Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Biergenuss
84 Mitglieder
zum Thema
Verlangen2
Als die Frau am nächsten Morgen aufwachte, dauerte es einen…
zum Thema
Ficken lohnt sich nicht - oder: Der Weg eines Bodhitsattva1
Eine Zeit unendlicher Langeweile. Hier im Zimmer mit der Nummer 3015.
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Teleskop

****ta Frau
2.135 Beiträge
Kulissengesellschaft
MM:
Ist gekauft = Kunst?

Ob es Kunst ist? - wer kann das so genau sagen, aber die Chance, dass es überdauert, um in der Zukunft als visionär wahr genommen zu werden, ist ungleich höher, wenn es jemand kauft, um es sein eigen zu nennen und es danach ordentlich behandelt. Höher, als wenn es nach erfolgter Präsentation wieder in der Schublade verschwindet.

Klar ist alles zeitgeistunterworfen, was neu ist. Nur gibt es auch den besonderen Blick, das besondere Wort, den unerhörten Klang. Dies wird sich erst im Nachhinein als zeitlos heraus stellen. Ein guter Sammler wird sich nicht nach den Gesetzen des Marktes richten, sondern seine Auswahl treffen, wenn ihm sein Gefühl sagt: Das ist es! Genau deshalb sind schon Kunstwerke über uns gekommen, denen im ersten Moment das Prädikat 'herausragend' versagt wurde, weil sie die Zeit nicht haargenau bedienten.

Jeder Künstler freut sich, ob er es zugibt oder nicht, wenn 'seine' Kunst sich auch monetär niederschlägt. Wir leben in einem kapitalistischen System, und lobende Worte kann man nicht essen, geschweige denn damit Pinsel oder Notenblätter oder Druckerpapier bezahlen. Da Geld ein Mittel ist, Anerkennung durch Erwerb zu bekunden, kann mir keiner erzählen, ein Künstler würde solche monetären Komplimente nicht geniessen, zumal diese auch häufig gesellschaftliche nach sich ziehen.
Deshalb ist der Mensch als Künstler natürlich auch korrumpierbar. Es gibt zahlreiche Beispiele der Selbstkolportage unter der Künstlerschaft.

Aber gesetzt den Fall, er lässt sich nicht dadurch bestechen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er weiter künstlerisch tätig sein wird, ist, ausgestattet mit den nötigen Mitteln, größer als ohne. Arme Poeten bekommen höchstens Rheuma.
Und wer hätte je von Leonardo da Vinci gehört, wenn sich nicht so mancher Mäzen als spendabel erwiesen hätte? Wo wären seine Bilder jetzt, hätte er nicht schon zu Lebzeiten Leute gekannt, die seine Entwürfe als interessant empfanden. Nur selten aber waren jene das geneigte kunst- und feinsinnige Publikum, sondern die Hauer und Stecher der Gesellschaft.

Wie gut, dass es Künstler gab, die durch ihre Beseeltheit auch andere verführten und berührten. Auch wenn darunter lockere Vögel waren wie z.b. Mozart, den Geld nur scherte, wenn er keins mehr hatte, und eigentlich nur Musik machen wollte.
Da er aber häufig keines hatte, gelang es ihm, auch dann seine Seele mit anderen zu takten, wenn er unter Druck stand.
Van Gogh malte trotzdem, und seine Bilder wären längst vergessen, wenn ihn Theo nicht durchs Leben geschleift hätte, und dessen Frau dann tatkräftig nach seinem Tod den Verkauf der gesammelten Werke angegangen wäre...



In einer idealen Welt könnten die Künstler arbeiten, und wären verpflegt und bei guter Gesundheit. Sie hätten ihre Selbstinszenierung nicht nötig, und die Anerkennung der Gesellschaft wäre ihnen gewiss.
Alles dürfte sein, denn eine ideale Gesellschafft wäre nicht indoktriniert, und sie würde mit Kunst leben wie mit dem täglichen Brot.
Ihr Alltag wäre durchsetzt von ihr, und die Menschen hegten friedliche Gedanken. Jedes kreative Talent hätte sein Plätzchen. Auch wenn es bei Entwürfen bliebe, die das Denken weiter bringen.

