Sex, der erste Schritt?!

Prof. Ranke-Heinemann: Ich bin seit 1987 exkommuniziert (Canon 1364 CIC, betrifft die Ketzer) und spreche für keine Kirche mehr, sondern sage meine eigene Meinung. Der Hauptgrund, warum ich Abschied vom traditionellen Christentum nahm, ist genau die Frage der Tötung. Während die Kirchen die Fremdtötung, das heißt erstens so genannte gerechte Kriege, auch „humanitäre Einsätze“ genannt und zweitens die Todesstrafe eisern verteidigen und im Namen Gottes Menschen zerbomben und mit Giftspritze töten, bin ich sowohl Pazifistin als auch Gegnerin der Todesstrafe. Was die Selbsttötung anbelangt, so ist sie laut Kirchenvater Augustinus der sicherste Weg in die Hölle. Ich hingegen maße mir hier kein Urteil und schon gar keine Verurteilung an. Die Hölle jedenfalls ist die Erfindung menschlicher Vergeltungssucht, die Verlängerung der gerechten Kriege noch im Jenseits. Ich hingegen behaupte: es gibt keine Hölle. Geändert habe ich dadurch nichts in den Kirchen. Änderungen in der Kirche kann man nur mit Zwang, d.h. mit Religionskriegen erreichen, und Kriege lehne ich ja ab. ....

Frau Professor Ranke-Heinemann, Sie hatten als erste Frau in der Welt eine Professur der Katholischen Theologie. Weit über Deutschlands Grenzen hinaus reicht ihr Bekanntheitsgrad. Publikationen wie „Eunuchen für das Himmelreich“ oder „Nein und Amen“ wurden in viele Sprachen übersetzt und intensiv gelesen und diskutiert. Wie ist Ihr Eindruck, wenn Sie zurückblicken: Konnten Sie durch Ihre Aufklärung und kirchen-geschichtlichen Veröffentlichungen Verhärtungen im dogmatischen Lehrgebäude der Kirche aufbrechen

"...Die Familie ist die eigentliche Wurzel von Millionen Krankheiten......"

"... Sobald die Familie abgeschafft ist, wird viel psychologische Krankheit abgeschafft sein.....,"

"...Kinder sollen nicht bei ihren Eltern leben, sondern in kommunalen Wohnhäusern, damit die Eltern nicht ihren Geist vergiften können..."

" ..und einen Vater und eine Mutter zu haben ist psychologisch gefährlich.... . Kinder sollen der Kommune gehören, nicht den Eltern. Eltern haben genug Schaden angerichtet; man darf ihnen nicht weiter erlauben, ihre Kinder zu verderben..."

kommunalen Wohnhäusern

Katharina Wulff-Bräutigam: Bhagwan, Che und Ich
Droemer, 2005, 270 Seiten
... Die Eltern der Autorin begannen als 68er. Der Vater gründete einen Verlag, die Mutter war unzufrieden und landete 78 bei Bhagwan in Poona. Geschildert wird das Innenleben von Poona bis Oregon.
Die Sicht des Kindes verdeutlicht die Methode des Umganges mit den Anhängern, sei es als Mitarbeiter oder Therapie-Kunden. Mit unterschiedlichen Methoden wurde Druck ausgeübt bis zur Gewalt und dadurch seelische Spannung erzeugt. Die Lösung dieser Spannung wird dann je nach Situation und jeweiliger Übung als Belohnung oder Heilung empfunden.
Kinder hatten einerseits Freiheit, andererseits kaum Eltern-Bindung. Erwünscht war, dass sie sich ihre Eltern im Ashram selbst aussuchen. Sie wurden alsbald wie Erwachsene behandelt, Kinderarbeit war üblich. Die Betrachtung von 50 Paaren beim Massen-Geschlechtsverkehr während einer "Therapie" wurde nicht beanstandet. 16,jährige Mädchen liessen sich sterilisieren, wie von Bhagwan gewünscht. Erwachsene Männer konnten "ihre Sexualität bei 13-jährigen Mädchen" ausleben (S. 174).

"Insbesondere dem werdenden Leben wird jede Schutzwürdigkeit abgesprochen; es wird geradezu zu seiner Vernichtung aufgefordert, indem für eine Belohnung der Abtreibung plädiert wird" (a.a.O. unter Bezug auf den Vortrag des Bhagwan vom 13.12.1980 und eine Weltpressekonferenz vom 20.7.1985).

"Problematisch sind auch die Aeußerungen zur Zeugung menschlichen Lebens ('... besser die Geburt eines Kindes dem Reagenzglas überlassen, wo wir ... auswählen können')". Es wird "das Retten von Waisenkindern vor dem Hungertod mit Verbrechen in Zusammenhang gebracht (Bezeichnung von Mutter Theresa als Verbrecher in der Weltpressekonferenz vom 20.7.1985). Die Juden werden als nicht bemitleidenswert angesehen, denn sie seien für ihre Leiden verantwortlich. Durch die Erklärung zum auserwählten Volk hätten sie die lange Reihe von Leiden, Elend, Mord, Konzentrationslagern und kGaskammern herbeigeführt (Rajneesh-Bible, S. 301)." (a.a.O. S. 176 - 178)