Auch jener Gedanke zeigt eine Paradoxie auf:
Der Glaube an einen allmächtigen Gott kollidiert mit solchen logischen Überlegungen und mit wissenschaftlichen Erkenntnissen. Um die Idee der Existenz einer höheren Macht zu halten, machen wir die verrücktesten geistigen Verrenkungen.
Dabei ist die Idee einer höheren Macht doch vermutlich lediglich der verzweifelte Versuch der ersten denkenden Hominiden gewesen, irgendein geschlossenes Weltbild zu kreieren, das all jene widersprüchlichen Phänomene erklärt. Ihr und unser Gehirn analysiert die Umwelt, um darin zu überleben. Das Gehirn hatte nie eine andere Aufgabe als eben das Überleben zu sichern und dazu die ausreichend genau Umweltanalyse zu liefern. Eine Erklärung dafür zu finden, warum ausgerechnet ein freundlicher, geliebter Verwandter jung an Krebs stirbt, war ursprunglich nicht nötig und nicht vorgesehen. Das zunehmend reflektierter denkende Gehirn konnte aber kaum mit der beängstigenden Wahrheit klarkommen, dass es keine Gewissheit, keine Beständigkeit, keine Gerechtigkeit, keine Sicherheit gibt. Die Idee, dass eine lenkende Instanz für Unbegreifliches eine eigene Begründung kennt, die uns halt verborgen bleibt, gibt uns die nötige psychologische Entlastung und beendet das quälende Grübeln, das verzweifelte Suchen nach einem erkennbaren Muster.
Paradox ist also, das der Wunsch nach einem einfachen Weltbild ohne ständige Unsicherheiten, unser Gehirn dazu brachte, sich das Konstrukt Gott auszudenken und sich damit ein Kuckucksei jahrtausendwährender Zweifel und Grübeleien ins eigene Nest legte.
Eigenartig, dass wir davon nur schwer lassen können, und uns lieber gegenseitig für unsere Ideologien totschießen, als die Idee zu akzeptieren, dass es halt keinen höheren Plan gibt als: "Gib deine Gene weiter."