Leider sind wir nicht dort, im Idealen.
Wir leben nicht mal den Entwurf, denn das darf nicht sein.
Statt dessen gibt es überall Nischen, in die sich das Kreative flüchtet. Um so bedeutsamer erscheinen uns Alternativentwürfe, die den Weg zu uns finden. Da stehen wir dann staunend, und uns gehen die Augen und das Denken über anhand der Möglichkeiten, die jemand erträumt hat. Doch das Besondere ist nur deshalb besonders, weil es so konträr zu den Gewohnheiten des Sehens, Hörens, Lesens ist als das, was allgemein bekannt ist und sich in unserer Demarkationslandschaft abspielt.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Themenersteller 
Wenn ich auf die Uhr sehe, dann in der Hoffnung, sie sei nun endlich stehengeblieben.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Themenersteller 
Gysi und Lagerfeld
Diese Männer gehören zu denen, deren Äußerungen ich zuhören will, weil sie von Schönheit erzählen. Jener weiß, was der Mensch braucht, und dieser hat eine Idee davon, wie er dabei gut aussieht.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Alte Uhren
Alte, kunstvolle Uhren sind mit die ästhtischsten Dinge, die ich kenne. Dabei meine ich ihr Innenleben, das Uhrwerk, das, alleine durch die Gesetze der Mechanik und Kinetik angetrieben, wunderbar präzise taktet.
Die Zahnräder aus feinen Materialien, so kunstvoll angeordnet, greifen wie in einem Zirkeltanz ineinander, und das leise TickTack der Unruhe hat etwas Suggestives. Ich werde nie müde zu sehen, wie anmutig jedes mit jedem korrespondiert.


Ich weiss nicht, warum es nötig war, sie zu erfinden. Denn wenn mich etwas an ihnen stört, dann die Tatsache, dass sie die ZEIT messen. Mit ihnen wurde eine Spanne Gegenwart zu etwas Handelbarem. Ginge es nach mir, würden sie, so sie schon mal erfunden wurden, Reiskörner zählen oder die Rhythmik, in denen Schneeflocken vom Himmel fallen.

Aber diese schönen Gebilde haben sich als Diktatoren entpuppt, mit denen jeder Dahergelaufene die Lebenszeit seiner Mitmenschen einfach kaufen konnte.
Und wie alles, was in die Hände Dahergelaufener gelangt, wurde das Kunstwerk 'Uhr' durch sie profanisiert. Das Gehäuse aus Holz wich dem schnöden Plastik. Das kunstvolle Innenleben verschwand mit der Einführung der digitalen Zeitmessung. Es ist, als würde einem die Zeit überall hinterhergeworfen oder geraubt. Sie ist zu einem Billigartikel verkommen, und der Augenblick, der eigentlich so kostbar ist, misst sich nun in Centbeträgen.
**nt Mann
1.739 Beiträge
Danke, @****ta, für diese großartigen Zeilen.
Ja, @****ta, danke. Und Danke euch allen, die hier so Nahrhaftes schreibt.

Sagt man "Zahn der Zeit" wegen der Zahnräder? Oder weil die Zeit ein Knabbermonster ist?
Mit Miitelpunkt und Achse wird es begonnen haben; ein Baum, eine Wiese; ein Stecken, eine Scheibe, eine Sonne.

Wenn ich auf die Uhr sehe, dann in der Hoffnung, sie sei nun endlich stehengeblieben.
Besserkann ich es auch nicht sagen.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Besserkann ich es auch nicht sagen.

Mit Verlaub : Das nehme ich Dir nicht ab. Ist aber nicht weiter schlimm , in Verbindung mit der inneren Ungeduld, die passend zur Jahreszeit vorherrscht, werden solche unbedachten Äußerungen nicht mit Gold vermessen.
*zwinker*
****e_H:
in Verbindung mit der inneren Ungeduld,
hier dann auch Unruh genannt
denn das Chaos sollte auch weiter wirken
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Themenersteller 
Wenn ich auf die Uhr sehe, weiß ich, wie spät es ist. Ich weiß somit anscheinend nie, wie früh.

