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1968. Turn on, tune in, and

*******enza Mann
3.454 Beiträge
Themenersteller 
1968. Turn on, tune in, and
Da wir ja parallel schon das zehnjährige Jubiläum der Philosophiegruppe feiern, möchte ich doch mal eine Sache aufgreifen, die mir schon seit Wochen am Herzen liegt.

Denn auch der legendäre Sommer der Liebe, ohne den der joyclub undenkbar wäre, jährt sich dieses Jahr zum 50sten Mal.

Wikipedia bietet wie immer die nötigen Medikamente gegen Demenzerscheinungen.
Lässt aber vor allem musikalisch eine Menge aus, wenngleich nicht alles.

13. Januar: Johnny Cash gibt ein Konzert im Folsom State Prison.
https://de.wikipedia.org/wiki/1968




And time keeps draaaaaaaaaaagin on

Was verbindet IHR damit?
zu dem Zeitpunkt kam ich in den Kindergarten *zwinker*
erst viele viele Jahre später wurde die Zeit für mich "greifbar", "erlebbar" und dann auch nicht für mich mehr wichtig
denn meine Lebensbereiche wurden für mich wichtig, ich sah mich in ganz anderen Wegen sehr viel besser
**yx Mann
1.350 Beiträge
Ich habe damals eine Menge Leute sich verirren gesehen.
Voller Idealismus, kopfgesteuert und ohne Achtsamkeit und Plausibilitätskontrolle.

Dazu passt die kleine wunderbare Karrikatur vom schulterzuckenden, betrübten Karl Marx mit der Bemerkung: "Es war halt nur eine Idee!"...
*******rlin Mann
1.966 Beiträge
Es ist schwer, mit solchen Jahreszahlen umzugehen. Wir denken immer das war hier auch so. Bei uns kam aber so manches erst einige Jahre später an.
Und das Meiste davon war unnützes Gedöns. Im Alltag ist davon meist gar nichts angekommen.
*******use Mann
3.197 Beiträge
1968
hatte ich persönlich natürlich noch ganz andere Sorgen. *zwinker*

Für mich ist dieses Jahr jedoch der Anfang einer Reformbewegung in
der BRD, die die erste Grundvoraussetzung für die spätere Wiedervereinigung
beider deutscher Staaten war (Ich denke dabei insbesondere an der Stellung
der Frau in beiden Gesellschaften.).
Ob die zweite Grundvoraussetzung, die neue Ostpolitik von W. Brandt, ohne
die 68er überhaupt möglich gewesen wäre, ist für mich dann auch noch
eine nachdenkenswerte Frage.

1968 ist für mich also positiv besetzt, denn Irrungen und Wirrungen zum
Trotz wurde das "Abendland" nicht zerstört, sondern verbessert. *g*
*******enza Mann
3.454 Beiträge
Themenersteller 
...
zu dem Zeitpunkt kam ich in den Kindergarten
Ich habe damals eine Menge Leute sich verirren gesehen.

Ich weiß jetzt nicht, ob in den Kindergärten in Städten mit damals schon extrem hoher KfZ-Dichte bereits Verkehrserziehung auf dem Programm stand, aber wenn ja, wäre das ganz normal, dass man sich da mal verirrt. Die ganz kleinen, extremfrühtrockengelegten verirren sich sogar auf dem Weg vom Klo zurück zum Gruppenraum.

Das Problem hatte meines Wissens Janosch mit "Tiger und Bär im Straßenverkehr" und "Der kleine Tiger braucht ein Fahhrad" behoben.

Ich war damals vier, und wie mein Kindermädchen später kolportierte, kannte ich die Vornamen der Beatles besser als mit 12.

Im Alltag ist davon meist gar nichts angekommen.

Das Selbstverständliche entzieht sich oft der Wahrnehmung.
Frauen können zwar noch nicht einparken, aber sie dürfen das heute versuchen, ohne um Erlaubnis zu fragen. Das war damals alles andere als selbstverständlich, und ist nur ein Beispiel von Tausenden.

Grundvoraussetzung für die spätere Wiedervereinigung

Eine interessante Sichtweise.

