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Sisyphos

Gute Frage
Was denkst Du denn darüber? Oder siehst Du das so, wie Du meinst, dass Camus das sagen wollte?

Ich bin mir da nicht ganz sicher. Auf der einen Seite gibt es die Idee des ewigen Kreislaufs (Daoismus, (Zen-)Buddhismus, Nietzsche, Camus, ...)

Andererseits: "Sterblich zu sein bedeutet, in einem Universum, in dem sich alles im Kreis dreht, eine Linie zu ziehen." (hab leider vergessen, von wem das war, Sloterdijk?) Wir kämpfen gegen die Götter, suchen den Sinn, huldigen dem Eros, und ja, das ist absurd, und ja, es ist tragisch. Aber es ist eben auch menschlich, und vielleicht ist es gerade dieser "sinnlose" Versuch, der das Leben ausmacht.

Und Du findest "nur den Stein-Schieben" ist ein guter Vergleich für das Leben der Menschen?

Heidegger soll seine Vorlesung über Aristoteles mit den Worten begonnen haben: "Aristoteles wurde geboren, arbeitete und starb." Mehr wird über uns wohl auch nicht zu berichten sein.

Aber: Währenddessen möchte ich glücklich sein. Und genau das ist ja mit dem Steine schieben gemeint: Meine Bemühungen um Liebe, Anerkennung und Sex haben ja auch keinen tieferen Sinn, kein höheres Ziel, sie stehen einfach nur so da, wie der Stein, der auf den Berg muss, um dann wieder herunterzurollen. Und in diesem Sinne sind wir alle Sisyphos.
**********_Gogh Mann
5.291 Beiträge
Hallo Linus

Die Idee des ewigen Kreislaufes ist aber teilweise sehr unterschiedlich. Und sie mit einer Bestrafung zu verknüpfen, empfinde ich doch als sehr krass.

Zudem hat der Mensch keinen "ewigen Kreislauf", sondern er ist mit Geburt und Tod ja begrenzt. Und selbst, wenn man jetzt innerhalb dieses Lebensabschnittes sagen würde, da rollt halt jeder sein Stein...
Ich könnte mir besser vorstellen, das Leben als Schiffsreise zu bezeichnen... mal ruhige See, mal Sturm, ein "ewiges" auf und ab....

Camus: "Sie [Anm.: die Götter] hatten mit einiger Berechtigung bedacht, dass es keine fürchterlichere Strafe gibt als eine unnütze und aussichtlose Arbeit."

Wie armselig wäre das Leben, wenn es mit einer unnützen, aussichtlosen Arbeit gleichgesetzt würde?

Sind wir gezwungen zu leben? Ist das Leben eine Bestrafung? Ist es nicht viel mehr?
Nach Lust und Laune
Sind wir gezwungen zu leben? Ist das Leben eine Bestrafung? Ist es nicht viel mehr?

Wird das ein Plädoyer zur Uminterpretation des Existentailismus?
Oder des grundlegenden Mythos?

Der Mann im antiken Plot wurde nun mal bestraft.


Wie armselig wäre das Leben, wenn es mit einer unnützen, aussichtlosen Arbeit gleichgesetzt würde?

Nun, offenbar hatte Albert halt ne schlechte Phase, als er das schrieb. Und besann sich nicht stattdessen auf die Möglichkeit, eine erquickliche Schiffsreise zu unternehmen, um seinen trüben Gedanken zuvorzukommen.
So sitzen wir auf dem dünnen Büchlein fest und rum. Und im "Fremden" war er auch nicht so viel besser drauf.
Schade, dass wir ihn jetzt nicht mit einem aufmunternden Schulterklapps erinnern können, dass aussichtslos nicht zugleich unnütz bedeutet und alles recht schick ist.

Für mich selbst ist Sisyphos ein Rebell. Kein Revoluzzer, aber ein Kämpfer mit der Aussichtslosigkeit. Der Gedanke dahinter ist keineswegs trüb, sondern einer der mutigsten, die ich kenne.
TROTZ der in "Ewigkeit" demonstrierten Demontage seiner Arbeit, sie dennoch fortzusetzen, weil die Mühe an sich es Wert ist.
Das Ergebnis bleibt nicht aus: es findet statt. Das kann gar nicht aussichtslos sein, der Mann erreicht ja das, was er will.

