Bin ich erwachsen?
Um diese Frage beantworten zu können, müüste ich klare
Parameter ausmachen können, die diesen Zustand "erwachsen"
definieren.
Körperliche Entwicklung
Mit dem 18. Lebensjahr ist idR. der letzte Wachstumsschub und die
Pubertät überstanden- für mich eine Art Mindestanforderung.
Aber die Ausbildung des Immunsystems geht weiter über das 20. Lebensjahr
hinaus- während sich die Reflexe schon wieder verschlechtern.
Auch das Skelett entwickelt sich weiter (weshalb Forensiker anhand von
Knochen nicht nur das Geschlecht bestimmen, sondern auch das Alter
eingrenzen können).
Vielleicht könnten Mediziner einen Zeitpunkt definieren, ab dem hier
keine Verbesserungen möglich sind?
Dazu gehören dann aber alle Organe incl. Hirn= könnte schwierig werden.
Geistige Entwicklung
Verantwortungsbewußtsein- für mich eine wesentliche Eigenschaft, aber allein
taugt dieser Parameter auch nicht viel:
Schon ein Kind kann sich hier ausgesprochen "erwachen" verhalten und
trotzdem würde wohl niemand einen "Erwachsenen" aus dem Kind machen
wollen.
Auf der anderen Seite gab es einen Kapitän, der ein grosses Pasagierschiff
in Küstennähe auf einen Felsen setzte, also in einer Position, die ein
besonderes Verantwortungsbewußtsein verlangt- mit diesem wäre der
Unfall niemals passiert!
Erfahrung
mit ihr schwindet Unvoreingenommenheit, es fällt zunehmend schwerer,
gedanklich neue Pfade zu gehen (Betonköpfe!)- sie sind also keineswegs
nur positiv. Auch deshalb ist es für mich ein Unding, Jüngeren mangelnde
Erfahrung vorzuwerfen.
Allgemeines Verhalten in der Praxis
Ich habe zahlreiche Vorträge gehört, bei denen alle Anwesenden sich
für das Thema interessieren, freiwillig ihre Freizeit dafür "opfern", bei
einem Durchschnittsalter um die 40 und mehr.
Ein Vorbild hinsichtlich Disziplin, Respekt gegenüber dem Vortragenden
und Aufmerksamkeit für Schulklassen? Auf keinen Fall!
Das Lernen= geistige Entwicklung endet nach meiner Überzeugung
erst am letzten Tag.
Und das führt mich zu der These, dass ein Mensch erst an seinem letzten
Tag 100%ig erwachsen ist, denn danach findet keine Entwicklung als
Individuum statt, da dieses nicht mehr existiert.
Zu einem Zeitpunkt X (zB. 40. Geburtstag) kann also ein Mensch zB.
zu 30, 50, oder 80% erwachsen sein- dies berücksichtigt die großen
individuellen Unterschiede in der persönlichen Entwicklung (also
unabhängig vom erreichbaren Lebensalter).
Sonst wäre es ein schöner Trost für uns Männer zur geringeren
Lebenserwartung.
Diese These vermeidet auch ein Problem, was sich sonst zwangsläufig
ergeben würde:
Ist ein Mensch vorher zu 100% erwachsen- was kommt danach,
die Scheintotphase?
Menschen sind gleichzeitig Erwachser und Kind- in unterschiedlichen,
wechselnden Anteilen, nicht exakt verifizierbar (erinnert an die
Unschärferelation aus der Physik)
Irgendwie tröstlich, wenn ich jetzt behaupte, hier würden keine Erwachsenen
schreiben ( mich natürlich eingeschlossen), oder?