Fasziniert uns Feuer denn überhaupt?
Gibt es hier jemanden in der Gruppe, der mehr Zeit vor dem Feuer als mit dem Handy oder Computer verbringt? Jemand, der einen Freundeskreis hat, der sich trifft und sich die neuesten Geschichten von den verschiedenen Feuern erzählt, die man unter der Woche beobachtet hat?
Wird am Montag morgen in der Arbeit über das neueste Sonntagabendfeuer gesprochen, dass sich Millionen Menschen angesehen haben?
Ich stelle die These auf, dass auf einen Menschen in Deutschland, der sich wahrhaft für Feuer interessiert, 100.000 kommen, die von Verbrennungsmotoren schwärmen und denen das Feuer dadrin nur eine funktionaler Gegenstand, eine Naturkraft und nicht mehr ist.
Selbst die Lagerfeuer, an denen ich war, waren nicht das Thema, sondern die Kulisse. "Boah, tolles Feuer.. du hat Alice wirklich Fuchsi angeboten einen zu blasen, weil sie wissen wollte, ob er einen kleinen Schwanz hat?"
Ich stelle weiterhin die These auf, dass die meisten, die sich über Feuer den Kopf zerbrechen, es eigentlich nur als Metapher benutzen. Damit unterscheidet sich das Feuer nur marginal von Gott, dem Äther, oder den Hirngespinsten von Traumfrau bis Wichsvorlage, die wir nutzen, um etwas ganz anderes zu erreichen.
Feuer wird damit zu einer Projektionsfläche, was philosophisch lustig ist, weil das bekannteste Feuer der Philosophiegeschichte ein Projektor war (Höhlengleichnis)... und doch wiederum tiefsinnig, weil der Projektor in der Höhle wiederum eine Projektion war... und zwar eine Projektion, die verdeutlichen sollte, wie leicht wir uns von Projektionen abhalten lassen, die wahren Dinge... aber das führt zu weit. ;-D
Für die Griechen in der Mythologie war das Feuer noch das Symbol der Unabhängigkeit von den Göttern... eines, was wir gar nicht bekommen sollten. In der Aufklärung war es schon nicht mehr das Feuer, sondern das Licht, wahrscheinlich auch Platons Schuld.
Hier noch ein Text zu Feuer und Tod:
Ich denke, das Feuer fasziniert uns nicht wirklich. Es ist eher wie der Tod. Ja, natürlich es gibt das Feuer, aber eigentlich soll es uns jetzt nicht so wirklich betreffen. Es reicht, wenn irgendwo im Keller ein Feuer brennt und warmes Wasser bringt. Wer geht schon in den Keller und beobachtet das Feuer?
Am besten ist es jedoch, wenn das Feuer irgendwo weit weg passiert, außerhalb der Sichtweite. In Deutschland gab es einen Ort in dessen Nähe ein Kraftwerk stand. Der Teil, der es sah, war dagegen, der Teil, der hinter einem Hügel, außer Sicht lag, war dafür. Solange es außer Sicht passiert, oder nur dort brennt, wo wir es erwarten, ist alles in Ordnung.
Das Feuer kann schaurig sein und auf seine Art schön, aber bitte nur in Dosen und nur domestiziert... oder doch wild, dann aber bitte im Fernsehen. Massenhaftes Brennen ist in Kanada oder Afrika auf eine Art gruselig und spannend und faszinierend. Nicht so, wenn es im eigenen Haus passiert. Das Feuer ist wie der Tod.
Feuer ist wie der Tod und doch wieder nicht. Schließlich gibt es viel mehr Brandstifter, die anderes anzünden, als sich selbst. Bei Mördern ist das anders herum. Auf einen Mörder, kommen in Deutschland dreißig Selbstmörder, wenn man die zählt die, Polizeisprech: "ihre Tat vollendet" haben. Es gab auch 2016 dreimal soviele Brandanschläge auf Flüchtlingsheime wie Morde. Wären das nur Selbstanzünder gewesen... das würde dem Begriff "Selbstzünder" eine ganz neue Bedeutung geben.
So aber ist das Feuer doch wie der Tod: Unser Wohlstand baut darauf, dass es an den richtigen Stellen lodert, wir aber nur die Wärme, nicht jedoch den Schmerz abbekommen.
Das finde ich viel faszinierender als das Feuer selbst.
Brynjar