Es ist aber immer zu früh. Zu früh für Entscheidungen und zu früh zum Hinlegen.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Gespiegelt
Zu spät bei mir, für alles. Besser wär's, konsequent nichts zu tun.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Fuchs du hast die Zeit gestohlen...
Sagt man "Zahn der Zeit" wegen der Zahnräder? Oder weil die Zeit ein Knabbermonster ist?
oder wegen einer Füllung für den hohlen Zahn ?
*tonne*

Nee, jetzt aber mal ernsthaft : als die dümmlichste und am leichtest durchschaubare Ausrede für ' kein Interesse haben' gilt die Aussage ' keine Zeit haben'.

Was in aller Welt ist bei unserer menschlichen Entwicklung so schief gelaufen, dass wir grundsätzlich alle erkennbaren Dimensionen einem materiellen Schema unterordnen? Ist das Haben gewichtiger geworden als das Sein? Wenn ja, dann verdanken wir diese menschenunwürdige Betrachtungsweise irgendeinem Kapitalismus -Junkie, dem nichts besseres einfiel als die reißerische Devise ' Zeit ist Geld ' aufzulegen. Welch ungeheuer Irrtum.
Zeit ist eine Dimension, die wir nicht direkt nach innen Verstoffwechseln um zu leben. Deshalb 'haben' wir sie wörtlich auch nicht, aber wir sind in ihr. Und ich persönlich : Tja, ehe mir noch der blöde Gedanke käme, ich wäre ihr Gefangener, nützte ich lieber die mich umgebende Zeit, badete mich in ihr, nähme sie als schmückendes Gewand um meinesgleichen zu erfreuen. Das wäre sinnvolle Verschwendung.
ich wollte eigentlich "händedruck" beschriften, den alten thread; hat sich rausgestellt, der ist schon gesperrt. das ist zahn der zeit.

wollte einen gedanken fassen, ob des unterschieds zwischen >für jemaden arbeiten< und
>im namen jemandens handeln<.
im obsessiv kleingedruckten dieses bedeutungsniemandslandes ist etwas wie >hingabe< das boot. in je anderer richtung. einmal mit zweck, einmal mit ziel verbunden.

also - ein zugewinn an freiheitsgrad, oder nicht? - ist für andere arbeiten freier, als im namen derer ...?
schafft das distanz, oder schafft es illusion von distanz?

wenn ich mich einer sache hingebe - schwebe ich dann leichter, auf dem meer der ungewissheiten?
klänge logisch.

muss man vielleicht erst beginnen, der logik klang zu hören;
mit den augen sehen, ist wie blindsein.


Zu spät bei mir, für alles. Besser wär's, konsequent nichts zu tun.

follow the white rabbit *zwinker*

(Mazita) ----------[diese rotgestanzte @ - verlinkerei geht mir gegen den strich. wer suchen will, nach dem nick, soll den eingeben. ich bin nicht hier, um mich von einem programm verlinken zu lassen]
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Ich denke wer sich mit derart feinsinnigen Betrachtungen auseinandersetzt, ist bereits auf dem halben Weg zur Erleuchtung. Ich unterstelle keine Trendsetterei, zumal auch ich wie viele andere, dereinst das Heil im 'Ausstieg' sahen und die Flucht in den Osten antraten. Wir haben es nicht geschafft und sind zurückgekehrt. (mag einige wenige Ausnahmen geben, die jetzt noch auf irgendeiner Bergspitze in Kerala oder am Strand von Goa sich täglich die 'Birne ' vollkiffen.) Ich konnte der Entsagung nicht standhalten, es erscheint ziemlich aussichtslos einem, von gefüllten Fleischtöpfen , Kirschtorten und anderen Verlockungen vorgeprägtem Westeuropäer aus der Askese 'gedankliches Gut' zu schaffen, welches nicht unbedingt zweckmäßig gesellschaftlich konform, womöglich sogar transzendentale Bereiche erfassen solle.
Mittlerweile haben sich meine Betrachtungen diesbezüglich so geändert, daß ich zwischenzeitlich zur Überzeugung gelangte, daß nicht jeder Mensch ein Buddha sein kann. Das Leben ist vielleicht auch so ähnlich wie die Abläüfe in der biologischen Osmose. Es müssen verschiedene Konzentrationen beiderseits der Membrane vorhanden sein, damit sich überhaupt etwas bewegen kann. Ob man diese Membrane nun als Gerechtigkeit oder Schicksal darstellt, lasse ich dahingestellt. Letztlich mündet für mich die Frage ob für, oder im Auftrag jemandens handeln eigentlich gleich zu stellen sei und ich es letztlich doch für mich selbst mache.
Und der Name des Bootes heißt : Selbstverwirklichung.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Themenersteller 
Kunst ist, wenn ich was mache, das man nur innerlich verwenden kann, um sich als Mensch zu wähnen. Äußerlich verwendet man Kunst als Währung.
Unbekannt
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Themenersteller 
Von hier kommt es
Die Fassade
Nordhaus
**e Mann
2.564 Beiträge
Semipermeable Paarung
Seit eineinhalb Jahren versuche ich, weniger zu arbeiten. Ich habe meinen Chor und auch meine Harmonielehrekurse kurzerhand an den Nagel gehängt und bin nur noch selten auf Tour.