Nur, das Leben, die Götter, nehmen es wieder weg, machen es zunichte. Das ist doch die grundlegende Idee, dass bei aller Garantie auf den Verfall aller Mühsal und allen Strebens, dennoch jederzeit neu begonnen werden kann.
Das klingt nur idiotisch, ist aber das Wesen des Heros schlechthin.
Und, da es bei den alten Griechen immer um die Hybris ging... paradoxerweise schlägt Sisyphos genau seiner Strafe ein Schnippchen.
Er tut es dennoch. Immer wieder.
Was ihm allerdings abgehen wird, von Mal zu Mal, ist der kindliche Jubel dabei und die Hoffnung auf eine Dauerhaftigkeit des Erreichten.
Er verhöhnt die Endlichkeit der Sterblichen und führt die Wonnen der Unsterblichkeit ad absurdum.
**********_Gogh Mann
5.291 Beiträge
Liebe Maerzmond!

Wird das ein Plädoyer zur Uminterpretation des Existentailismus?
Oder des grundlegenden Mythos?

Ist der Mythos von Camus nicht schon alleine dadurch genügend uminterpretiert, dass wir uns Sisyphos als glücklich vorstellen sollen?

Nun, offenbar hatte Albert halt ne schlechte Phase, als er das schrieb.

-lach-

Gut geschrieben. Er hat ja irgendwo wohl auch an die Arbeiter gedacht, die da vor sich hin schufteten und für die sollte sein Versuch über das Absurde ja auch gültig sein. Ich könnte ja fast ketzerisch fragen: ist dann Sisyphos noch zeitgemäß?

Ich habe ja selber gesagt, dass das Bildnis des Sisyphos seinen Charme hat. Und ich würde ihn fast genauso sehen, wie Du oder Albert es taten. Die Frage aber wäre eher:

Kannst Du Dich mit Sisyphos identifizieren?

Ich mich nicht. Weil das Leben keine Betrafung ist...

*zwinker*
ich schooon...
Er verhöhnt die Endlichkeit der Sterblichen und führt die Wonnen der Unsterblichkeit ad absurdum. (s.o.)

Ich mich nicht. Weil das Leben keine Betrafung ist...

Fehlschluss. Die Idee der Strafe steht außerhalb der Aussage des Mythos; sie ist nur die Prämisse, die der antike Mensch für angebracht hielt. Sich mit der Handlung (der Konklusion) zu identifizieren ist eine andere Sache.

Das Leben betrachte ich als Geschenk.
Etwas sperrig mitunter... *zwinker*

Dass S. allerdings durchweg glücklich ist, wage ich in Zweifel zu stellen; ich hoffe es für ihn. Dass er auch mal ver-zweifelt. Woraus bestünde sonst der Spaß?
*******alm Paar
7.574 Beiträge
und überhaupt................
...........ohne sisyphos hätten wir niemals die geniale musik einer meilensteingruppe kennen gelernt!

the rolling stones

calm*wink*
**********_Gogh Mann
5.291 Beiträge
Fehlschluss???
@******ond

Ich sage, dass für mich das Leben keine Strafe ist. Das ist meine Meinung. Wie kann hier ein Fehlschluss vorliegen? Das hast Du vermutlich auch nicht gemeint.

Bzw. wieso soll es ein Fehlschluss sein, Sisyphos Tätigkeit als Bestrafung der Götter zu sehen? Wieso steht diese "Aussage" (welche? die Idee der Bestrafung???) außerhalb des Mythos? Sie ist elementarer Bestandteil.

Ich kenne jetzt nicht Homer oder andere Texte über Sisyphos im Original, halte aber das doch für deutlich gegeben. Und selbst Camus beschreibt es als Strafe der Götter. Also steht das auch nach Camus Interpretation so.

Was soll im Mythos Sisyphos' Tätigkeit des ewigen Steine-raufschieben-nach-dem-er-runterrollt sonst sein, wenn nicht eine Strafe???


Übrigens:
Er verhöhnt die Endlichkeit der Sterblichen und führt die Wonnen der Unsterblichkeit ad absurdum. (s.o.)