Für die Wessis ist nach dem Endsieg von 1989 eigentlich eher die stillschwegende Annahme hängen geblieben, dass dieses dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte zwischen Brandt und Kohl die Sache nur verzögert hat. Und die Wiedervereinigung wesentlich schneller gekommen wäre, wenn der Westen den Ossis weiterhin viel deutlicher gezeigt hätte, wo der Barthel den Most holt. Nato-Doppelbeschluss und so.

Seh ich ja auch anders, aber woran machen wir das heute noch fest? Seit über 30 Jahren werden wir von den Medien mit einer gegenteiligen Geschichts-Interpretation berieselt, und irgendwann fängt man einfach an, den Scheiß tatsächlich selber zu glauben.

ich sah mich in ganz anderen Wegen sehr viel besser

Eine Frage wäre halt auch, ob diese intensive Reflektion des eigenen Denkens und Handelns und Gehens, die für uns heute so selbstverständlich ist, ohne den langen Marsch der 68er durch die Institutionen überhaupt denkbar wäre.

Wenn die Hippies und Gammler nicht die calvinistische Metaphysik so radikal in Frage gestellt hätten, wären wir alle viel enger in die totale Mobilmachung der amerikanischen Konsumgüterindustrie eingebunden, wurden 16 Stunden am Tag arbeiten, und dafür Sonntags auch noch den HErrn lobpreisen.
**yx Mann
1.350 Beiträge
*******enza:
Wenn die Hippies und Gammler nicht die calvinistische Metaphysik so radikal in Frage gestellt hätten, wären wir alle ...

Es liegt zwar nahe, so zu denken, aber meine Erfahrung passt da nicht rein.
Meinen Widerspruchsgeist hatte ich nicht von den Leistungsverweigerern. Im Gegenteil, ich wollte bürgerlich sein.
Als ich Fünf war wußte ich, diese Welt, die mich umgibt, ist noch nicht meine, und die alten Männer, die sich so autoritär gebärden, bestehen auch nur aus Fassade.
Woher "wusste" ich das?

Meine Spekulationen dazu habe ich gefunden. Sie deuten darauf hin, dass Genetik und Sozialisation nicht alles erklären...
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Turn on, tune in, and find out
"If you remember the 60s, you haven't really been there." (Dustin Hoffman)

Das FBI, die CIA und die NSA lehnten sich tiefenentspannt in ihre Sessel; von diesen Kiffern ging keine Gefahr aus. Die Freiluftficker waren zu blöd, um über ihren Schwanz oder ihre Möse hinauszukommen, und somit hatte das Ende des Vietnamkrieges mit ihnen nichts zu tun.

1968 ist für mich das Erscheinungsjahr von "2001 - Odyssee im Weltraum".

Übrigens waren die 80er - wie Chomsky meint - weitaus wichtiger, wenn es um die Wucht an Kritik aus der Bevölkerung geht. Und überdies zeigt Thomas Sattelberger mit seinem 2015 erschienen Band "Ich halte nicht die Klappe", daß der Marsch durch die Institutionen das Eine ist; das Andere ist der Marsch durch die global player. Er hatte mit "Joschka" Fischer zu tun, als der noch Taxifahrer und Bullenschläger war, doch er entschied sich für die Arbeit, während Fischer lieber die Karriere des Subventionsempfängers anpeilte und sich von Steuerzahlern die üppige pekuniäre Basis nahm für seine dummdreisten bis kriegsverbrecherischen (Kosovo) Ambitionen.

1968 ist was für Kinder und jene, die es geblieben sind.
****66 Mann
220 Beiträge
drop out
Die 68er waren keine Pop-up Bewegung. Der Vietnamkrieg war nicht deren Auslöser, bestenfalls ein Brandbeschleuniger.
Vorangegangen sind Marx, die Beatniks, der Rock´n Roll, der Aufbruch in den Weltraum, der Minirock, oder Ken Kasey und die Merry Pranksters mit ihrer Magic Bus Tour, bei der sie (als Vorgabe für die Magical Mystery Tour der Beatles) 1964 mit einem gelben Schulbus - natürlich bunt bemalt - durch die USA tourten und in LSD getränktes Trinkwasser in einem Fass mitführten. "The Summer of Love" in San Francisco geschah 1967 ungeplant und ohne Aufruf, eher als Sternschnuppe der Zeit und wie der Name bereits erläutert, für einen Sommer lang. Da waren ein paar Geistesverwandte zur gleichen Zeit am gleichen Ort. Drogenexperimente, Musik und der Pazifik mögen eine Enthemmung von bürgerlichen Werten (Monogamie, Diktat der Kirche und des Staates, Hegemonie des Westens, etc.) provoziert haben. Anschließend haben diese Ur-Hippies ihre Idee in einer Prozession symbolisch zu Grabe getragen.

