@****e_H:
Ihm aber eine nur dem Menschen innewohnende Wesenseigenschaft, die Intention, zuzuschreiben halte für ein gewagtes Gedankenexperiment. Solche bildlichen Vergleiche mit Tieren werden schlicht Fabeln genannt.
Ich schätze mal, dass galt mir, da Du mich zitiert hast. Doch ich habe das gar nicht gemacht. Was ich sagen wollte (mir aber offensichtlich nicht gelungen ist) war, dass Werkzeuge insofern intentionale Dinge sind, da die Erschaffer*innen versuchen IHRE Intension in der Herstellung des Dings zu materialisieren.
Der Hammer hat keine Intension, aber die Herstellerin des Hammers sehr wohl.
@**e
Die Angst vor der künstlichen Intelligenz ist insofern völlig obsolet weil sie schon seit hunderten von Jahren existiert.
Deine Äußerungen halte ich für eine Fehldeutung, bei der Du verschiedenste Begriffe völlig durcheinander wirfst.
Punkt 1: Künstliche Intelligenz und Fortpflanzung
KI und Fortpflanzung ist überhaupt nicht miteinander verbunden. Nicht mal menschliche Intelligenz und Fortpflanzung haben viel miteinander zu tun. Weder musst du dich fortgepflanzt haben um intelligent zu werden, noch ist es ein zwingend ein Zeichen von Intelligenz sich fortzupflanzen.
Die einzige Verbindung meiner Meinung nach ist, dass sich jemand fortgepflanzt haben muss, damit Du existierst und damit intelligent sein kannst.
Ähnliches gilt für die KI: Sie muss hergestellt worden sein, um dann intelligent zu sein. Sie muss sich aber nicht fortpflanzen wollen, um unseren gängigen Kriterien von Intelligenz zu genügen.
Übrigens ist eines der Hauptcharakteristika um von menschenähnlichem Sein zu sprechen eher Bewusststein, Kreativität oder aristotelische Klugheit. Der Ausdruck "KI" ist selbst ein Kind seiner Zeit und damit einer Hegemonie mathematischer Intelligenz.
Punkt 2: Intelligenz vs System
Ich sehe nicht, wie Du darauf kommst, dass Systeme Eigenschaften wie "Intelligenz" haben könnten, wenn du damit dem menschlichen Bewusstsein nahekommen willst?
Gerade der Markt ist erstens überhaupt nicht ein System, sondern ein Durcheinander sehr vieler Systeme, die mehr oder weniger gekoppelt sind. Globalisierung ist daher auch vor allem eine Entwicklung, die für eine Verstärkung weltweiter Interdependenzen steht.. und es ist kein unabhängiges System, sondern gekoppelt mit vielen anderen Systemen (wenn man auf der Luhman-Schiene bleiben will).
Darin eine Intelligenz zu sehen, oder gar ein Bewusstsein, halte ich für einen Fehlschluss. Eigendynamik ist nicht Leben, Ableiten nicht Entscheiden, ich denke da vermenschelst Du gerade Prozesse und reduzierst "Intelligenz" auf Problemlösungskompetenz.
Ein Fluss hat auch Eigendynamik, überwindet Hindernisse, "wehrt" sich gegen manche Bauvorhaben etc. doch weder hat der Fluss ein Ziel, noch ist er ein "Zweck an sich" oder hat er ein Bewusstsein.
Wenn ich schon einen Analogschluss machen müsste, dann würde ich in uns das vegetative Nervensystem damit gleichsetzen, Regulierung der Atmung oder auch Reiz-Reaktions-Schemata.
Die durchaus richtige Beobachtung, dass wir uns solchen Systemen kaum entziehen können, ist noch keinerlei Zeichen dafür, dass das System eine Intelligenz, Eigenmotivation oder Kreativität besitzt.
Punkt 3:
Und hier kommt wieder die Politik ins Spiel: Würden viele Menschen an der Spitze des politischen Apparates stehen ("Hier regiert das Volk"), dann könnte man etwas ausrichten, was viele wollen. Das System aber lässt das nicht zu.
Das Grundgesetzt wurde schon über 50 Mal geändert. Ich weiß nicht, was Du meinst. Wir sind z.B. in nur 70 Jahren von der Verdammung der Homosexualität hin zur Gleichstellung homosexueller Partnerschaften gekommen... und, um die andere Seite auch zu nennen: Wir haben Sicherheits- und Überwachungsgesetze geschaffen in den letzten 20 Jahren, die keiner für möglich gehalten hätte. Beides hat offenbar die Unterstützung der Mehrheit der Bevölkerung und wird umgesetzt. Es ändert sich doch recht viel, dafür das sich nichts ändern läßt.
Punkt 4:
Das System lässt auch nicht zu, dass wir es abschaffen. Und das ist schon etwas grotesk, denn bald sind wir alle jünger als unser eigenes Grundgesetz, welches uns vorschreibt, was Recht und Unrecht ist.
Verstehe ich auch nicht. Wir hatten gerade in Deutschland im 20.Jahrhundert VIER verschiedene Systeme auf deutschem Boden. Zeig mir mal ein Jahrhundert wo schon mal vier unterschiedliche Regierungssysteme in einem Land existierten. Wir haben die Monarche abgeschafft, einen totalitären Staat errichtet, der wurde abgeschafft, eine kommunistische Diktatur aufgebaut, wurde überwunden und jetzt die Demokratie.
Gleichzeitig sind weltweit Diktaturen zu Demokratien, Demokratien zu Diktaturen geworden, kommunistische Staaten wurden demokratisch, dann oligarchisch... wo bitte siehst Du denn unüberwindbare Systeme?
Gerade die Demokratie wird übereinstimmend in der Literatur als die Staatsform gesehen, die sich sehr leicht abschaffen kann. Denn sie verweist nicht wie Theokratien oder Monarchien auf eine Rechtfertigungsinstanz außerhalb ihrer selbst oder wie der Kommunismus auf ein teleologisches Weltbild.
Addendum:
Angst vor KI's zeigen vor allem, wie schlecht unser Bild von uns selbst ist. Denn wir können uns KI's häufig nur denken, wie wir selbst als Rasse sind: Ausbreitend, aggressiv, nach Hegemonie strebend, vermehrend, am Leben bleiben wollend etc.
Wir übertragen all dies auf KI's und dann machen sie uns Angst. Dabei wäre eine echte KI im Sinne der Überschreitung der programmierten Vorgaben, fähig sich des eigenen Verstandes zu bedienen, überhaupt nicht daran gebunden so zu sein wie wir.