Glauben und Intelligenz - früher und heute
Erstmal Danke an Rudolf für die Erläuterung, ich verstehe jetzt, glaube ich, deine Position etwas besser.
Die Entstehung von religiösen Vorstellungen ist eigentlich unvermeidbar, mit wachsender Vorstellungskraft.
Aus diesen Gründen kann ich für mich Religion und Vorstellungsvermögen ( Glauben ) nicht so einfach trennen und habe eben die These aufgestellt: ohne Religion (Glaube) keine Intelligenz.
Wenn die These ist, dass die Entstehung von religiösem Glauben eine kulturgeschichtliche Notwendigkeit darstellt, dann ist das vermutlich empirisch richtig. Vermutlich ist aber z.B. auch der Krieg eine kulturgeschichtliche Notwendigkeit, die mit der Entstehung verschiedener menschlicher Gesellschaften allem Anschein nach unvermeidlich ist. In diesem Sinne könnte man also auch sagen "ohne Krieg keine Gesellschaft" o.s.ä. Was ich damit sagen will: Die "Notwendigkeit" der Religion ist kein Argument für ihre fortwährende Existenzberechtigung. Vielleicht war es vor Jahrhunderten oder Jahrtausenden unmöglich, ein rationales Welt- und Menschenbild zu entwickeln, das keine religiösen Züge trug. Aber heute ist das möglich, dank dem Fortschritt der Wissenschaften. Wenn die Entstehung von Religion auch historisch unvermeidlich gewesen sein mag, heißt das ja nicht, dass ihre Abschaffung und Überwindung zu einem geeigneten Zeitpunkt nicht einen Fortschritt (oder sogar ebenfalls eine historische Notwendigkeit) darstellen könnte.
Und es spricht einiges dafür, dass eine Welt ohne Religion eine bessere sein könnte, oder genauer gesagt - weil man Religion ja auch durch genauso problematische "weltliche" Ideologien ersetzen kann -, eine bessere Welt müsste eine Welt ohne religiösen Glauben sein. Es scheint doch so zu sein, dass nur das Prinzip der uneingeschränkten, niemals nachlassenden Selbstkritik zuverlässig verhindern kann, dass jene ideologische Verfestigung eintritt, die eben auch den "Sprung in den Glauben" und jedes religiöse Bekenntnis ausmacht und zumindest potentiell immer einen Kern von Fundamentalismus in sich trägt: Wo das Bekenntnis anfängt, hört das kritische Denken unvermeidlich auf. Nietzsche hat das sehr schön ausgedrückt (natürlich in polemischer Überspitzung): "Glauben heißt, nicht wissen
wollen, was wahr ist."
In diesem Sinne Stimme ich meinem Vorredner philosoph67 zu, wenn er allerdings schreibt:
ich denke eine welt ohne eine religion wäre ....
...
Beschäftigter,
da die kirchlichen feiertage wegfallen würden
..., dann möchte ich darauf hinweisen, dass man ja auch säkulare Feiertage einführen oder religiöse Feiertage umwidmen kann - wie ja auch die meisten christlichen Feiertage umgewidmete heidnische oder jüdische Feiertage sind. Denn was nützt uns die Abschaffung der Religion, wenn unsere Freizeit gleich mitabgeschafft wird? Das wäre nun wirklich kein Fortschritt, finde jedenfalls ich als notorischer Müßiggänger...
Liebe Grüße,
Louis