Doch lässt sich eine Idee zu Grabe tragen? Der Zeitgeist erweckte die Gemüter auf der ganzen Welt, vornehmlich in den westlichen Industriestaaten. Es entstand eine politische Bewegung, eine musikalische Experimentierphase fand ihren Höhepunkt in den Siebzigern. Sich gegen die bürgerliche Welt aufzulehnen war plötzlich gesellschaftsfähig. Selbst eine etablierte, bürgerliche Partei wollte "mehr Demokratie wagen".
Drogen nehmen, war nicht länger ein Experiment für die eigene Wahrnehmung. Drogen wurden zur Sucht. Ansichten verhärteten sich. die politische Linke wurde radikal. Die Musik wurde härter und poppiger zugleich.

Gegen all das ist bislang nichts einzuwenden. Im Gegenteil. Doch hört man oft von den Veteranen der Berliner 68er Szene, dass in den Kommandozentralen der außerparlamentarischen Opposition häufig der Machismus dominierte. Männer sitzen am Küchentisch, brüten bei eine Kiste Bier über die Weltrevolution, während die Mädels sich um die Kinder und das Essen kümmern. In Bezug auf die Frauenquote in Führungsebenen war ausgerechnet die RAF fortschrittlicher.

Der Journalismus war allerdings glaubwürdiger.
****ta Frau
2.135 Beiträge
As time goes by
1968 war ich zwölf Jahre alt.
Mit einer roten Nelke in der Hand geboren, regte sich bei mir schon früh der Widerspruchsgeist, und so saugte ich wie ein Schwamm jedes NEIN in mich auf, das sich medial nieder geschlagen hatte. Ich erinnere weniger an den Love-and-Peace Überschwang dieser Zeit (das mit dem 'Love' darin wurde, so weit ich weiss, sowieso von den meisten der Bewegung nicht richtig verstanden), als die stürmischen Studentenproteste, das Brodeln im Staat und das Aufbegehren der sich plötzlich so opportun gebärdenden Studentenschaft. Damals hatte ich 'Das Kapital' für mich entdeckt, und es wurde so eine Art Bibel für mich, während die Lehrerschaft noch immer eifrig bemüht war, mich zurück in die Arme der Mutter Kirche zu zerren, denen ich bereits innerlich entstiegen war.

Ich weiss noch, dass zu dieser Zeit an allen Ecken und Enden Experimente statt fanden, um einen anderen als den tradierten Lebensstil in Theorie und Praxis zu pflegen, wobei der theoretische Teil überproportional zum praktischen an Fläche einnahm. Es wurde nicht mehr miteinander geredet aber viel diskutiert.

Für mich bedeutete das vor allem, an landespolitisch sanktionierten schulischen Experimenten teilzunehmen, denn ich war auf einer der ersten tagesbetreuten Schulen in NRW, in denen in dieser Zeit die Klassenarbeiten durch 'Test's`ersetzt wurden, die in nie versiegender Flut auf uns niederprasselten. Vor allem sollte es um Chancengleichheit gehen - die damalige sozialistische Regierung, die damals noch ihren Namen mit einigem Recht trug, wollte endlich Fakten schaffen und Arbeiterkindern eine ebenso gute Ausgangsbasis bieten wie den privilegierteren Mittel- und Oberständlergezeugten.
Na ja, es war eine schöne Utopie, und auch wenn die Kinder sich mustergültig bildeten und mit ihren vermögenderen Klassengenossen gleichzogen bzw. durch größeren Ehrgeiz glänzten, ist, wie wir inzwischen alle wissen, aus der Sache auf Dauer nicht all zu viel geworden.