... kommt mir gerade der dumme Gedanke: gäbe es ewiges Leben, könnte Sisyphos wirklich ein gutes Beispiel dafür sein, dass das gar nicht so lustig ist... Und erstrebenswert (bei dem Wahn nach ewiger Jungend mancher) erst recht nicht!

;-))
Übernahme
Wieso steht diese "Aussage" (welche? die Idee der Bestrafung???) außerhalb des Mythos? Sie ist elementarer Bestandteil.

Das sehe ich anders.
Ich sprach von Sisyphos als archetypische Gestalt. Nicht von einer literarischen Ausarbeitung.
Der Mythos beobachtet nur die Wiederkehr der Verrichtung.
Erst in zweiter Instanz wird eine Kausalität drangeknüpft.
Wie etwa heute es in manchen Kreisen üblich ist, aller Wiederkehr eine karmische Anheftung zu verleihen, weil Sinngebung so schön satt macht.

Das Elementare ist nicht die Strafe, nur die Handlung.
Und mit Fehlschluss meine ich, dass eine Verknüpfung von Aussagesätzen als homogene Einzelprämisse und daher als Komplettmythos betrachtet wird. Fehl nicht unbedingt als fehlerhaft, nur als voreilig oder opportun.
Deshalb redete ich auch von Camus´ Stimmung. Es ist sichtabhängig.

Aber Du, Lustliebender, ich, oder jeder andere auch darf mit dem robusten Kerl anfangen, was er will. Mythen sind zeit- und uferlos.

Was soll im Mythos Sisyphos' Tätigkeit des ewigen Steine-raufschieben-nach-dem-er-runterrollt sonst sein, wenn nicht eine Strafe???

Wieso sollte sie eine Strafe sein?
Hier wird eine beobachtete Tatsache in ein Wertesystem gepresst. Und nicht nur hier; das gesamte karmische Denken bedient sich des Kausalitätsprinzips, der Anbahnung bestimmter hierarchischer Denkmuster.

Ich wiederhole: mir geht der Aspekt der Simnnlosigkeit völlig ab, auch der der Strafe. In jedem Moment, da er den Stein höher kriegt, und sich dabei noch den Schweiß von der Stirn abwischt, hat S. einen Sieg errungen.
Und in jedem, da er zusieht, wie der Stein herunterrollt, und ihm abwärts nachklettert... einen noch höheren.

Was mir langsam abgeht, ist die trübe Sicht auf diese Dinge. Es ist, wie es ist.
*******alm Paar
7.574 Beiträge
in einem asterix...........
........fegt ein mensch bodenkacheln ab, in einem riesigen raum, er kümmert sich nicht um die größe des raumes und die vielzahl der platten sondern fegt stück für stück und freut sich über jede gesäuberte, nicht daran denkend, dass vielleicht hinter ihm jemand das gesäuberte wieder verschmutzt.

das glück der aufgabe und nicht das unglück der aufgabe!

gleiche worte mit unterschiedlichen bedeutungen.....................

calm*wink*
sooo, Calm,
so meinte ich das. Zen-technisch.

Und in Bruce Allmächtig (nur weil ich Carrey so toll finde, und heut was mit ihm lief und ich hab doch keine Glotze... *heul* ),
da ist Gott selbst dabei, immerzu einen Boden auszuwischen. Eine expressionistisch starke Einstellung, finde ich.
**********_Gogh Mann
5.291 Beiträge
Liebe Maerzmond!

Ich finde das zwar interessant, dass Du von einem archetypischen Sisyphos sprichst und dort Instanzen darlegst. Reden wir nur nicht dann aneinander vorbei, wenn jeder seinen eigenen Sisyphos mitbringt?

Albert Camus, Der Mythos von Sisyphos, Seite 98 in meiner rororo-Ausgabe von August 1985

IV. DER MYTHOS VON SISYPHOS

Der weige Rebell

Die Götter hatten Sisyphos dazu verurteilt, unablässig einen Felsblock einen Berg hinaufzuwälzen, von dessen Gipfel der Stein von selbst wieder hinunterrollte. Sie hatten mit einiger Berechtigung bedacht, dass es keine fürchterlichere Strafe gibt als eine unnütze und aussichtlose Arbeit.

Auch Camus spricht hier deutlich die Strafe an, zu der Sisyphos von den Göttern verurteilt worden ist. Also bezieht er sich auch später auf den gleichen, bestraften Sisyphos, den er hier einführt.

