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René Descartes: "Ich denke, also bin ich"

Fototour durch den Schloßpark. Das Bild wurde von @mariediv gemacht.
*******2001 Mann
802 Beiträge
Themenersteller 
René Descartes: "Ich denke, also bin ich"
Kaum ein Satz hat die Philosophen so sehr polarisiert wie dieser. Was bedeutet er für euch, wie aktuell ist er? Ist unser Sein tatsächlich von unserem Bewusstsein abhängig?
Als ausgemachter Materialist und Anhänger der marxistischen Philosophie, als den mich inzwischen sicher einige kennen gelernt haben, werde ich mich zunächst damit begnügen, den Handschuh in die Arena zu werfen. Ich bin gespannt auf eure Positionen und Bewegungen.

Liebe Grüße
Andreas
*gruebel*

Ich fühle, also denke ich also bin ich........

Oder denke ich doch? Was ist das: denken.
*******ata Frau
28.053 Beiträge
René Descartes: "Ich denke, also bin ich"
Dubium sapientiae initium.
Zweifel ist der Weisheit Anfang.


René Descartes


*zwinker*
*****div Frau
7.968 Beiträge
Ich bin doch hoffentlich auch noch, wenn ich nicht klar bei Bewusstsein bin. Wenn mir z.B. jemand das echte Bewusstsein raubt, aus welchen Gründen auch immer *rotwerd* bin ich aber so was von nichtdenkend und trotzdem im Sein
*****div:
bin ich aber so was von nichtdenkend und trotzdem im Sein
*meld* ich auch und ich genieße es
Es zeigt das Drama des kartesischen Weltbildes auf, das bis heute großen Einfluss hat:

Das der Kern unseres Seins, das Denken ist.

Das die Ratio ultimativ sei. Das unsere Welt der völlig losgelassenen Ratio des Menschen, ohne die Erkenntnis der inneren und äußeren Zusammenhaltes, vor lauter Zügellosigkeit, der Beliebigkeit des Machbarkeitswahns unterliegt.
Der Machbarkeit des rationellen Eigenutzes. Der Machbarkeit der Besitzgier, die dem calvinistischen Ideal entsprungen, auf Erden das Himmelreich aufzeigt.

Das Denken ohne Bewussein des Selbst, ist wie die Erkenntnis das Atome gespalten werden können, nur um damit ideologisch die Welt zu spalten.

Die meisten werden sagen, das ist Alternativlos. Das geht nicht anders. Das haben die Menschen lange genug von egozentrischen, der Bewustlosigkeit anheimgefallenen Mächtigen hören müssen. Wenn es also nur eine alternativlose Wirklichkeit gibt, wende ich das gleiche Prinzip der Bewustlosigkeit der Mächtigen selbst an:

Denkend dankbare alternative Alternativlosigkeit!

Soweit meine kurze analytische Glosse, der jüngeren Menschheitsgeschichte, beispielhaft skizziert an der denkenden, unbewussten, Bewustlosigkeit des Herrn Descartes.
Wie ich schon im anderen Thread geschrieben habe:

Ich vermute, das "das Denken" zur Zeit Descartes eine andere Bedeutung hatte wie wir es heute beschreiben würde. Denken kann auch ein Computer, er verarbeitet Input gemäß der Pogrammierung. Was uns vom Computer unterscheidet ist, das wir mit dem Ergebnis dieser Berechnung unzufrieden sein können, wir wollen ein anderes Ergebnis sozusagen. Erst unser Wollen verleiht dem Denken (wie es Descartes vielleicht ngemeint hat) wirklich Gewicht. Wir sind z.Bsp. dann zufrieden, wenn das Ergebnis unseres Denkens mit dem eigenen Wollen übereinstimmt.

Die Erkenntnis des eigenen Seins ist also entweder ein zwangsläufiges Ergebnis eines Denkprozesses oder - und das vermute ich - das Ergebnis des Wollens.
Ich will, also bin ich.
Auch: Ich will sein - also bin ich.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Nur zur Erinnerung:

Descartes berühmter Satz ist die Lösung eines Problems, das er mit seinem "methodischen Zweifel" selber geschaffen hat. Er geht von der sicher unstrittigen Feststellung aus, dass unsere Sinnesorgane uns bisweilen täuschen. Und sucht nach irgendetwas, woran er sich festhalten kann, was er als gewisslich wahr annehmen kann.

Als Prototyp für eine solche Sinnestäuschung stelle ich mir immer Archimedes vor, der völlig konsterniert seine Freundin an einem griechischen Badestrand betrachtet; und den optischen Eindruck hat, dass ihre Beine ca 74% kürzer sind, wenn sie im Wasser steht.

Descartes denkt sich die Beine länger.