Damals gab es den Werbespot von Charles Wilp noch nicht, der später so die Gemüter erregte (HEISSES Wasser, H E i S S E S Waaassser....) und auch nicht den für Pepsi-Cola, aber das Lebensgefühl dieser Zeit wurde das erste Mal schneller, als es jemand von der Strasse begreifen konnte, von den Konzernen aufgegriffen und vermarktet. Für mich ist das die Geburtsstunde der erneuten Massenverblödung in Nachfolge des 3. Reichs gewesen.
Sage ich heute. Damals war es vor allem revolutionär und neu, was da über die Mattscheibe flimmerte, und jeder anständigen Frau, von denen es damals noch viele gab, die Schamesröte ins Gesicht trieb.



Auf meinem Schulweg begleitete mich manchmal meine Mutter, wenn sie zum Markt wollte, und jedes Mal kamen wir an einem kleinen blumenbepflanzten Rondell vorbei, das von einigen Bänken umstanden war. Auf einer dieser Bänke sass tagein, tagaus in seeliger Gemütsruhe ein junger, langhaariger, indischgewandeter und jesuslatschentragender junger Mann. Meistens hatte er eines der Blümchen im Haar, die das Rondell geziert hatten, und bei der ersten Begegnung, an die ich mich erinnere, stutzte meine Mutter, neigte sich dicht an mein Ohr und flüsterte: Das ist ein GAMMLER. - Oh! In diesem einen Wort lag die ganze Verachtung derjenigen, die tagtäglich mit ihrer Hände Arbeit ihr Brot verdiente, aber ich war infiziert. Der war alles, was niemand sein wollte, nämlich anders. Und so wollte ich auch werden!
Wenn meine Mutter gewusst hätte... Wahrscheinlich wären wir dann woanders hergegangen.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
Themenersteller 
...
Ich darf die versmmelte Gemeinde bitten, eine Minute lang innezuhalten, und der Opfer des Massakers von MyLai zu gedenken.

von diesen Kiffern ging keine Gefahr aus. Die Freiluftficker waren zu blöd, um über ihren Schwanz oder ihre Möse hinauszukommen, und somit hatte das Ende des Vietnamkrieges mit ihnen nichts zu tun.

Das ist sicher richtig.

Die Utopien, die aus Drogenerfahrungen und gutem Sex resultieren, zielen auf einen anderen Zeit-Takt als die irdische reale Politik.

Für Leary war die space-migration ein ganz entscheidender Baustein, sein Programm wurde aber durch die Ölkrise um Jahrhunderte zurückgeworfen. Es ist halt nicht realistisch, sieben Milliarden Menschen mit der Schubkraft fossiler Brennstoffe in die Schwerelosigkeit katapultieren zu wollen.

Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Sanftheit dieser Kiffer den Rückstoß-Gesetzen dort oben besser entspricht, als die Mentalität eines John Wayne. Hätte David Bowman versucht, sich gegen HALs Willen zum Rauschiff Zutritt mit einer Waffe zu verschaffen, wäre er genauso in die Weiten des Weltraums hinausgeworfen worden, wie sein Kollege.

Außerdem ist das Ficken in Schwerelosigkeit sicher der absoute Brüller.
Insbesondere die Rückstoß-Effekte einer Peitsche.

Ein Grund mehr, an die Ursprünge dieser Utopien zu erinnern.

Männer sitzen am Küchentisch, brüten bei eine Kiste Bier über die Weltrevolution, während die Mädels sich um die Kinder und das Essen kümmern.

DAS war bei mir Gottseidank anders, vor allem jetzt nach der Trennung.

Altersmäßig wären wir ja eher der dritten oder vierten Generation der RAF zuzuordnen. Und diejenigen Männer, die sich nicht für den Kampf mit der Waffe, sondern für den mit den Windeln entschieden haben, haben einen Veränderungsprozess in Gang gesetzt, der jetzt erst richtig in Fahrt kommt, und politisch noch gar nicht öffentlich diskutiert wird.