Das bringt Veränderungen im häuslichen Mikroklima mit sich. Der Frau, nach wie vor rastlos in Arbeit und Freizeit, hat nie Zeit, muss ihre Schreibschüler machen, noch mit dem Hund, danach in den Aquarellkurs, später dann ne Stunde Yoga, Holländisch lernen, dann gibt es das erste Bierchen beim Socken stricken.

Klar bleibt so die Wäsche liegen, die Küche ist unaufgeräumt und das Treppenhaus ungewischt. Das alles war kein besonderes Problem, solange ich arbeitete.

Nun, wo ich nicht mehr arbeite, liegt es auf der Hand, dass ich einkaufe, koche, die Wäsche mache, wische, trockne, repariere, die Hunderunde übernehme und und und.

Nur, so war das eigentlich nicht gedacht. Ich wollte ganz bewusst faul auf meiner Haut liegen. Gescheiter Versuch, dennoch grandios gescheitert.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Lebenslanges Lernen
Was sich in der Arbeitswelt schon lange durchgesetzt hat, erfasst nun auch den häuslichen, oft mit arbeitsmüden Individuen bevölkerten Bereich.
So erlernen sie noch auf ihre älteren Tage Fertigkeiten und gelangen zu Erkenntnissen, die ihre Tage erfüllt und aufregend halten.
Zum Beispiel die Frau, die nie ein Werkzeug in der Hand hatte: Voilá, hier ist eine Bohrmaschine. Schau sie Dir genau an, und dann: Viel Glück!
Treppenhaus wischen, für bisher Ungeübte: Hals und Beinbruch!
Kochen, ein siebensiegeliges Rezeptbuch für den Unkundigen: Nichts wird so heiss gegessen, wie es gekocht wird. Man kann sich an Schlimmerem die Finger verbrennen!

Im Übrigen gilt: Respekt, wer's selber macht!


Wann immer eine Person beschliesst, ihre Tage der Kontemplation, dem relativen Müssiggang oder dem künstlerischen Schaffen zu widmen, mit Sicherheit kommen neue Pflichten um die Ecke, die sie daran erinnern, dass wir hier unser Brot im Schweisse unseres Angesichts erarbeiten müssen.
Ein ergiebiges Feld, diese Welt als ein Jammertal zu bezeichnen. Aber besser ist es, einfach zu tun, was getan werden muss - nicht mal das, einfach tun. Kopf aus.

• (der Eimer ist im Wandschrank, das Bügeleisen unter der Spüle) - Ciao, ich verwirliche mich jetzt wieder. *ggg*
Pue, sei froh, dass du ein Mikroklima hast und eine Frau, die das steuert.
Wenn man das nicht mehr hat, würde man sich totschrubben wollen, und keine Mühe wäre zu viel, wäre der Partner noch da.
Ich weiß, dass solche Sprüche nichts nutzen, aber andere habe ich nicht mehr drauf.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Themenersteller 
Vita Activa
Kontemplation geht auch beim Bügeln, beim Saugen und Wischen, beim Schrauben und Reparieren, beim Streichen und Jäten. Hannah Arendt meinte mit ihrem Text "Vita Activa oder Vom tätigen Leben" auch das. Der Gegenentwurf könnte etwa lauten "Totes Leben oder Vom faulen auf der Haut Liegen"

Wenn ich etwas hasse, dann ist es das Chillen, das sinnlose Konsumieren von Freizeit, das nur deshalb Konsumieren ist, weil man dummdreiste Werbung für Scheißdreck in sich hineinlaufen lässt über Television per Fernseher oder andere Endzeitgeräte.