Das macht den Rationalismus so sexy.
...und das ist auch gleichzeitig sein Problem. Er zieht sich selber an seinem Schopf des Rationalismus, aus dem selbst geschaffenen Sumpf.
Wenn er denkt das jemand denken könnte, das die Beine kürzer sind, so beweist sein denken nur, das er schon Erfahrung mit der Welt hatte, die ihm dieses Bedenken ermöglicht. Die Erfahrung selbst, findet ohne Denken statt. Er beweist damit eigentlich nur, das er nicht weit genug gedacht hat. Vor jedem Denken steht die Erfahrung der Welt und nicht das Paradoxon, das erst durch das Denken selbst entstanden ist.
Es existieren keine Pradoxa in der Realität, sie entstehen nur durch die phänomenologische Kurzsichtigkeit unserer Gedanken. Der Gedanke an sich kann hier nichts anbieten, was sich zum dauerhaften Festhalten eigent.
Was den Kern der Wissenschaftstheorie ausmacht.
anders herum:

stimmt der satz so,
dann denkt alles, was ist.

ich - für mich - nehme das an. ich denke, jedes sandkorn denkt. hab ich einen moralischen, denke ich, es denkt über mich.

oder - auch nicht unbekannt - es wird (erst), indem es sich denkt.

vielleicht sind umkehren, als schluss, und spiegeln, als anfang, der beginn des denkens.
vielleicht sind unsere naturgesetze aber auch nur eine illusion, eine gelöste rechenaufgabe, und wir bilden uns zu viel ein auf unsere eigene weltlese.

in vivo veritas.
*******alm Paar
7.574 Beiträge
der mensch als maschine..................
Der Aufklärer La Mettrie ist insbesondere durch seine Schrift mit dem eingängigen Titel L'homme machine (1748; dt.: Der Mensch als Maschine) in die Geschichte der Philosophie eingegangen. Sein Discours sur le bonheur oder Anti-Sénèque (1748), den er selbst als sein Hauptwerk ansah, wurde hingegen von den Zeitgenossen geschmäht und später kaum noch beachtet. Als „Monsieur Machine“ wurde für La Mettrie später die Klassifikation mechanistischer Materialist geläufig, ursprünglich eingeführt von Karl Marx, um den Fortschritt seines eigenen Denkens zum historischen Materialismus zu markieren. Tatsächlich vertritt La Mettrie jedoch nicht die philosophische Position eines mechanistischen Materialismus.
Ausgehend von René Descartes entwickelte La Mettrie einen streng erfahrungsorientierten Materialismus, der jegliche metaphysische Vorannahmen oder Schlussfolgerungen verneint. So bestimmt er die Seele – einen zentralen Streitgegenstand der Frühaufklärung – als Resultat komplexer Körperfunktionen, die folgerichtig nicht nur durch deren individuelle Wandlungen (z. B. durch körperliche Funktionsstörungen oder durch Lernen) beeinflussbar ist, sondern somit auch als Ergebnis einer biologischen Entwicklung erscheint. Damit wich La Mettrie radikal von Descartes ab, der einen Dualismus von Geist und Materie angenommen hatte. Trotzdem beschrieb La Mettrie, wie Descartes, eine Wechselwirkung zwischen Körper und Geist bzw. Seele. Diese Interaktion führte ihn zu der Schlussfolgerung, dass es nur eine materielle Substanz gäbe, da sonst keine Wechselwirkung möglich wäre. La Mettrie war also materialistischer Monist und somit auch konsequenter Atheist, aber anders als manche seiner aufklärerischen Zeitgenossen kein gemäßigter, sondern ein rigoroser Vertreter der Radikalaufklärung. Im Gegensatz zu fast allen prominenten Aufklärern seiner Zeit, die die Gleichwertigkeit ihrer Morallehre mit der christlichen beteuerten, verkündete La Mettrie offensiv, freilich mit den Worten eines fingierten „entsetzlichen Menschen“, „dass die Welt niemals glücklich sein wird, wenn sie nicht atheistisch ist.“

quelle wiki.........

ich denke, also spinn ich?

der gute wurde vergiftet, er wusste zuviel. *ggg*

namd
„dass die Welt niemals glücklich sein wird, wenn sie nicht atheistisch ist.“

man möchte meinen, da ist was dran.
bedauerlich, dass die idee von "gott" uns beständig in prekäre situationen bringt, statt uns transzendent und transluzent zu machen.
wenn wir es ließen, mit gott, -
über das restöl könnte man sich einigen.
Sehe ich auch so
Heidegger, sonst ein spinnerter Fascho-Affe, sonderte mal einen schöne Satz ab, zumindest wir der ihm zugeschrieben: Religion ist die Abgabe von Verantwortung.
In der Tat hat es für den Gläubigen was Beruhigendes, Einlullendes, sich in die Obhut einer Schöpfung zu geben. Der Herr wird es schon richten, darf nur nicht allzuviel nachdenken. Überhaupt, dieser Existenzialismus macht einen ja ganz verrückt.
*******alm Paar
7.574 Beiträge
wir könnten......
....gott ja eine einladung aussprechen, uns zu besuchen.