Noch bevor mein jüngstes Kind diesen Kindergarten verlässt, wird es einen Eltenrabend geben, an dem wir Väter die Mehrheit bilden. Nicht nur Ulrike Meinhoff hat für ihre Selbstverwirklichung ihre Kinder im Stich gelassen.

auch wenn die Kinder sich mustergültig bildeten und mit ihren vermögenderen Klassengenossen gleichzogen bzw. durch größeren Ehrgeiz glänzten, ist, wie wir inzwischen alle wissen, aus der Sache auf Dauer nicht all zu viel geworden.

...

das Lebensgefühl dieser Zeit wurde das erste Mal schneller, als es jemand von der Strasse begreifen konnte, von den Konzernen aufgegriffen und vermarktet. Für mich ist das die Geburtsstunde der erneuten Massenverblödung in Nachfolge des 3. Reichs gewesen.

Das scheint mir eine Frage der grundlegenden Erwartungshaltung.

Sicher ist es so, dass das "Lebensgefühl," das sich oft in innovativen symbolischen Aktionen und politischen Phrasen niedergeschlagen hat, immer wieder Gefahr läuft, seinen befreiend-innovativen Charaker zu verlieren, und dann neue Dogmen der Versklavung gebiert. In der Tat medial verstärkt durch die Reklameindustrie.

Für Adorno war das der Prozess, kraft dessen Aufklärug in Mythos zurückschlägt, weshalb er die Studentenbewegung mit großer Skepsis gesehen hat.

Gleichwohl glaube ich , dass die Bildungsoffensive der SPD durchaus dazu beigetragen hat, dass die Quote derer, die es schaffen, diese immerwährende subtile Gefahr intellektueller und mentaler Versklavung zu durchbrechen, letztlich doch gestiegen ist. Zwar nicht so stark, wie die Heerscharen von Gutmenschen, die unser Bildugssystem auskotzt, von sich selber meinen, aber immerhin.

Aus den

wir wenigen.
Wir glücklichen Wenigen.

(Shakespeare, Henry V)

ist zwar noch keine demokratische politische Mehrheit geworden, aber den einen oder anderen, mit dem man sich augenzwinkernd vesteht, trifft man dann doch. Vor allem in dieser Gruppe.

Und das ist doch schön, oder?
*******enza Mann
3.454 Beiträge
Themenersteller 
...
Da waren ein paar Geistesverwandte zur gleichen Zeit am gleichen Ort.

Ok. Hattest Du bereits gesagt. So schnell geht das...


****66 Mann
220 Beiträge
@****ta
Ich erinnere weniger an den Love-and-Peace Überschwang dieser Zeit (das mit dem 'Love' darin wurde, so weit ich weiss, sowieso von den meisten der Bewegung nicht richtig verstanden)

Ein, wie ich finde, sehr wichtiger Aspekt. Hierzu empfehle ich unbedingt den Film
"Zabriskie Point" von Antonioni.
Freiheit endet im Tod. Aber es ist die Freiheit, die es wert ist, für sie zu sterben.


****66 Mann
220 Beiträge
@**n
Adorno mag Recht gehabt haben, war aber dennoch ein Spielverderber - das war wohl ein Generationenproblem. Die Mystifizierung der Aufklärung führte direkt in die Postmoderne. Das "Anything goes" wurde von der Industrie völlig anders interpretiert. Singularisierung war die Folge, mehr Produktivität, mehr Flexibilität - Das ist Individualisierung im Sinne des Kapitals. Du selbst bist inzwischen das Kapital, Deine Daten, Dein Körper, Dein Geist, Dein Job. Also wenn schon Drogen, dann bitte koks oder Crystal Meth zur Leistungssteigerung. LSD ist nicht zielführend.

Janis Joplin als Ich-AG? "Oh Lord, won´t you buy me a mercedes benz..."

Die Revolution frisst bekanntlich ihre Kinder.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Verehrter @yang
Janis Joplin als Ich-AG? "Oh Lord, won´t you buy me a mercedes benz..."

