Gut sechs Wochen vor dem Referendum eröffnen Befürworter und Gegner einen beinharten Wahlkampf.
Ein Zitat aus deiner Zeitschiene, dass sehr schön verdeutlicht, was ich meine. Ein beinharter Kampf ist etwas völlig anderes als eine seriöse und wertneutrale Abschätzung des Themas, dass eine Gruppe anerkannter "guter Leute" vornimmt.
Ein Kampf hat immer den Sieg über den Gegner im Auge. Oft wird da schnell mit Schlamm geschmissen oder es wird bewusst die Angst des Bürgers ausgenutzt. Wir kennen die Methoden hier nicht zuletzt von der Alternative für Deutschland. Populismus nennt man das neuerdings hierzulande.
Eine wertneutrale Aufarbeitung bedeutet nicht, das Für und Wieder gegeneinander abzuwägen, sondern aufzulisten, was passiert für den Fall, dass das Volk mit Ja oder Nein stimmt. Es wird also versucht, Fakten zusammen zu tragen, Einschätzungen vorzunehmen, Hochrechnungen anzustellen etc., ohne dass dies im Hinblick auf ein erhofftes Wahlergebnis statt findet.
Gute Leute, ja, das ist flapsig daher gesagt. Wie sich ein solches Gremium im Einzelnen zusammen setzen wird, kann ich nicht sagen. Es sollten Leute sein, denen die Bevölkerung traut. Das können Wissenschaftler sein. Im Falle der Brexitfrage geht das nicht ohne Wirtschaftswissenschaftler. Dann braucht es Leute, die mit einer völlig anderen Umsicht das Thema angehen können. Zum Beispiel Philosophen, die viel besser historische Einordnungen vornehmen können oder auch Utopien besitzen, wohin die Menschheit gehen wird. Natürlich Vertreter der Wirtschaft, der Glaubensgemeinschaften, der kulturellen Bereiche, der Politik und so weiter.
Eine gewisse Lebenserfahrung wäre gut. Wie schon erwähnt, sind bei kniffligen Fragen oft aus dem Berufsleben ausgeschiedene Politiker gute Berater. Eben aus genau dem Grund, dass sie aus dem "beinharten Kampf" ausgestiegen sind und dem unsinnigen Fraktionszwang entkommen sind.
In bin immer noch ein Verfechter der flüssigen Demokratie. Flüssige Demokratie bedeutet, dass ich selber abstimmen kann oder aber meine Stimme auch einer Person übertrage, von der ich meine, sie hat da mehr Ahnung. Ich bin also keinesfalls gezwungen, mich ständig in jedes Thema einzuarbeiten, sondern kann sagen: Ach, der Alexander Kluge hat da wesentlich mehr Ahnung von. Der bekommt meine Stimme und hat damit zwei.
Die Stimmen werden sich so ein Stück in Richtung Kompetenz verschieben.
Ich selbst kenne mich gut in musikalischen Fragen aus, wäre z.B. ein klarer Verfechter des Gedankens, die Nationalhymne in dieser Form abzuschaffen. Könnte das auch sozial-,politik- sowie musikwissenschaftlich belegen und wäre bestimmt für viele ein entsprechender Entscheidungsträger.