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Habe ich das in der Tagesschau gestern eigentlich richtig verstanden, dass wir jetzt eine große Koalition bekommen, die den Rentenbeitrag bis 2025 auf 48% erhöhen will?
Nein, das hast du falsch verstanden. Es geht wohl um das Brutto-Rentenniveau, das heute bei 48% liegt und gehalten werden soll.
Ein gutes Beispiel, dass die Schwarmintelligenz klüger ist als die Analysten.
Dass Ersteres irgendwann aus Letzterem folgt, pfeiffen die Spatzen von den Dächern. Ob wir schon 2025 48% Rentner haben, oder erst 2030 oder 2040, ist dem Volk egal. Es will Lösungen.
In der Talkshow nach der Bundestagswahl hat Anne Will versucht, die Unwählbarkeit der AfD daran festzumachen, dass sie kein Rentenkonzept im Programm habe. Gaulands Antwort war, dass der parteiinterne Diskussionsprozess zu diesem wichtigen Thema noch nicht abgeschlossen sei, da es zwei Strömungen gebe: Ein Teil der Partei sei der Meinung, das Problem sei mit den üblichen Stell-Daumen-Steuer-Schrauben lösbar. Der andere Teil meine, das Sytem würde ca 2030 an die Wand gefahren.
Letzteres habe ich in dieser Deutlichkeit bisher von keiner politischen Partei gehört.
Die sogenannten Lohnnebenkosten liegen allemal bereits bei 48%. Für die Masse der prekären Arbeitsverhältnisse sind die Steuern auf dem Lohnzettel niedriger als die KV-Beiträge. Zwei Drittel dieses gigantischen Umverteilungsbudgets laufen am Bundeshaushalt völlig vorbei, fast ein Drittel wird von einer parasitär-privatisierten Gesundheitsindustrie verwaltet, die sich jede Einmischung aus ethisch-medizinischen Gründen verbittet. Tendenz massiv steigend.
Entgegen der einhelligen Meinung aller etablierten Willkommens-Parteien werden sich die
finanziellen Aspekte dieses Problems nicht dadurch lösen lassen, dass man Molukken als Alten- und Krankenpfleger importiert. Denn die Lohnnebenkosen, die diese Leute abführen werden, müssen aus denselben Töpfen finanziert werden, die durch ihre eigenen Arbeitsplätze in die Höhe getrieben werden.
Um das Problem zu verstehen, ist ein Rückgriff auf die von Marx eingeführte Unterscheidung zwischen Produktion und Reproduktion unerlässlich.
Technik greift hier in zweierlei Weise: Sie vernichtet permanent Arbeitsplätze in der (Industrie-)Produktion und verlängert exponentiell die durchschnittliche Lebenserwartung. Hierdurch werden kontinuierlich die von der Politeia zu organisierenden Tätigkeiten vom produktiven in den reproduktiven Sektor verlagert.
Eigentlich eine Steilvorlage für die Linke.
Die ist aber seit 1989 ausschließlich damit befasst, ihre Verfassungstreue zu beweisen.
Dass das Problem ein "radikales" Umdenken erfordert, fühlt die Schwarmintelligenz unseres Volkes sehr deutlich. Aufgrund der Erfahrungen aus der Weimarer Republik ist unsere Verfassung sehr stark darauf ausgelegt, radikale Veränderungen zu erschweren. Das ist historisch gesehen sinnvoll, führt aber derzeit dazu, dass sich die tektonischen Spannungen immer weiter aufladen.
Der Kapitalismus mit seiner Entfessellung der ProduktivKräfte hat uns nach dem zweiten Weltkrieg eine wunderbare Welt aufgebaut, in der uns die gebratenen Tauben fast in den Mund fliegen. Leider bringt er kein Konzept für seine eigene Selbstauflösung und die politische Organisation postkapitalistischer Reproduktion (wellness) mit.
Die Linke hat hierfür
rhetorisch kein Konzept.
Ich auch nicht, sonst wäre dies Post nicht wieder so elend lang geworden.
Wenn die sozialistischen Parteien das nicht angemessen artikulieren, dürfen wir uns nicht wundern, wenn die national-sozialistischen das tun.
@**********henke
Das ist ein Ansatz, der es wert ist, weiterverfolgt zu werden.
Das salische Recht?