Rätsel 3 (I)
Der Hund und der Professor
Professor Döbel diktiert seiner Sekretärin gerade einen Brief an die philosophische Gesellschaft als ein Blick auf die Uhr fällt.
"Ach du Schreck!" ruft er aus, "jetzt hätte ich beinahe wieder meinen Ethikkurs vergessen."
Er stürmt zur Tür hinaus und über den Hof zu den Seminarräumen. Plötzlich hört er ein leises Wimmern. Es kommt zu einem Hund, der in den Teich der Universität gefallen ist und nicht alleine heraus kann.
"Keine Angst mein Kleiner" sagt der Professor, "ich werde dir helfen."
Der freundliche Professor watet in den Teich und holt den winselnden Hund heraus. Nachdem er in sein Büro zurückgekehrt ist und sich notdürftig abgetrocknet hat, kommt er natürlich viel zu spät in sein Seminar. 100 verärgerte Studenten erwarten ihn. Der Professor entschuldigt sich und erklärt, was geschehen ist. Er meint, dass dies ein amüsantes Beispiel für angewandte Ethik sei und fragt die Studenten ob er sich richtig verhalten habe. Befreiendes Lachen erfüllt den Raum, alle sind der Meinung, dass es richtig gewesen sei den Hund zu retten obwohl er dadurch zu spät gekommen sei.
Als der Professor in der folgenden Woche auf dem Weg zum Seminar ist, bemerkt er, dass der Hund wieder in den Teich gefallen ist, und kommt ihm erneut zu Hilfe. Dieses Mal haben die Studenten weniger Verständnis, etwa die Hälfte murrt, man hätte den Hund sich selbst überlassen sollen. Einer bemerkt säuerlich, dass dieses Tier wohl dauernd aus dem Teich gerettet werden müsse.
Als der Professor eine Woche später zu seinem Kurs eilt, liegt der Hund schon wieder im Wasser und versucht verzweifelt aus dem Teich zu krabbeln. "OH nein" denkt sich der Professor " ich kann nicht noch einmal zu spät kommen!" Er lässt den winselnden Hund zurück und gibt dem Hausmeister Bescheid. In seiner Vorlesung erklärt er den Studenten was passiert ist und die meisten von ihnen sind der Meinung, dass die Gefahr für den Hund weniger groß sei als die Unannehmlichkeiten, die durch die ausgefallenen Vorlesungen für sie entstünden. "Genau dies ist Utilitarismus" verkündet der Professor stolz "darum geht es bei moralischer Entscheidungsfindung"
Als der Hausmeister jedoch an den Teich kommt, ist der Hund leider schon ertrunken.
Lag ein Fehler in den Überlegungen des Professors und seiner Studenten vor oder hat der Hund einfach Pech gehabt?