@Azana
da ich fast nur im ausland bin, konnte ich den film bisher nicht sehen. sagitta weist richigerweise auf die probleme solcher filme hin, wobei ich noch hinzufüge, dass man in der jugend sehr schnell von (wie sagtest du?) "coolen" charakteren fasziniert ist und die anderen dinge einfach erst einmal zur seite schiebt.
unsere "wilden studienjahre" waren die 60er und wir haben die entstehung und entwicklung der APO und hieraus hervorgehend, der RAF hautnah miterlebt. unsere clique (damals von links-liberal bis zur csu war alles vertreten) war auch international besetzt und bestand aus 12 studienfreunden, die alle nicht zur apo gehörten. wir sind gemeinsam als jungfüchse in die burschenschaft eingetreten und treffen uns (die noch lebenden) jedes jahr in köln.
"der mief von tausend jahren, steckt unter den talaren" war das anfangsmotto (sogar professoren stimmten zu), mit dem der sds als mutter der apo an die öffentlichkeit ging und auch wir waren damit völlig einverstanden.
dann spalteten sich elitäre kreise vom sds ab, schliesslich gab es eine unmenge von polit-richtungen an deutschen hochschulen. jeder hatte seine eigene philosophische richtung. einer dieser elitären kreise war die gruppe um ulrike meinhoff, gudrun enslin und andreas baader. diese gruppe wollte aus unser aller sicht mit für uns durchaus legitimen mitteln durch aufrütteln der öffentlichkeit die staatsgewalt, die grosskapitalisten und vor allem die rechtgerichtete presse verändern. die motive waren für uns zu diesem zeitpunkt nachvollziehbar.
durch immer mehr gewaltanwendung seitens der staatsmacht und auch der apo, die unschuldige menschen rücksichtslos an leib und leben gefährdeten, war die gewaltspirale nicht mehr zu stoppen und wir distanzierten uns von dieser politschen gewaltrichtung. diese gewaltspirale läuft heute immer noch, wenn auch mittlerweile auf internationaler ebene und niemand berücksichtigt das gewalt immer mehr gewalt zur folge hat. vor allem gilt, dass die staatsgewalt sich nicht erpressen lässt.
zum schluss noch 2 persönliche anmerkungen.
als hans martin schleier entführt wurde, befand ich mich ca. 500 davon entfernt. ich wurde in einem institut auf meinen tropeneinsatz medizinisch vorbereitet und habe von der entführung nichts mitbekommen. als ich dann aber nach hause fahren wollte, kam ich in eine ringfahndung, wurde angehalten und ein junger bereitschaftspolizist hielt mir (ich saß am steuer meines wagens) durch das geöffnete seitenfenster ein schnellfeuergewehr an den kopf. ich weiss nicht wer mehr zitterte, er oder ich.
die zweite anmerkung ist aus heutiger sicht erheiternd. eine meiner cousinen (eine idealistin reinsten formats) war damals im erweiterten dunstkreis der raf und hat ihre lieblingstante (meine mutter, politisch stramm schwarz) besucht und einen hungrigen freundeskreis mitgebracht. einer der besucher war jan carl raspe. später hat cousinchen dann ihren inhaftierten freund aus der gruppe (nicht raspe) im gefängnis geheiratet (ging durch den ganzen pressewald).
lg
sundown(er)