Danke fuer dieses Bonbon als Betthupferl.
Nun, bei Benz ist Geiz aber wenigstens nicht geil.
Gute Nacht!
*******rse Mann
2.314 Beiträge
„Wer zweimal mit Derselben pennt, gehört schon zum Establishment.“

Es ist leicht, diese Haltung als Offenbarungseid dieser verlogenen Männerbewegung zu erkennen, die wir heute als Aufbruch verkitschen. Oh ja, die Grünen waren Aufbruch! Sie haben es geschafft, deutsche „Soldaten“ weiterzubringen, als ihre Väter es vermochten. Sie haben sich als veritable Kriegstreiber etabliert, und „Joschka“ Fischer gehört ebenso wie die Bushs und viele andere vor den Internationalen Gerichtshof in Den Haag gezerrt, um sie lebenslänglich hinter Gitter zu bringen.

Das wird nie geschehen, denn die Macht geht weder vom Volke noch von ihren Vertretern aus. Das Volk hatte immer schon mit Arbeit das zu finanzieren, was ihre Vertreter im Namen der Macht auf's richtige Gleis zu setzen hatten und haben. Auch Nelson Mandela hat sich selbst und die Revolution verraten, wobei ich Skrupel habe, einen Menschen zu verurteilen, der dreißig Jahre seines Lebens für seine freiheitlichen Ambitionen im Gefängnis verbringen musste.

Wie auch immer; wir gehören zu jenen, die Zeit haben, im Netz über jeden Scheiß zu fabulieren, und damit gehören wir zu jenen Gewinnern des amerikanischen Imperialismus, die sogar im Status des Prekariats mit allem einverstanden sind, solange sie auf etwas noch Niedrigeres hinabschauen können. Das sind die wirklich Hablosen und Unterdrückten, die sich entscheiden, dorthin zu gehen, wo sie einen Teil ihres Beitrags zu den gigantischen und steuerfreien Gewinnen der global players bekommen. Wenn sie dafür ihr Leben aufs Spiel setzen, können wir nur erahnen, wie es ihnen eigentlich geht.

Sie rechnen mit dem Tod, während wir damit rechnen, 25 Jahre lang unser Haus abzuzahlen.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
68
JACK,-ERIC,-GINGER-


*******enza Mann
3.454 Beiträge
Themenersteller 
...
Oh ja, die Grünen waren Aufbruch! Sie haben es geschafft, deutsche „Soldaten“ weiterzubringen, als ihre Väter es vermochten.

Mit einer vernünftig funktionierenden Luftwaffe ist das auch keine Kunst. Die Kameraden in Afghanistan und Irak haben Stalingrad und den Kaukasus einfach nur überflogen. Das ist aus soldatischer Sicht schlicht unsportlich.

@**yx
Woher "wusste" ich das?

Möglicherweise aus ähnlichen Quellen wie der Sklave, der sich in Platons Menon mit Hilfe des Sokrates einen geometrischen Beweis erschließt. Wobei solcherlei Beweisführungen bei gesellschaftlichen und zwischenmenschlichen Fragen sicher schwieriger sind.

Jedenfalls für uns.
Für die "Akademiker" in Athen stand die ethische Evidenz hinter der euklidischen nicht nennenswert zurück. Die hatten halt noch keine Drittmittel.

wenn schon Drogen, dann bitte koks oder Crystal Meth zur Leistungssteigerung.

Geht auch mit legalen Neuroenhancern




**yx Mann
1.350 Beiträge
*******enza:
Möglicherweise aus ähnlichen Quellen wie der Sklave, der sich in Platons Menon mit Hilfe des Sokrates...

Danke für DEN Hinweis!... *knicks*

*******enza:
Wobei solcherlei Beweisführungen bei gesellschaftlichen und zwischenmenschlichen Fragen sicher schwieriger sind.

