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Auch ich war in jungen Jahren in meinem Job der großkotigen Meinung, alles wäre ungerecht, nicht richtig gehandhabt und ich könne es besser machen.
Dem schließe ich mich vollumfänglich an.
Peinlich ist nur, wie hartnäckig dieser Schalk in unseren Gedanken ein Leben lang sein Unwesen treibt.
Wenn aber Philosophie Politik nicht indirekt beeinflusst, was
ist sie dann, wenn nicht sinnfreie Theorie?
Zu einem ganz wesentlichen Teil ist Philosophie die Auflistung und Ausformulierung von unaufdröselbaren Aporien.
Schon Anaximanders "Apeiron" hat dieselbe Wortwurzel. Andere prominente Beispiele sind die Quadratur des Kreises, die Entdeckung der Inkommensurablen, oder die scholastische Frage, ob der allmächtige HErrgott in der Lage wäre, einen Stein zu erschaffen, den er selber nicht mehr hochheben kann.
Ganz großes Tennis in dem Zusammenhang sind Kants Ausführungen zu den Antinomien der reinen Vernunft in der Kritik derselben.
wenn das alles sowieso alternativlos und quasi determiniert ist, dann lege ich mich wieder schlafen.
Schlafes Bruder ist der Vater aller aporetischen Erkenntnisse.
Keiner kommt hier lebend raus.
So säkulär unsere Gesellschft sich auch gebärdet: Diese Frage wird seit je mit spitzen Fingern angefasst, obwohl sie beim Thema "Rente für die geburtenstarken Jahrgänge" ganz oben auf der Tagesordnung stehen müsste. Antworten überlassen wir nach wie vor gerne dem HErrgott, dem Schicksal, den Bakterien oder dem Bauchgefühl von Medizinern. Das ist die Erbsünde der Aufklärung.
Die wenigen Ausnahmepersönlichkeiten, die hierauf klare Antworten gewagt haben, z.B. Robespierre, Hitler oder Philip Misfelder, hatten immer schon große Chancen in der Politik.
Aufgrund der systemimmanenten Widersprüche ihres Kriterienkataloges sind diese Erfolge meist nicht von Dauer. Die Geschichtswissenschaften beschäftigen sich dann hinterher mit der Frage, wo die ethischen und strategischen Denkfehler waren, während die Philosophen behaupten, sie hätten das von vornherein gewusst.
Der Minister leitet. Das ist seine Aufgabe.
So sollte es sein.
Eine starke Führungspersönlichkeit, die tatkräftig Lösungen für Oberflächenprobleme in Angriff nimmt, lenkt herrlich von den tieferliegenden existentiellen Aporien ab, die eh nur depressiv machen. Dieses Prinzip und solche Abgeordneten würden bei aller Kritik in der Sache tatsächlich sogar meine Zustimmung und Stimme erhalten.
Leider haben solche Persönlichkeiten derzeit keine Chance.
Sie sind gezwungen, sich den Mechanismen einer Medien-Maschinerie anzubiedern, die sich voll und ganz in der Hand des großen Kapitalstaubsaugers befindet. Was uns als politische Formate verkauft wird, ist nichts als bedeutungsloses Unterhaltungsbeiwerk für die Ejakulate der Reklameindustrie. Da aber jede Thematisierung der wirklich wichtigen Fragen den DAX ins Minus treibt, werden diese geflissentlich vermieden. Dieses Schweigen wird von der AfD etwas schräg als "Lüge" bezeichnet, aber sie trifft damit tatsächlich einen empfindlichen Nerv.
Das Schlimme ist, dass der tägliche Anblick dieser rückgratlosen Gesellen, die uns als Politiker verkauft werden, in der Tiefe immer mehr die Sehnsucht nach echter Führung und Leitung verstärkt.