solidaire-solitaire...
Einsamkeit erscheint mir im Ergebnis nur als eine Erscheinungsform des Allein-SEINs. Allein zu sein als ureigene Empfindung des Ich-Seins. Vielleicht auch des auf-sich-selbst-zurückgeworfen-seins. Auch als Notwendigkeit, sich als Individuum zu fühlen, außerhalb des Körperlichen und der Verkörperung nach außen hin. Allein-Sein beinhaltet zunächst eine Bestimmung des Seins an sich, reflektiert irgendwo im Spannungsfeld zwischen der bewussten Wahrnehmung von gemeinschaftlicher Einbindung, Vereinzelung und …dem Empfinden von Einsamkeit.
Allein-Sein mag sich als heilsame Katharsis, als vermittelnde Standortbestimmung oder erdrückende Phobie zeigen.
Die Grenzen scheinen fließend: Die reinigende Kraft, die den gestressten Manager in der dunklen Pyrenäenhöhle durchströmt. Klärende Entsagung, fern der übersättigenden Wirklichkeit Tauwasser von den Wänden schlürfend, Molche zählen, alles natürlich barfuß. Dann der Parfümeur aus der Höhlenszene aus Süskinds „Das Parfum“, der feststellt, keinen eigenen Körpergeruch zu haben. Aber auch abrupt: Das stechende Gefühl der (auch gerade innerlichen) Ausgrenzung nicht nur als Abgrenzung zu empfinden, uneins zu sein mit den Dingen, die einen umgeben, fern aller gegenwärtigen Wünsche und Vorstellungen, die das Selbst so prägen. Der Gläubige, der sich inmitten der Mauern einer Kathedrale fremd spürt; der Idealist, der sich von der Idee, derer er solange Gefolgschaft schwor, verraten fühlt, der Verlassene, der sich im Verlassensein um die Gegenwart und Zukunft von Gemeinschaft betrogen sieht.
Einsamkeit, die wohl schmerzlichste und elementarste Erfahrung des Alleinseins. Das Entsetzen des Bewusstseins, allein gelassen zu sein bzw. sich allein gelassen zu fühlen. Eine Entfremdung auch von den Dingen und vom Wir, der Anbindung an die Außenwelt, die doch auch geeignet ist, das Ich zu reflektieren und dem Ich auch seinerseits Geltung zu verschaffen als Bestimmung dessen, was es ist: Sein, um auch anders zu sein.
Vielleicht…weil sich das eigene Gefühl, Freude, Wut, Angst, Einsamkeit so sehr abhebt von jeglicher objektiver Bestimmbarkeit. Allein gefangen im Selbst.
Einsamkeit scheint heute so selbstverständlich zu sein- und doch so fern jeder Verständlichkeit des Selbst.
„Zu wenig:
Man ist mit sich allein. Mit den anderen sind es die meisten auch ohne sich. Aus beiden muss man heraus.“ (E.Bloch)