Ich würde sogar "unmöglich" sagen, denn sie würden die Grenzen der Philosophie zur Transzendenz hin überschreiten.
Spannend, dass das schon zu Platons Zeiten ein Problem war, - aber es wundert mich nicht... *g*
Was verbindet IHR damit?

gut gefragt. ich muss schon selbst verbinden, denn obwohl ich mich um einen möglichst termintreuen inkarnativen download zum januar des legenderän jahres bemühte, bekam ich nicht nur nichts mit, sondern auch lange nichtmal wind davon. dort, wo ich aufwuchs, erspähte ich zwar mitte der siebziger jahre hie und dort ein paar langhaarige in bunten schlaghosen, aber das ergab noch keinen inneren tumult. zu sehr war ich mit mir selbst beschäftigt, und ich kann mir vorstellen, dass die nachrichtenlage in rumänien nicht erschöpfend war.
oma hatte mich aufgeklärt, dass sich in den langen schöpfen der außenseiter ganz gewiss läuse aufhalten müssten, daran erinnere ich mich noch, aber auch daran, dass ich erwiderte, na, deine kinder im kindergarten haben auch welche. zu welchen weiteren impressionen dieser wortwechsel geführt haben muss, weiß ich nicht mehr, nur dass man mir generell bescheinigte, zwar verhaltenstechnisch angepasst zu sein, stets aber inhaltlich gegen den mainstream zu argumentieren. lange zeit gefiel mir der gedanke, dass dies daher rühre, dass ich ein kind des fulminanten jahres bin, so lange, bis mir klar wurde, dass zu opponieren mehr bedeutet, als anderer meinung zu sein und es für sich zu behalten.

ich musste selbst erst etwa zwanzig werden, daa hätte es für mich losgehen sollen. erst da war ich dazu reif, und begann mich dafür zu interessieren. langsam, dafür umso substanzieller, denn nun stand die persönliche revolution an. zu einem zeitpunkt, als das sozialpanorama der noch fetten bundesrepublik grob aufgepalten zwischen popper und punker daherkam, und die hippies anders hießen, aber ich weiß nicht mehr wie. sie gaben sich aber als einohrig baumelberingte, langrockige mädels zu erkennen und als dreadgelockte patschouliuser und wollten gerne ihren peace mit allem haben. so kam es für mich rüber, soweit ich es überhaupt noch erinnere. ja, ich war dabei, doch nicht die extase brachte mir die gedächtnislücke ein, vielmehr ein generell schales lebensgefühl, das mir persönlich die ganze achtziger-dekade eintränkte.
sicher ist, dass ich voll des seufzens war, keine chance auf eine zeitreise nach achtundsechzig zu haben, nicht dabei gewesen und endgültig zur falschen zeit geboren worden zu sein. ich bildete mir ein, damals mehr als zum fraglichen zeitpunkt, ein zugehörigkeitsgefühl entwickelt haben zu können. aus heutiger sicht ist dies natürlich illusorisch, eine projektion und verkennung der eigenen, wenn auch noch unfertigen persönlichkeit, deren stark empfundene heimatlosigkeit sich in endlosen musikalischen, jedoch einzelgängerischen, meditativen fluchten wiegte, und null, aber auch null teamgeist hervorbrachte. jahrelang waren mir die doors und jim morrisson selbst mehr heimat, denn jede andere musik, und von der idee, mit anderen zusammen die welt aus den angeln zu heben, war ich weit entfernter als heute.
als mir meine eltern aber 1988 von einer frankreichreise eine mappe mitbrachten, mit dem logo "bcbg" drauf (bon chic, bon genre - das französische analogon zum popper), habe ich sie zerfetzt, voller empörung, man könnte mir unterstellen, SO ETWAS benutzen zu wollen (zu können!). meine abscheu gegen marken generell hält bis heute an, lieber häkelte ich mir einen ganzen mantel, als daran irgendein etikett einer "angesagten" modefirma zu tragen. und heute bin ich den 68ern näher denn je, und bin gespannt, wie diese zeitliche gegenwicklung weiter geht.

die wehklage einer jeden epoche wohl, eine ganz andere verpasst zu haben, einen anderen zeitgeist empathischer, sympathischer, brauchbarer gefunden zu haben.
ich wäre nie in woodstock dabei gewesen, ich hasse menschenansammlungen; die idee, ich wäre `68 eine andere, liegt nahe, ergibt aber wenig aufschluss, noch dazu zu einer nicht vorhandenen tür.