namd
Wenn es denn nun diesen Gott gibt, wer würde dann wen besuchen?
**nt Mann
1.739 Beiträge
Es ist
Das Ich denkt, dass es ist, weil es denkt, also ist es.
Warum aber hat ES mehr administrative Rechte hat als ich?
Ich möchte wenigstens mal 'n Ohrwurm von der Platte löschen können. Das Passwort bitte per SMS oder Email. *g*
cogito ergo sum ... na, was soll´s?
cartesianisch umstritten
Cogito ergo sum? Was ist "ich"? Vielleicht denkt ja etwas mit mir. Wer sagt denn, daß wir mit den drei Bewussteinsebenen ICH-IHR-MIR wirklich richtig liegen? Auch der Solipsismus ist in sich (un)schlüssig..
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Cogito ergo sum? Was ist "ich"?

Die lateinische Wendung kommt rein grammatisch ohne explizites Satz-Subjekt (=ich) aus.

Dieser Umstand allein schafft bereits unüberbrückbare interkulturelle Differenzen, denn wir Deutschen nehmen uns(er) selbst nun einmal viel zu wichtig.

"Der Italiener is ja hoit a gonz a ondere Rassn"
(Gerhalt Polt in "Man spricht Deutsh")

Vom Franzosen gar nicht erst zu reden.

Ehrlich gesagt fällt es mir schon bei deutschen Autoren mit jedem Jahrhundert, das ihre Schriften zurückliegen, immer schwerer, die Texte wirklich zu verstehen. Schon bei Leibniz muss ich echt kauen, bei Walther von der Vogelweide ist nur noch Bahnhof. Cartesius liegt irgendwo dazwischen, aber Latein kann ich nicht flüssig lesen, sondern bestenfalls mühsam mit Wörterbuch und Grammatik rekonstruieren.

Von einem wirklichen Gespür für die vielen Assoziationen und Konnotationen und Praejudikationen, die ein echtes Verständnis des Gemeinten ausmachen, kann dabei keine Rede sein.

Ist unser Sein tatsächlich von unserem Bewusstsein abhängig?

Selbst wenn ich das lateinische cogitare mit dem deutschen bewusstsein gleichsetze, vermag ich eine unidirektionale Abhängigkeit - die mit Marx dann unweigerlich ein aus den Produktionsprozessen entlehntes Herrschaftsverhältnis konnotiert - nicht so ohne Weiteres im "ergo" zu entdecken.

Wenn ich nicht irre, haben wir es hier mit einem analytischen Urteil zu tun: Es ist für Cartesius undenkbar, dass er denkt, ohne dabei gleichzeitig vorauszusetzen, dass er "ist". Das Sein ist also das Fundamentalere, Substantiellere, ohne das ein Denken gar nicht möglich wäre.

Ein solcher Rück-Schluss geht genau in die entgegengesetzte Richtung und ist deshalb unbedingt von den Rechenoperationen eines Computers (also den Einstzungsregeln im Rahmen der axiomatischen Methode) zu unterscheiden, bei denen die Consecutio eindeutig durch die Konstellation im vorherigen Taktzyklus vorgegeben ist.

Die Schrift heißt "Meditationes...

Cartesius begibt sich in die Meditation. In dieser Einheit des bloßen Seins ist gar keine Analysis möglich. Sobald er aus dieser totalen Synthesis heraustritt, zerfällt ES für ihn in ein Prädikat des Denkens (cogito) und eines des Seins (sum), wobei für ihn als Geometer das Sein wahrscheinlich ähnlich unbestimmt- und doch fundamental - ist, wie für Euklid der Raum. (Wobei das schon fast wieder kantisch oder konstruktivistisch interpretiert ist.) Das Denken ist das Letzte was er vor (dem blanken Sein) der Mediation abschaltet, und das erste, was er wieder anschaltet, das erste, was hinzutritt.

Zwar kann er durchaus da-sein, ohne zu denken,
aber es ist für ihn undenkbar, dass er denkt, ohne hierfür vorauszustzen, dass er ist.

Das "sum" hat wenig mit seinem Körper, seinem starken Arm oder seiner Faust in der Tasche zu tun.
Das Leib-Seele-Geschlechstsorgane-Problem ist ne andere Baustelle.
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