Was verbindet IHR damit?
gut gefragt. ich muss schon selbst verbinden, denn obwohl ich mich um einen möglichst termintreuen inkarnativen download zum januar des legenderän jahres bemühte, bekam ich nicht nur nichts mit, sondern auch lange nichtmal wind davon. dort, wo ich aufwuchs, erspähte ich zwar mitte der siebziger jahre hie und dort ein paar langhaarige in bunten schlaghosen, aber das ergab noch keinen inneren tumult. zu sehr war ich mit mir selbst beschäftigt, und ich kann mir vorstellen, dass die nachrichtenlage in rumänien nicht erschöpfend war.
oma hatte mich aufgeklärt, dass sich in den langen schöpfen der außenseiter ganz gewiss läuse aufhalten müssten, daran erinnere ich mich noch, aber auch daran, dass ich erwiderte, na, deine kinder im kindergarten haben auch welche. zu welchen weiteren impressionen dieser wortwechsel geführt haben muss, weiß ich nicht mehr, nur dass man mir generell bescheinigte, zwar verhaltenstechnisch angepasst zu sein, stets aber inhaltlich gegen den mainstream zu argumentieren. lange zeit gefiel mir der gedanke, dass dies daher rühre, dass ich ein kind des fulminanten jahres bin, so lange, bis mir klar wurde, dass zu opponieren mehr bedeutet, als anderer meinung zu sein und es für sich zu behalten.
ich musste selbst erst etwa zwanzig werden, daa hätte es für mich losgehen sollen. erst da war ich dazu reif, und begann mich dafür zu interessieren. langsam, dafür umso substanzieller, denn nun stand die persönliche revolution an. zu einem zeitpunkt, als das sozialpanorama der noch fetten bundesrepublik grob aufgepalten zwischen popper und punker daherkam, und die hippies anders hießen, aber ich weiß nicht mehr wie. sie gaben sich aber als einohrig baumelberingte, langrockige mädels zu erkennen und als dreadgelockte patschouliuser und wollten gerne ihren peace mit allem haben. so kam es für mich rüber, soweit ich es überhaupt noch erinnere. ja, ich war dabei, doch nicht die extase brachte mir die gedächtnislücke ein, vielmehr ein generell schales lebensgefühl, das mir persönlich die ganze achtziger-dekade eintränkte.
sicher ist, dass ich voll des seufzens war, keine chance auf eine zeitreise nach achtundsechzig zu haben, nicht dabei gewesen und endgültig zur falschen zeit geboren worden zu sein. ich bildete mir ein, damals mehr als zum fraglichen zeitpunkt, ein zugehörigkeitsgefühl entwickelt haben zu können. aus heutiger sicht ist dies natürlich illusorisch, eine projektion und verkennung der eigenen, wenn auch noch unfertigen persönlichkeit, deren stark empfundene heimatlosigkeit sich in endlosen musikalischen, jedoch einzelgängerischen, meditativen fluchten wiegte, und null, aber auch null teamgeist hervorbrachte. jahrelang waren mir die doors und jim morrisson selbst mehr heimat, denn jede andere musik, und von der idee, mit anderen zusammen die welt aus den angeln zu heben, war ich weit entfernter als heute.
als mir meine eltern aber 1988 von einer frankreichreise eine mappe mitbrachten, mit dem logo "bcbg" drauf (bon chic, bon genre - das französische analogon zum popper), habe ich sie zerfetzt, voller empörung, man könnte mir unterstellen, SO ETWAS benutzen zu wollen (zu können!). meine abscheu gegen marken generell hält bis heute an, lieber häkelte ich mir einen ganzen mantel, als daran irgendein etikett einer "angesagten" modefirma zu tragen. und heute bin ich den 68ern näher denn je, und bin gespannt, wie diese zeitliche gegenwicklung weiter geht.
die wehklage einer jeden epoche wohl, eine ganz andere verpasst zu haben, einen anderen zeitgeist empathischer, sympathischer, brauchbarer gefunden zu haben.
ich wäre nie in woodstock dabei gewesen, ich hasse menschenansammlungen; die idee, ich wäre `68 eine andere, liegt nahe, ergibt aber wenig aufschluss, noch dazu zu einer nicht vorhandenen tür.
so blieb mir also die tür der perzeption, und mit ihr ein ganzes vorzimmer voll mentaler devotionalien, die ich bis heute nicht losließ. wieviel achtundsechziger aminosäuren in der eigenen gensequenz eingewoben sind, hat wohl nicht mehr mit der zeitlichen deszendenz zu tun. ebenso trage ich etwa schleifen der roaring twenties in mir und eine angeborene resonanzlage für alle geistigen revolten.
auch deshalb ödeten mich die achtziger an, ihre markenfetischistischen nabelschauen und die unoriginellen debakel. die mode damals war im vergleich zu den seventies so metallisch chromschnallig düster, dass ich heute noch japse, wenn ich fotos sehe.
die zeit der buntrunden muster und freiluftigen überwürfe - erdrückt unter den schwergewichtigen melancholietalaren der waver ... grrr.
sinuskurven immerzu.
und ich gerne cosinus.
schönes thema.