Chillen am Teich, am See, im Wald; kurz: in sich. Ruhe, Stille, Gemächlichkeit. Ein in sich Gekehrtsein bei all dem Säuseln der nahen Autobahn und dem minütlichen Brummen der Startbahn West. Auch, wenn ich etwa in Enzklösterle im Schwarzwald mit meiner Liebsten und dem Hund tagelang umherstreife und weiß, daß ich all den Lärm nicht höre, weil ich weit genug weg bin; Kontemplation ist Dasein.

https://de.wikipedia.org/wiki/Vita_activa
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Themenersteller 
Position ist bedeutsamer als performance.
**e Mann
2.564 Beiträge
Arbeit ist gut und Faulheit schlecht. Das haben wir mit der Muttermilch aufgesogen und das scheint auch bei euren Beiträgen durch.

Wir haben keinerlei Gegenentwürfe. Daran will ich arbeiten.
Daran will ich arbeiten.

Perfekt, das ist doch schon ein Projekt!

Ja, ich bekenne mich zum ora et labora. Nichts bündelt den Geist schöner als gezieltes Tun.
Dagegen war das krampfige Loslass-Geübe meiner Jugend eine reine Qual.
Ich schaue zur Zeit Lehrfilme an, die eine gewisse Baumarktkette - nicht ungekonnt - produziert, zu verschiedenen Bauthemen. Da sieht man dann Zweierteams, die behaglich vor sich hin werkeln, und ganze Räume umstrukturieren. Ein Team besteht aus Mann und Frau. Ich beneide diese Frau, was die alles kann!!! Kann, weil ihr nix weh tut. Ich hab schon Schmerzen, wenn ich den Schlagbohrer in die Hand nehme, nur mal so, zum Anschauen, und die kann alles, alles! Ich sehe mir das an, mit synaptischer Anbahnungsabsicht und mit Neid, und versuche zu speichern, WIE die das machen.

Ein Gedicht, das Können.

Ich muss nur so lange leben, um alles zu tun, was mir vorschwebt. Stecke voller Projekte, die meist mit Hand-Arbeit zu tun haben, und alle zugleich auch meditativer Natur sind.
Weben etwa - eine früher heilige Frauenarbeit; Weben ist magisch, Weben ist automatisch Kunst, man kann fast nicht fehlliegen. Es ist Farbe und Struktur und Fläche.

Position ist bedeutsamer als performance.

Ein klassischer plantnurse-Aphorismus. Und genauso klassisch anfechtbar.
"Bedeutsamer" ist subjektiv. Position und Performance sind verknüpft.

Wenn ich etwas hasse, dann ist es das Chillen,

Auja. Du meinst das, was man "Gammeln" nennen könnte. Dümpeln. Das geht mir auch massiv auf die Stöcke, wenn es der Standard ist. Eine gesunde Portion Stieren, Zweckfreiheit, ist zwischendurch sehr erbaulich; ungefähr so, wie wenn man früher sich die Hucke vollsoff, und hernach nicht mehr wusste, wegen welchem Problem. Paar Tage Sendung mit der Maus gucken, Chips futtern und nicht ans Telefon gehen. Sehr nett.

Als Projekt ist es nicht mein Ding. Aber ich respektiere es, wenn jemand solches zum Projekt adelt, es ist eine Erfahrung. Die ich bei mir nicht ansteht.

Heute früh habe ich ein Kästchen gebaut, das um ein Heizungsrohr stehen soll, das aus dem Parkett herausragt. Hab also Parkett gesägt, gemessen und natürlich falsch, und wieder, und dann mit der Wasserwaage erst angepasst - weil ich halt immer so aufgeregt bin - und dann verschraubt und verleimt, es ist echt keine Meisterarbeit, aber es passt. Hinein.
Ja.

