt sein, wieder getrennt zu werden. Wahre Liebe beinhaltet Entscheidung, Hingabe und Treue. Die geschlechtliche Vereinigung verdeutlicht diese Dinge in einer ganz konkreten Weise. Sex drückt diese wahre Liebe als ganze Person aus, mit Leib und Seele, ganz real und sichtbar.
Quellen:
"Theologie des Leibes" von Johannes Paul II. und
"Thology of the Body Explained" von Christopher West.