Argument
so, also, mache ich mal den Versuch eines Arguments in kritischer Absicht ...weil wir schon drauf Bezug genommen haben, vielleicht lohnt es sich, gleich die Sache mit dem Konservatismus und Anti-Egalitarismus Vorwurf zu erhärten. Der bezog sich ja auf Platons geschichtetes Gesellschaftsmodell, wie er es in der Politeia beschrieben hatte. In Verbindung mit dem wichtigen Aspekt, daß es Ideen, wie z.B. die von der Gerechtigkeit gibt, daß nämlich in der polis jeder das Seine tut, spielen die Mitglieder der herrschenden Schicht, die Philosophenkönige, eine ganz entscheidende Rolle dahingehend, daß es eben sie sind, die diese Ideen 'schauen' bzw. sich an diese Ideen erinnern können und deshalb aufgerufen sind, entsprechende Programme zu entwerfen, um die Verwirklichung dieser Ideen möglich werden zu lassen.
Mein Vorwurf wäre einfach der, daß die Vorstellung einer sich trotz oder gerade wegen des großen Gewichts, das Platon auf die Erziehung und Bildung der heranwachsenden Jugend legt, quasi automatisch reproduzierenden Dreiklassengesellschaft eine Ausgeburt konservativen Denkens ist. Einerseits sollen alle Kinder die gleichen Chancen haben, aufzusteigen, andererseits schmuggelt Platon mit seinen Mythen völlig willkürliche Kriterien der Bestenauswahl durch die Hintertür wieder ein, um es für seine Geschichte irgendwie möglich werden zu lassen, daß sich schon im Kindes- und Jugendalter zeigt, wie unterschiedlich die Anlagen ausgeprägt sind. Angeblich seien vielen Kindern bereits bei der Geburt Silber und Metall beigemischt, sodaß sich diese Kinder gegenüber den Goldkindern als die geringer qualifizierten herausstellen würden. In dem Zusammenhang wird das große Vertrauen in die Bildung zur Makulatur bzw. dient dem Zweck der Verschleierung einer konservativen Ansicht, daß es von vornherein nur einige wenige sein sollen, die überhaupt in den Genuß einer höheren Bildung kommen, und damit auch in die Lage versetzt werden sollen, schlußendlich Entscheidungen betreffend die Regierung der polis zu treffen.
Der Metallmythos ist (wie auch das Höhlengleichnis) eine völlig absurde Konstruktion, um Platons aristokratisch-reaktionäres und anti-egalitäres Projekt einer idealen Gesellschaft als Klassengesellschaft plausibler werden zu lassen. Damit wiederum wird der ganze Anspruch der Schrift ideologisch und hat mit Philosophie nicht mehr viel zu tun. Wenn Platon für gewisse Kreise bis heute aufgrund seiner Politeia so großes Ansehen genießt, dann weil ähnlich reaktionäre Geister ihn völlig zu Unrecht auf so eine überhöhte Position gehievt haben. Die Politeia ist ein fragwürdiges Pamphlet, mit vielen haltlosen und teilweise auch unsinnigen Konstruktionen. Damit stimme ich auch nicht unbedingt in Poppers Platon-Kritik (mit dem Vorwurf des Protofaschismus) ein, weil der tatsächlich sogar noch Tiefe in dem Buch erkennt.
Dom