Was mir langsam abgeht, ist die trübe Sicht auf diese Dinge.

Die stört mich ja auch bei Camus' Sisyphos. Das ist ja gerade mein Problem. Du hast auch an anderer Stelle gesagt, dass Du auch das Leben als Geschenk betrachtest. Sind wir dann so weit auseinander?

Ich klaue jetzt mal einfach Deine Worte:

Schade, dass wir ihn jetzt nicht mit einem aufmunternden Schulterklapps erinnern können, dass aussichtslos nicht zugleich unnütz bedeutet und alles recht schick ist.

*frieden*
*******alm Paar
7.574 Beiträge
so ist...........
"Die Götter hatten Sisyphos dazu verurteilt, unablässig einen Felsblock einen Berg hinaufzuwälzen, von dessen Gipfel der Stein von selbst wieder hinunterrollte. Sie hatten mit einiger Berechtigung bedacht, dass es keine fürchterlichere Strafe gibt als eine unnütze und aussichtlose Arbeit."

sisyphos doch ein rebell und hat den göttern eine nase gezeigt!

wie ich schon immer dachte, götter sind doof!

gegen götter kämpfen dumme selbst vergebens. *ggg*

calm*wink*
Lustliebender,
ich glaube nicht, dass wir aneinander vorbeireden. nur dass wir beide eben ein muster einer bestimmten gedanklicher pedanterie demonstrierten, wie sie zu späterer stunde forumsüblich vorkommen soll.
einfach bissle verschiedene ppsitionen einnehmen, um dann, wenn die lider schwer werden sich doch zu besinnen, dass alles gut ist.

*zwinker*

frieden ist doch!

*ja*

träumt schön... von kieselsteinen; bei bedarf lassen die sich auch noch später zu großen zusammenballen.

*huhu*, Calm sacht es ja ooch...
**********_Gogh Mann
5.291 Beiträge
Liebe Maerzmond (oder Lieber???) -lach-

Uhrzeitbedingtes Muster einer bestimmten gedanklichen Forumspedanterie... das werd ich mir merken! Das erklärt natürlich Einiges hier...

Hab mich schon gewundert! Ich werde mich wohl daran gewöhnen müssen, wie das hier so läuft.

*zwinker*

Ich glaube, dann lassen wir Sisyphos noch ein bisschen den Stein rollen, während wir ein wenig die ruhige Kugel schieben.

*gaehn*

Dir auch eine gute Nacht und süße Träume *heia*

Lustliebender
****e_H Mann
8.282 Beiträge
...
Ich verlasse Sisyphos am Fuße des Berges! Seine Last findet man immer wieder

typisch Camus,sich vor den anstehenden Lasten zu drücken.
Gerade wenn auf den Joy Club bezogen, bei Last ein u für a gesetzt wird.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
Disturbance
träumt schön... von kieselsteinen;

Eben.

Wo in dem gesamten framework wird eigentlich beschreiben, wie groß der Stein ist?

...........ohne sisyphos hätten wir niemals die geniale musik einer meilensteingruppe kennen gelernt!

Yepp:

Hey,

said my name is called disturbance
I'll shout and scream I'll kill the king I'll rail at all his servants.

Well, then what can a poor man do,
except to sing for a rock'n'roll band,
'cos in sleepy London town there's just no place for

(street fighting man)

Was mich dann weiterhin zu der Frage bringt, ob wir uns überhaupt sicher sein können, dass der Stein RUND ist?

Unter dem Pflaster liegt der Strand

(Sponti-Spruch)

Und schlussendlich: warum werde ich immer unzureichender über neue Forenbeiträge informiert?
***na Frau
2.685 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Forenbeiträge
Und schlussendlich: warum werde ich immer unzureichender über neue Forenbeiträge informiert?

Guten Morgen Jin,

du musst auf der Forumhauptseite oben rechts auf "beobachten" klicken und jedes neue Thema auf beobachten stellen.

Dann bekommst du automatisch die Benachrichtigung. Zuweilen fallen Themen in welchen lange nichts mehr geschrieben wurde aus der Beobachtung raus. Weshalb genau kann ich dir nicht sagen, ist wohl eine technische Sache von JoySeite.

liebe Grüße Azana
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