So ist das.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Themenersteller 
Vom Subjekt zum Projekt
Das ist der Titel eines Textes eines Mannes mit Namen Vilem Flusser. Ihr alle wisst, was er mir bedeutet.

Es ist der Plan, den wir als Menschen der offensichtlichen Planlosigkeit der Natur anheimstellen. Wir wollen, während die Natur nur tut. Sie erhöht den Wasserspiegel um 3,7 Millimeter im vergangenen Jahr, weil sie nicht anders kann. Wir können mit ihr darüber nicht diskutieren, weil sie es einfach nur tut.

"Tut tut! Ein Auto!"

Das ist der Ursprung meiner Literalität. Es ist ein Auto. Diese Lautfolge ist das erste, was ich in meiner Fibel zu lesen lernte, und "auto" ist genau das, was uns ausmacht. Wir leben automatisch.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Ich tue nichts...
... weil ich so viel könnte. Mich lähmt das 'könnte können'.
Wenn ich den Zuspruch zu hören bekomme: Aber Du kannst doch so viel... - Mir wird schlecht. Immer liegt darin die Erwartung: Da muss doch mal wieder was kommen. Warum macht sie nicht? Tut hier, tut da, was sie gut kann.
Jajaja, ich könnte. Aber da ich das schon alles gemacht habe, sehe ich keine Notwendigkeit mehr, immer noch was hinterher zu setzen. ich brauche weder mir noch sonstwem etwas beweisen, und was auch? Dass ich kann, wenn ich wollte? Ich will aber nicht.

Ein Gedicht, das Können.
Nein, es ist eine Qual, ein ständiger Überdruck.

Schrecklich ist es aber auch, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen. Und dann spüre ich, da nagt was. Und all die Fragen, die man mir stellt, stehen plötzlich wie immatrielle Vorwürfe im Raum und sagen: Tztztz... Die ist nur faul. Träge. Bäh! Irgendwas stimmt mit der doch nicht.
Stimmt. Es stimmt nichts mehr.
Faul bin ich nämlich gar nicht. Nur suche ich nach der Welle, die mich nach vorne schwappen lassen könnte, mit meinem Können. Aber bis zum Horizont sehe ich nichts als eine spiegelblanke Fläche Wassers, und wie weit muss man einer Welle entgegen schwimmen, bis man eine trifft? Ich habe schon lahme Arme, und bald gehe ich eh unter.
Nee, das ist mir zu mühsam geworden.

Also bin ich dankbar für Besen und Eimer, Bohrmaschine und Akkuschrauber, Handsäge und Hammer. Das sind handfeste Dinge, die lassen keinen Zweifel zu, was man mit ihnen macht. Und die Rückenschmerzen habe ich mir auch verdient, wenn ich wieder zentnerweise Erde schaufele. Das ist dann nicht 'auto', das ist Aua.

MM:
wenn jemand solches zum Projekt adelt, es ist eine Erfahrung.

Siehe da, denke ich dann, im Grunde ist es völlig egal, ein Feld zum Üben findet sich immer, eins zum Können-können muss man erst suchen. Vielleicht ist es der Weg des geringsten Widerstands, und ich weiss nicht, ob der nicht auch durch blühende Landschaften führt.
Die blühenden Landschaften sind inwendig, oder gar nicht.
Widerstände sind zum Üben da, wie Gewichte im Fitnessraum (übrigens fahre ich regelmäßig an so einem vorbei. Arg surreal, was da dargeboten wird. Vor allem die Parkplatzsucherei, eh man Zutritt bekommt zum Muskeltempel).

Bei mir... Ist das Müssen eingebaut, in die Formel zur Berechnung des Widerstands.
Ich kann, weil ich will, was ich muss.
Das Muss ist gesetzt, keine Naturkonstante, sondern interner Beschluss der Instanzen, die zugelassen werden. Es ist 'mein' Muss.

Und ganz klar auch von der Konstitution moduliert; von meiner Ungeduld und Getriebenheit, vom Ideenfluss, der koordiniert werden will.
Drängten sich die Ideen nicht auf, ich würde wohl auch die Kontemplation als Exerzitium wählen.

Wenn Frieden sich einstellt, ist es gut, ob man nun tat, oder sann.
Tutut
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.