so blieb mir also die tür der perzeption, und mit ihr ein ganzes vorzimmer voll mentaler devotionalien, die ich bis heute nicht losließ. wieviel achtundsechziger aminosäuren in der eigenen gensequenz eingewoben sind, hat wohl nicht mehr mit der zeitlichen deszendenz zu tun. ebenso trage ich etwa schleifen der roaring twenties in mir und eine angeborene resonanzlage für alle geistigen revolten.
auch deshalb ödeten mich die achtziger an, ihre markenfetischistischen nabelschauen und die unoriginellen debakel. die mode damals war im vergleich zu den seventies so metallisch chromschnallig düster, dass ich heute noch japse, wenn ich fotos sehe.
die zeit der buntrunden muster und freiluftigen überwürfe - erdrückt unter den schwergewichtigen melancholietalaren der waver ... grrr.
sinuskurven immerzu.
und ich gerne cosinus.

schönes thema.
*******rlin Mann
1.966 Beiträge
Texte ohne Inhalt und Bezug sind wahrlich als Kunst zu betrachten.
Davor verneige ich mich.
**********hylen Mann
1.142 Beiträge
Lieber nicht verneigen!...Sofern man sich doch nicht der Gewissheit verweigern kann, das Künstlichkeit allgegenwärtiges Kriterium von Realität geworden ist.
Aber...zurecht eingewandt *zumthema*
***na Frau
2.685 Beiträge
Gruppen-Mod 
Beitrag ...
...von Anchises auf den sich Baer Berlin bezieht wurde auf eigenen Wunsch
gelöscht .

Grüße Azana
Ich denke oft über die Idee der Kommune nach.
Erträume eine Gemeinschaft Gleichgesinnter.

Aber da geht es schon los. Die Zweischneidigkeit zwischen Sympathie und Empathie, die kleine Lücke Ego, die dazwischen klafft, statt zu klappen. Die geringfügige Lautverschiebung des Individuellen. Die Arbeitsleistung, die Verstehen mit Verstehenwollen überbrückt, Energie, die eingefüttert werden muss. Wären wir nicht eine faule, bequeme Gattung, überzüchtet, fettgefüttert und anspruchsaffin, wären wir nicht extrem weit weg von den Urgründen evolutionärer Territorialverschiebungen, wir würden vielleicht eher zu unseren gemeinschaftlichen Lagerfeuern zurückfinden.
So
Aber, zerschellen unsere Kommunalimpulse und Teilbarkeiten, die gemeinsamen Nenner, an den Klippen sorgsam hochgelabelter Käuflichkeit. Die Idee der Kommune hat uns geprüft und für unzureichend befunden.

Ich werde immer weiter träumen. Menschen, die gemeinsamwohnenarbeitenfeiern, die in friedfertigem Salut mit sich selbst und den Übrigen erwachen und schweigen, so oft es geht. Dafür aber tun. Denn erst im gemeinsamen Tun erklingt die Resonanzglocke.
Sympathie ist ein Geschenk, Empathie ist Arbeit.
Da haben mich die 68er gelehrt.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
..
Dass die vorherrschende Form menschlichen Zusammenlebens, die Kleinfamilie, ein Auslaufmodell ist, setze ich als erkennbar voraus.
Ich befürchte aber auch, dass sich die Träumerei der Entwicklung hin zur ' Kommune' als alternatives Modell nicht verwirklichen wird. Ich begründe dies mit persönlicher Erfahrung in diversen jugendlichen 'Experimenten'. Aus nachträglicher (heutiger) Sicht führe ich das Scheitern aller diesbezüglichen Versuche generell auf die global dominierende Wirtschaftsform des Kapitalismus zurück. Unter ihr wird dem einzelnen Individuum ein immens hoher ökonomischer Überlebensdruck auferlegt, als dass es kaum noch Kraft für Empathie, Sozietät , Friedfertigkeit, Demut ...u.dgl. als notwendige Voraussetzung für das Zusammenleben mit Mehreren, entwickeln kann.
Es wird eine Entwicklung geben hin zum Solipsismus in der das Individuum nur durch die Art und Weise seiner eigenen Funktionalität überlebt oder kläglich scheitert.
Leider.
*seufz

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